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Herpetologie: Echsen Zyperns

Im Oktober 2010 war ich erstmalig auf Zypern. Da ich immer auch an der Herpetofauna interessiert bin, hatte ich diesmal vorsorglich Literatur für die Bestimmung der Tierarten mitgenommen: „Lurche und Kriechtiere Europas“ – ein Buch, welches 1985 in der DDR erschien. DDR-Bürgern ein Buch zur Bestimmung von Tierarten aus ganz Europa zu verkaufen, obwohl sie in dieses gesamte Europa nie reisen können würden … im Nachhinein irgendwie lustig! Ich fragte mich auch, wie die Autoren eigentlich die Herkunftsorte herausbekommen hatten, wenn sie doch selbst nie diese Regionen bereisen konnten? Zufälligerweise traf in einen der Autoren später im Jugend-Öko-Haus und fragte ihn danach. Doch, das hätte schon funktioniert, meinte Prof. Obst. Fachleute hätten auch damals schon länderübergreifend problemlos zusammen gearbeitet.

Trotzdem sollte ich mir vor der nächsten Reise ein aktuelles Buch kaufen, denn einige Angaben stimmten nicht ganz. Eine Echsenart, die ich fand, kommt diesem Buch zufolge beispielsweise gar nicht auf Zypern vor. Was ich auf der Insel nirgends fand, waren alle Arten von Amphibien. Mich wunderte sowieso, dass dort überhaupt welche leben sollten, denn die Landschaft wirkte insgesamt staubtrocken. Seit Februar hatte es dort im Flachland nicht mehr geregnet, seit 5 Jahren im Gebirge nicht geschneit. Für diese Angaben kann ich mich nicht verbürgen – das wurde uns nur so erzählt. Aber es sah alles entsprechend ausgetrocknet aus – selbst die widerstandsfähigen Kakteen wirkten sehr vertrocknet.

Was ich auch nicht fand, waren Skinke und Chamäleons, welche im Westen der Insel vorkommen. Bis auf eine Ausnahme fand ich auch nirgends Schlangen. Die Ausnahme war eine Pfeilnatter, die gerade unter Steinen nach Futter stöberte. Als sie uns bemerkte, schoss sie wirklich pfeilschnell den Hang hinunter. Zu schnell für ein Foto. Das klingt bisher nicht nach einer hohen Fundrate, aber ich war auch nur als normaler, mit Familie wandernder Tourist dort und hatte keine Zeit, stundenlang auf Knien durchs Gestrüpp zu kriechen und jeden Stein umzudrehen, wie es die richtigen Feldherpetologen tun.

Fangen wir mal an mit dem Hardun (bei allen Bildern: Klick vergrößert):

Hardun oder Schleuderschwanzagame (Laudakia stellio)

Beim ersten Fund war ich noch sehr erfreut, ein Exemplar dieser tollen Tiere gefunden zu haben. Bald stellte ich fest, dass es fast unmöglich ist, diesen Echsen auf Zypern nicht zu begegnen. Selbst hinter unserem Haus fand ich sie. Früh sonnten sich welche an der Terrasse.

Beim Wandern sieht man die Echsen häufig auf erhöhten Steinen oder Felsen:

Wenn die Tiere bewegungslos sitzen bleiben, kann man sie durchaus auch übersehen:

Schlangenauge (Ophisops elegans):

Syrische Eidechse (Phoenicolacerta troodica):

Schreibers Fransenfinger (Acanthodactylus schreiberi):

Ägäischer Nacktfingergecko (Cyrtopodion kotschyi):

Europäischer Halbfinger  (Hemidactylus turcicus):

Beide Geckoarten fand ich übrigens im gleichen Biotop (an derselben Hauswand).

Und besonders freute ich mich darüber: Johannisechse (Ablepharus budaki)

Wenn man im Mittelmeerraum aufmerksam ist, findet man diese kleinen Echsen zwar relativ häufig. Allerdings ist es schwer, sie zu beobachten. Sie tauchen sofort im Gras, zwischen Tannennadeln oder anderem Untergrund ab. Meist denkt man, eine sehr kleine Schlange gesehen zu haben. Ein wenig ähneln sie unseren einheimischen Blindschleichen, allerdings haben Johannisechsen noch Beine. Diese sind bei Johannisechsen (gegenüber anderen Echsen) auch bereits deutlich in der Rückbildung, so dass man hier auch gut die Prinzipien der Evolution sehen kann. Direkt verwandt ist diese Art mit der behäbigeren Blindschleiche allerdings nicht.

Ich gebe zu, dass die Schärfe nicht perfekt geraten ist. Aber ich war schon froh, überhaupt mal ein Exemplar fotografieren zu können. Dieses hatte sich von mir auf festen Untergrund ohne Versteckmöglichkeiten treiben lassen.

Abschließend noch:

Kein ungewöhnlicher Anblick: Landwirtschaft in Zypern. Knochentrockener Boden. Zu jedem Pflänzchen führt ein Wasserschlauch. Ohne Meerwasserentsalzung würde hier offensichtlich nichts mehr wachsen.

Ein ausführlicherer Text zu diesem Thema befindet sich übrigens auf lacerta.de: „Herpetologische und andere Naturbeobachtungen auf Zypern