Sachsens Verkehrsminister Sven Morlok hat … ach, wen interessiert‘s
Eigentlich ist es ja nicht weiter erwähnenswert, wenn mal wieder jemand die Legalisierung von Blitzerwarnern fordert. Nun hat es Herr Morlok von der FDP gefordert. Das ist sogar verständlich, denn schließlich sind viele Wähler auch Autofahrer und irgendwann sind auch in Sachsen einmal wieder Wahlen. Da kann man ruhig einmal seltsame Sachen erzählen, Hauptsache man bleibt beim Wähler irgendwie gut im Gedächtnis.
Verblüffend ist es aber trotzdem, denn Morlok ist auch unser sächsischer Verkehrsminister. Und nun ist er der Meinung, dass Autofahrer mit Hilfe von Blitzerwarnern „auf Kontrollen und damit auf besonders gefährliche Stellen gezielt aufmerksam gemacht“ werden und deshalb dort ihre Geschwindigkeit reduzieren. „Dank der Radarwarner bremsten Fahrer nicht mehr abrupt ab, wenn sie plötzlich einen Blitzer entdecken – Auffahrunfälle würden so verhindert.“
Herr Morlok! Ich erkläre es ihnen mal: Die Fahrer bremsen vor Blitzern auf die dort vorgeschriebene Geschwindigkeit ab. Was haben sie also vorher getan? Richtig – sehr gut, Herr Morlok: Die Leute fuhren vorher zu schnell. Sie haben die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit überschritten. Die Höchstgeschwindigkeit hat aber der Gesetzgeber erlassen, also Leute wie Sie. Und möglicherweise hatte dieser Gesetzgeber sich sogar etwas bei dieser Festlegung gedacht. Mit sämtlichen Warnmethoden vor Blitzern und Geschwindigkeitskontrollen – ja, schreiben Sie das ruhig mit, Herr Morlok – wird man aber indirekt darauf hin gewiesen, dass man sich in der restlichen Gegend nicht an diese Höchstgeschwindigkeiten halten muss, dort also ungestört rasen darf. Wenn sich Fahrer aber einigermaßen* an die vorgeschriebenen Geschwindigkeiten halten würden, dann müssten sie nirgends abrupt abbremsen. Okay, haben wir es jetzt? Na wunderbar. Es macht nämlich einen sehr seltsamen Eindruck, wenn ein Minister, und dann sogar noch der Verkehrsminister persönlich, indirekt zum Übertreten der gesetzlich vorgeschriebenen Höchstgeschwindigkeit ermuntert.
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(*Ja, ich sitze auch gelegentlich im Auto und weiß, dass man schnell einmal über der Geschwindigkeit liegt, die „dran steht“. Ich weiß, dass manche Blitzer etwas unfair aufgestellt sind. Und man kann auch gern darüber nachdenken, ob die aktuellen Höchstgeschwindigkeiten nicht doch einmal überdacht werden sollten. Beispielsweise ist „30“ unrealistisch langsam. Aber das ist ein anderes Thema.)
Morlok und der MDR
Ja das ist eine ziemlich dämliche Argumentation von Herrn Morlok.
Aber das Problem geht doch schon mit den Blitzermeldungen und -Warnungen im MDR los.
Hier arbeitet die öffentliche Einrichtung Rundfunk gegen die Polizei – GEZ-Gelder gegen Steuern. Über´s Ganze freuen sich die Raser, ca.10% der Verkehrsteilnehmer.
Beim MDR hatte ich mal angefragt :
Der MDR argumentiert Ähnlich wie Morlok :
Das kann man glauben oder nicht.
Ich wollte noch wissen, wie das sonstwo gehandhabt wird und mailte alle dritten Programme und den ORF an :
Die Antworten waren spärlich, aber interessant. Hier sind die themenrelavanten Teile :
WDR-Hotline : Was den WDR betrifft, der gibt keine Standorte von Blitzanlagen durch. Der Grund dafür ist einfach: Natürlich gibt es Standorte für Radarfallen, deren Sinn sich kaum jemandem erschließt, es gibt aber unseres Erachtens auch sehr sinnvolle, z.B. in Wohngebieten oder in der Nähe von Schulen. Den Aufwand, zwischen sinnvollen und nicht sinnvollen zu unterscheiden und nur die letzteren zu melden, möchten wir nicht leisten und selbst eine Auswahl würde das Programm des landesweit sendenden WDR sprengen.
WDR-Verkehrsredaktion :Wir senden keine Blitzerwarnungen.
Dafür gibt es mindestens zwei Gründe. Zum einen ist die Anzahl der Verkehrsstörungen in NRW ohnehin schon deutlich höher als in anderen Bundesländern.
Zum anderen halten wir solche Warnungen für überflüssig. Staus sind Ereignisse, die eine Gefahr darstellen können. Blitzer zählen nicht dazu. Man kann der Möglichkeit geblitzt zu werden sehr einfach entgehen, indem man sich an die vorgeschriebenen Höchstgeschwindigkeiten hält.
Selbstverständlich dürfen Sie davon ausgehen, dass auch der Saarländische Rundfunk den von Ihnen gewohnten Service anbieten kann.
Wir bieten Blitzerwarnungen nicht an, weil wir für ganz Bayern senden und dadurch flächendeckend auch vor Blitzer warnen müssten.
Ausserdem sind wir von dieser Art „Service“ nicht überzeugt.
Es freut uns, dass Sie auch in Deutschland Ö3 hören. Auch auf Ö3 gibt es zu jeder halben Stunde einen Verkehrsservice, der auch auf Radars aufmerksam macht.
Von den rbb-Hörfunkwellen sendet nur „Antenne Brandenburg“ Blitzermeldungen.
So funktioniert Föderalismus.
Immerhin interessant, dass es auch Vernünftige bei Radiosendern gibt, wie das Beispiel WDR zeigt. Und das Beispiel MDR zeigt nur wieder, wie „phantsievoll“ andere sein können, wenn es darum geht, eindeutig falsche Dinge schön zu reden.