Szene

„Hey, was iss’n das für’n cooles Branding auf deiner Hand? Wo hast’n das machen lassen?“, wurde ich heute von den Praktikanten gefragt. Ja – schon wieder die Paktikanten! Wen das jetzt nervt, der kann ja vorspulen! Jedenfalls: Branding? Unauffällig googelte ich schnell am nächsten PC. Aha! Das lassen sich also Leute machen, denen Piercings oder Tattoos zu spießig sind. Nun hätte ich bei der Gelegenheit endlich einmal schlagfertig sein können und einfach nur „ja“ sagen müssen. Schon wäre ich im gesellschaftlichen Ansehen enorm aufgestiegen. Aber Schlagfertigkeit ist nun mal nicht so mein Ding (das unterscheidet mich übrigens von Schlagsahne) und deshalb gab ich zu, mich lediglich am Lötkolben verbannt zu haben. Aber das erinnerte mich wieder einmal an mein zentrales Problem. Gern würde ich nämlich auch ein Outfit haben, was mein unangepasstes, wildes Wesen besser zur Geltung bringt. Deshalb nutzte ich die Gelegenheit und fragte einfach mal. Die jungen Leute kennen sich da schließlich aus. Und ich bin beraten worden.

Ich habe mir jetzt in einem angesagten Szene-Laden total schräge Klamotten besorgt. Ich wusste gar nicht, dass es in unserem Stadtteil Striesen solche Läden gibt. Was der Ladenname „A&V“ bedeutete, war mir nicht klar, ich nehme mal an, das „A“ steht für alternativ und das „V“ für voll krass. Die Praktikanten hatten mir gesagt, dort würden Original-Klamotten von Original-Gangsterreppern aus der Bronx verkauft. Nun habe ich ja von diesem ganzen neumodischen Kram nicht so viel Ahnung, vor allem wenn es mit moderner Musik zusammenhängt – aber das ist ja auch egal. Jedenfalls habe ich mir dort ein absolut subversives Shirt mit Original-Löchern gekauft, wo „Hip Hop don’t stop“ drauf steht. Ich denke, das ist erst einmal krass genug. Ich weiß gar nicht, warum die Praktikanten dann so komisch gefeixt haben – ich denke einfach, die haben sich mit mir gefreut.

So, und nun ist gleich Dienstberatung. Mal sehen, was die Kollegen sagen.