The Whisky-Trail, Part 4 und FAQ
Inzwischen sind wir nun schon wieder auf dem Rückweg nach Glasgow. Zusammenfassend kann ich sagen, dass wir zwar gelegentlich mit Bussen deutlich abgekürzt haben, aber auch wirklich viel gewandert sind. An einigen Tagen war es sogar fast schon anstrengend. Heute mussten wir als letztes Etappenziel Aviemore erreichen, von wo aus man mit dem Zug oder dem Bus nach Glasgow zurück kommt. Die Strecke hätten wir von unserer letzen Station in Nethie Bridge durchaus auch komplett laufen können (20 km), aber da wir wegen der Weiterfahrt nicht zu spät ankommen durften, wäre das möglicherweise in Hektik ausgeartet. Und das wollen wir ja nicht. Deshalb ging es mit dem Bus nach Boats of Garten und nur von da aus zu Fuß weiter. In Nethie Bridge fanden wir übrigens ein sehr angenehmes Hostel (The lazy Duck). Liegt zwar etwas außerhalb des Ortes, man sollte sich auch telefonisch voranmelden (was grundsätzlich überall empfehlenswert ist). Es war so ungefähr so wie bei Petterson und Findus. Nur ohne Katze, dafür aber mit mehr Hühnern und Enten. In der Nähe von Nethie Bridge muss es auch ein Naturschutzgebiet geben, welches leider weder in meinem Reiseführer, noch im „Lonely Planet“ von Sven erwähnt wird. Übrigens wird auch der Speysideway in beiden nur sehr oberflächlich und kurz erwähnt.
In Aviemore zeigte sich, dass der Bus deutlich billiger ist als der Zug (18,70 £ statt 37,40 £). Anscheinend kann man allgemein sagen, dass es in Schottland preiswerter und flexibler ist, mit Bussen zu reisen. Züge sind etwas schneller, aber bei der aktuellen Strecke fällt das nicht so ins Gewicht. Ok, momentan haben wir etwas Stau, aber das wird unser Fahrer mit seinem flotten Fahrstil schon wieder herausholen.
Ich möchte hiermit auch einmal klarstellen, dass wir auf der Tour gar nicht so viel Whisky konsumiert haben, wie mancher vielleicht denken könnte. Wir wollten hier wandern, nicht torkeln. Das ganze sollte man eher als natur- und kulturwissenschaftliche Forschungsreise betrachten. Uns interessieren schließlich mehr der technische Prozess der Whiskyherstellung und das geheimnisvolle Drumherum. Sicher – am zweiten Tag in Dufftown musste einer von uns dann doch dringend eine Flasche Balvenie kaufen, weil es eine neue Edition 18-jähriger gab. In Deutschland noch nicht erhältlich. Ich sage jetzt mal nicht, wer das war. Er bewohnte in unserem „Commercial Hotel“ das 2-Mann-Zimmer, und sofort hieß es von uns anderen dreien, die beiden hätten sich gemeinsam eine 18-jährige mit aufs Zimmer genommen. Dieser herrliche Witz wurde noch den ganzen Tag darauf immer wieder erzählt. Auch wenn die Flasche noch ungeöffnet im Rucksack steckte. Jegliche Witzeleien verbitte ich mir übrigens zu der Tatsache, dass wir uns alle einen Abend vorher eine 10-jährige Flasche Aberlour aus dem Sonderangebot teilten.
Wir haben uns hier sowieso nicht nur mit spirituellen Dingen beschäftigt, sondern auch mit kulinarischen. In Dufftown habe ich z.B. seit mehr als 15 Jahren das erste Mal wieder Fish’n Chips gegessen. Ich denke, das wird nun auch das allerletzte Mal gewesen sein. Ganz ehrlich: Dann doch lieber zu McDonalds! Aber ich habe noch weitere kulinarische Experimente durchgeführt. Am Tag der Abreise aus Dufftown fuhren wir zur Destillerie nach Glenlivet und wanderten von da aus weiter. Am Ziel mussten wir ein Hotel nehmen, weil in der Gegend nichts anderes vorhanden war. Und beim Frühstück entdeckte ich im Korb mit den Marmeladendöschen zwei ganz kleine Dosen „Marmite“. Keine Ahnung, was das sein könnte. Da der vorher probierte „Black pudding“ auch bereits erträglich war (aber weiterhin auch nicht mehr erforderlich ist), strich ich mir die erste Dose auf den Toast. Sie reichte nicht komplett. Also noch die zweite hinterher. Dann biss ich ab. Also … schlecht zu beschreiben. Meine Mitreisenden sahen mich gespannt an. Einfach nur … absolut widerlich. Ich hatte noch nie so etwas Ekelhaftes gegessen. Ich verteilte kleine Pröbchen an die Anderen. Bei allen kam dieselbe Reaktion. Wir einigten uns auf „gesalzene Jauchegrube“. Da ich die Wikipedia immer dabei habe (hier hätte ich mal vorher nachsehen sollen) las ich, dass man Marmite nur hauchdünn auftragen soll. Da hatten die in der Küche nachher sicher wieder etwas zu lachen, als sie meine Reste sahen. Aber wie kann man so ein Zeug überhaupt erst erfinden? Angeblich wird das aus Heferesten hergestellt und wurde schon im ersten Weltkrieg schottischen Soldaten an die Front geschickt, um ihren Kampfeswillen zu stärken. Angeblich, weil sie so an ihre Heimat erinnert wurden. Wahrscheinlich war es aber so, dass sie nach dem Genuss von Marmite sagten: Schlimmer kann es nicht mehr werden – gehen wir mal lieber zum Schlachtfeld!
So, und das war‘s dann auch schon mit unserer Reise. Im Glasgower Hostel habe ich die letzte Nacht wegen der jungen Menschen im Nachbarzimmer ganz schlecht geschlafen, auf der Rückfahrt von Schönefeld nach Dresden ging das Auto kaputt und inzwischen bin ich schon wieder auf Arbeit. Zum Abschluss noch in Kurzfassung einige Fakten, falls das hier wirklich einmal jemand wegen einer Reiseplanung lesen sollte:
– Wenn man nach Glasgow fliegt ist es sinnvoll, bereits etwas Bargeld zu besitzen, um am Airport den Bus in die Stadt bezahlen zu können (4,20£).
– Man besorge sich gleich am Flughafen den „Blue hostel guide“, worin die im Vergleich zu B&B oder Hotels billigeren freien Hostels verzeichnet sind. Es gibt auch noch ein Verzeichnis mit Jugendherbergen, allerdings braucht man für diese den JH-Ausweis.
– Es ist sinnvoll, sich in den Unterkünften vorher telefonisch anzumelden, da man sonst unangenehme Überraschungen erleben kann. Es gibt nicht überall unterwegs B&B’s oder Hostels.
– Den Speysideway muss man nicht komplett ablaufen, sondern kann ihn mit dem Whiskytrail kombinieren. Die meisten Abschnitte sind gut laufbare Wanderwege. Wirklich schwierige Strecken hatten wir nie zu bewältigen, auch wenn es im Reiseführer teilweise so angegeben war. Einige Abschnitte läuft man Straßen entlang, was man ggf. mittels Bus überspringen könnte.
– Einen Schlafsack benötigt man nicht.