Acht Stelen
Anlässlich des morgen beginnenden Prozesses gegen den Pakistaner Syed R., der vor 8 Monaten eine Dresdner Gymnasiastin ermordete, wird ein Dresdner Verein gleichzeitig an jedem der acht angesetzten Verhandlungstage eine Stele aus weißem Beton in Dresden aufstellen. Der Verein selbst möchte gern ungenannt bleiben. „Das ist uns wichtig, denn wir wollen mit dieser Aktion ausdrücklich keine plakative PR für uns selbst betreiben. Wir wollen uns im Hintergrund halten. Unser Anliegen ist ausschließlich, auf das Schicksal des Angeklagten aufmerksam zu machen“, erklärt Max M., der Sprecher des Vereins. Jede der 1,80 m hohen Betonstelen wird einen zufällig gewählten Buchstaben tragen. Mit dieser Symbolik möchte der Verein auf die mangelnde mediale Präsenz des Falles während der letzten acht Monate aufmerksam machen: „Stellen Sie sich einfach mal vor, die Sache wäre umgekehrt abgelaufen – ein deutscher Schüler hätte eine pakistanische Asylbewerberin ermordet! Das hätte in allen großen Tageszeitungen für viele Artikel gesorgt, in allen Talkshows wäre das Thema gekommen, Claudia Roth hätte die Schirmherrschaft von Demonstrationen übernommen und auch in Pakistan hätte der Fall hohe Wellen geschlagen! Aber hier? Die wenigen Erwähnungen in der lokalen Presse kann man an seinen zehn Fingern abzählen …“ Max M. erklärt, dass hier ein klarer Fall von Rassismus vorliegt, den der Verein anprangern möchte: „Menschen mit Migrantionskontext wie Syed Asif Raza haben dasselbe Recht auf gesellschaftliche Aufmerksamkeit wie vergleichbare deutsche Täter. Gleichberechtigung bedeutet auch Gleichbehandlung! Alles andere wäre eine Herabstufung, also rassistisch und ein Ausdruck von Fremdenfeindlichkeit …“
Die erste Stele wird morgen vor dem Landgericht Dresden aufgestellt. Weitere sollen vor Verlagshäusern Dresdner Zeitungen und an weiteren Orten im Stadtgebiet folgen.
Ich verstehe die Intention der Aktion … da kommt man schnell in den Verdacht „rechts“ zu sein. Deshalb wahrscheinlich der eher anonyme Aktionsstil … hmm, ist schwierig.
Mich würde mal interessieren, inwieweit solche Aktionen mit den Angehörigen der Opfer abgesprochen worden sind …
Bei der Bürger-Courage-18-Stiche-Aktion warte ich bisher noch auf eine Rückmeldung der Organisatoren, sprich BC.
Ich glaube, dass man bei solchen Dingen durchaus auch auf die eigentlich Betroffenen Rücksicht nehmen sollte, sonst führt es nur zu neuen „Kriegen“, die keinen etwas nützen und den Toten nicht einmal die nötige Ruhe lassen. Aus Erinnerungs- und Trauerarbeit, wird dann schnell doch etwas ganz anderes … völlig Gegenteiliges.
Dass ich das unter „Satire“ abgelegt habe, hast Du sicher bemerkt?
Um ehrlich zu sein, nein … dafür ist mir die Schriftgröße des Wortes „Satire“ zu klein. Und in der Tat gibt es ja solche Bemerkungen von Dresdnern, auch in Leserbriefen.
Insofern habe ich die Grundaussage schon ernst genommen.
Inwieweit man „Opferkultur“ betreibt und wenn ja wie, ist ja letztlich das Thema – Satire mal hin oder her.
Ich halte Erinnerung persönlich für wichtig, was das öffentliche Erinnern anbetrifft bzw. das Erinnern in der Öffentlichkeit … tja, das ist ein Thema bei dem ich häufig über Beispiele gestolpert bin, wo ich mir denke ‚Naja, so würde ich es nun nicht unbedingt machen.‘
Es ist sowieso schwer, denn ob und wie man Toten gedenken sollte, sollten die Toten entscheiden, doch das geht bekanntlich nicht … dieser Ringschluss – nennt man das so – führt wohl auch dazu, dass ich noch nicht richtig weiter gekommen bin 😉