Muldental-Radweg
(Achtung: Kein Reisebericht!)
Ja, damit wäre wieder ein Radweg in Deutschland abgearbeitet. Kann ich ihn empfehlen? Damit bin ich mir selbst nicht so sicher. Einerseits fährt man teilweise durch schöne Gegenden, andererseits eben nur teilweise. Die Mulde sieht man maximal auf 20% der Strecke, zumindest so vom Gefühl her. Je weiter man kommt, desto mehr fährt man einfach nur über irgendwelche Dörfer. Als Radweg wird dabei alles verbucht, was im Zickzack um die Autostraßen herum führt. Vom Start in Freiberg bis nach Nossen ist es nicht beschildert, weshalb man immer einmal auf andere Radfahrergruppen trifft, die gerade eine Landkarte betrachten und sich „meint Ihr wirklich, dass wir hier noch richtig sind?“, fragen. Doch, doch, man ist noch richtig. Später ist es dann besser beschildert. Lediglich bei Schlaitz am Muldestausee fehlt an einer entscheidenden Stelle ein Hinweis, weshalb man sich dort für die falsche Strecke entscheidet, im nächsten Ort aber zufälligerweise wieder Radweg-Schilder findet, dort aber nicht herausfindet, welche der beiden Richtungen nicht wieder zurück führen. Einheimische können das auch nicht beantworten (da sie alle nur Auto fahren) und so entscheidet man sich für die Richtung, bei der der offizielle Radweg nach einem Abschnitt über Kopfsteinpflaster irgendwie im Wald endet. Da der Weg (wenn er richtig wäre) nur in den nächsten Ort führen würde, kommt man auf die klügere Entscheidung, dorthin einfach Straße zu fahren, wo es eindeutig beschildert ist, wo es viel schneller geht und wo man teilweise auch Radwege findet. Die Mulde wäre ja so oder so nicht zu sehen. Ganz zum Schluss, vor Dessau, stößt man sogar wieder auf die Muldental-Radweg-Schilder.
Meine leicht negativen Untertöne können ihre Ursache durchaus in dem nur suboptimalen Wetter haben, welches am Himmelfahrts-Wochenende herrschte. Der gelegentliche Regen war nicht das Problem, auch die Temperaturen (gestern laut wetter.com 7-10°C) waren noch nicht so schlimm. Aber dieser stetige eisige Wind am dritten Tag! Das machte einfach keinen Spaß mehr. Ich hatte vor Reiseantritt noch überlegt, ob die Mitnahme von Handschuhen übertrieben sei? Nein, war sie nicht! Ich hatte trotzdem kalte Finger. Also: Vorzeitiger Abbruch und Rückfahrt mit dem Zug von Dessau aus. Gut – kurz dahinter endet die Mulde sowieso in der Elbe. Aber die Tagesstrecke sollte an dieser eigentlich noch etwas weiter gehen, damit sie auch sportlich gesehen abrechenbar wäre. So blieb es bei läppischen 40 km, also etwa der Hälfte.
Nach der Rückkehr musste ich feststellen, dass die Redaktion von „Glasauge“ eine Coverversion meiner Idee veröffentlicht hatte: Freilassung von Jörg Kachelmann gefordert! Aber ich will mal nicht so sein und diesmal nicht mit dem Anwalt drohen, denn es geht ja um die Sache an sich und da ist es schon okay, wenn sie auch von anderen ausgesprochen wird. Kann man für Kachelmanns Freilassung nicht auch irgendwo eine Online-Petition unterschreiben?
Da hast du schon recht. Der Muldenradweg ist nicht einfach zu fahren. Da musst du schon eine richtige Karte dabeihaben.
Hatten wir auch. Allerdings war sie schon ein paar Jahre alt und dieser Radweg war noch nicht ausdrücklich darin verzeichnet. Lediglich Fahrrad-geeignete Wege waren hervorgehoben. Das ist immer das übliche Problem: Man hat sich mal irgendwann Fahrradkarten für ganz Deutschland gekauft und ehe man dann wirklich die Routen befährt, sind sie veraltet. Man sollte sich also besser immer kurz vor der Fahrt eine aktuelle holen. Das macht man aber nicht, weil man doch noch die alten hat, die man nun endlich einmal einsetzen könnte … (ein Teufelskreis!)