Blogparade: Warum bloggt ihr eigentlich?

Warum ich blogge, wurde ja gerade erst von einem aufmerksamen Mitleser aufgedeckt: Weil ich ein bezahlter Troll der zionistischen Propaganda-Trommel bin. Insofern ist Nicole C.s Aufruf in meinem Fall schnell abgearbeitet. Sie findet, dass wir Blogger einmal beschreiben sollten, warum wir das eigentlich machen:

Warum bloggt ihr eigentlich? Denn das ist doch die Frage, die uns alle beschäftigt: Warum hocken wir nach Feierabend noch mit dem Laptop auf der Couch, suchen Fotos, tippen Gedanken in die Tasten, verlinken Videos? Was treibt uns an, unsere wertvolle Freizeit mit Blogposts zu vertrödeln und während der oder die Liebste lümmelnd vor dem Fernseher hockt, nach Themen zu suchen, Interviews zu planen, Kommentare zu beantworten?

Zunächst einmal muss ich denjenigen, der mich enttarnt hat, leider enttäuschen: Es sind gar nicht die Zionisten, die mich bezahlen, sondern ganz andere finstere Mächte. Aber mal im Ernst: Warum mache ich das eigentlich?

Zunächst einmal: So viel schreibe ich hier ja gar nicht. Im letzten Jahr habe ich gerade einmal zwanzig Artikel verfasst. Von Mitte Februar bis Ende April war hier sogar eine absolute Schreib- oder besser gesagt eine Blogblockade zu beobachten. Wenn man im Netz nach Tipps für Blogger sucht, findet man unter anderem meist die Empfehlung, regelmäßig etwas zu schreiben. So etwa einmal pro Woche. Das mag für kommerziell betriebene Blogs sinnvoll sein, aber ich finde: Wenn es nichts Erwähnenswertes gibt, muss man sich auch nichts aus den Fingern saugen. Wozu soll ich Leser mit Krampftexten langweilen? Ich mache mir da grundsätzlich keinen Stress. Wenn es nichts Wichtiges gibt, muss ich auch nichts schreiben. Irgendwann wird sich schon wieder ein Thema ergeben.

Aber warum mache ich es? Nun – ich sehe mich auf großer Mission und möchte mit meinen Texten die Welt verbessern, ich möchte Licht ins Dunkel tragen, unseren Planeten zu einem besseren Ort machen … nein, Quatsch. Anscheinend schreibe ich einfach gern. Ich habe früher schon gern Tagebuch geschrieben und nach einer längeren Pause dann die Onlineversion davon entdeckt.

Wie ich zufällig gerade sehe, habe ich vor zehn Jahren den ersten Beitrag in meinem eigenen Blog veröffentlicht. Da hätte ich doch beinahe mein Jubiläum übersehen. 10 Jahre sind das nun schon … Dieser erste Artikel hatte sogar ein ernstgemeintes Thema, was nicht immer der Fall war. Vieles, was ich früher geschrieben hatte, waren eher alberne Kleinigkeiten, Sachen, die bei mir heute hauptsächlich auf Facebook landen. Im Blog verblieben in den letzten Jahren mehr die ernstgemeinten Themen. Teilweise hat das manchmal einen reinen Selbstzweck: Wenn ich mich gerade mit einem Thema beschäftige und sich Erkenntnisse dazu ansammeln, habe ich hier eine gute Möglichkeit, ein Fazit dazu zu erstellen und alles zusammenzutragen. Es passiert mir häufig, dass ich später bei verwandten Themen wieder bei mir selbst nachschlage. Zwar könnte ich solche Texte auch auf meiner privaten Festplatte speichern, aber vielleicht interessiert es ja noch irgendwen. Warum soll man das also nicht veröffentlichen? Dass so etwas Sinn hat, habe ich schon mehrfach erfahren. Spontan fallen mir da zwei Themen ein: Beim Dresdner Bürgerentscheid zu den Krankenhäusern wollte ich einfach nur wissen, was die Hintergründe sind. Das Thema war ja wirklich nicht so einfach. Alles was ich in Erfahrung bringen konnte, schrieb ich hier auf. Oder die Bauprojekte Marina Garden und Hafencity. Wer da was wo bauen wollte und durfte, wo welche Flutschutzaspekte gelten … das ergab dann auch einen Artikel. In beiden Fällen bekam ich nicht nur im Netz, sondern auch von mir bekannten Menschen im realen Leben die dankbare Reaktion, sie hätten es dadurch nun endlich einmal verstanden, wie das alles zusammenhängt.

Insofern ist es eine schöne Sache, wenn man tatsächlich einmal etwas Licht ins Dunkel bringen kann, auch wenn es natürlich oft nur ein vorläufiger Erkenntnisstand ist. Der etwas selbstironische Blogtitel mit dem Halbwissen trifft in einigen Fällen durchaus zu.

Es gibt für mich aber auch andere Gründe zum Schreiben. Manchmal passiert etwas, wo man sich denkt, dass das eigentlich festgehalten werden sollte. Vielleicht weil es so absurd war (ich denke da immer wieder gern an eine Anwohnerversammlung in Loschwitz zum Thema Elberadweg zurück) oder weil ich es aus irgendwelchen andere Gründen interessant finde. Und was noch ein wichtiger Grund für mich ist, Artikel zu schreiben: Die Richtigstellung falscher Behauptungen. Ich kann es einfach nicht leiden, wenn falsche Sachen behauptet werden. Egal, wen es betrifft.

Was ich mir nicht anmaße ist die Vorstellung, Blogs könnten Zeitungen, oder zeitgemäßer gesagt die Internetplattformen von Verlagen ersetzen. Zumindest in Dresden wäre mir das eine Nummer zu größenwahnsinnig, selbst wenn man es kommerziell aufziehen würde. Hobbyblogger wie ich, die nur in ihrer Freizeit schreiben, können lokale Medien bestenfalls begleiten. Entweder indem man Veröffentlichungen lokaler Medien kritisch kommentiert und gegebenenfalls korrigiert. Oder indem man über Ereignisse schreibt, die lokalen Medien zu uninteressant oder zu kompliziert sind. Zu kompliziert deshalb, weil in Verlagen leider offensichtlich häufig kein Geld vorhanden ist, um längere Recherchearbeiten von Redakteuren zu finanzieren. Da kann man als Blogger in einzelnen Fällen ausgleichend tätig werden. Mir ist es schon mehrfach passiert, dass ich für Themen, die mich interessierten, so lange recherchiert habe, wie mir das eben wichtig war. Da stand der eigene Erkenntnisgewinn im Vordergrund. Der Artikel war dann das sekundäre Ergebnis. Hätte ich die benötigten Stunden aufgeschrieben, wäre da sicher eine beachtliche Summe an Arbeitszeit entstanden. Und in einer Redaktion müsste das ja bezahlt werden. Allerdings sehe ich mich hier nicht auf großer Mission, die Mängel von Zeitungen auszugleichen. Das müssen die schon selbst erledigen.

Um noch einmal das Eingangsthema aufzugreifen (und dann auch langsam zum Schluss zu kommen): Wer bezahlt mich hier? Niemand. Als das Bezahlsystem Flattr noch angesagt war, dachte ich einmal kurz darüber nach, es auch zu nutzen. Dann erschien aber in einem damals sehr bekannten und vielgelesenen Blog (den ich inzwischen vergessen habe) ein Artikel zu den eigenen Einnahmen über Flattr. Es war sehr ernüchternd. Man bekam lediglich die Serverkosten damit wieder herein. Meine Serverkosten liegen bei knapp 35 € im Jahr, womit „Bloggen“ im Vergleich mit meinen anderen Hobbys der billigste Posten ist. Die Ausgaben für meine anderen Freizeitbeschäftigungen muss ich auch tragen, die lassen sich nicht über Werbung oder Flattr ausgleichen. Ich habe sowieso nie verstanden, warum so viele Blogger mit ihrem Blog Geld verdienen wollen. Beim letzten sächsischen Bloggertreffen hatte ich das Gefühl, dass ich der einzige Anwesende war, der beim Bloggen nicht an Geld denkt. Ich habe Blogs immer als großartige Sache verstanden, über die man sich mit eigenen Gedanken an die Öffentlichkeit wenden kann. Das ist aus meiner Sicht auch eine wichtige Grundlage von Demokratie. Dafür hatte man vor zehn Jahren nur Freie Radiosender (wie Coloradio in Dresden) zur Verfügung oder in wenigen Städten Offene Kanäle. Dort konnte man auch kein Geld einnehmen, das war und ist dort grundsätzlich ausgeschlossen. Das hat die beteiligten Redakteure nie gestört. Warum muss man es als Blogger aber plötzlich bezahlt bekommen, wenn man sogar mit einfacheren technischen Mitteln dieselbe Möglichkeit hat, eigene Ansichten verbreiten zu können?

Jetzt fehlt mir noch ein Schlusssatz. Vielleicht der: Ich sollte mein „best of“ endlich einmal aktualisieren. Die Sache mit den „Netzfrauen“ gehört dort definitiv mit hinein.


5 Comments

  1. Wer was zu sagen hat, sollte das tun. Und Frank, deine Texte lese ich gern, gerade weil sie nicht aus den Fingern, sondern aus dem intelligenten Teil des Körpers kommen. Streitbar und sehr gut recherchiert. Macht Spaß und solange du den hast, lese ich gern.

  2. Interessanter Artikel zum Thema bloggen. ich denke dass so viele Blogger Geld verdienen wollen, weil sie ihr Projekt gerne in Vollzeit betreiben wollen, statt in einem langweiligen oder sehr stressigen Bürojob die Zeit absitzen zu müssen. Ich habe mir das auch zum Ziel gesetzt, da ich lieber mein „eigenes Ding“ machen möchte statt bis zur Rente von anderen gesagt zu bekommen, an welchen Projekten ich wann arbeiten soll. Man sollte aber nicht nur wegen Geld & co bloggen – Freude am Schreiben und Begeisterung für das eigene Thema sollten Grundvoraussetzung sein.

  3. Na dann viel Erfolg bei dem Versuch, in Vollzeit davon leben zu können. Ich kenne nur wenige Blogs, bei denen das geklappt hat (und bei denen steckt oft viel mehr Zeitaufwand als nur 40h/Woche dahinter), aber vielleicht funktioniert es ja bei Dir.

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