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ZDF-Interview Claus Kleber mit M. Ahmadinedschad komplett im Wortlaut

Am 19. 03. 2012 sendete das ZDF ein Interview mit dem iranischen Präsidenten. In meinem letzten Artikel wurden von mir und mehreren Kommentatoren einige Zitate daraus erwähnt (siehe Youtube-Video „Ahmadinedschad im ZDF: ‚Atomwaffen sind unmoralisch‘“, nicht mehr verfügbar in der ZDF-Mediathek). Da nun bereits Interview-Passagen als Abschrift vorlagen, kam ich auf die Idee, diese Transkription zu vervollständigen. Das Ergebnis liegt nun hier vor (vielen Dank an die Entwickler der Transkriptions-Software F4!). Ich habe die Sätze des iranischen Übersetzers ein wenig bereinigt, wenn der Sinn der Aussagen eindeutig war und sich durch diese Verbesserung der Lesbarkeit nichts Inhaltliches veränderte. „Äh“ und ähnliche Bemerkungen wurden weggelassen und falls dem Übersetzer mitten im Satz noch bessere Wörter für bereits ausgesprochene übersetzte Begriffe einfielen, beschränkte ich mich auf die bessere Version. Wenn der Übersetzer also beispielsweise sagte: „Das wir haben so getan, äh … gemacht“, dann kann in meiner Niederschrift stehen: „Das haben wir so gemacht“. Wenn der Sinn Ahmadinedschads Aussagen aber auslegbar sein könnte, habe ich möglichst den Original-Wortlaut beibehalten. Wo es also etwas holperig klingt, entspricht es weitgehend dem Original-Wortlaut des Übersetzers. Gelegentliche Einfügungen in Klammern stammen von mir und enthalten sinngemäße Verkürzungen oder zusätzliche vom Übersetzer übergangene Wörter. Gelegentlich sind Zeitmarken mit eingefügt, die der Position im Video entsprechen.

Persönliche Gedanken und Anmerkungen zu einzelnen Abschnitten ließ ich komplett aus, da der Text ohnehin schon lang ist. Da es aber wichtig ist, nur so viel: Es droht ein Krieg gegen Iran und man wird in den Medien leider das gesamte Interview auf Ahmadinedschads Holocaust-Leugnung reduzieren. Das Eine hat aber mit dem Anderen gar nichts zu tun! Holocaust-Leugnung mag zwar bei uns in Deutschland strafrechtlich relevant sein, in Iran und mehreren anderen Ländern ist es das aber nicht (in den USA beispielsweise ebenfalls nicht). Ahmadinedschad hat in diesem Interview den Holocaust auch gar nicht geleugnet, sondern er hat gesagt (7:20 min): „Die haben eine Geschichte mit dem Titel „Holocaust“ gemacht und die Schäden, die Kosten dafür müssen die Palästinenser bezahlen.“ Warum Claus Kleber hier nicht einfach nachfragte, wen Ahmadinedschad konkret mit „Die“ meinte, ist nicht nachvollziehbar. Ahmadinedschad hat aber früher durchaus bereits den Holocaust angezweifelt. Da das angesichts der geschichtlichen Tatsache des Massenmordes an Juden sehr weltfremd anmutet, wäre hier noch interessant, was damals tatsächlich in korrekter Übersetzung gesagt wurde (Ahmadinedschad wurde schon einmal gezielt falsch übersetzt). Es liegt mir fern, Ahmadinedschads Meinung in dieser Frage zu verharmlosen, aber man sollte das Interview nicht nur darauf reduzieren.

Ebenfalls nebensächlich bei dieser drohenden Kriegsproblematik sind eigentlich auch die von Kleber kurz angesprochenen Menschenrechtsfragen, welche Ahmadinedschad kurz aber wortreich vom Tisch wischte, derartige Probleme gäbe es überall. (Ein guter Journalist hätte in dieser Passage an sehr vielen Stellen eingelenkt, Herr Kleber! Übrigens hätte ein guter Journalist seine Fragen auch nicht in einem so gebrochenen Deutsch gestellt.)

Das Interview:

KLEBER:  (Begrüßung) Wir haben und seit zwei Jahren darum bemüht, ein Interview mit Ihnen zu bekommen. Nun ist es möglich. Warum gerade jetzt?

AHMADINEDSCHAD:  (Begrüßung, Gruß an alle Menschen, die dieses Gespräch hören und an das deutsche Volk) Ich bin sehr interessiert am Gespräch mit den Medien, vor allem mit den deutschen Medien, aber die Zeit – Sie wissen ja. (Er sagt, dass man bekanntlich sehr viele Termine hat usw., aber er ist nun froh über diese Gelegenheit)

KLEBER:  Menschen in Europa, speziell in Deutschland schauen mit großer Spannung auf diese Region im Moment und fürchten, dass ein Krieg möglich sein könnte. Haben Sie eine Botschaft in diesem Zusammenhang heute?

AHMADINEDSCHAD: Können Sie uns sagen, Kriegsgefahr von welcher Seite und warum?

KLEBER: Sie wissen so gut wie ich, dass Israel mit einem Angriff auf Iran droht, wenn sich die Frage des Nuklearprogramms nicht anders lösen lässt.

3:00

Ahmadinedschad: Warum muss Israel drohen?

KLEBER: Weil Iran bis heute sich weigert, sein Atomprogramm restlos offenzulegen.

AHMADINEDSCHAD: Zeigen die Zionisten Klarheit und Transparenz in ihrer Nuklearfrage? Sie haben mehr als 250 atomare Sprengköpfe! Ist das kein Problem, wenn sie so ausgestattet sind?

Kleber: Israel gehört nicht zum Atomwaffensperrvertrag. Es hat keine vertragliche Verpflichtung, das offen zu legen. Iran hat diese Verpflichtung

AHMADINEDSCHAD:  Das heißt, jeder der nicht Mitglied von NPT-Vertrag ist, ist frei zu tun, was er will?

Kleber: So ist das wohl.

3:35

AHMADINEDSCHAD: Das heißt, dass wenn jemand Mitglied des NPT-Vertrages ist, darf er entrechtet werden? Und die Zionisten dürfen (dem) Land, einem Mitgliedsland der IAEO drohen? Wir sind prinzipiell gegen diese nuklearen Bomben. Das ist eine unmenschliche Waffe aus unserer Sicht und unmoralisch. Allerdings sind diejenigen, die solche Waffen haben nicht in der Lage, diese Waffen einzusetzen. Die Zeiten der Atombombe wurden mit dem Ende des zweiten Weltkriegs zu Ende gebracht und die wurde einfach begraben. Können die Zionisten gegen Hamas und Hisbollah irgendetwas tun mit ihren Waffen? Oder konnte die Atombombe die Sowjetunion retten? Oder konnten die Atombomben den USA helfen? Also, die Atombombe gehört dem letzten Jahrhundert. Wer so etwas sucht ist zurückgeblieben. Zurückgeblieben in der Geschichte und in der Menschheit und in der Humanität. Und in der Politik.

Aber meine Frage lautet: Warum haben ein paar Zionisten das Recht, allen anderen Menschen zu drohen? Gibt es ein ungeschriebenes Gesetz, dass die Zionisten über allen internationalen Regelungen und Gesetzen und Vorschriften stehen? Das heißt, die ihre Rechte gegenüber dem amerikanischen Volk auch durchsetzen und mit Gewalt sogar? Und das Gleiche auch in Europa tun? Auch in Iran? Türken (? – schlecht verständlich) terrorisieren, zerstören – haben sie dieses Recht? Die Frage ist, warum die europäischen Staaten blind die Zionisten unterstützen? Warum muss das Kapital und das Geld der europäischen Völker für die Zionisten ausgegeben werden? Und auch dafür, dass Irak bedroht wird.  Iran ist kein künstliches Land, ist auch kein besetztes Land, ist auch kein Besatzungsregime. Iran hat 7000 Jahre, 10000 Jahre Geschichte und Zivilisation, ist ein selbständiges Land.

6:45

KLEBER: Bezeichnen Sie Israel als ein künstliches Land?

AHMADINEDSCHAD: Ja sicher. Das wissen Sie auch. Das wissen Sie auch, das wissen auch die anderen. Wie ist dieser Staat, dieses Regime zu Stande gekommen? Das ist eine kolonialistische Planung gewesen, das weiß jeder. Entstanden durch eine Lüge. Die sind niemals Herrscher dieses Landes gewesen. (7:20) Die haben eine Geschichte mit dem Titel „Holocaust“ gemacht und die Schäden, die Kosten dafür müssen die Palästinenser bezahlen. Während das palästinensische Volk überhaupt keine Rolle dabei gespielt hat – weder beim zweiten Weltkrieg, noch bei den anderen Ereignissen danach.

7:45

KLEBER: Ist das der Grund dafür, dass Sie einmal gesagt haben, dieses Land wird von der Landkarte verschwinden?

AHMADINEDSCHAD: Wir sagen, dass Besatzung und Verbrechen eingestellt und verhindert werden muss, Lügen (? – schlecht verständlich) also angreifen gegen Kinder und Frauen, Terrorismus – diese Sachen, wir sind gegen diese Phänomene. Wenn heute in palästinensischem Gebiet ein freies Referendum zustande kommen würde über die Art der Regierung, was würde da passieren? Das wollen wir, das sagen wir gerade.

KLEBER: Lassen Sie uns über Iran sprechen und die Frage des Atomprogramms, die die ganze Welt heute interessiert. Dieses Problem ließe sich lösen, wenn die Inspektoren der internationalen Atomenergiebehörde endlich in Iran den Zugang bekommen würden, den sie verlangen. Restlos Offenlegung, Besuch aller Einrichtungen, keine Spiel mehr mit Terminen. Haben Sie vor, diesen Zugang nun zu geben?

AHMADINEDSCHAD: Die meisten Zugänge hat die IAEO in Iran. Die meiste Zusammenarbeit haben wir mit dieser Agentur gehabt. Die Dokumente beweisen das. Aber es gibt zwei, drei Probleme. Erstens: Die IAEO arbeitet nicht selbständig. Sie ist beeinflusst von Großmächten. Ich frage Sie, wenn auch wir ein Veto-Recht hätten im UN-Sicherheitsrat – würde die IAEO genauso gegen uns vorgehen? Oder wenn wir zu den Ländern gehörten, die im amerikanischen Block, sagen wir mal, stehen – würde die IAEO auch weiter so mit uns vorgehen? Das ist ein Problem. Das zweite Problem ist das Verfahren, die Verfahrensweise bei der IAEO. Die IAEO sagt uns, wir müssen nachweisen, dass wir clean sind, dass wir korrekt sind. Wie kann man das beweisen? Wie kann man beweisen, dass man nicht krank ist? Krankheit kann man beweisen (unverständlich, Kleber redet hinein)

10:42

KLEBER: Indem man es offenlegt, Herr Präsident, alle Türen öffnet.

AHMADINEDSCHAD: Würde Deutschland erlauben, dass (das) Büro von Frau Bundeskanzlerin von Inspektoren angesehen wird?

KLEBER: Deutschland hat noch nie einen Zugang verwehrt, den die Inspektoren haben wollten.

AHMADINEDSCHAD: Das heißt, Deutschland erlaubt der IAEO, außerhalb der Gesetze zu handeln? Das heißt, bei der IAEO gibt es auch Regelungen und Vorschriften. Und es gibt einen Vertrag mit uns und unsere Selbständigkeit kann die IAEO dadurch nicht verletzen. Die Erfahrung zeigt, dass unsere Geheiminformationen unseren Feinden zur Verfügung gestellt werden. Wir haben zusammengearbeitet, wir haben die Namen unserer Atomwissenschaftler der IAEO gegeben, und die haben das veröffentlicht! Und unsere Wissenschaftler sind durch Zionisten tyrannisiert worden, die sind umgebracht worden. Wer trägt jetzt die Verantwortung dafür? Verteidigt die Bundesregierung in Deutschland die Rechte unserer Atomwissenschaftler? Es gibt klare Vorschriften bei der IAEO. Nach diesen Vorschriften werden wir die maximale Zusammenarbeit machen mit der IAEO. Aber die wollen mehr. Alle Verteidigungsinformationen haben sie an unsere Feinde weitergeleitet. Wir sind das einzige Land, dessen nukleare Informationen und Daten überall in der Welt verbreitet wurden. Und das steht im klaren Gegensatz zu den Regelungen der IAEO. Es tut uns leid, dass die IAEO unter dem Einfluss des politischen Drucks handelt. Lassen Sie mich einen letzten Satz sprechen: Wir sind gegen die Atombombe! Wir würden niemals eine Atombombe bauen. Aber wenn wir bauen wollen, dann haben wir keine Angst vor jemandem. Wir würden es ganz klar und deutlich erklären, dass wir sowas tun. Kennen Sie in unserer Geschichte irgendeinen Zeitpunkt, wo das iranische Volk Angst vor jemandem hatte? Wenn Ahmadinedschad eine Bombe bauen möchte oder will, wird er das bekannt geben. Und er wird auch keine Angst vor jemandem haben. Und wenn wir sagen, wir bauen keine Bombe, bauen wir keine. Wir wollen, dass das Gesetz eingehalten und respektiert wird … (dass)Gerechtigkeit respektiert wird. Dass alle die gleichen Rechte vor dem Gesetz haben. Es kann nicht sein, dass gewisse Länder für uns ein Sondergesetz definieren – das geht nicht! So kann man die Welt nicht in Ordnung bringen, das gehört zu der Zeit des zweiten Weltkriegs. Man hat so dass man nach dem zweiten Weltkrieg die Welt eigeteilt hat in (unverständlich) Jetzt sind wir in einer anderen Zeit.

14:14

KLEBER: Herr Präsident, die Welt schaut auf dieses Interview! Angesichts der gegenwärtigen Spannungen wird gefragt werden: Gibt es ein Zugeständnis von Präsident A. heute? Nach allem was ich jetzt gehört habe, gibt es das nicht?

AHMADINEDSCHAD: Wir waren immer dafür, die Spannungen zu reduzieren oder zu beseitigen. Die Wurzeln der Spannungen, die muss man finden. Welche Wurzeln haben diese Spannungen? Das ist Ungerechtigkeit, das ist Diskriminierung – das sind die wahren Gründe für diese Spannungen. (? – schlecht verständlich) … dass einige Länder zusammensitzen und die Welt regieren wollen. Wer hat den Irak besetzt? Iran? Wer hat Afghanistan besetzt? War das Iran? Wer war die Ursache für die ganzen Spannungen? Besatzung ist schlecht, das darf nicht sein. Es darf keine Kriege geben. Es darf keine Diskriminierungen geben. Die Völker dürfen nicht entrechtet werden. Alle Völker, alle Nationen müssen respektiert werden. Ist das (etwas) anderes als  Entspannungspolitik? Wir haben sogar die Führungspersönlichkeiten in den USA zum Dialog eingeladen. Wir haben gesagt, wir sind bereit, vor den Vereinten Nationen in Gegenwart von Medien miteinander zu sprechen. Wir haben noch keine Feldzüge gemacht. Und wir haben das palästinensische Gebiet nicht besetzt. Wer verursacht diese Spannungen? Welche Ursachen haben diese Spannungen? Lassen Sie mich fragen: Welche Schuld hat das deutsche Volk? Warum muss das deutsche Volk von Zionisten bestraft werden? Die Menschen, die Neugeborenen in Deutschland welche Sünden haben sie verbrochen? (Rest unverständlich, da Kleber unterbricht)

16:42

KLEBER: Ich würde gerne weggehen von Deutschland, ich würde gerne dieses Thema wechseln und zur konkreten Situation kommen. Sie haben gesagt, wenn es zu einem israelischen Angriff kommen sollte, werde die Vergeltung apokalyptisch sein. Was meinten Sie damit?

AHMADINEDSCHAD: Das habe ich jetzt nicht gesagt, aber früher habe ich das gesagt. Ja, was würde Deutschland tun, wenn Deutschland angegriffen würde? Man wird nicht tatenlos zusehen.

KLEBER: Konkret auf die Situation in dieser Region …

AHMADINEDSCHAD: Egal, welches Land, wenn ein Land angegriffen wird, zum Beispiel wenn die USA angegriffen wird – was machen die Amerikaner? Werden sie die Waffen strecken? Oder aufgeben? Oder lächeln? Was machen sie? Die werden sich verteidigen. Das ist doch klar! Das werden wir auch tun. Wir sind eine große Nation, wir sind auch stark – das muss auch gesagt werden. Das zionistische Regime ist sehr klein. Das ist nur ein Instrument der Amerikaner. Selbst haben sie gar nichts. Das sind kulturlose Menschen, die Menschen morden. Also machen Sie keinen Vergleich mit der iranischen Nation. (Das) ist überhaupt nicht vergleichbar. Ja, das iranische Volk lebt seit Tausenden von Jahren in diesem Gebiet. Woher sind diese Menschen gekommen? Die haben die Palästinenser vernichtet, praktisch. Die bombardieren jeden Tag, die terrorisieren diese Menschen.

18:42

KLEBER: Können wir aufhören, Iran und Israel immer zu vergleichen, weil uns das nicht zu einem Ergebnis bringt. Die Tatsache ist, Iran hat vielleicht ein, zwei Dutzend Plätze, an denen interessante militärische Forschung betrieben wird. Wenn Sie diese Plätze alle öffnen, wenn Sie zeigen, dass Sie nichts zu verbergen haben, ist die Krise vorbei. Warum wird die alte Kulturnation Iran diesen Schritt nicht machen?

AHMADINEDSCHAD: Ich habe Ihnen doch die Antwort gegeben. Zwei Gründe gibt es dafür: Es gibt IAEO-Regelungen einerseits – das heißt, die IAEO muss innerhalb ihrer Vorschriften handeln. Und zweitens: Unsere Informationen werden unseren Feinden zur Verfügung gestellt. Sie wissen, was das bedeutet, wenn man vor den Augen seiner Familienmitglieder, seiner Frau und seiner Kinder terrorisiert wird. Ein Universitätsprofessor, ein Wissenschaftler, unbewaffnet, ein Physikwissenschaftler der ist überhaupt nicht auf der Suche nach irgendwelchen Waffen gewesen, ist terrorisiert worden. Diejenigen die davon über solche Rechte in der Welt sprechen – hat sich jemand gemeldet und das in der Welt bedauert? Wir haben über eine lange Periode weit über die Regelungen der IAEO mit der IAEO zusammengearbeitet. Das Ergebnis war: Wir wurden härter bestraft. Wir wurden entrechtet, wir wurden diskriminiert. Wir haben freiwillig außerhalb der Regelungen der IAEO zusammengearbeitet! Und jetzt kooperieren wir auch, aber unsere Wissenschaftler werden terrorisiert und wahrscheinlich werden sie morgen, wenn sie Zugang haben dann auch unsere militärischen Informationen unseren Feinden geben. Wir sagen: Wenn es Gesetze gibt, dann müssen diese Gesetze für alle gültig sein. Die Regelungen der IAEO sind Maßstab. Und parteilose internationale Rechtswissenschaftler sollen darüber urteilen. Ich sage Ihnen: Mit Druckausübung wird die nukleare Frage Irans nicht gelöst. Also, man muss das Recht Irans respektieren und anerkennen und mit Iran sprechen. Die Geschichte hat gezeigt, dass man das iranische Volk nicht beleidigen darf. Ich wundere mich, dass die europäischen Länder … welche Rolle spielen eigentlich die europäischen Länder in diesem Zusammenhang? Warum sind die europäischen Länder gegen uns? Was haben wir getan? Wir haben in der Geschichte vielleicht etwas gegeneinander gehabt, aber nicht jetzt! Aber jetzt, haben wir … (Kleber unterbricht) Das heißt, die helfen nur alle zusammen den Zionisten.

22:11

KLEBER: Es gibt nur ein konkretes Problem!

AHMADINEDSCHAD: Ja, sagen sie, welches Problem?

KLEBER: Das konkrete Problem ist eben die Offenlegung der Dokumente und der militärischen und wissenschaftlichen Institute. Aber wir drehen uns im Kreis – wir jetzt auch!

AHMADINEDSCHAD: So ist das nicht. Sie reden jetzt wie die europäischen Politiker. Das ist nicht rechtlich, sondern politisch. Wir wollen hier über die Rechte sprechen, über die technischen Fragen, nicht politisch. Alle unsere Nuklearanlagen werden kontrolliert von Videokameras der IAEO. Und per Gesetz dürfen sie nicht außerhalb dieser atomaren Anlagen andere Orte besichtigen. Aber sie wollen Druck ausüben und auch Zugang bekommen. Das ist gegen die Gesetze. Überall muss man die Gesetze und Vorschriften einhalten. Das ist eine politische Angelegenheit gegen und das weiß man. Aber welches Problem hat Deutschland mit uns? Wenn die Amerikaner keinen Druck ausüben, wird die Bundesregierung gar keiner Probleme mit uns haben. Drohen wir der Bundesrepublik Deutschland? Nein. Wann haben wir gedroht? Welches europäische Land haben wir bedroht?  Haben wir irgendwie Ihre Interessen … (Kleber)

23:59

KLEBER: Wir haben aber alle, die europäischen Länder Deutschland, die Vereinigten Staaten, wir alle haben den Eindruck, dass eine Zeit abläuft. Der amerikanische Präsident sagt das, viele europäische Politiker sagen das – glauben Sie, dass die bluffen? Und lassen Sie es darauf ankommen?

AHMADINEDSCHAD: Ich frage Sie: Warum haben die europäischen Länder unseren Schah, den Schah von Iran unterstützt? Die waren auch bereit, ihm atomare Sachen zur Verfügung zu stellen. Es gibt zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Iran einen Nuklearvertrag. Das Atomkraftwerk Buschehr musste zuerst … also, es war vereinbart, dass die Deutschen dieses Kraftwerk (unverständlich) – warum hat man diesen Vertrag aufs Eis gelegt? Einseitig. Sie wissen es bestimmt: Weil es eine Revolution in Iran gegeben hat. Das iranische Volk hat einen Diktator beseitigt und eine Republik gegründet. Seit 33 Jahren werden wir bestraft. Weil wir gesagt haben, dass wir eine Republik haben wollen. Das ist das Problem! Kein anderes.

25:28

KLEBER: Deutschland hatte große Sympathien, das deutsche Volk für die iranische Revolution aber es erlebt jetzt auch ein Land, über das gesagt wird von ernstzunehmenden Menschenrechtsorganisationen, dass hier Opposition unterdrückt wird, dass Oppositionelle verhaftet werden, in Gefängnissen gefoltert werden, streng bestraft werden … das ist nicht das, was Deutschland oder der Rest der Welt von der iranischen Revolution erwartete.

AHMADINEDSCHAD: Wir lieben das deutsche Volk. Und wir lieben auch die Bundesregierung. Wir lieben alle. Wir sind gegen die Besatzung. Wir sind gegen Terror und gegen den Krieg. Wir sind gegen Diskriminierung. Aber ich frage jetzt: Geht es tatsächlich um die Menschenrechte?

KLEBER: Mir geht es darum

AHMADINEDSCHAD: Überall in der Welt hat man die Menschenrechtsprobleme gelöst, nur im Iran sind diese Probleme ungelöst geblieben? In den besetzten palästinensischen Gebieten sind diese Probleme gelöst? Sind die europäischen Länder und die USA genauso streng gegenüber Israel wie uns gegenüber? Es gibt Länder in unserer Region, in denen bis jetzt in ihrer Geschichte keine einzige Wahl zustande gekommen ist und sie töten (?) auch (Rest unverständlich)

KLEBER: Aber ist das eine Berechtigung für Iran? Sie sollten doch andere Maßstäbe haben.

AHMADINEDSCHAD: Und genau deswegen bewerten wir das Verhalten der europäischen Regierungen. Wir wollen wissen, ob sie aufrichtig sind uns gegenüber oder nicht? Geht es tatsächlich um die Menschenrechte? Oder ist das wie die Nuklearfrage ein Politikum? Wenn es um die Menschenrechte geht, dann muss (man) alle gleich behandeln. Dann müssen vor dem Gesetz alle gleich sein. Warum werden diejenigen Länder an den Pranger gestellt, die gegen die Politik der USA sind? Aber die Freunde der USA dürfen tun, was sie wollen. Der Schah in Iran war ein Diktator. Und alle waren befreundet mit ihm und Menschenrechtsfragen gab es nicht.

28:23

KLEBER: (unverständlich) … in Deutschland haben gegen den Schah demonstriert! Ein junger Student in Deutschland ist gestorben bei solchen Demonstrationen.

AHMADINEDSCHAD: Ja, das ist richtig. Wir diskutieren nicht mit dem Volk. Wir wissen, dass auch jetzt das deutsche Volk für uns ist. Das können wir probieren, wenn Sie wollen. Machen wir ein Referendum in Deutschland. Dann schauen wir, was die Deutschen über uns sagen. Es geht um die Regierungen. Die Völker haben keine Probleme miteinander. Jetzt habe ich eine andere Frage: Gibt es in Europa tatsächlich Menschenrechte? Werden Menschenrechte in Europa respektiert und eingehalten? Warum darf man in Europa nicht frei über (den) Holocaust forschen? Wie viele französische Wissenschaftler sind jetzt im Gefängnis? Menschenrechte sind ein globales Problem. Und das menschliche Recht ist auch ein globales Problem. Die menschlichen Werte dürfen nicht instrumentalisiert werden für politische Zwecke. Alle müssen zusammen, die Denker (?) müssen zusammen ins Gespräch (kommen) und ein gemeinsames System und einen gemeinsame Ordnung definieren. Das kann man nicht als Vorwand nehmen, um auf andere Druck auszuüben. Es gibt überall Probleme. Niemand kann sagen, wir haben keine Probleme. Deutschland hat auch Probleme, Frankreich, Großbritannien und die USA haben auch Probleme. Und die Länder in unserer Nachbarschaft, rund um uns haben auch Probleme. Vielleicht haben wir auch Probleme. Wir müssen alle zusammen ins Gespräch kommen und über diese Probleme (reden). Dass die europäischen Politiker sich als Maßstab für „gut“ und „nicht gut“, für das Gute und das Böse bezeichnen, das ist nicht akzeptabel.

30:39

KLEBER: Ich kann ihnen sagen, was das deutsche Volk von unserem Gespräch erwartet: Eine Zugeständnis, eine Öffnung Irans in dieser kritischen Atomfrage. Muss ich jetzt nach Deutschland zurück gehen und sagen, der iranische Präsident hat seine Anklagen gegen Israel, Deutschland, USA wiederholt, aber keinerlei Beweglichkeit gezeigt?

AHMADINEDSCHAD: Wir waren immer bereit für Kooperationen und wir haben wirklich die meiste Zusammenarbeit geleistet, wir sind auch jetzt bereit zu kooperieren. Aber ich glaube, wir haben die gleichen Rechte, proportional gesehen, wir beide, wie das deutsche Volk. Ich bin eine Person – Sie sind auch eine Person. Keiner von uns kann sich als Vertreter des deutschen Volkes bezeichnen. Ich respektiere Sie allerdings. Aber ich glaube, man muss erlauben, dass das deutsche Volk seine Meinung sagt. Und das ist genau das, was in Europa nicht möglich ist. Das europäische Volk kann seine Meinung nicht frei äußern. Allerdings muss (man) auch sagen, dass es in Deutschland noch besser aussieht als anderswo. In Frankreich werden die Menschen einfach entrechtet und in Großbritannien werden sie niedergeschlagen, die Menschen. Auf der Straße. Was müssen die Europäer jetzt tun, wenn sie nicht zufrieden sind mit der aktuellen Situation? Was müssen die Engländer tun, wenn sie ihr politisches System nicht wollen?

32:47

KLEBER: Sie wählen, und wählen eine andere Partei, das ist kein Problem. Sie schreiben in Zeitungen, sie können demonstrieren und sie werden nicht geschlagen und verhaftet.

AHMADINEDSCHAD: Sie werden aber mit Knüppeln geschlagen

KLEBER: Das war (unverständlich), das war eine andere Situation

AHMADINEDSCHAD: Die werden, also … wir haben ja Frauen gesehen, die auf der Straße gefesselt werden …

KLEBER: (unverständlich)  … ganz anderer Maßstab

AHMADINEDSCHAD: Ja, das kann  sein. Überall gibt es … also, es ist ein allgemeines Problem. Also, niemand darf sich als Ausnahme bezeichnen. Menschenrechte dürfen nicht als Instrument der Politik benutzt werden. Das ist eine menschliche Angelegenheit. Alle zusammen müssen eine Struktur, ein System definieren, einen Maßstab. Es kann sein, das wir in unserer Kultur mit bestimmten Sachen keine Probleme haben aber aus Ihrer Sicht ist das problematisch. Und umgekehrt. Das kann man nur durch Dialog regeln. Menschenrechte ist etwas Humanes (aber das) darf nicht als Kriegsinstrument benutzt werden, oder als Instrument der Politik. Und man wird auch auf diese Weise keine Ziele erreichen, wenn man … also die jetzige Art des Managements  der Welt ist falsch. So kann man die Welt nicht regieren. Man muss mit Liebe, mit Freundschaft, mit Gerechtigkeit die Welt in Ordnung bringen. Alle Menschen müssen respektiert werden. Und alle müssen beteiligt werden.

Es gab ja eine lange Zeit, es gab ja europäische Länder die als Kolonialmacht agierten in der Welt. Deutschland hat das allerdings nicht getan. Mit diesem kolonialistischen Denken – (jetzt) aber mit einer Menschenrechtsfärbung – kann man nicht weiter so regieren. Die Welt sieht jetzt anders aus. Alle Menschen  müssen vor dem Gesetz gleich sein. Wir lieben alle. Und wir suchen keinen Krieg. Gegen kein Land. Wir wollen auch keine Atombombe. Wir wollen auch nicht konfrontiert werden mit den Europäern. Wir haben immer die europäischen Nationen respektiert. Jedes Mal wenn die europäischen Länder uns gegenüber Unrecht getan haben, dann haben wir nur Zurückhaltung gezeigt. Wir verstehen, dass es in Europa jetzt ein Wirtschaftsproblem gibt. Wir haben nicht versucht, Druck … den Druck zu erhöhen … wir haben Zurückhaltung gemacht. Wir wissen, dass wenn wir auf Wirtschaftsdruck machen, dass auch das europäische Volk davon betroffen sein wird.

36:07

KLEBER: Sie meinen, Iran könnte Druck auf Deutschland ausüben? Wirtschaftlichen Druck, den das deutsche Volk spürt?

AHMADINEDSCHAD: Ja sicher. Ich meine Europa, nicht direkt Deutschland. Ja, das können wir – warum nicht? Wir haben 24 Milliarden Dollar Austausch. Das sind 200 … 300 Tausend Arbeitsplätze. Die können wir, diesen Umtausch … Austausch können wir anderswo haben mit einem anderen Land. Wenn wir plötzlich heute 300 Tausend zusätzliche Arbeitslose in Europa haben, ist das … wie sieht das dann aus?

KLEBER: Es steht Iran unter Sanktionen, nicht Europa.

36:53

AHMADINEDSCHAD: Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen um Iran. Also, wir schaffen das. Diese Tonart, aus meiner Sicht, ist die falsche Tonart: Sanktion gegen Iran – das ist falsch. Das ist aus meiner Sicht nicht schön. Das ist nicht die richtige Art des Umgangs mit einer großen Nation. Eine Nation, die die Logik liebt und die Zusammenarbeit. Sie wissen: Wenn wir Druck ausüben wollen, werden die Politiker in Europa davon nicht betroffen sein. Es geht ihnen finanziell gut. Aber das einfache Volk wird Probleme haben, wenn wir wirtschaftlichen Druck machen. Deswegen haben wir das nicht getan. Wir wollen nicht so handeln, dass wir alle Brücken unter (hinter ?) uns kaputt machen, zerstören, dass wir später nicht mehr miteinander sprechen können. Es muss doch eine Zeit geben, dass auch (…) wo europäische Politiker selbständig handeln.

38:12

KLEBER: Das heißt, dass Sie glauben, dass die europäischen Politiker Marionetten der USA sind? Das glauben Sie wirklich?

AHMADINEDSCHAD: Also diese Worte habe ich nicht genutzt. Aber ich frage, welchen Unterschied (gibt es) zwischen der Politik der Amerikanerund der Europäer? Erklären Sie das, damit die Welt es versteht, damit wir es auch verstehen. Vor der Revolution waren die USA die herrschende Macht in unserem Land. Sie haben den Schah verteidigt.  Und (der) Schah war sehr, sehr brutal. Und wir haben eine Revolution gehabt und die Amerikaner nach Hause geschickt. Seit 33 jahren sind die Amerikaner unser Feind. Und die europäischen Länder machen mit. Warum?

39:05

KLEBER: Ist Deutschland Ihr Feind?

AHMADINEDSCHAD: Nein, nein – ich habe gesagt die machen mit. Die machen mit. Zum Beispiel im Krieg von Saddam Hussein gegen Iran. Welches europäische Land hat Saddam Hussein nicht geholfen? Können Sie mir (das) sagen? Nennen Sie mir ein Land. Das wissen Sie besser. Trotzdem haben wir das einfach vergessen. Nach dem Krieg haben wir gesagt: Der Krieg ist vorbei. Lassen wir uns Freunde sein. Warum machen Sie so weiter? Sie sollen uns erklären, worin sich Ihre Politik unterscheidet (von) der Politik der USA.

KLEBER: Wir sind uns in dieser Frage offenbar einig

(Anmerkung: Hier gibt es ein Missverständnis zwischen beiden: Kleber meint wahrscheinlich, die USA und Deutschland seien sich einig)

AHMADINEDSCHAD: Ich muss auch sagen, dass Iran und Deutschland eine Sonderbeziehung haben. Das weiß ich. Und wir sind auch der Überzeugung, dass die BRD und die Bundesregierung viel milder und viel logischer und viel vernünftiger gehandelt hat. Und wir haben auch, wie Sie wissen, in der Geschichte eine sehr gute Beziehung miteinander gepflegt. Aber wir verstehen nicht, warum die großen europäischen Länder ihre Distanz, ihren Abstand zu den USA nicht klar definieren? Das muss geklärt werden.

40:30

KLEBER: Und Sie hoffen darauf, dass jetzt unter diesem aktuellen Druck eine Spaltung gibt zwischen USA und Europa?

AHMADINEDSCHAD: Nein, nein, nein … Nein, Sie sollen gerne miteinander sein, aber Sie sollen gerecht sein und logisch handeln. Die ganze Welt (muss) zusammenarbeiten. Aber man muss vernünftig (handeln) und an die Nationen denken. Dieses Modell des Managements schadet eher dem Volk (und) schadet auch den Politikern. So kann man nicht weitermachen.

KLEBER: Ich habe ein bisschen mehr Verständnis gefunden dass die Diplomaten sagen, es ist besonders schwierig mit Iran zu verhandeln, eine Herausforderung. Danke für dieses Gespräch.

AHMADINEDSCHAD: (lacht) vielen herzliche Dank. Ja, wir fragen normalerweise, wo lag (ist) das Problem? Wir müssen so oft reden miteinander, dass wir die gegenseitige Literatur und Tonart und die gegenseitige Sprache besser kennenlernen. Wir sind für den Dialog, Dialog ist immer besser als Konfrontation und Krieg. Das ist die Logik des iranischen Volkes. Und wir lieben Sie und wir lieben die Deutschen. Ja, ziemlich stark. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg.

(Sprecher Off): Freundliche Worte, die nicht darüber hinwegtäuschen, dass Ahmadinedschads Äußerungen zum Holocaust in Deutschland strafrechtlich relevant sind. Wir  haben sie wiedergegeben, damit deutlich wird, wie einer der umstrittensten Politiker der Welt tickt.

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56 Comments

  1. Vielen Dank, Frank, fuer die Transkriptiom. Allerdings vermisse ich im Text die angeblich strafrechtlich relevanten Äußerungen Ahmadenidschads. Das dürfte den Grund haben, dass er sie gar nicht getan hat. Es handelt sich bei der Sprecherkommenrierung zum Schluss aus dem Off um ein skandalierendes Phantasieprodukt, um eine Unterstellung, um Fiktion. Eine Analyse der Interviewstelle 6:45 (und auf die bezieht sich die Off-Kommentierung offenbar) ergibt, dass eine Leugnung des Holocaust definitiv nicht erfolgt. Wer das als Journalist hineinliest, hat seinen Beruf nicht verstanden.

  2. Ja, das war schon eine schwache Leistung von Ahmadenidschad, nicht einmal eine korrekte Holocaust-Leugnung von sich zu geben 😉

    Aber was will man als Kommentator* auch machen, wenn die anklagenden Texte bereits vorher geschrieben waren?

    (* Ich meine den, der den Schlusssatz sprach)

  3. Danke für die Übersetzung, dieses tolle Programm werde ich mir gleich mal näher anschauen 😉

    Wenn -wie bei Politikerinterviews üblich- die Fragen vorher abgesprochen und die Antworten anschließend noch mal freigegeben wurden, hat seine Pressestelle alles richtig gemacht. Falls die Antworten auf seinem Mist gewachsen sind, ist er cleverer als ich bislang dachte.

    Klaus Kleber hat hier wahrlich nicht geglänzt. Holocaustleugnung und Menschenrechte mit dem eigentlichen Kernthema, der Kriegsgefahr in der Region, zu verquicken, geht gar nicht. Menschenrechte kann eine Bundeskanzlerin bei einem Staatsbesuch dezent ansprechen, aber als zumindest offiziell gewählter Regierungschef eines souveränen Staates würde ich mir das von einem Journalisten verbitten. Zumal wir bei Partnern wie China oder den USA da wirklich deutlich schmerzfreier sind. Unvorstellbar, dass der Leiter des ARD-Studios in Washington Herrn Obama in einem Exklusivinterview bezüglich der unsäglichen Praxis der Todesstrafe in den USA auf den Zahn fühlen dürfte. Bzw., dass er seinen Posten danach noch länger als 24 Stunden innehätte.

    Dafür durfte sich Herr Ahmadinedschad ganz ungestört als Friedenstaube präsentieren. Da hätte Herr Kleber mal nachfragen müssen, wie sich das mit der massiven Unterstützung von Hamas und Hisbollah durch den Iran verträgt.

  4. @ Johannes Lohmeyer: Der Vergleich mit Fragen an Obama wegen der Todesstrafe* in den USA hat was 🙂

    Die erwähnte Software lohnt sich nur, wenn man gesprochenen Text aus Audio- oder Videodateien abschreiben will. Interessanterweise kommt sie inzwischen auch mit heruntergeladenen Youtube-Videos klar, was die Sache für mich sehr vereinfacht hat. Besser gesagt: Ansonsten hätte ich es wohl gar nicht gemacht bei der Länge.

    (* Nebenbei bemerkt: Ich hab mal in dem recht interessanten Blog „USA erklärt“ gelesen, warum es 1. „in den USA“ genaugenommen keine Todesstrafe gibt und warum es 2. völlig falsch wäre, sich mit Protesten dagegen ausgerechnet an den Präsidenten zu wenden.)

  5. @Frank Nagel, ich hatte als Amnesty-Aktivist einen jahrelangen Kontakt zu einem Todeskandidaten in Texas, der aufgrund dürftiger Indizien verurteilt wurde (in Deutschland hätte das eine Verfahrenseinstellung bedeutet) und war auf seinen Wunsch bei der Hinrichtung in Huntsville zugegen. So ein Erlebnis lässt sich nur sehr schwer verdauen. Für mich gehören die USA seitdem nicht mehr zu unserer westlichen Wertegemeinschaft (im Gegensatz zu Israel), auch wenn sie geostrategisch natürlich unser Partner sind. Deutschland ist wirtschaftlich, politisch und moralisch stark genug, auch seinen Freunden diesbezüglich mehr auf die Füße zu treten. Das vermisse ich bei allen Regierungen.

  6. Spekulation und Todesstrafe

    Johannes Lohmeyer:
    Holocaustleugnung und Menschenrechte mit dem eigentlichen Kernthema, der Kriegsgefahr in der Region, zu verquicken, geht gar nicht. Menschenrechte kann eine Bundeskanzlerin bei einem Staatsbesuch dezent ansprechen, aber als zumindest offiziell gewählter Regierungschef eines souveränen Staates würde ich mir das von einem Journalisten verbitten. Zumal wir bei Partnern wie China oder den USA da wirklich deutlich schmerzfreier sind. Unvorstellbar, dass der Leiter des ARD-Studios in Washington Herrn Obama in einem Exklusivinterview bezüglich der unsäglichen Praxis der Todesstrafe in den USA auf den Zahn fühlen dürfte. Bzw., dass er seinen Posten danach noch länger als 24 Stunden innehätte.

    Das Letztere ist reine Spekulation, aber an dieser Stelle muß ich Herrn Kleber noch mal verteidigen.
    1. hat er die Holocaustfrage nicht angesprochen und
    2. Wie kommen Sie dazu, Ihm das Fragerecht bzgl. Menschenrechte abzusprechen?
    Das eine Frage „bezüglich der unsäglichen Praxis der Todesstrafe in den USA“ an Obama den Adressaten genauso viel betrifft, wie jeden US-Bürger, geht aus dem von Herrn Frank Nagel verlinktem Beitrag hervor.
    Apropos Todesstrafe, im Iran werden Schwule an Baukränen aufgehenkt.
    Dazu ist Ihnen im Kontext der Diskussion nichts eingefallen.

  7. Wer neokolonalistische Politik verteidigen muss, weil er durch geschickte Fragen des Präsidenten sich als deren Verfechter offenbaren musste, sieht so alt aus wie Kleber. Das Interview war auch unter dem Gesichtspunkt der Selbstbestimmung der Völker und der gleichen Rechte für alle interessant.

  8. Scheffsky :
    Wer neokolonalistische Politik verteidigen muss, weil er durch geschickte Fragen des Präsidenten sich als deren Verfechter offenbaren musste, sieht so alt aus wie Kleber. Das Interview war auch unter dem Gesichtspunkt … der gleichen Rechte für alle interessant.

    Wenn Sie mit dem Letzteren Staaten meinen, dann könnten Sie ja Herrn A. mal fragen, warum er Israel (O-Ton Ahmedinedschad (7min00):„Die sind niemals Herrscher dieses Landes gewesen.“) indirekt das Existenzrecht abspricht.
    Falls Sie Menschen meinten, wäre dazu die Meinung von iranischen Schwulen oder von Muslims, welche den Glauben wechseln, interessant.

    Kleber ging es um die atomare Aufrüstung des Iran, wie man an seinen Fragen ablesen kann und seine Fragerei war alles andere als geschickt, wie hier im Blog und anderenorts einhellig festgestellt wurde.
    Was hat das mit Neokolonialismus zu tun?
    Aber das Thema Neokolonialismus im Zusammenhang mit Iran hat eine gewisse Berechtigung, wenn man an die Bewaffnung und Unterstützung der Hisbollah im Libanon denkt.

  9. Ja, der Artikel „Iran-Unterhändler: Wir stehen kurz vor der Bombe“ ist mal ganz interessant, obwohl er letztlich aber auch nur feststellt: Wir wissen nichts. Was ich mich gerade frage: Könnte Iran aber eine A-Bombe auch tatsächlich über Israel einsetzen? Welcher Radius würde dadurch zerstört bzw. kontaminiert? Und da Iran doch immer so auf das Recht der Palästinenser pocht: Mit einer solchen Bombe würde man die genauso schädigen und „ihr“ Land endgültig unbewohnbarer machen. Also: Wem würde das eigentlich nutzen?

    Das Gedicht von Grass wird heute schon den ganzen Tag im Netz diskutiert. Ich hatte es heute früh durchgelesen und gedacht: Muss man wichtige Dinge so verschwurbelt formulieren? Kann man nicht mit wenigen klaren Worten sagen, worauf man hinaus will? Aber gut, andererseits hat Grass ja prinzipiell Recht, auch wenn er stellenweise übertreibt: Das iranische Volk würde zwar geschädigt, aber nicht „ausgelöscht“. Deutschland soll „Zulieferer eines Verbrechens“ sein nur wegen des U-Bootes? Die Szenarien sehen eigentlich israelische Angriffe mit Flugzeugen auf die iranischen Anlagen vor. Aber ansonsten hat Grass völlig Recht.

    Broders Reaktion hatte ich auch gelesen. Sie ist ebenfalls übertrieben (das geht schon mit der lustigen, aber trotzdem oberflächlichen Überschrift los). Broders bald folgende Anspielung auf Grass‘ Zeit bei der Waffen-SS hat mit diesem Thema gar nichts zu tun und ist ein billiger Trick, Grass zu diffamieren. „Grass hat schon immer zu Größenwahn geneigt …“ – wo denn? Er hat ein paar gute Bücher geschrieben (einige davon habe ich gelesen). Größenwahn kann man Broder ganz genauso unterstellen (aber auch er hat ein paar gute Sachen geschrieben). Und selbst wenn: Wenn ein paar einfache Wahrheiten doch einfach mal gesagt werden müssen, dann ist es doch egal, ob das von Max Mustermann, von mir oder von G. Grass getan wird. Den Rest lasse ich jetzt mal, ich habe heute schon den ganzen Tag sämtliche News weggeklickt, die zu dem Thema kamen.

  10. Des Dichters letzte Tinte

    Frank : Das Gedicht von Grass wird heute schon den ganzen Tag im Netz diskutiert. … Die Szenarien sehen eigentlich israelische Angriffe mit Flugzeugen auf die iranischen Anlagen vor. Aber ansonsten hat Grass völlig Recht.

    Die in den Medien diskutierten Szenarien sehen den Einsatz von bunkerbrechenden Waffen vor. Ähnliche Angriffe hat Israel schon durchgeführt : 1981 im Irak und 2007 in Syrien.
    Grass unterstellt einen atomaren Erstschlag:

    Grass : Warum schweige ich, verschweige zu lange,
    was offensichtlich ist und in Planspielen
    geübt wurde, an deren Ende als Überlebende
    wir allenfalls Fußnoten sind.
    Es ist das behauptete Recht auf den Erstschlag,…

    auch wenn er das Adjektiv vermeidet.
    Wo hat er also völlig Recht?

    Frank :Broders Reaktion hatte ich auch gelesen. Sie ist ebenfalls übertrieben (das geht schon mit der lustigen, aber trotzdem oberflächlichen Überschrift los). Broders bald folgende Anspielung auf Grass’ Zeit bei der Waffen-SS hat mit diesem Thema gar nichts zu tun und ist ein billiger Trick, Grass zu diffamieren. “Grass hat schon immer zu Größenwahn geneigt …” – wo denn?

    Na zumindest heute 20h00 in der ARD, als er sich selbst mit seinem Prosagedicht in eine Traditionslinie mit Walter von der Vogelweide und Goethe stellte.
    Der Literaturkritiker Denis Scheck urteilt übrigens in der gleichen Sendung, obwohl er inhaltlich nicht mit Grass übereinstimmt, in etwa :

    D. Scheck : … ein toller Tag für die deutsche Literatur …- …daß ein Gedicht im 21.Jahrhundert solch eine Wirkung auslösen kann, finde ich hervorragend!

    Was, wenn Grass seine Unterstellungen in knochentrockener Prosa, geschrieben mit des Dichters letzter Tinte, gebracht hätte?
    Ansonst machen Sie hier etwas, was Sie mir mal vorgeworfen haben : Das Aufmachen von Nebenlinien, Sie kritisieren den Kritiker. Dabei „diffamiert“ Broder ganz konkret mit dieser Äußerung

    Grass : „Der Wahnsinn und die Verbrechen äußerten sich nicht nur im Holocaust und hörten nicht mit dem Kriegsende auf. Von acht Millionen deutschen Soldaten, die von den Russen gefangen genommen wurden, haben vielleicht zwei Millionen überlebt. Der Rest wurde liquidiert.“

    Was die SS-Zugehörigkeit des Dichters betrifft, geht Tilman Krause mit Grass härter in´s Gericht.
    Hier noch ein paar Stimmen zum Grass-Gedicht.
    I.Ü. stehen Sie mit Ihrer Haltung ziemlich alleine da, abgesehen von linken Meinungen in obiger Sammlung.
    Deutlich ist die Aussage von Ralph Giordano

    Giordano : Selten hat mich etwas so erschüttert, wie Günter Grass’ einseitige Anklage gegen Israel “Was gesagt werden muß” – eine hanebüchene Schwerpunktverlagerung der Verantwortung für Krieg und Frieden in der Nahostregion. Israel – der Weltfeind Nr. 1?

    Günter Grass’ Poem ist ein Anschlag auf Israels Existenz.

    Ich meine, jeder hat verstanden, worauf Grass hinauswollte. ( Die Sucht nach Publicity, welche man ihm anhand der zeitgleichen Veröffentlichung in drei großen Tageszeitungen nachsagt, lasse ich mal außen vor.)
    Wenn Sie der Meinung sind, „wichtige Dinge“ und „einfache Wahrheiten“

    Frank : Muss man wichtige Dinge so verschwurbelt formulieren? Kann man nicht mit wenigen klaren Worten sagen, worauf man hinaus will? Aber gut, andererseits hat Grass ja prinzipiell Recht, … Wenn ein paar einfache Wahrheiten doch einfach mal gesagt werden müssen, dann ist es doch egal, ob das von Max Mustermann, von mir oder von G. Grass getan wird. …

    sollten „doch einfach mal gesagt werden“, am besten unverschwurbelt, dann bin ich auf Ihre Ausführungen gespannt.
    Hervorhebungen von mir.

  11. (…) dann bin ich auf Ihre Ausführungen gespannt (…)

    Die wird es wahrscheinlich nicht geben. Ich bin eine Woche im Urlaub 🙂

  12. Na, wobei … ich fahre ja erst morgen. Zum Thema „Aufmachen von Nebenlinien“: Wer hat denn hier das Thema Grass/Broder zuerst erwähnt 😉 ? Darüber müssen wir uns nun aber nicht streiten, denn das Thema gehört schon zur aktuellen Entwicklung des Themas Iran/Israel. Und warum sollte man den Grass-Kritiker Broder nicht kritisieren dürfen, wenn es doch Gründe dafür gibt? Ich stehe mit meiner Meinung auch gar nicht so allein da – fast überall im Netz zeichnet sich das Bild ab, dass die etablierten Journalisten Grass kritisieren, während die Leser in den Kommentaren mit deutlicher Mehrheit auf Grass‘ Seite stehen. Häufig kommt da auch die Meinung, es sei beängstigend, wie geschlossen die Medien auf diesen einen Menschen einschlagen, der doch immerhin die Wahrheit sagt.

    Zu dem oben erwähnten Grass-Zitat, woran Broder sich hochzieht – da sollte man durchaus den kompletten Text lesen. Leider existiert er nur auf hebräisch, aber zumindest im Kontext mit den nächsten Sätzen klingt das nicht so schrecklich:

    „Aber der Wahnsinn und die Verbrechen fanden nicht nur ihren Ausdruck im Holocaust und hörten nicht mit dem Kriegsende auf. Von acht Millionen deutschen Soldaten, die von den Russen gefangen genommen wurden, haben vielleicht zwei Millionen überlebt, und der ganze Rest wurde liquidiert. Es gab 14 Millionen Flüchtlinge in Deutschland, das halbe Land ging direkt von der Nazityrannei in die kommunistische Tyrannei. Ich sage das nicht, um das Gewicht der Verbrechen gegen die Juden zu vermindern, aber der Holocaust war nicht das einzige Verbrechen. Wir tragen die Verantwortung für die Verbrechen der Nazis, aber ihre Verbrechen fügten auch den Deutschen schlimme Katastrophen zu, und so wurden sie zu Opfern.“

    http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,784170,00.html

    Leute, die in dieser Erwähnung einer (falschen) Zahl einen Vergleich mit der geringeren Zahl ermordeter Juden und damit eine Holocaustverharmlosung sehen wollen, können das natürlich machen. Und die Berufs-Anti-Antisemiten haben das damals ja auch sofort gewohnt reflexartig getan, wie Broder es momentan wieder macht. Und wenn Broder dieses Zitat als Kritikpunkt anführt, ist das dieselbe Masche, wie mit dem Kritikpunkt „Grass und die Waffen-SS“: Hauptsache irgendwelche Kritikpunkte an Grass finden – egal, wie wenig die eigentlich mit dem aktuellen Thema Israel/Iran zu tun haben. Und dann auf Grass‘ Äußerung zu genau diesem Thema möglichst wenig sagen. Also: Immer schön vom Thema ablenken!

    Umgekehrt könnte man Broder vorwerfen, dass er ja mal als Redakteur für ein Sexmagazin gearbeitet hat. Hat zwar nichts mit der aktuellen Debatte zu tun, klingt aber schön vorwurfsvoll. Und es wäre Kritik nach seinem eigenen Prinzip.

    Interessant ist auch: Wenn Grass nicht ausgerechnet Deutscher, sondern Franzose, Brite (…) wäre und ein vergleichbares Gedicht geschrieben hätte, würde keiner ein Problem sehen. Und wenn nicht ausgerechnet Israel Pläne hätte, Anlagen in einem fremden Land zu bombardieren, sondern wenn das beispielsweise die Türkei, Griechenland oder (…) vorhätte, dann würde auch keiner ein Problem darin sehen, das zu kritisieren. Seltsam …

    Kollege Michael Winkler hat sich Herrn Broder gewidmet: http://pirat-micha.blogage.de/de/entries/2012/4/5/Henryk-M-Broder-durchgeknallt

  13. getroffene Hunde bellen und man könnte (bzw. sollte wie Herr Grass das richtig gesagt hat) spekulieren, ob Israel (besser die israelische Regierung) nicht doch etwas sehr Unkluges im Schilde führt und das auch noch öffentlich breittritt.
    Offensichtlich fühlen die sich eher ‚unverwundbar‘
    als ‚zerbrechlich‘ & ‚gefährdet‘.
    Die Macht einer A-Bombe muss schon sehr verlockend sein.
    Einfach mal ‚fett‘ Rache nehmen

  14. Kritik an den Kritikern – es gäbe viel zu tun

    Michael : Wenn Sie der Meinung sind, „wichtige Dinge“ und „einfache Wahrheiten“

    Frank : Muss man wichtige Dinge so verschwurbelt formulieren? Kann man nicht mit wenigen klaren Worten sagen, worauf man hinaus will? Aber gut, andererseits hat Grass ja prinzipiell Recht, … Wenn ein paar einfache Wahrheiten doch einfach mal gesagt werden müssen, dann ist es doch egal, ob das von Max Mustermann, von mir oder von G. Grass getan wird. …

    sollten „doch einfach mal gesagt werden“, am besten unverschwurbelt, dann bin ich auf Ihre Ausführungen gespannt.

    Frank :Die wird es wahrscheinlich nicht geben. Ich bin eine Woche im Urlaub

    Aber das hat doch Zeit. Da Sie sich hier in eine Reihe mit Grass stellen, was wichtige Dinge usw. betrifft, kann ich warten.

    Frank : … “Aufmachen von Nebenlinien”: Wer hat denn hier das Thema Grass/Broder zuerst erwähnt ? Darüber müssen wir uns nun aber nicht streiten, denn das Thema gehört schon zur aktuellen Entwicklung des Themas Iran/Israel.

    Richtig. Anstelle von Broders Beitrag hätte auch dieser oder jener stehen können. Wenn Sie also Grass mit Kritik am Kritiker verteidigen wollen, hätten Sie viel zu tun.

    Frank : Und warum sollte man den Grass-Kritiker Broder nicht kritisieren dürfen, wenn es doch Gründe dafür gibt? Ich stehe mit meiner Meinung auch gar nicht so allein da – fast überall im Netz zeichnet sich das Bild ab, dass die etablierten Journalisten Grass kritisieren, während die Leser in den Kommentaren mit deutlicher Mehrheit auf Grass’ Seite stehen. Häufig kommt da auch die Meinung, es sei beängstigend, wie geschlossen die Medien auf diesen einen Menschen einschlagen, der doch immerhin die Wahrheit sagt.

    Was man so Wahrheiten nennt.
    Halten wir uns an die Fakten :
    – Israel hat den Atomwaffen-Sperrvertrag nicht unterschrieben und noch nie mit dem Einsatz dieser Waffe gedroht.
    – Der Iran hat unterschrieben, behindert aber massiv entsprechende Kontrollen.
    – Spaltbares Material zum Betrieb seines AKW könnte der Iran aus Russland beziehen, beschäftigt sich aber mit der Uran-Anreicherung.
    – Irans Führung leugnet den Holocaust und bedroht den Staat Israel mit der Auslöschung.
    Ich weiß, beim Letzteren handelt es sich um „Übersetzungsfehler“, aber die Häufung solcher Fehler ergibt auch ein Bild.

    Frank : Leute, die in dieser Erwähnung einer (falschen) Zahl einen Vergleich mit der geringeren Zahl ermordeter Juden und damit eine Holocaustverharmlosung sehen wollen, können das natürlich machen. Und die Berufs-Anti-Antisemiten haben das damals ja auch sofort gewohnt reflexartig getan, wie Broder es momentan wieder macht. Und wenn Broder dieses Zitat als Kritikpunkt anführt, ist das dieselbe Masche, wie mit dem Kritikpunkt “Grass und die Waffen-SS”: Hauptsache irgendwelche Kritikpunkte an Grass finden – egal, wie wenig die eigentlich mit dem aktuellen Thema Israel/Iran zu tun haben. Und dann auf Grass’ Äußerung zu genau diesem Thema möglichst wenig sagen. Also: Immer schön vom Thema ablenken!

    Man möchte meinen, Sie haben den Broder-Beitrag gar nicht richtig gelesen. Genau 2x erwähnt er die SS-Mitgliedschaft, der große Rest gilt der Kritik am Inhalt des Gedichtes.
    Was die Erwähnung einer (falschen) Zahl betrifft : Aus 3 Mio Gefangenen macht er 8 und aus 1,1Mio Toten 6.
    Ansonst aber testieren Sie Grass das Aussprechen von Wahrheiten. Na ja …
    Da es hier um Tote und Broders Kritik geht, fällt mir was ein: Broders Deutschland-Safari, zu Besuch bei alten SED-Leuten, ab 05min50.
    Die Zahl der Mauertoten ist umstritten und ungewiß, auch Dank dieser gezeigten Typen. Broder erwähnte keine Zahl, sondern fragte nur nach deren Meinung zum letzten Mauertoten. Die Antwort war eine Gleichsetzung mit toten S-Bahn-Surfern. Broder war sprachlos, Sie fanden das damals völlig okay.

    Frank : Kollege Michael Winkler hat sich Herrn Broder gewidmet: http://pirat-micha.blogage.de/de/entries/2012/4/5/Henryk-M-Broder-durchgeknallt

    Ach ja, MW macht da weiter, wo Sie aufgehört haben.
    Seine Recherche und Beitrag zu „Broder – durchgeknallt“ ist aber interessant bis amüsant : Die Figuren, mit denen er sich befaßt, stehen gar nicht gut da. Die Vagina-Story kannte ich nicht.
    Lustig wird es, wenn er Broders Äußerung zu den ultra-orthodoxen Juden in Israel anführen:

    Broder : Aber es ist doch verrückt, daß sich die Mehrheit der Vernünftigen nicht gegen die durchgeknallte Minderheit durchsetzen kann, sondern daß diese das Leben immer stärker prägt.

    Empfindet er Sympathie für diese Typen? Gibt es da eine ungeahnte Partnerschaft?
    Broder setzt seine Polemik auf Fakten. Und er lebt u.a. von Durchgeknallten und Leuten die ihn nicht mögen, wie Michael Winkler so schön recherchiert hat.

  15. @ Michael: Es ist nicht sehr übersichtlich, hier mit endlosen „Zitat vom Zitat vom Zitat“ Unterverschachtelungen zu kommen. Ich musste jetzt erst einmal dechiffrieren, worum es geht. Bei der Gelegenheit: Worum geht es Ihnen eigentlich?

    „Israel hat den Atomwaffen-Sperrvertrag nicht unterschrieben und noch nie mit dem Einsatz dieser Waffe gedroht.“

    Mit so einer Einsatzdrohung würden sie ja auch erstmalig zugeben (was alle wissen), dass sie überhaupt A-Waffen besitzen. Warten wir es mal ab, womit Israel die iranischen Atom-Anlagen dann bombardiert. Da Israel anscheinend keine nicht-atomaren bunkerbrechenden Waffen hat, bleibt nicht viel als Alternative. Ich hoffe, dass es nicht dazu kommt.

    „Der Iran hat unterschrieben, behindert aber massiv entsprechende Kontrollen.“

    Naja: Hat lange Zeit Kontrollen zugelassen und Irans Präsident hat im Kleber-Interview erklärt, warum sie das nicht mehr tun

    „Irans Führung leugnet den Holocaust“

    Stimmt so nicht, aber das Thema kam hier schon.

    „und bedroht den Staat Israel mit der Auslöschung.“

    Stimmt so nicht, aber auch das Thema kam hier schon.

    „Man möchte meinen, Sie haben den Broder-Beitrag gar nicht richtig gelesen.“

    Müsste ich tatsächlich nicht, habe ich aber.

    „Genau 2x erwähnt er die SS-Mitgliedschaft,“

    Schlimm genug, aber das Thema kam hier schon.

    „der große Rest gilt der Kritik am Inhalt des Gedichtes.“

    Sachlich widerlegt hat er Grass‘ Kernaussage nicht.

    Da es hier um Tote und Broders Kritik geht, fällt mir was ein: Broders Deutschland-Safari, zu Besuch bei alten SED-Leuten …

    Völlig uninteressant im vorliegenden Thema. Die „Deutschland-Safari“ ist sowieso bestenfalls ein Beispiel dafür, dass Broder auch mal ganz schönen Mist absondert. Statt immer nur Broder zu erwähnen, hier mal ein paar Stimmen zu dem Thema von intelligenten Leuten, die nicht an so viel Selbstüberschätzung leiden wie er (es sind sogar Juden mit darunter):
    http://www.hintergrund.de/201204062011/feuilleton/zeitfragen/was-auch-noch-gesagt-werden-muss.html

  16. Richtig. Anstelle von Broders Beitrag hätte auch dieser oder jener stehen können.

    Ha. Hahahaha.
    Zunächst mal zum jenen: http://flatworld.welt.de/uber-den-autor/

    Das gleiche Spiel wie beim ‚Tel Aviv-Link‘ zum Interview selbst. Michael ist outnumbered & outgunned. Was soll das eigentlich ? Halten Sie alle Menschen um Sie herum für komplett ‚dumm‘ ? Des Lesens, Schreibens und Denkens für nicht mächtig ?

    Schlimmer noch, für nicht eigenständig und unabhängig ?

    Schleppen Sie mir mal 10 ‚Nahost-Experten‘ die ihre besseren ‚Sprachreisen‘ im Gazastreifen unternommen haben; wenn mehr als 50% diese Meinung bestätigen, bin ich gewillt dem Ganzen mehr Glauben zu schenken.

    Nun zum ‚jenen‘:

    VERNÜNFTIGE GEDANKEN VON GOTT

    Jo. Das ist der Titel der Seite. Geht´s eigentlich noch ? 🙂

    rofl

  17. @ Michael

    Zu deinen Sätzen „Broder erwähnte keine Zahl, sondern fragte nur nach deren Meinung zum letzten Mauertoten. Die Antwort war eine Gleichsetzung mit toten S-Bahn-Surfern. Broder war sprachlos, Sie [Frank, Anm. M.W.] fanden das damals völlig okay.“
    Frank meinte (m.E.), dass die Sprachlosigkeit Broders okay gewesen sei bzw. dass man auf so etwas auch gar nichts sagen kann. Was soll man auch auf so einen Vergleich antworten?
    Bestenfalls kann man diese Typen auslachen, doch das würde im Fernsehen wieder völlig schräg rüberkommen und missverständlich wirken. Ich denke, dass man mit Schweigen an dieser Stelle, den größten Mitdenkeffekt erzeugt … egal, ob gewollt oder ungewollt.
    Allgemein sollte man mit seltsamen Meinungen leben lernen und dass man manchmal am besten nichts sagt, sondern einfach die Worte wirken lässt 😉

    Das Dumme ist ja, dass der Stasi-Mann mit „Todeskick“ ja nicht mal so Unrecht hatte (hab den Beitrag nicht gesehen). Wer über die Mauer flüchten wollte, der wusste, dass es gefährlich ist und dass dort geschossen wird. Ich denke, es war für jene Menschen eine Entscheidung zwischen „auf Ausreiseantrag warten und diverse Schikanen durchleben“ oder „Versuch es, wird schon klappen (schiefgehen)“.
    Dass viele Stasi-Leute ihre Arbeiten rechtfertigen ist verständlich, ebenso Mauerschützen … da gab es innerlich wenig Aufarbeitung. Ich warte da auch nicht drauf … es täte sicher allen besser, doch was nicht ist, ist eben nicht.

    Übrigens, Michael … sind Sie jener Michael, der bei dem Broder-Artikel auf meinem Blog schon zweimal leere Einträge hinterlassen hat? … nur so ne Nachfrage am Rande.

    @ Broder
    Ich habe mich, glaube ich, bewusst nicht direkt zu dem Gedicht von Grass geäußert. Dazu fehlt mir der Einstieg … ich fand den Link zu der Seite von „HIntergrund“ hilfreich – danke, Frank.
    Prinzipiell bin ich erstaunt gewesen, wie wenig mich die ganze Debatte angehoben hat … bzw. mich hat sie nicht wirklich verwundert. Ich habe allerdings versucht, mich auf andere Stimmen zu konzentrieren – u.a. Klaus Staeck und Denis Scheck … weil mir die Antisemitismus-Schiene „auf den Wecker“ geht. Sooft wie das Wort in den letzten Tagen wieder gefallen ist, weiß bald keiner mehr, was Antisemitismus eigentlich ist.
    Und Broder ist eben für mich der Anti-Antisemit schlechthin … ehrlich gesagt, bin ich gerade daran, Broder verstehen zu lernen bzw. es zu versuchen. Man sollte sich mit ihm auseinandersetzen, das ist mir mittlerweile klar geworden. Broder braucht m.E: das Feindbild „Antisemit“, er lebt davon – wie es scheint.

    Warum ich soviel über Broder schreibe, hat einen einfachen Grund. Manche Menschen können, wenn man erstmal durchschaut hat, wie sie ticken, einen ganzen Phänotypen erklären bzw. zu einem Großteil.
    Das fiel mir bei den „größten linken Antikapitalisten“ auf, das versuche ich bei Broder zu verstehen …

    Denn letztlich ist das Thema ja fast sekundär … doch bei vielen Themen bestimmen die Meinungen von 10-20 Personen die Denke von 10 Millionen (je nachdem wieviele Zeitung lesen oder Nachrichten schauen/hören). Und Broder hat eine gewisse mediale Wirkung, weit mehr als andere – gerade weil er so polemisch ist UND intelligent dazu.

  18. Hallo „Anonymous“, dein Kommentar lag im Spam-Ordner, wo ich ihn beinahe mit gelöscht hätte. Das war schon gelegentlich mit Deinen Kommentaren so – ich kann nicht garantieren, dass ich die immer bemerke. Schreib‘ doch mal einfach irgendeinen Namen in das betreffende Feld. Er muss ja nicht stimmen, genau wie eine mit anzugebende Mail-Adresse. Aber die Filterroutinen bewerten das dann auch nicht so schnell als Spam.

    Ich ändere das jetzt mal in meinen Blog-Einstellungen, dass ein Name erforderlich ist.

  19. @ Michael Winkler :

    Michael Winkler :Zu deinen Sätzen “Broder erwähnte keine Zahl, sondern fragte nur nach deren Meinung zum letzten Mauertoten. Die Antwort war eine Gleichsetzung mit toten S-Bahn-Surfern. Broder war sprachlos, Sie [Frank, Anm. M.W.] fanden das damals völlig okay.”
    Frank meinte (m.E.), dass die Sprachlosigkeit Broders okay gewesen sei bzw. dass man auf so etwas auch gar nichts sagen kann. Was soll man auch auf so einen Vergleich antworten?
    Bestenfalls kann man diese Typen auslachen, …

    Was Frank meinte, könnte er ja selber schreiben.

    Michael Winkler : Das Dumme ist ja, dass der Stasi-Mann mit “Todeskick” ja nicht mal so Unrecht hatte (hab den Beitrag nicht gesehen). Wer über die Mauer flüchten wollte, der wusste, dass es gefährlich ist und dass dort geschossen wird. …

    Die Hervorhebung ist von mir.
    Ja, daß ist wirklich das Dumme, daß dort geschossen wurde. (Ironie aus)
    Ansonst fehlt nur noch, daß Sie Margot Honecker zitieren. In etwa : Da musste man ja nicht hingehen …
    Schauen Sie sich den Beitrag mal an, dann verstehen Sie vielleicht, daß man diese Gespenster zu diesem Thema nicht auslachen kann
    Und muß ich hier wirklich erklären, daß die S-Bahn-Surfer ihr Leben für einen Kick wegwerfen, die Mauertoten das ihre für die Sehnsucht nach Freiheit gaben. Die Freiheit, welche heute zum Glück so selbstverständlich ist, daß man z.B. zum Urlauben nach Schottland fahren kann.
    (Ja ich weiß, es gab auch Wirtschaftsflüchtlinge).

    Michael Winkler : Übrigens, Michael … sind Sie jener Michael, der bei dem Broder-Artikel auf meinem Blog schon zweimal leere Einträge hinterlassen hat? … nur so ne Nachfrage am Rande.

    Ja, konnte bei Ihnen keinen Treffe landen. Was ich sagen wollte, steht hier im Blog.

  20. @ Frank

    Frank : Es ist nicht sehr übersichtlich, hier mit endlosen „Zitat vom Zitat … Bei der Gelegenheit: Worum geht es Ihnen eigentlich?

    Darum :

    Frank :Wenn ein paar einfache Wahrheiten doch einfach mal gesagt werden müssen, dann ist es doch egal, ob das von Max Mustermann, von mir oder von G. Grass getan wird. …

    Na ja, inzwischen ist wohl fast alles gesagt.

    „Israel hat den Atomwaffen-Sperrvertrag nicht unterschrieben und noch nie mit dem Einsatz dieser Waffe gedroht.“
    Frank : Mit so einer Einsatzdrohung würden sie ja auch erstmalig zugeben (was alle wissen), dass sie überhaupt A-Waffen besitzen. Warten wir es mal ab, womit Israel die iranischen Atom-Anlagen dann bombardiert. Da Israel anscheinend keine nicht-atomaren bunkerbrechenden Waffen hat, bleibt nicht viel als Alternative. Ich hoffe, dass es nicht dazu kommt.

    Ich ebenfalls. Aber laut Grass gibt es diese Einsatz-Drohung.

    „Irans Führung leugnet den Holocaust“
    Stimmt so nicht, aber das Thema kam hier schon.
    „und bedroht den Staat Israel mit der Auslöschung.“
    Stimmt so nicht, aber auch das Thema kam hier schon.

    Ach ja, die Übersetzungsfehler … Aber da wären ja noch die netten Nachbarn Israels, deren Punkte 6, 7 und 13 ihrer Charta sind wirklich lesenswert.

    “Genau 2x erwähnt er die SS-Mitgliedschaft,”
    Schlimm genug, aber das Thema kam hier schon.

    Schlimm ist sein langes Schweigen dazu, wobei er doch gleichzeitig immer moralisierte. Hier ist noch eine Geschichte.

    “der große Rest gilt der Kritik am Inhalt des Gedichtes.”
    Sachlich widerlegt hat er Grass‘ Kernaussage nicht.

    Die Kernaussage von Grass ist ja wohl : Israel plant einen atomaren Erstschlag, die Auslöschung Irans und gefährdet überhaupt den Weltfrieden.
    Wie soll man diese Ungeheuerlichkeiten widerlegen? Da geht nur scharfe Kritik!

    Frank :… Statt immer nur Broder zu erwähnen, hier mal ein paar Stimmen zu dem Thema von intelligenten Leuten, die nicht an so viel Selbstüberschätzung leiden wie er (es sind sogar Juden mit darunter):
    http://www.hintergrund.de/201204062011/feuilleton/zeitfragen/was-auch-noch-gesagt-werden-muss.html

    Na wenn sogar Juden darunter sind ! Habe mir die Sammlung angesehen. Über ein paar habe ich recherchiert, weil mir die Namen schon mal untergekommen sind.
    An Broder kommt man da nicht vorbei, das Ergebnis war interessant bis amüsant.
    Intelligent sind sie wohl alle, aber auch immer klug ?
    Norman Paech – siehe Wikipedia. Knallrot und bekennender Israel-Gegner.
    Moshe Zuckermann sieht die Ursachen und Verantwortung für die Probleme Palästina-Israel allein bei Israel, kein Kommentar weiter.
    NOAM CHOMSKY :

    Die Figur des Israel und sich selbst hassenden Juden ist unter den Linken in den USA weit verbreitet, doch Chomsky hat noch einen extra Joker, noch einen im Sack: er flirtet gerne mit Holocaustleugnern.

    Zu Krippendorf fand ich diesen Spiegel-Artikel, noch ein echter Broder :

    Spiegel : Der Politologe Ekkehart Krippendorff nahm einen Aufsatz über Mahatma Gandhi und Martin Buber zum Anlaß, um darzulegen, wie das Dritte Reich aus den Angeln hätte gehoben werden können – nämlich durch passiven Widerstand der Juden gegen die Nazis: „Man stelle sich dieses Szenario vor: Kein deutscher Jude folgt den diskriminierenden Anordnungen der deutschen Behörden (Judenstern, getrennte Parkbänke, beschränkte Einkaufszeiten usw.) – wären sie gegenüber Hunderttausenden durchsetzbar gewesen?. . . Oder man stelle sich vor, die Kolonnen der Hunderte und Tausende auf dem Weg zu den Güterbahnhöfen hätten sich schlicht hingesetzt, ,Sitzstreik“ nennen wir das heute – hätten Polizei, SA, Wehrmacht und SS es gewagt, im Angesicht aller deutschen Zuschauer diese Menschen jeden Alters und Geschlechts zusammenzuschlagen und sie Körper für Körper, widerstandslos und doch mächtig, auf Lastwagen zu verfrachten? . . . Die Spekulation ist zumindest legitim, sich zu fragen, ob das Regime nicht an einem solchen massiven passiven Widerstand selbst zerbrochen wäre.“
    Ja doch, die Spekulation ist legitim und die Antwort auch: Wer sich so was fragt, ist ein Vollidiot, der vom Wesen totalitärer Herrschaft gerade so viel versteht, daß es zu einer Professur am Otto-Suhr-Institut reicht. Was bleibt, ist die bizarre Unterstellung, das NS-Regime ist deswegen nicht zusammengebrochen, weil die Juden keinen Sitzstreik an der Verladerampe veranstaltet haben.

    Heute Abend (Donnerstag) werde ich noch mal Illner gucken. Mal sehen, was Friedmann und Scholl-Latour zu sagen haben.
    Dann sollte es aber reichen.

  21. @ Michael
    Mauertote, Beitrag etc. …
    Entweder Sie haben mich unbewusst oder bewusst nicht verstanden bzw. verstehen wollen.
    Ich wollte nicht das Argument der Stasi-Leute wiederholen, sondern auf den Punkt zu sprechen kommen, dass jeder, der über die Mauer „in den Westen“ wollte, wusste, dass dort geschossen wird, ob nun manuell oder per Selbstschussanlage.
    Und ehe Sie sich wieder im Satzauseinandernehmen und Sinnverzerren üben, lieber Namensvetter, folgendes:
    1. Nein, ich rechtfertige weder die Mauer noch den Schussbefehl … doch beides gab es.
    2. Wer sich in Kenntnis dessen über die Mauer traute, der wusste entweder nichts vom Schussbefehl (kann durchaus auch sein) oder dachte sich, dass er es auch so schafft – was es ja auch gab.
    Ich weiß, Sie springen gleich wieder hoch, doch es über die Mauer versucht zu haben, ist für mich ein bisschen wie Russisch Roulette. Meinethalben können wir es auch Vabanque-Spiel nennen. In diesem Fall ging es um Leben oder Tod …
    3. Und ja, wer einen Ausreiseantrag gestellt hatte, hatte es spätestens ab dann schwer, da es zu diversen Schikanen kam (ja, kenne ich alles nur vom Hörensagen/Lesen, doch ich kann es mir bildlich vorstellen) … insofern, weil sich manche Ausreisewillige diesen Schikanen nicht aussetzen wollten, haben sie es über die Mauer versucht … und jetzt können Sie wieder bei Punkt 1. beginnen.

    So, und jetzt können Sie gern meinen Beitrag auseinander nehmen und sinnverzerren … verzugsweise rate ich, dies bei den Worten Spiel, Russisch Roulette oder „meinethalben“ tun. Sie kriegen das schon hin, Michael – ich zähle da auf Sie.

    @ Frank & Michael
    Sorry, Frank, dass ich mir angemaßt hatte, einen Satz von dir aus meiner Sicht zu „erklären“ … ich dachte, dass Michael den Sinn bzw. die Bedeutung vielleicht eher verstehen würde, wenn es eine dritte Person aus ihrer Sicht noch einmal darlegt.
    Naja, war wohl ein Anflug von Helfersyndrom 😉 .. Smiley nur an Frank – ich weiß, dass Sie keine mögen, Michael

    @ nochmal an Michael
    Danke, dass Sie so ehrlich waren zwecks leerer Kommentare auf meinem Blog … den Rest können Sie ja dort nachlesen. Ende der Durchsage.

    Last but not least … ich würde es für sinnvoll erachten, wenn Sie selbst auch einen Blog hätten … dann könnten Sie dort all das schreiben, was Sie sonst noch sagen wollen und was nicht in Kommentare passt … und – sieh an, sieh an – Sie könnten dort auch mal ihre eigenen Sätze auseinandernehmen, meinetwegen im Selbstgespräch à la „Michael kommentiert Michael“. Wäre das nicht ein Wahnsinnsunternehmen??
    Viel Erfolg dabei … wie gesagt, ich zähl auf Sie … Ihr Name ist (mir) eine Verpflichtung :)*

    * Regen Sie sich jetzt mehr über den Smiley oder über den Text davor auf?

    @ Thema „Broder“
    Ich bin mittlerweile der Meinung, dass es sehr schwer ist, auch nach 1945 als Jude in Deutschland zu leben. Entweder man trifft die Ewiggestrigen und latenten/offenen Antisemiten und/oder verfällt in eine Paranoia – ansatzweise sehe ich beides bei Broder. Er ist hochintelligent, doch weiß auch dass er sozusagen Kapital aus der Tatsache schlagen kann, dass er Jude ist – wer diesen Satzteil als antisemitisch lesen will, der kann das tun. Es gibt Hunderte andere Juden, die nicht sofort „Antisemitismus“ rufen und dennoch keine Angsthasen sind oder sich nicht trauen … sie haben einen anderen Zugang dazu, würde ich meinen.

    Bei Broder (ebenso Friedman) fällt das Wort „antisemitisch“ derart häufig, dass es auffällt.

    Ich habe das in den letzten Tagen mal mit meinem Stottern verglichen. Es gab keinen Holocaust an Stotternden im 3. Reich, doch als unwertes Leben wurden sie durchaus eingestuft – einige wurden sicher bei diversen Forschungen benutzt (gibt nicht so viel Forschungen darüber bzw.- ich habe sie noch nicht gefunden).
    Was ich selbst in meiner Kindheit (ab ca. 1980) und später erlebt habe, lässt mich erahnen wie es Juden in Deutschland geht bzw. gehen könnte.

    Ich denke, Broder hat das Trauma Holocaust noch nicht verarbeitet – was noch hinzukommt, dass er selbst nicht dabei war, sondern es familär erfahren hat (die Eltern hatten die KZs überlebt). Ich finde ihn wie gesagt faszinierend, um auch selbst über das Thema Juden in Deutschland einen klareren Blick zu bekommen -lese mir gerade mal ein Interview mir Broder durch.

    @ Thema
    Ich denke, man kann wohl auch anmerken, dass sowohl Israel als auch der Iran den Weltfrieden gefährden … Deutschland und die USA ebenso. Jeder eben wie er (am besten) kann 😉

  22. Avi Primor : Grass tut sich schwer mit Israel

    Bei Illner gestern berichtete Avi Primor über seine Antrittsbesuche, im Mitschnitt ab 36min00 :

    Primor :„Als ich 1993 nach Deutschland kam als Botschafter habe ich versucht, Leute zu besuchen, Antrittsbesuche abzustatten. U.a. bat ich auch um einen Antrittsbesuch bei Herrn Grass. Er war der einzige Deutsche, der Allereinzigste, der mich nicht empfangen hat. Mein Nachfolger hat es sieben Jahre lang versucht, es ist ihn nicht gelungen.“

    Da gewinnen doch diese Zeilen

    Grass :
    Warum aber schwieg ich bislang?
    Weil ich meinte, meine Herkunft,
    die von nie zu tilgendem Makel behaftet ist,
    verbiete, diese Tatsache als ausgesprochene Wahrheit
    dem Land Israel, dem ich verbunden bin
    und bleiben will, zuzumuten.

    eine neue Bedeutung :

    Grass ist ein Heuchler.

  23. Michael Winkler : @ nochmal an Michael
    Danke, dass Sie so ehrlich waren zwecks leerer Kommentare auf meinem Blog … den Rest können Sie ja dort nachlesen. Ende der Durchsage.
    Last but not least … ich würde es für sinnvoll erachten, wenn Sie selbst auch einen Blog hätten … dann könnten Sie dort all das schreiben, was Sie sonst noch sagen wollen und was nicht in Kommentare passt … und – sieh an, sieh an – Sie könnten dort auch mal ihre eigenen Sätze auseinandernehmen, meinetwegen im Selbstgespräch à la “Michael kommentiert Michael”. Wäre das nicht ein Wahnsinnsunternehmen??
    Viel Erfolg dabei … wie gesagt, ich zähl auf Sie … Ihr Name ist (mir) eine Verpflichtung *

    Was soll denn dieser Quatsch?
    Ich habe Ihnen schon mal geschrieben :

    Von Ratschlägen dieser Güte habe ich schon zwei volle Säcke im Keller.

    Ich würde Ihnen gerne mal auf Ihrem Blog hierzu die Meinung geigen – leider funktioniert da nichts, nicht mal die Vorschau.
    Wundern es Sie, daß Sie dort so einsam sind?

  24. @ Michael W.:

    Sorry, Frank, dass ich mir angemaßt hatte, einen Satz von dir aus meiner Sicht zu “erklären”

    Ich komme damit klar 🙂

  25. @ Frank,
    ich nehme an, Sie sind noch in Schhottland. Ich würde gerne vor Ort, heute abend und bei Single Malt die angesrochenene Problematik besprechenen und vielleicht bereinigen. Geht nicht – ich melde mich.

  26. @ Michael: Ähmmmm … worauf läuft das jetzt hinaus? Auf einen Spontanbesuch in dieser sogenannten realworld (von der ich im Netz schon so viel gelesen habe)? Etwas ungewöhnlich, aber ich bin ohnehin nicht da. Es gibt übrigens nichts zu bereinigen, es würde vollkommen ausreichen, die Wortauslegungen und Textinterpretationen etwas zu minimieren.

    „Schottland“ war übrigens leicht daneben – ich empfehle den Publikumsjoker 😉

  27. Pfeifentabak aus Polen – Witzigkeit kennt keine Grenzen

    Frank : Witzig ist übrigens, dass Sie auf folgenden Satz von mir eingestiegen sind: „Wenn ein paar einfache Wahrheiten doch einfach mal gesagt werden müssen, dann ist es doch egal, ob das von Max Mustermann, von mir oder von G. Grass getan wird.“ Witzig deshalb, weil ich mir damals beim Schreiben schon überlegt hatte: Das ist Futter für Michael! Der wird das in seiner üblichen Art wieder am Sinn vorbei so umdeuten: Ich stelle mich auf eine Stufe mit Grass! Jeder Andere wird zwar verstehen, was ich meine, Michael dagegen wird wieder zeitraubende (aber völlig sinnlose) Diskussionen daraus machen.

    Witzig ist, daß Sie das noch mal bringen. Ich habe am 12.4. diesen Passus quasi für abgearbeitet erklärt. Die größte Witzigkeit liegt aber m.E. darin, daß Sie gezielt Futter für mich produzieren.

    Frank : Okay, G. Grass hat also einen israelischen Botschafter (und dessen Nachfolger) nicht empfangen. Aber warum? War er vielleicht nur verhindert? Empfängt er möglicherweise grundsätzlich keine Diplomaten? Bedeutet der Nichtempfang dieser israelischen Einzelpersonen tatsächlich, dass Grass etwas allgemein gegen Israel hat? Aber meinetwegen: Dann hat er eben an der Stelle seines Gedichtes gelogen. Und? Ist seine sonstige Kritik an Israel, dass man nicht einfach andere Länder mit Angriffen bedrohen kann, damit etwa vom Tisch?

    Hervorhebungen von mir.
    Hier verteidige ich Grass relativierend: Er hat nicht gelogen sondern geheuchelt.
    Verhindert? Sechs Jahre lang? So ein Dichter hat halt viel zu dichten. Echt witzig.
    Zum Letzteren : Das ist keine Kritik sondern eine Gemeinheit.

    Frank : Das sind alles reiht sich nur in die von mir bereits kritisierten Versuche ein, schwarze Flecken in Grass‘ Vergangenheit zu finden, um seine berechtigte Kritik madig machen zu können, ohne sich mit deren Inhalt auseinandersetzen zu müssen. Gute Ansätze, Grass weiter zu diskreditieren wären: Er hat sicherlich auch schon einmal falsch geparkt, aus Polen vielleicht schon einmal billig unversteuerten Pfeifentabak mitgebracht und ganz schlimm ist: Als 4-jähriger soll er mal einem (hoffentlich nicht jüdischen!) Nachbarn die Zunge herausgestreckt haben.

    Nun haben wir uns hier mehr mit Broder als mit der Person Grass befasst. Und so was schreiben Sie, der seine kostbare PC-Zeit mit der Stoppuhr kontrolliert. Irgendwie aber witzig, daß mit der Zunge rausstrecken und dem Pfeifen-Tabak.

    Frank : Das Folgende ist einer Ihrer typischen Texte, bei denen man merkt, dass Sie hier längst erwähnte/beschriebene/erklärte Details beharrlich ignorieren:
    Zitat: „Die Kernaussage von Grass ist ja wohl : Israel plant einen atomaren Erstschlag, die Auslöschung Irans und gefährdet überhaupt den Weltfrieden. Wie soll man diese Ungeheuerlichkeiten widerlegen?“

    Die Ungeheuerlichkeit „Israel plant einen atomaren Erstschlag“ hat Grass gar nicht geschrieben. Da steht nirgends „atomar“. …

    Andere haben das auch so interpretiert.
    Aber es ist ja klar, daß ich als Grass-Kritiker hier nur Fehler machen kann.
    Das Wort Kernaussage

    Frank :

    Michael : …der große Rest gilt der Kritik am Inhalt des Gedichtes.

    Sachlich widerlegt hat er Grass‘ Kernaussage nicht.

    stammt von Ihnen. Vielleicht fassen Sie die Grass´sche Lyrik mal in glasklare Prosa. Ich wette da kommt nichts, bestenfalls „alles schon gesagt“, „selber nachlesen“ o.s.ä..
    Der Punkt wegen Schottland geht an Sie – es wäre aber doch witzig gewesen. Denn Witzigkeit kennt keine Grenzen.

  28. @ Michael

    Ich würde Ihnen gerne mal auf Ihrem Blog hierzu die Meinung geigen – leider funktioniert da nichts, nicht mal die Vorschau.
    Wundern es Sie, daß Sie dort so einsam sind?

    Es scheint also an irgendetwas zu liegen, dass Sie keine Kommentare schreiben können … andere sehr wohl. Ich weiß es auch nicht, was es ist … versuchen’s Sie doch mal hier – selber Artikel nur bei einem anderen Bloganbieter.

    So weit, so gut … alles Gute …

  29. Danke für den sehr anregenden Blog im Allgemeinen.Ich stöber hier als Neu-Dresdner seit einiger Zeit immer mal zu meiner Erbauung herum.Nun aber im Konkreten: Danke für die Zeit,die sich hier die einige Kommentatoren für das Grass-Thema genommen haben.Mich beruhigt es sehr,das auf diesem digitalen Kanal auch die undurchsichtige Rezeptionsweise über Grass einigermaßen sachlich erörtert wird und insbesondere Franks Haltung beeindruckend kompetetent,um nicht zu sagen,weise klingt. Mich hat der Gedicht-Impuls von Günther Grass für´s Erste echt erleichtert.Erleichterung darüber,das ein Mensch des öffentlichen Lebens eine fundamentale Kritik über die Real-Nahostpolitik trifft.
    Meinen eigenen Erfahrungen nach,hat Grass im zivilen israelisch-jüdischen Leben sowohl mehrere Gleichdenker als auch Aktivisten und ich kann mir nicht vorstellen,weshalb er zu diesem Schritt der Veröffentlichung gekommen ist,ohne die Stimmen der Israelis,die sonst nicht gehört werden wollen von der EU,von Israel, von Historikern im akademischen Dienst,von Politikprofessoren:von Menschen/Institutionen also,die wegen ihrer wissenschaftlichen oder politischen Skills zu Einschätzungen und Meinungen gebeten werden,gründlich studiert zu haben.
    Das Gedicht,besser der Impuls von Grass ist m.E. in Deutschland völlig „vor den Baum gerasselt“. Schade,das kaum ein breit aufgestelltes Medium oder eine Privatperson, diesen Gedankenvorschlag angenommen hat,um sich mal über die Situation zu informieren. Und leider haben es sämtliche Personen des öffentlichen Lebens geschafft,dieses Diskussionsangebot von Grass zu ersticken,indem sie auf dem Herrn mit einem verbalen Hammer eingeschlagen haben,bis es nur noch leise Pffft…macht.
    Leider ist Grass nicht der Böse,wie er jetzt da steht. Er ist auf eine leider sehr unbeholfene Art und Weise zum Sprachrohr einer Minderheit von kritisch denkenden und wahrnehmenden Menschen geworden.Ich liebe Israel und ich schätze meine jüdischen und israelischen Freunde,aber zu sehen,wie in Jerusalem orthodoxe Juden Palästinensern vor die Füße spucken als Zeichen der Mißachtung und Überlegenheit,ist ein Eindruck,der mein Weltbild,…nun:grundlegend ins Wanken gebracht hat. Die Zeit der Beschäftigung mit dem Nahost-Thema und die verschlossenen Türen bei deutschen Wissenschaftlern der Geschichte und Politik hat in mir die letzten Jahre eine Spannung erzeugt,die mich fast zum politischen Aktivisten gemacht hätte.Mit „Was gesagt werden muss“ hab ich nicht mehr das Gefühl,völlig im „dunklen Wald“ zu stehen.Und dank eures blogs hat sich bei mir wieder etwas gelichtet nach der nicht bestandenen Zerreißprobe für Grass,damit ich dem Thema des Inhalts seines Gedichts mal wieder etwas folgen kann.Und wer weiß, Gedichte,die eine Widerspiegelung in der Realität haben,entwickeln vielleicht auch noch irgend wann mal eine Poesie.
    Entschuldigt bitte meine Ausdrucksweise.Ich bin kein Wissenschaftler,kein Politiker,und zudem mir ist die Form der rein argumentativen Rede sehr unpassend,um einen humanistischen Gedanken zu formulieren.

  30. @ Chris: Danke für die netten Worte – ich habe ja gar nicht mehr erwartet, dass in den Kommentaren zu diesem Artikel so etwas noch einmal auftaucht 🙂

    Er ist auf eine leider sehr unbeholfene Art und Weise zum Sprachrohr einer Minderheit von kritisch denkenden und wahrnehmenden Menschen geworden

    Das, finde ich, bringt die Sache mit Grass ganz gut auf den Punkt.

    Da ich übrigens Neu-Dresdnern, die sich für hiesige Blogs interessieren, auch gern Anregungen gebe: Hier hat ein Blogger eine Liste aller Dresdner Blogs angelegt, die er erst kürzlich wieder aktualisiert und sogar mit Live-Ticker versehen hat.

  31. @ Frank & Chris

    Für mich wieder mal ein Beweis dafür, dass sich ein wirklich am Thema interessierter Mensch nicht von den persönlichen Befindlichkeiten & Neckereien anderer Kommentatoren untereinander (Asche auf mein Haupt ;)) irritieren lässt.
    Andererseits ist ein bisschen Unterhaltung bei politischen Themen mitunter vielleicht ganz hilfreich 🙂

    Danke, Frank, für den Link zu den Dresdner Blogs … blechblog alias Thomas Raabe hat die Liste und die „Erfassungsstruktur“ aktualisiert – gut, zu wissen.

  32. Mir scheint eher: Der F.A.S. ist eine gute Glosse gelungen. An dieser Stelle im Feuilleton werden immer nicht ganz ernstzunehmende Sachen veröffentlicht.

    Die TITANIC schreibt selbst auf Ihrer Website nichts darüber, also gehe ich davon aus, dass es nicht ihr Coup war..

  33. Die Herzblatt-Geschichten im gleichen Blatt sind auch nicht so ernst zu nehmen :

    Griechenland, krittelt Grass in der Süddeutschen, werde als „Schuldner nackt an den Pranger gestellt“ und müsse ertragen, dass man ihm „den Gürtel enger und enger schnallt“. Nun sind wir kein Literaturkritiker, aber wir ahnen doch, dass nackte Schuldner selten Gürtel tragen. Ob Sie da, Meister Grass, nochmal rangehen mögen? Und wann dürfen wir Ihre Gedichte über den Eurovision Song Contest, die Fußball-EM und den Röttgen-Rauswurf erwarten?

  34. Ist es nun eine Fälschung ?

    I.d.T. hat das neue Gedicht für Verwirrung gesorgt. Seltsam ist : Gibt man bei der Süddeutschen [Update: Artikel nicht mehr online] den Suchbegriff Grass ein, erhält man nur Hinweise auf das Israel-Gedicht und/oder zur Person Grass.
    Man findet aber bei anderen Quellen mühelos Verweise auf das Griechenland-Gedicht mit dem Logo der SZ.

  35. Das Griechenland-Gedicht ist von Grass.
    Zwei Sachen möchte ich dazu noch anmerken :

    1. Während er im Israel-Gedicht sich als Alleindarsteller geriert, der „sagt was gesagt werden muß“, und das mutig angesichts der Antisemitismus-Keule,

    Grass :
    Das allgemeine Verschweigen dieses Tatbestandes, dem sich mein Schweigen untergeordnet hat, empfinde ich als belastende Lüge und Zwang, der Strafe in Aussicht stellt, sobald er mißachtet wird; das Verdikt „Antisemitismus“ ist geläufig.

    schwingt er hier

    Grass :
    Die mit der Waffen Gewalt das inselgesegnete Land
    heimgesucht, trugen zur Uniform Hölderlin im Tornister.

    ganz ungeniert die 2.Weltkriegs-Keule.
    Offensichtlich will er den Deutschen ein schlechtes Gewissen einreden.

    2. An den Problemen Griechenlands sind alle schuld, nur nicht die Griechen.

    Man sollte Grass einfach nicht mehr so ernst nehmen.

    (Korrektur 2013: Nicht mehr online)

  36. Michael: „Man sollte Grass einfach nicht mehr so ernst nehmen.“

    Vielleicht sollte man niemanden sooo ernst nehmen, auch sich selbst nicht, denn dann kann man das Sinnvolle besser vom Unnützen trennen und verfällt weniger oder gar nicht in plumbes Schwarz-Weiß-Denken (?!?!)

  37. @ Michael Winkler,

    denken Sie bzgl. der Ratschläge, welche Sie ungefragt erteilen, gelegentlich auch mal an sich selbst ?

  38. Michael: „@ Michael Winkler,

    denken Sie bzgl. der Ratschläge, welche Sie ungefragt erteilen, gelegentlich auch mal an sich selbst ?“

    Ja, ständig 🙂

    Und SIE?

  39. @ Michael Winkler

    Demnach erteilen Sie ständig ungefragt Ratschläge.
    Sie müssen sehr beliebt sein …

  40. @ Michael

    „Demnach erteilen Sie ständig ungefragt Ratschläge.“

    Da haben SIE mich missverstanden bzw. ich hatte IHRE Frage anders interpretiert. Ich denke ständig an mich selbst, insbesondere wenn ich „Ratschläge“ (an andere) erteile … diesen Satz können SIE jetzt so oder so interpretieren. Ich empfehle IHNEN das erste „so“ …
    Ich teile mich allerdings nicht immer (anderen) mit, wenn ich über mich nachdenke … meinen SIE, dass ich da vielleicht Nachhol(e)bedarf hätte? 🙂
    Der Smiley von eben war natürlich nicht für SIE – so lernfähig bin ich

    „Sie müssen sehr beliebt sein …“

    Ich kann nicht klagen … mitunter sehe ich es ähnlich wie Broder – der mag auch Menschen, die ihn nicht mögen. Broder lebt davon – zumindest ein bisschen -, ich habe mitunter großen Spaß dabei

    Und wissen SIE was, Michael, es finden sich auch immer wieder ein paar Dumme 🙂

    Hmmm, wissen SIE was, Michael … ich frage mich gerade, wer von uns beiden Claus Kleber ist 🙂

  41. Die Tinte wird Strahl

    Eines muß man dem Grass lassen : Er hat etliche zum Dichten bzw. zum Nachdichten angeregt.
    Noch´n paar Grass-Nachdichtungen, diesmal von Zippert :

    Was gesägt werden muss
    Der Haufen Holz, den mir
    der Förster gestern
    blacky*
    vor die Tür gekippt.

  42. In der F.A.S. von heute ist ein Interview mit Ahmadinedschad abgedruckt. Auf der gegenüberliegenden Seite ist eine Reflexion der Journalistin zu lesen, die das Interview geführt hat. Ich habe mir zuerst den Beitrag der Journalistin durchgelesen und das Interview noch nicht. Wenn man liest, wie mit einer westlichen Journalistin umgegangen wird, kann man sich etwas besser vorstellen, wie die Verhältnisse im Iran heute sind.

  43. Das „Ahma“-Interview mit der FAZ-Journalistin Christiane Hoffmann ist wohl jenes, das Claus Kleber hätte führen wollen 😉

    Ich denke von der Rhetorik Ahmadineschads können einige westliche Politiker noch etwas lernen 😉 … er setzt auf Sympathie(floskeln?) … ganz gleich, ob ich nun seinen Worten Glauben schenke oder nicht, doch zumindest ist er angenehmer als viele andere Protagonisten der Weltpolitik.

    Und argumentativ kann man ihm halt wenig … der Westen sitzt im Glashaus und wirft mit Steinen. Und das Argument mit der „Auslöschung Israels“ ist ja auch eine schon öfters diskutierte Interpretationsfrage, auch wenn ich weiß, dass „Ahma“ definitiv kein Freund Israels ist.

    Nach etwas Google – unter „haushaltsdefizit iran“ fand ich einen interessanten Wikipedia-Eintrag über Arthur Millspaugh. Ich denke, einige geschichtliche Hintergründe des 20. Jhds. bzgl. Westen vs. Iran spielen eine viel größere Rolle als in den Medien derzeit beleuchtet … auch schon vor Mossadegh, der „Operation Ajax“ und dem Schah …

    Ich kann mich des Eindrucks nicht erwähren, dass Ahmadineschad ein ähnlicher Typus wie Mossadegh ist … wobei zum Öl noch die Atomenergie hinzugekommen ist.

  44. Ein Essay und ein Ro.z…ge

    Frank : Gelesen habe ich das Interview momentan noch nicht. Den Begleittext der Journalistin konnte ich nicht finden.

    Es ist schon eine Weile her, aber hier ist der href=http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/interview-mit-ahmadineschad-die-wut-kommt-immer-zu-spaet-11788375.html>Begleittext von Christiane Hoffmann zum Interview.
    Daraus nur ein Satz, welcher aber die ganze Angelegenheit recht gut beschreibt:

    Christiane Hoffmann :
    Es ist fast unerträglich, seine Weltgeschichte unwidersprochen stehen zu lassen.

    In der Jungle World 25/2012 erschien ein lesenswertes Essay mit TitelMittelweg in den Abgrund zum Thema. Vorab eine kurze Inhaltsbeschreibung.
    Der Autor Matthias Küntzel beschreibt die hohe Wahrscheinlichkeit eines israelischen Angriffs, das Lavieren der Bundesregierung im Spannungsfeld Iran/Israel und die lasche Haltung der EU. Ahmadinejad kommt auch vor. Heftig kritisiert der Autor die Haltung der Linken zum Thema, u.a. die Erfindung des „Übersetzungsfehlers“. Günter Grass kriegt auch noch mal sein Fett ab.
    Auch Jakob Augstein nimmt er sich vor:

    Matthias Küntzel : Augstein hat Unrecht, wenn er Grass dafür rühmt, „es auf sich genommen“ zu haben, den Satz „Israel gefährdet den Weltfrieden für „uns alle“ ausgesprochen zu haben. 65% aller Deutschen sprachen diesen Satz bereits 2003 im einer EU-Umfrage aus.

    Erschreckend.
    Derselbe Augstein kommt bei SPON
    zu diesen geistigen Verrenkungen :

    J. Augstein : Die Regeln der guten Haushaltspolitik und der marktwirtschaftlichen Ordnung, auf die sich die Merkel-Regierung gerne beruft, sind außer Kraft gesetzt. Pech für die Schlecker-Frauen: Mit Putzmitteln und Körperpflegeprodukten lässt sich kein Krieg führen. Würde der Staat Israel für die Durchsetzung seiner machtpolitischen Interessen auf Zahnpastatuben setzen und nicht auf Atomraketen, die berufliche Zukunft von rund 13.000 Drogistinnen wäre sicher.

    Auf Youtube zeigt dieser Ro.z…ge seine ganze Gesinnungslumperei.
    Ab 08min00.

    Ich meine, daß Thema Iran/Israel bleibt uns erhalten.

  45. Witzig … Augstein redet in Sachen Euro ab einem gewissen Punkt ja genau wie Angela Merkel – so Richtung „alternativlos …“ usw. … sehr witzig, danke, für den Link, Herr Michael.

    Ansonsten könnte man Augstein mit seiner Frisur glatt mit jemandem verwechseln, wenn er noch einen kleinen Bart an einer bestimmten Stelle hätte 🙂

  46. Und kein ernstes Wort über die Energieversorgung, wie der Iran als Lokalmacht seine Verantwortung wahrnehmen wird, wie er gedenkt, Syrien und die Hisbollah einzubinden (nicht: zu unterstützen, zu strangulieren, sondern: politische Integration), ob es vielleicht möglich wäre, die Strasse v.H. unter ein spezielles internationales Statut zu stellen (wie den Rhein)… Das war doch eine Nebelwand, dieses Gespräch.

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