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Zurücktreten!

Unserer Fußball-Bundestrainerin Silvia Neid wird wegen der verpatzten WM zum Rücktritt geraten. Und das finde ich völlig korrekt, denn es ist doch nicht vertretbar, dass unsere Mannschaft kein Weltmeister wird! Ich hatte mich so darauf verlassen, dass ich mir die Spiele gleich gar nicht erst ansah. Ich dachte, ach – das geht schon klar. Wir Deutschen haben ein verbrieftes Anrecht auf den Sieg, dieser Wettbewerb namens WM wird eigentlich nur noch pro forma durchgeführt.

Manche Leute kommen momentan mit albernen Argumenten wie: Sportliche Wettkämpfe zeichnet aber nun einmal aus, dass sie vorher unklare Ausgänge haben. Man kann dabei also grundsätzlich auch immer verlieren. Und man sollte insofern bei jedem Wettkampf vorher stets bedenken: Niemand hat einen Anspruch auf den Sieg, jeder Beteiligte sollte es auch ertragen können, wenn er nur Dritter oder sogar nur Letzter wird. Wer solche Gedanken nicht erträgt, sollte sich besser gar nicht erst an Wettbewerben beteiligen.

Aber hallo? Man kann doch nicht mit einer solchen Einstellung an derart wichtige Dinge herangehen! Ein Sieg ist immer wichtig! Und wenn es schiefgeht, dann kann man nicht einfach sagen, die anderen seien halt besser gewesen oder so … Nein, dann hat gefälligst einer daran schuld zu sein! Und der muss dann zurücktreten, das ist doch völlig klar!

Aber Frau Neids Rücktritt geht mir nicht weit genug! Unser Bundespräsident sollte auch zurücktreten! Immerhin hatte der uns ja ein neues Sommermärchen versprochen. Und die Merkel soll gefälligst gleich mit zurücktreten! Schließlich ist die ja auch eine Frau.

Rücktritte als Problemlösungen sind völlig okay. In anderen Bereichen machen wir das doch auch so: Eine Wahl nicht gewonnen? Dann hat der Parteivorsitzende zurückzutreten. Egal, ob er einen Einfluss auf die Wähler hatte. Griechenland pleite? Dann erwähnt der griechische Ministerpräsident seinen möglichen Rücktritt. Gut, die Schulden sind dann noch da, aber immerhin wäre es ein erster Schritt in die richtige Richtung.

Falls uns beispielsweise unsere Enkelkinder einst fragen werden, warum wir damals nichts gegen den Klimawandel getan haben, dann werden wir erstaunt antworten: „Wieso? Wir haben sogar getan, was wir konnten! Soll ich Euch mal aufzählen, wer damals wegen dieser Sache alles zurücktreten musste? Was hätten wir denn noch tun sollen?“

So, und nun muss ich zum Abschluss noch ein unerwartetes lustiges Wortspiel aus Silvia Neids Nachnamen basteln …

5 Comments

  1. Ja, hast schon Recht – eigentlich gehört es nicht wirklich in diese Kategorie. Aber in irgendeiner musste ich es ja ablegen (dann nennen wir’s halt „Jux und Dallerei“ …)

    Nachtrag: Ich hab’s mal geändert und die Kategorisierung nicht 100%ig ernst gemeinter Texte noch ein wenig verfeinert. Ich überlege nun, ob ich „Ironie“ noch in „leichte“ und „schwere Ironie“ unterteilen sollte? Dieser Artikel gehört meines Erachtens in „leichte“.

  2. Ich finde, dass es für die einen „leichte Ironie“ ist, die sie schwer verstehen und „schwere Ironie“, die sie leicht verstehen, Frank … dann gibt’s noch paar Ironie-Grade dazwischen. Am besten du legst noch Kategorien an, so mit „Ironie-Grad 1 bis 6“ 🙂 … für welche, die es nicht so sehen, die sollen dann ’ne eigene Kategorie festlegen, so als interaktives Blog-Element 😉

    Was Frau Neid’s (Neids) Name anbetrifft, so habe ich auch häufiger drüber nachgedacht, doch bin wahrscheinlich genau so weit wie du gekommen 😉

    Achja, Inselberg fällt offenbar in die Kategorie „nahezu frei von Ironieverständnis … da er selbst ironiefrei bzw. von Selbstironie frei bzw. selbst von Ironie frei ist 🙂

  3. Ich glaube auch, dass ich das mit den diffizileren Ironie-Untergliederungen noch einführen sollte! Geht das bei Sarkasmus auch?

  4. Frank: „Geht das [Untergliederungen] bei Sarkasmus auch?“
    Hmm, gehen tut sicher alles 🙂
    Schwierig wird’s beim Übergang von Ironie zu Sarkasmus … da häufig fließend.

    Meine Beobachtung ist jene, dass (selbst)ironiefreie Menschen häufig Ironie mit Zynismus verwechseln und Sarkasmus meist ganz überspringen 🙂

    Humor ist ja sowieso eine „Wissenschaft für sich“. Was ist Spott? Was feiner Spott? Was ist Hohn? Was ist seicht? Was tiefgründig? usw.
    Ich komme da immer mal wieder beim „jüdischen Humor“ raus, bin gerade dabei, mich etwas mehr zu belesen … naja, wie gesagt „eine Wissenschaft für sich“ 🙂

    Hoppla, ein Schreibfehler aufgrund eines verrutschten Leerzeichens brachte mir gerade eine weitere Erkenntnis. Es ist nicht nur eine „Wissenschaft für sich„, sondern auch eine „Wissenschaft fürs ich“ 😉

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