Energiewende: Dresden wird unabhängig von fossilen Brennstoffen. Ganz bestimmt.
„Grüne planen Windräder in der Heide“ – darüber konnten Leser der Sächsischen Zeitung vor zwei Wochen staunen. „Die Partei legt eine lokale Studie für die Energiewende vor. Vor unpopulären Projekten schreckt sie nicht zurück.“ (1) Die parlamentarischen Spielregeln schreiben bekanntlich reflexartige Proteste bei Äußerungen der Opposition vor, deshalb protestierte die CDU erwartungsgemäß, das ginge ja gar nicht, hier quasi die Heide kaputtmachen zu wollen. Da ich es aber grundsätzlich immer gut finde, wenn man die eigene Positionen auch einmal überdenkt und sogar den Mut zu unpopulären Maßnahmen hat, beschäftigte ich mich etwas genauer mit dieser Sache.
Die Grünen haben also ein Konzept vorgelegt, wie sie Dresdens Energieversorgung bis 2030 unabhängig von fossilen Brennstoffen machen wollen. Dieses Konzept stammt hauptsächlich von dem Grünen-Stadtrat Dr. Wolfgang Daniels, der seinen Text „100 Prozent Erneuerbare Energien für Dresden und Ostsachsen“ (2) allerdings nur als Kurzstudie bezeichnet. Die Studie kann man auf der Seite des VEE Sachsen e.V. einsehen, wo man auch den Vortrag von Herrn Daniels findet, in dem die Windräder in der Heide erwähnt wurden (3).
Dazu kann man anscheinend zunächst einmal Entwarnung geben: In der Heide gibt Daniels nur einen möglichen Standort von Windrädern, also Windenergieanlagen (WEA) an. Und ich hoffe, dass unter den Grünen-Mitgliedern doch noch einige Naturschützer vorhanden sind (ich habe seit Jahren das Gefühl, dass man das immer mehr trennen muss), die so etwas bitte verhindern mögen. Man schätzt, dass pro WEA in Deutschand jährlich 9,5 Fledermäuse sterben (4). Das ist nur der Durchschnittswert, der also auch Windräder in fledermausarmen Gegenden mit einbezieht. Das heißt: Ausgerechnet mitten in einem Waldgebiet, wo Fledermäuse leben, muss das nicht sein, zumal die Dresdner Grünen bei einer gewissen anderen Sache bereits für nichtvorhandene Fledermäuse sehr gekämpft haben.
Aber interessant an der Sache fand ich etwas ganz anderes: Laut SZ-Artikel sollen also Kohle, Erdgas und Erdöl für Dresden überflüssig werden, stattdessen wird unser Strombedarf dann so gedeckt: 50% aus WEA, 30% Photovoltaik (PV) und 20% über Biogasanlagen. Und dann stand da ein kurzer Satz, in dem lapidar erklärt wurde: „Entsprechende Speicher sollen die Stromversorgung auch bei Dunkelheit oder Flaute sichern.“
Ach so. Mit entsprechenden Speichern, na klar! So einfach geht das.
Dummerweise ist aber genau das eins der Hauptprobleme der Energiewende: Dass wir solche Speicher kaum haben und neue Speichertechnologien erst im Forschungszustand sind. Insofern ist es interessant, wie Herr Daniels sich das vorstellt. Das steht in seiner Studie. Und ich bin der Meinung, dass sich da ein kleines, aber entscheidendes Fehlerchen eingeschlichen hat.
Zunächst einmal ist mir nicht ganz klar, wieso man im SZ-Artikel einen Anteil von 30% PV und 20% Biogasenergie angibt, während Daniels auf Seite 5 die heutigen 100% des Stromverbrauches so aufgliedert: 80% aus „erneuerbarer Energie“, 20% entfallen durch Einsparung … nebenbei: Wollten wir nicht möglichst viele Autos durch Elektroautos ersetzen? Wie passen diese vielen neuen zusätzlichen Verbraucher zu einer Energieeinsparung? Na, egal. Die 80% bestehen hier jedenfalls aus 60% Wind und je 10% PV und Biogas.
Aber die konkreten Zahlen sind eigentlich nebensächlich, denn der Hauptanteil wird in jedem Fall in der Windenergie gesehen, die nun einmal gespeichert werden muss und auf die bezieht sich Herr Daniels dann auch. Wie soll das funktionieren? Das steht auf Seite 10:
„7. Wie könnte Energie für Dresden gespeichert werden?
Das Speicherproblem ist zu lösen. Windkraft würde z.B. 1.500 MW Speicherkapazität benötigen. Mögliche Speicheroptionen:
– 600 MW Windgasspeicher (Umwandlung von Windstrom in Methan durch Elektrolyse+Sabatier-Prozess),
– 250 MW Druckluftspeicher
– 650 MW Pumpspeicherkraftwerke:
(es folgt eine Aufschlüsselung von vorhandenen und geplanten Pumpspeicherwerken (PSW))
Niederwartha: 150 MW
Elbtal: 150 MW
Bergbauregion in Seenlandschaft integrieren: 3×50 MW
Unterirdische Pumpspeicherwerke in ehem. Bergbaugebieten: 2×50 MW
Erzgebirge auf tschechischer Seite: 100 MW
Gesamtpotenzial: 650 MW
Wieso behaupte ich, hier würde ein Fehler stecken? Rein rechnerisch geht das doch perfekt auf! Was könnte ich meinen? Vielleicht
– dass die 1.500 MW Windkraft etwas willkürlich auftauchen? Im vorherigen Text erklärt tatsächlich nichts, wie Daniels ausgerechnet auf diesen Betrag kommt – eigentlich müssten es nur etwa 500 sein. Das ist aber egal – mit beliebigen anderen Zahlen wäre der Fehler immer noch vorhanden.
– dass es sich bei den 1.500 MW Windkraft nur um die installierte Nennleistung handelt, die aber nur sehr selten erreicht wird? Nein, das ist auch nicht der Punkt. Das wäre eher ein zusätzlicher Fehler. Meist laufen WEA tatsächlich mit viel niedrigerer Leistung, z.B. lieferten WEA im Jahre 2011 in der Hälfte der Zeit mindestens 13% ihrer Leistung oder mehr, allerdings wurden bereits 50% nur selten erreicht (siehe Grafik 1). Insofern müsste man einen halbwegs häufig vorkommenden niedrigen Wert für eine etwas stabilere Energieversorgung ansetzen – beispielsweise 20% und dann die 5-fache Menge an WEA aufbauen. Aber darum geht es nicht.
– geht es darum, dass Windgasspeicher und Druckluftspeicher noch gar nicht in ausreichendem Maß existieren und man ja auch noch Planungsphasen bis 2030 einplanen müsste? Stimmt, aber das meine ich auch nicht
– oder dass Windgas eigentlich den (theoretischen) Vorteil hat, dass man es im Erdgasnetz speichern könnte und die Grünen aber künftig auf Erdgas verzichten wollen … ja, es passt irgendwie gar nicht zusammen, das Erdgasnetz nur noch für Windgas oder anderenfalls gar nicht mehr verwenden zu wollen, zumal man Gaskraftwerke auch dringend braucht, um Windpausen zu puffern. Aber das meine ich auch nicht.
– dass es völlig unklar ist, wo diese vielen PSW aufgebaut werden sollen? Nein, darauf weist Herr Daniels ja selbst hin, dass man solche Stellen suchen müsste. Ich nehme zwar an, dass man vor Ort dann auch jeweils eine Bürgerinitiative finden wird, die kein PSW haben möchte, aber ein wenig Spaß muss ja auch sein.
– vielleicht, dass Niederwartha gar keine Leistung von 150MW hat, sondern nur 120, von denen auch nur 35 genutzt werden können? Ach solcher Kleinkram … geschenkt
– dass Vattenfall das unrentabel gewordene PSW Niederwartha in drei Jahren eigentlich sogar ganz schließen will? Siehe letzter Punkt – da kommt es darauf nun auch nicht mehr an.
– dass man bei Speichern auch ihren eingeschränkten Wirkungsgrad mit bedenken müsste? Hier wird es schon interessanter. Bei Windgas- und Druckluftspeichern lässt sich der Gesamtwirkungsgrad bisher nur abschätzen, bei PSW liegt er etwa im Bereich 60 – 70%. Aber selbst das meine ich nicht.
Es geht darum: Man kann hier nicht einfach nur elektrische Leistungen gegenüberstellen, sondern muss das Ganze auch über die Zeit hinweg betrachten. Es reicht nicht, zu sagen, wir haben x MW Energie aus WEA, also brauchen wir ebenfalls x MW Speicherkapazität (selbst, wenn wir den Wirkungsgrad ignorieren). Eine sinnvollere Angabe wäre also MWh statt MW. Aber selbst diese Angabe sagt nichts aus, denn geklärt werden muss auch:
Wie lange reicht die gespeicherte Energie für eine durchgängige Stromerzeugung, wenn der Wind länger aussetzt?
Das lässt sich zumindest bei der aktuell einzigen wirklich verfügbaren Speichertechnologie PSW klar beantworten: Nur einige Stunden. Angenommen, im PSW Niederwartha würden auch die 4 stillgelegten Maschinensätze mit verwendet, dann könnten von dort fast 5 Stunden lang 120 MW geliefert werden, (Arbeitsvermögen: 591 MWh/120MW). Selbst die beiden größten deutschen PSW Markersbach und Goldisthal könnten nur 4 bzw. 8 Stunden Strom mit Volllast liefern.
Was passiert, wenn nachher immer noch kein Wind weht? Was passiert, wenn nachts (und im Winter auch tagsüber) aus PV-Anlagen lange Zeit ebenfalls kein Strom kommt? Das geht aus der Studie leider nicht hervor.
Aber wie schon gesagt, betrachte ich das nur als kleines Fehlerchen, welches sicher noch korrigiert wird, denn das Konzept soll ja für die Grünen einer der Kernpunkte bei der nächsten Stadtratswahl 2014 sein. Da geht man doch nicht mit halbfertigen Konzepten an den Start. Ich denke, dass es ab 2030 schon klargehen wird mit der Stromversorgung Dresdens ohne fossile Brennstoffe. Ich fände das toll, denn ich bin immer dafür, dass wir mit unserem Planeten ein wenig vernünftiger umgehen sollten.
Genauso toll finde ich übrigens auch technische Lösungen, die in sich stimmig sind und absehbar funktionieren werden. Aber wie komme ich jetzt darauf? Was hat das mit dem vorliegenden Thema zu tun?
Ebenfalls geklärt werden müsste bei Speichern übrigens: Können sie kurzzeitig auftretende Stromspitzen überhaupt so schnell aufnehmen? Siehe nächster Artikel.
Quellen:
(1) SZ, 11.09.2012, Tobias Winzer: „Grüne planen Windräder in der Heide“ (nur Printausgabe)
(2) Dr. Wolfgang Daniels, Kurzstudie „100 Prozent Erneuerbare Energien für Dresden und Ostsachsen“
(3) Dr. Wolfgang Daniels, Vortrag Dresdner Klimakonferenz 14.07.2012
(4) 3sat nano: Tödlich saubere Energie – Mehr als 200.000 Tiere verenden jedes Jahr
ähnliche Artikel:
Die Meinung der „Ökos“ steht fest, verwirren sie jetzt bitte nicht mit Fakten!
Übrigens könnten die Elektroautos, ein zweites Lieblingsthema der Fraktion, das Problem etwas dämpfen: http://www.cbcity.de/elektromobilitaet-zur-netzstabilisierung
Nein. Man kann E-Autos in den nächsten beiden Jahrzehnten nach unserem heutigen Wissensstand nicht wirksam zur Netzstabilisierung verwenden, weil
– E-Autos zum Fahren angeschafft werden,
– E-Autos für ihre Nutzer geladen bereitstehen müssen,
– die Kapazität folglich nicht planbar und
– der Wirkungsgrad grottenschlecht ist!
Man würde dafür eine so riesige Menge an E-Autos brauchen, dass noch gar nicht geklärt ist, woher die (seltenen) Rohstoffe für die Akkus kommen sollen. Die Engpässe der einzelnen Technologien sind bekannt und man hat bisher keinen Akku erfunden, der ohne knappe Rohstoffe auskommt.
Soeben erst entdeckt – ein weiterer Blogger aus Dresden. Er beschäftigt sich zufälligerweise u.a. mit dem Thema Elektromobilität:
http://www.cbcity.de/wunderloesung-elektromobilitaet
Wie häufig ein schöner Artikel mit vielen Zahlen – haste vom Herrn Sarrazin, he? 😉
Scherz beiseite und mal etwas sachlicher meinerseits.
Dass die sog. Energiewende kein Pappenstiel ist, ist jedem klar, der sich die Dimension vorstellen kann. Hier geht’s nicht nur um paar Windräder oder Photovoltaikanlagen mehr, sondern um eine veränderte Gesellschaftsform. So wie Kohle und Öl einen gewaltigen Einfluss auf die Geschichte hatten, werden es auch die sog. regenerativen Energien haben. Energiefragen sind Machtfragen.
Was häufig gern unterschlagen wird, ist, das Thema Energiesparen. Das ist natürlich nichts Neues und natürlich kann man überall davon lesen (wenn man denn will), doch bisher beschränkt man sich auf solch „sinnvollen“ Dinge wie Energiesparlampen 🙂
Ich möchte behaupten, dass eine wirkliche Energiesuffizienz in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens locker 30-40 % des jetzigen Energieverbrauchs reduzieren könnte. Wenn mehr repariert werden würde etc., müsste weniger neu produziert werden. Ja, ich weiß, ist schlecht für’s Konsum(er)klima 😉
Natürlich tickt die gesamte Industrie völlig anders.
Die Politik hat auch kein wirkliches Interesse daran, weil weniger Produktion auch wieder das Thema „Arbeitslosgikeit“ (Grundeinkommen?) tangieren würde.
Nur so eine spontane Idee: mit einer gesetzlichen Regelung von 5 statt 2 Jahren Garantieanspruch müssten sich die allermeisten Industriezweige neue „Sollbruchstellen“ einfallen lassen 🙂 … doch es würde ganze Produktionsprozesse verändern.
Es ist eine Frage des politischen Willens … und der ist anders gelagert, bei CDU&CSU und FDP zu 90% sowieso, bei der SPD – der alten „Arbeiterpartei“ 😉 – ebenso. Die Grünen – naja, da würde ich meinen Hand nicht ins Feuer legen wollen. Und die Linke … well, well, well, … nee, ich glaube auch die nicht. Was die Piraten zu dem Thema sagen würden, weiß ich nicht – vielleicht legen die Mal einen Gesamtüberblick über ihr gesellschaftliches „Leitbild“ vor – sofern das überhaupt geht (?).
Naja, großes Thema … zu einem weiteren Punkt.
Windräder in der Landschaft sehen sicherlich nicht immer schön aus, doch beschwert sich irgendjemand über die Tausenden Kilometer Straße?
Wenn ja, sind’s dann wieder romatische „Ökos“ oder „Ökospinner“ etc. … das einzige worüber sich Otto-Normalverbraucher wirklich häufiger beschwert, ist, doch der Stau … ergo (in nicht wenigen Fällen): wir brauchen mehr Straßen 😉
Alles in allem sehe ich deinen Punkt natürlich, Frank. Große Ideen und Visionen sollten auf belastbare Zahlen und Fakten gestützt werden können. Andernfalls kommt man von einem dummen Leitbild zum nächsten; doch allein Zahlen bringen nicht viel, weil es Verhaltensänderungen der Bevölkerung (inkl. Industrie etc. etc.) meist komplett ausblendet.
Und da liegt für mich der Hauptknackpunkt der sog. Energiewende, weit weniger in den Zahlen.
@Michael: Jemandem mit einem Sarrazin-Vergleich, also sozusagen mit einer Sarrazin-Keule zu kommen, sobald mit Zahlen hantiert wird, ist eigentlich eine coole Idee. Damit lässt sich diskussionstechnisch alles abwürgen, was mit konkreten Werten untersetzt ist. Gefällt mir.
Also, jetzt mal in Ernst (ich weiß ja, dass Du das als Spaß gemeint hast), die Idee gefällt mir wirklich 🙂
Zum Rest melde ich mich nach dem (internetlosen) Wochenendausflug noch mal.
Also, das mit der „Sarrazin-Keule“ machen wir so, Frank … sie es als Masterplan an 🙂
Ich habe den Sarrazin ins Spiel gebracht, du die Idee der „Sarrazin-Keule“. Nun bin ich wieder dran und ich schlage vor, dass – um nicht sofort aufzufallen – wir in Zukunft nur intern das Wort „Sarrazin-Keule“ verwenden, extern – also im Internet und überall sonst – wird das Ding „Winkler-Nagel-Gesetz“ heißen, so wie die ganzen mathematischen oder physikalischen Gesetze, Godwin’s Law oder Murphy’s Law usw.
Für den Gesetzes-Text würde ich dich beauftragen 🙂
Wenn wir – also du – das geschafft haben, sind wir beide startbereit für jegliche Lobbygruppen und die Politik. Wer dann von uns beiden wohin geht, können wir auswürfeln oder per „Winkler-Nagel-Gesetz“ selbst bestimmen – die Zahlen machen wir ggf. passend, logo.
Wenn wir uns noch ein, zwei Jahre Zeit lassen, brauchen wir das auch gar nicht mehr zu entscheiden, denn dann ist Lobbyismus und Politik sowieso identisch und die Sache wird ganz einfach.
Na, ist das ’n Plan? 😉
Warum sollte die Energiewende eine veränderte Gesellschaftsform bedeuten? Wenn ich als Bürger mein Notebook oder sonstwas an die Steckdose anschließe, dann will ich einfach nur Strom haben, nichts weiter. In der Industrie ist es genauso – die Betriebe haben Anlagen, welche in Betrieb gesetzt werden müssen. Woher der aktuell verwendete Strom kommt, hat doch keinen Einfluss auf die Gesellschaftform. „Energiefragen sind Machtfragen“ … okay, das klingt recht bedeutsam, aber was willst Du damit sagen? Wer übt mit Energieversorgung über wen Macht aus?
Elektrischer Strom ist zunächst ein Produkt, welches man verkaufen möchte um Geld damit einzunehmen. Ob das mit Kohle, Uran, Wasser oder Wind passiert, ist den betreffenden Herstellern – also den Firmen – doch egal. Hauptsache, es funktioniert und rentiert sich. Und mit Sonne und Wind funktioniert es bestens – da kann man pro kWh wesentlich mehr einnehmen als aus Kohlestrom. Und das sogar, wenn man den Strom nur theoretisch hätte produzieren können, aber noch nicht einmal ins Netz einspeisen musste. Ob das dann Eon, Vattenfall oder ein „kleiner“ Produzent ist, spielt keine Rolle – die WEA-Betreiber sind längst eine genauso starke Lobby wie die AKW-Betreiber. Wenn sie nicht längst stärker sind, denn im Bereich der „erneuerbaren“ Energie sind wahrscheinlich mehr Arbeitsplätze entstanden als in der Atomenergieproduktion. Und das ist ja für alle unserer Politiker das entscheidende Kriterium. Egal ob das Ganze auch technisch einen Sinn ergibt.
Energie zu sparen ist in Ordnung, aber das geht am hiesigen Thema vorbei. Wir können noch so sehr sparen – dadurch wird unplanbare Windenergie nicht planbarer und die wenigen Speicher werden trotzdem nicht ausreichen. Außerdem denke ich, dass die meisten Leute bereits Energie sparen und die Industrie das (schon aus Kostengründen) ebenfalls versucht. Aber irgendwo kann man auch keine Energie mehr sparen – selbst wenn man im Haushalt bereits alles auf LED-Licht umgestellt hat, überall auf Standby verzichtet und nur noch selten staubsaugt: Einen Elektroherd oder eine Mikrowelle kann man nicht mit nur 50 Watt betreiben (es sei denn, man hat sehr viel Geduld). Und auch in der Industrie ist das so: Man braucht für viele Abläufe eine bestimmte Energiezufuhr und die kann man irgendwann nicht mehr unterschreiten. Wenn z.B. ein Zug bei der Deutschen Bahn von A nach B fahren soll, ist dort klar: Die Masse X soll soundso oft beschleunigt werden, da gibt es Reibung, Luftwiderstand … so kommt eine bestimmte benötigte Mindestmenge an benötigter Energie zusammen, und die kann man auch mit Wirkungsgradverbesserungen nicht mehr verringern (die verwendeten E-Motoren haben bereits einen sehr hohen). Dafür lassen sich viele Beispiele in der Industrie finden, z.B. überall wo bestimmte Wärmemengen benötigt oder Materialmengen bewegt werden müssen. Energiesparen geht rein physikalisch nur bis zu einem gewissen Punkt.
Sind Aspekte der Energiewende eine Frage des politischen Willens? Teilweise schon, aber das ist ja (aus meiner Sicht) gerade das Problem. Denn ich kann politisch noch so sehr wollen, dass der Wind immer dann blasen soll, wenn ich Strom brauche – dem Universum sind solche politischen Wünsche egal. Irgendwo kommt man um technische (bzw. metereologische) Grundlagen nicht herum. Nur um die geht es mir (und auch gelegentlich um die Frage, wie „öko“ Ökostrom eigentlich ist). Ich habe mich z.B. noch nirgends beschwert, dass Windräder vielleicht nicht toll aussehen in der Landschaft. Strommasten sehen auch nicht toll aus, müssen aber sein. Wenn Windkraft einen technischen Sinn ergäbe (und nicht allzu viele Vögel und Fledermäuse töten würde), hätte ich dasselbe Verständnis für sie wie für Strommasten und Überlandleitungen.
Für das „Winkler-Nagel-Gesetz” sollten wir auf jeden Fall an die Sicherung der Urheberrechte denken!
Passt zum Thema:
http://www.darvins-illustrierte.de/start.php?m=geschehen&extra=5998
Und nur so als Notiz: Eine Idee, mit der die Speichertechnologie per Druckluft möglicherweise verbessert werden kann
http://www.heise.de/tr/artikel/Frischer-Wind-fuer-saubere-Energie-1720528.html
Warum sollte die Energiewende eine veränderte Gesellschaftsform bedeuten?
Große Frage, nur als Beispiel … ohne die Entdeckung von Öl* = keine Autos, zumindest nicht in diesem Maße.
Autos bedeuten andere Stadtausmaße & – strukturen etc. …
Andere Stadtausmaße verändern menschliche Beziehungen, abgesehen von Lärm, Verschmutzung etc.
„Energiefragen sind Machtfragen“ … Regenerative Energien neigen mehr zur Dezentralisierung, auch wenn es weiterhin viele „Mega“-Projekte geben wird, doch es sind kleinere Strukturen möglich … geht bei Öl, Kohle, etc. nicht.
Andere Energieträger, andere Kriege … vermutlich weniger, bestenfalls bei Wasser, denn wer will bzw. kann anderen die Sonne oder den Wind wegnehmen 😉 …. vielleicht gibt es andere Kooperationsformen, weil es schlicht und ergreifend notwendig sein wird (?!)
* Du redest vom Strom, Frank, das ist richtig … doch vorm Strom kommt der Energieträger 😉 … ja, ich weiß, wusstest du auch 😉
Nun, ich bin kurz vorm Essen 🙂 … den Rest ggf. später …
hm … darüber könnte man sich jetzt streiten. Denn man kann es auch umgekehrt sehen: Zuerst hat man den Motor erfunden und sich dann überlegt, mit welchem (bereits bekannten) Treibstoff man ihn am besten betreiben kann. Autos wurden übrigens auch schon mit Holz betrieben.
Aber darüber zu streiten, lohnt nicht, denn die Frage wäre eher: Welchen vergleichbaren Prozess sollte es heute auslösen, wenn man statt Uran und Kohle Sonne und Wind für die Energiegewinnung nutzt?
Thema Dezentralisierung: Eine dezentrale Energiegewinnung wird (nicht nur meines Erachtens) überbewertet. Insgesamt dürfte es nicht ökonomischer sein, viele kleine Anlagen als wenige große zu betreiben, denn die müssen ja auch erst einmal hergestellt werden und es erzeugt mehr Regelungsaufwand. Und solange die dezentral erzeugte Energie nicht auch vor Ort verbraucht wird, muss sie ja über die Netzbetreiber verteilt werden – die haben dann sozusagen die Macht, denn von denen sind die kleinen Produzenten weiterhin abhängig. Ich frage mich bei solchen vermeintlichen Lösungen auch gern: Hätte man es auch in der DDR angewendet? Eine Machtausübung durch Energiepolitik gab es dort ja eigentlich nicht. Und böse Energiekonzerne, die sich an derBevölkerung dumm und dämlich verdienten, gab es auch nicht. In der DDR ging es ja eher darum, die Stromversorgung der Industrie und für die Bevölkerung zu gewährleisten. Und das mit möglichst wenig Materialverbrauch (für Kraftwerke, Masten, Leitungen), denn man hatte ja nicht viel davon. Hätte man dort* gesagt: Dezentrale Stromerzeugung ist besser? Kann ich mir nicht vorstellen.
(* Man muss auch nicht die DDR nehmen, sondern man kann sich ein rein theoretisches Land der Zukunft ausdenken, in dem Machtfragen keine Rolle mehr spielen und wo Geld nicht mehr existiert: Würde man das, was wir heute als Lösungen diskutieren, dort auch anwenden oder überhaupt in Erwägung ziehen?)
In der DDR stellte sich die Machtfrage jeden Tag. Denn auch im Arbeiter- und Bauernstaat gab es privatwirtschaftliche Initiative, die einerseits ausgenutzt wurde, andererseits aber möglichst in engen Grenzen gehalten werden musste.
Insofern wäre eine dezentrale Versorgung mit Energie völlig undenkbar gewesen, während eine dezentrale Versorgung mit Wurst und Brötchen vom Handwerksmeister geduldet wurde, damit die Bevölkerung nicht murrt.
Die Bildung von Kombinaten war ein ganz wichtiger Teil der Beantwortung der Machtfrage. Denn im Zuge des Aufbaus dieser Wirtschaftseinheiten wurden viele kleinere Unternehmen endgültig den ursprünglichen Eigentümern entzogen und zusätzlich wurde auch die selbstständige Existenz dieser Unternehmen beendet. Das Ziel: Es sollte kein Zurück mehr geben.
Mit Deiner Fußnote hast Du völlig Recht: Manche Lösungen sind so absurd, dass sie nur in unserem heutigen halb marktwirtschaftlichen und halb staatswirtschaftlichen System denkbar sind. Aber ein Land ohne Geld und ohne Macht(frage) wird es nie geben 😉
@ Frank’s
„Aber darüber zu streiten, lohnt nicht, denn die Frage wäre eher: Welchen vergleichbaren Prozess sollte es heute auslösen, wenn man statt Uran und Kohle Sonne und Wind für die Energiegewinnung nutzt?“
Ich werde mich demnächst mal weiterbilden 😉 … soweit ich weiß, fand die erste Ölbohrung um 1857 statt (bin jetzt „zu faul“ bei Wikipedia zu schauen ;)). Autos würde ich auf 1880 bis 1890 datieren … wobei ich jetzt absichtlich mal nicht im Netz schaue, mache ich morgen evtl., will nur mal mein Allgemeinwissen getestet wissen … vielleicht findet sich ja jemand der mich aufklärt 😉
Und … Öl hatte den größten Wirkungsgrad bzw. Volumen-Nutzen-Gradienten. Mit ’ner Fuhre Holz kamst du nicht allzuweit, vermute ich.
Und wenn dir das Auto als Beispiel nicht „passt“, Frank, dann nehme ich eben das Flugzeug 😉
Dennoch deine weitergehende Frage ist die eigentlich interessantere Materie.
Wenn du da Lösungen hast, bekommst du sicher viele Leser 😉 … das geht in Richtung Zukunftsforschung. Ich denke da ab und an drüber nach … bisher ohne nenneswerte Ergebnisse 😉
@ Stefan’s
„Aber ein Land ohne Geld und ohne Macht(frage) wird es nie geben ;-)“
Alles zuvor (bzgl. DDR etc.) würde ich auch so sehen … bei diesem zitierten Satz würde ich „Land“ durch „Staat“ ersetzen. Meine Sicht.
Weil … das Land Sachsen würde eher auf REG-EN (ooops, Wortspiel? ;)) umschalten als Deutschland gesamt … Politik & Macht mal hin oder her … denn
a.) gibt es hier keine Atomkraftwerke – ergo: Kohle etc. irgendwann „alle“ – was tun?
Wer würde in Sachsen ein AKW bauen wollen? Theoretisch möglich, praktisch -> ???
b.) Ausbau der Leitungstrassen ist übersichtlicher, wenn auch immer noch ein großer Kostenpunkt
c.) & d.) etc. … ich denke noch nach, habe jedoch langsam Hunger und das Essen steht in der Küche 😉
Zwischenfazit: der Knackpunkt der sog. Energiewende ist nicht unbedingt bei den Energieträgern zu suchen, sondern in der Struktur. Entweder man will Atom plus REG-EN oder 100% REG-EN. Andere Möglichkeiten gibt es nicht – egal, wieviel Erdöl-, Erdgas- oder Kohlevorkommen noch gefunden werden.
Also, Micha, ich finde eben gerade nicht, dass man das Fazit so ziehen kann, wie Du es machst:
Atomausstieg – ja, meinetwegen gern. So sicher deutsche AKW wahrscheinlich sind – irgendeine schwer berechenbare Restwahrscheinlichkeit für Super-GAUs bleibt natürlich. Aber bei uns wird ja so getan, als hätten wir einen absolut dringenden Grund, sofort panikartig aus der Atomenergie aussteigen zu müssen, weil scheinbar jeden Tag ein solcher Super-GAU bevorsteht. Das ist doch Quatsch* (trotz angeblich nicht bestandenem Stresstest). Vielleicht wäre es schlauer, erst einmal darüber nachzudenken, wie die Alternative funktionieren könnte – so dass ein technisch in sich stimmiges System bereit steht, wenn man die AKW abschaltet. So würde ich als Techniker herangehen. Der Witz ist ja auch, dass sich die Gefährdungslage durch unsere AKW überhaupt nicht verändert hat – die abgeschalteten Reaktoren enthalten immer noch dieselben Brennstäbe und müssen weiterhin gekühlt werden. Na, da könnte man sie eigentlich auch noch so lange zur Energiegewinnung verwenden, bis das Uran halbwegs verbraucht ist.
Und 100% Regenerative Energie funktioniert eben momentan technisch nicht – egal, wie sehr ich das will. Mit welchen anderen Strukturen willst Du das ändern? Und wieso sollte es andere Möglichkeiten nicht geben? Was wäre, wenn endlich mal jemand entdeckt, wie man mit Kernfusion Strom erzeugen könnte? Das wäre auch Atomenergie, aber wahrscheinlich bessere. Übrigens fehlen in Deinem Vergleich „Atom plus REG-EN oder 100% REG-EN“ u.a. Kohle und Erdgas.
(* Ja, ich weiß schon, was ein Mathematiklehrer hier sagen würde: Auch ein Ereignis mit geringer Wahrscheinlichkeit kann jeden Moment eintreten)
Frank, nur kurz … Rest später …
Kohle und Erdgas habe ich weggelassen, weil es mir um langfristig geht …
Wie die Energiewende abläuft werden wir ja seh’n … witzig wird’s allemal.
Achja, für zwischendurch 🙂 http://www.youtube.com/watch?v=inC_zWsmuus
So, jetzt kommt „der Rest“, Frank 😉
Du hattest einen Teil meines Zwischenfazit „etwas verkürzt“ (schreibe absichtlich nicht „verzerrt“ ;)) wiedergegeben … und das lautete gesamt so:
„Micha: Zwischenfazit: der Knackpunkt der sog. Energiewende ist nicht unbedingt bei den Energieträgern zu suchen, sondern in der Struktur. Entweder man will Atom plus REG-EN oder 100% REG-EN. Andere Möglichkeiten gibt es nicht – egal, wieviel Erdöl-, Erdgas- oder Kohlevorkommen noch gefunden werden.“
(ganz unten hier).
Also, nochmals etwas ausführlicher meine Ansicht:
Da alle anderen Energieträger – außer REG-EN und Atom – endlich sind, ist die Frage der Energiewende keine Frage des OB, sondern nur des WANN und WIE und WOMIT. Ob Atome endlich sind, darüber könnte man auch nochmal streiten, doch ich sage es mal so … Uran gibt es vermutlich noch ein paar Jahrhunderte. Doch eigentlich müsste man da vermutlich auch sagen, dass Atomenergie ein Auslaufmodell ist.
Die Energielobby will aus allen Energieträgern das Maximum an Profit herausholen – logo. Egal wie und koste es, was es wolle. Kosten trägt sowieso der Verbraucher bzw. Steuerzahler bzw. ist dies das Ansinnen. Keine Firma will draufzahlen.
Dass die jetzige Energiewende eine rein politische Entscheidung war, ist auch klar. Sie basierte auf dem seit 30 Jahren währenden mehrheitlichen Unbehagen in der Bevölkerung gegenüber Atomenergie; Fukushima war der berühmte Tropfen, der das Fass … usw. usf.
Wegen mir kann man auch bis 2040 noch Atomkraftwerke laufen lassen, wenn man denn alle zwei, drei Jahre definitiv eins abschalten würde. Das Ziel muss fest bleiben, doch gewisse Zeitverzögerungen kann man akzeptieren.
Aus meiner Sicht schwingt etwas ganz anderes mit: die Energielobby will Atomstrom erhalten. Wenn schon keine neuen Werke mehr bauen, dann wenigstens die existierenden bis zum geht-nicht-mehr abrackern lassen. Frau Merkel traue ich es zu, dass sie auch wieder umschwenken würde … oder es läuft inoffiziell so weiter. Aus meiner Sicht sperren sich die meisten großen Firmen gegen REG-EN etc., inkl. Leitungsausbau, weil man davon nicht so stark profitieren würde bzw. weil es Mehrkosten sind (Forschung, Bau von Leitungen, Windrädern etc. etc.).
Der Leitungsausbau ist sowieso genauso schräg und vielleicht ist meine Denke da sogar nicht mal richtig. Vielleicht wollen die großen Firmen den Ausbau des Netzes – bundesweit. Obwohl man sich natürlich fragt, warum man Norddeutschland dann nicht mehr mit Dänemark und den Niederlanden vernetzt und den Süden mit der Schweiz, Österreich, Tschechien … Westen und Osten analog mit Frankreich, Belgien bzw. Polen usw.
Die Energiepolitik beeinflusst somit die politischen Strukturen. Mal abgesehen davon wird Energie schon seit 40 Jahren europaweit gehandelt – auch eine Errungschaft der europäischen Idee, aus meiner Sicht (vom eventuellen Missbrauch dieser Sache mal abgesehen).
Wie schon gesagt: eine Energiewende in Sachsen würde eher gehen als in Gesamtdeutschland. In Sachsen würde man eher mit Tschechien oder Polen Kooperationen suchen, als wenn man das innerstaatlich regeln wöllte. Nord- oder Ostsee sind nunmal weiter weg als Prag etc.
Zur Atomenergie … ich habe auch schon von Atomfusion, Kaltfusion gelesen usw., kann zur Atomfrage jedoch wenig sagen. Und ehe ich wieder mit Halbwissen glänze, belasse ich es mal bei dem bisherigen. Vielleicht lese ich mich mal wieder ein ….
Ich bin ein wenig im Verzug mit der Korrespondenz und fange nun endlich mal an: Ich hatte mich bei Deinem Zwischenfazit durchaus auf den von Dir nun noch einmal erwähnten Text bezogen, aber lassen wir das mal.
Sehe ich prinzipiell ähnlich. Ich bin ja lediglich der Meinung, dass das WIE und WOMIT auch technisch funktionieren sollte. Da ich das zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht sehe, sollten wir das WANN nicht überstürzen, sondern erstmal funktionierende Lösungen erarbeiten.
Ich verstehe übrigens immer weniger, warum man immer EE (Deine REG-EN) als Kontrapunkt zu Atomkraft aufbaut. Die Probleme mit der Atomkraft sind m.E. ein parallel existierendes Problem. Ich sehe das Hauptproblem in der Kohle- und Erdgasverbrennung, von der wir weg sollten. Mich stört an diesem EE-oder-Atom-Schema, dass man dadurch ganz automatisch zum Atomkraftbefürworter abgestempelt wird, sobald man etwas an den EE kritisiert. Das ist aber nicht logisch.
Dass alle Energie- (und sonstigen) Produzenten Geld machen wollen, davon jeweils das Maximum und dass das jeweils die Kunden bezahlen, ist eine Grundlage der Marktwirtschaft. Warum sollte das bei einigen Industriezweigen (Kohle- und Stromproduzenten) schlecht sein, bei anderen (EE-Produzenten, der „kleine“ Handwerksmeister usw.) aber gut oder zumindest vertretbar? Es ist auch völlig logisch, dass alle Produzenten beliebiger Produkte ihre Anlagen solange erhalten und weiterbenutzen wollen, wie sie funktionieren bzw. betriebswirtschaftlich sind und man damit konkurrenzfähig bleibt.
Hallo, nun will auch ich mich mal dazu äußern.
Der zentralen Funddatei der Staatlichen Vogelschutzwarte (LUGV Brandenburg) vom 09.02.2013 ist basierend auf 64.507 Kontrollen an 795 verschiedenen WEA zu entnehmen, dass pro WEA und Jahr durchschnittlich ein Fledermaus-Totfund vorliegt.
Rechnet man dies auf Ostsachsen um, würden bei den im RPV Oberes-Elbtal-Osterzgebirge sowie im RPV Oberlausitz – Niederschlesien vorhandenen 328 WEA 328 Fledermäuse pro Jahr getötet werden.
Fledermäuse „produzieren“ i.d.R. jährlich 1 Nachkommen. Der Große Abendsegler kann bspw. 12 Jahre alt werden. Durch die Tötung eines bspw. 6 Jahre alten Großen Abendsseglers würde sich also rein rechnerisch die Population um 1 Tier verringern, während dieses Tier sich selbst aber schon 5 mal reproduziert hat. Nur Mathematik.
Des Weiteren ist anzumerken, dass, wie in Quelle (2) angeführt, in Ostsachsen 1725 MW (Nennleistung) an Windkraftpotenzial bestehen. So erklären sich die 1500 MW an vorzuhaltender Speicherkapazität für Windkraft.
Alles Gute
Gunter
PS: Natürlich ist es bedauerlich, wenn es zu Fledermaus-Totfunden (1 pro WEA und Jahr) kommt. Aber man muss auch berücksichtigen, dass Windenergie dazu beiträgt, dass Ressourcen geschont werden, dass der Klimawandel abgebremst wird (was wiederum u.a. das Verschieben von Lebensräumen, auch von Fledermäusen, verhindert bzw. verlangsamt) und dass schädliche Emissionen durch nicht erneuerbare Energien verhindert werden.
Ich habe jetzt auf http://www.lugv.brandenburg.de verschiedenste Suchbegriffe probiert, aber keine entsprechende zentralen Funddatei (oder -kartei) der Staatlichen Vogelschutzwarte gefunden. Wenn man n Totfunde hatte, bedeutet das nicht, dass auch wirklich nur exakt n Tier gestorben sind. Das mag bei großen Tieren halbwegs funktionieren, aber nicht bei so kleinen wie Fledermäusen. Die werden von Aasfressern nachts viel zu schnell beseitigt werden, als dass man sie am nächsten Morgen bei Stichproben noch alle findet. Und nur um Stichproben hat es sich bei dieser Untersuchung gehandelt, denn in Brandenburg gibt es aktuell etwa 3400 WEA, untersucht wurden aber lediglich 795. Und da es auch nur 64.507 Kontrollen waren, bedeutet das, dass nicht jede Anlage an jeden Tag kontrolliert wurde, sonst hätten es etwa 4,5x so viele Kontrollen sein müssen.
Aber okay – lassen wir die Zahlen meinetwegen gelten. Wenn mehrere hundert tote Fledermäuse pro Bundesland kein Problem für den Naturschutz sind, dann ist ja alles okay. Ein wenig seltsam finde ich das aber durchaus, denn bei uns in Dresden hätte eine berühmte Brücke beinahe nicht gebaut werden dürfen, weil eine Fledermausart bedroht war. Diese Bedrohung bestand darin, dass nicht ausgeschlossen werden konnte, dass einzelne Tiere dieser Art (die im näheren Umfeld gar nicht vorkommt) eventuelle aller paar Jahre doch einmal an der Brücke vorbeikommen und dann unter unglücklichen Verkettungen von Umständen vielleicht gegen ein Auto prallen könnte. Kein Quatsch – so etwa lief die Begründung.
Insofern staune ich nun ein wenig, dass es völlig problemlos ist, wen mehrere hundert ähnlicher Tiere jährlich pro Bundesdland sterben dürfen. Weil es diesmal angeblich für einen guten Zweck ist.
Wenn er nicht vorher an einer WEA geschreddert wird. Außerdem wäre die mittlere Lebensdauer ein sinnvolleres Kriterium und da muss man auch noch das typische Alter der ersten Fortpflanzung mit abrechnen.
Genau darum geht es eigentlich im Artikel, dass man das eben nicht so gegenübersetzen kann – Speicherkapazität bemisst sich in MWh und nicht in MW. Es geht um die Zeit, in der Leistung bereitgestellt werden kann. Das wird in Quelle (2) völlig ignoriert.
Welche denn? Kohle wird durch WEA kaum gespart, sie führen im Gegenteil sogar dazu, dass mehr Erdgas verbraucht wird, was insgesamt ebenfalls klimaschädlich ist (CO2- und Methan-Freisetzung).
Schön wär’s ja. Leider hat das alles mit Klimawandel gar nichts zu tun. Gegen den wird mit WEA überhaupt nichts gemacht.
Die wirkliche Zahl getöteter Fledermäuse dürfte höher liegen, wie dieser Artikel zeigt. Und Frank wies schon darauf hin : Bei Fuchs und Marder hat es sich herumgesprochen, daß unter WEA was zu holen ist.
Unter dem Aspekten Umweltschutz und Ressourcenschonung ist der sparsame Umgang mit Kohle und Öl völlig i.O. und auch ausreichend. Aber daß durch CO2-Vermeidung „der Klimawandel abgebremst wird“ ist Kinderglaube.
Wenn die leidige Praxis nicht …
… zur wunderschönen grünen Theorie passen will:
DANN HAT DIE PRAXIS EBEN PECH GEHABT!