Netzstabilität – ein paar völlig nebensächliche Zahlen und hübsche Balkengrafiken
Wurde das Zivilschutzkonzept der Bundesregierung deshalb überarbeitet, weil die Gefahr von Stromausfällen gestiegen ist? Diesen Verdacht lehnte ich als völlig abwegig ab, als er hier im Blog in einem Kommentar geäußert wurde. Aber ich horchte dann doch kurz auf, als Thomas de Maizière bei der Vorstellung des Zivilschutzkonzepts mögliche Bedrohungen so beschrieb (im Video bei 5:25 min):
Für mich persönlich ist am wahrscheinlichsten ein regional oder überregional langanhaltender dauerhafter Ausfall der Stromversorgung
Auf „Tichys Einblick“ erschien wenige Tage darauf ein Artikel, in dem dieser mögliche Zusammenhang auch aufgeworfen wurde. Unser Stromnetz, so schrieb Holger Douglas in „Energiewende: »Kaskade« lässt Städte erzittern“ sei durch die Energiewende gefährlich instabil geworden. Hauptsächlich der unstetige Windstrom zwingt die Netzbetreiber immer öfter, regulierend eingreifen zu müssen, um größere Stromausfälle zu verhindern. Nun kann man es als Panikmache betrachten, hier Zusammenhänge sehen zu wollen, denn das Zivilschutzkonzept ist einfach nur zufälligerweise jetzt fertig geworden. Aber die im Artikel vorgestellten Zahlen beeindrucken schon. Zitiert wird eine Studie des Netzbetreibers TenneT:
2003 mussten die Ingenieure der Netzführung nur zwei Mal im gesamten Jahr eingreifen, um das gesamte Stromnetz stabil zu halten. Mit der »Energiewende« erhöhte sich die Zahl dieser »Ereignisse« laut TenneT-Aufzeichnungen auf 290 im Jahr 2010, und 2011 waren es sogar 1.024 Eingriffe, und die Zahl steigt weiter in die Tausende.
Leider ist im Artikel keine Quelle dafür angegeben, aber mit etwas Recherche lässt sich herausfinden, dass es stimmt:
2011 mussten die Techniker bei TenneT also im Durchschnitt fast dreimal täglich regulierend eingreifen, obwohl so etwas vor dem Beginn der Energiewende fast nie notwendig war, weil man die Stromversorgung vorher gut planen konnte. Interessant wäre, wie es seit 2011 weiter ging. Dazu muss man aber nicht mehr bei TenneT suchen, denn seit 2013 kann man die Zahlen für dieses sogenannte Redispatch unter netztransparenz.de abrufen. 2013 gab es den dort verfügbaren Tabellen zufolge bundesweit 2686 Redispatchmaßnahmen, 2014 waren es schon 3453 und im Jahr 2015 6325. Wie die Techniker das jeden Tag meistern, ist mir ein Rätsel.
Die Bundesnetzagentur veröffentlicht seit 2015 „Quartalsberichte zu Netz- und Systemsicherheitsmaßnahmen“. Kommentiert wird diese häufigere vierteljährliche Veröffentlichung mit
Die bisherige jährliche Erfassung war angesichts der drastischen Zunahme von Netz- und Sicherheitseingriffen nicht mehr ausreichend
„Drastische Zunahme“ klingt auch nicht gerade beruhigend. In diesen Berichten werden weniger die Mengen der Redispatchmaßnahmen aufgezählt, sondern ihre Gesamtdauer, weiterhin die Energiemenge, die dem Netz entzogen oder zusätzlich eingespeist werden musste, sowie die dabei entstandenen Kosten:
In der Gesamtjahresbetrachtung für 2015 hat sich die Gesamtmenge der Redispatcheinsätze im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdreifacht. 2014 betrug die Gesamtmenge 5.197 GWh und ist im Jahr 2015 auf 16.000 GWh stark gestiegen. Die dafür angefallenen Kosten liegen nach einer ersten Schätzung der ÜNB bei etwa 402,5 Mio. Euro. Im Vorjahr betrugen die Kosten für Redispatch (ohne Countertrading) 185,4 Mio. Euro.
2013 lagen die ausgezahlten Beträge für Redispatch übrigens „nur“ bei 114,9 Mio. Euro (Quelle: Anfrage im Bundestag Seite 12)
Das Projekt „Energiewende“ ist also ein schöner Erfolg … nein, natürlich nicht für das Klima. CO2 wurde damit ja bisher noch nicht gespart. Kohlekraftwerke kann man damit auch nicht ersetzen. Aber für den Arbeitsmarkt ist es ein sehr belebender Faktor, zumindest im Bereich E-Technik. Und da man bei den oben genannten Zahlen auch das Gefühl bekommt, ein Vorrat an Lebensmitteln für die nächsten 10 Tage sei vielleicht doch nicht die schlechteste Idee, könnte die Energiewende auch noch die Lebensmittel-, Kerzen- und Campingkocherindustrie ankurbeln. Spätestens nach dem Tag, an dem die Techniker doch nicht mehr mit Ausgleichsmaßnahmen hinterher kommen.
Update Januar 2018: Tennet meldet Rekordkosten für Noteingriffe
Hallo!
Meine Info: Seit der Strommarkt „offen“ ist, werden alle Powerlines an der oberen Grenze gefahren. Damit ist die Gefahr eines Ausfalls gestiegen.
Und gewisse Regeln und Gesetze gelten halt auch nicht mehr-
Vor 40 Jahren war irgendwie Regel, dass immer 10% Sicherheit sein müsse.
(Hat mir mal ein Freund erklärt). Und Reserven kosten Geld.
Und dann kommt noch der Windstrom oben drauf.
Und als letzte Gefährdung ein de Maiziere. 🙂
Ich führe auch eine regelmäßige Auswertung durch:
http://www.herbert.saurugg.net/strom-blackout/risiko-eines-strom-blackouts/auswertungen
http://www.herbert.saurugg.net/strom-blackout/risiko-eines-strom-blackouts/negativstrompreistage
Netzstabilität – das Wetter ist schuld
Dieser Hinweis auf die Berichte der BundesNetzAgentur (BNA) war für mich ein Erkenntnisgewinn. Sowas hatte ich gesucht.
Eingangs des Berichtes 2015 mit Stand vom Aug. 2006 wird konstatiert:
Daß es das EEG gibt hat sich inzwischen rumgesprochen, bemerkt es doch jeder an seiner Stromrechnung und am versauten Landschaftsbild. Daß es aber einen „gesetzlich vorgesehenen Ausbaupfad mit circa einem Gigawatt im Gesamtjahr 2015“ gibt ist für mich neu. Und offensichtlich halten sich die renditegierigen Windmüller nicht daran und der Staat hält sein Gesetz nicht ein. Über BauGenehmigungen ließe sich das regeln. Wir erleben hier einen durch´s EEG abgesicherten Wildwuchs.
Früher befürchteten Netzbetreiber starke Stürme, Blitzeinschläge, Vereisungen. Heute ist das Wetter eine ganzjährige Bedrohung der Netzstabilität.
Folglich müssen die Netzbetreiber gegenhalten :
Ich habe mal die Tabelle 1: Netz- und Systemsicherheitsmaßnahmen nach § 13 EnWG in 2015 des Berichtes wie folgt zusammengefaßt :
Tab. 1 : Sicherung der Netzstabilität 2015
Man erkennt sofort den Redispatch als Schwerpunkt. Hier sind bei jeder Maßnahme immer mindestens zwei EnergiergieErzeuger betroffen, einer der abregeln muß, vor einem überlasteten Netzabschnitt, und einer der liefern muß, dahinter. Jedenfalls wird so eine Menge Energie verwurstet. Zum Vegleich, das neue Kohlekraftwerk Moorburg hat eine Nennleistung von 1640 MW und könnte pro Jahr ca. 14.000 GWh liefern. Noch etwas finde ich bemerkenswert – entsprechend der per EEG festgelegten VorrangEinspeisung der EE werden diese auch zuletzt vom Netz genommen, wenn Not am Manne ist. Das ist eine eindeutige Verletzung des VerursacherPrinzips.
Die Tatsache daß die BNA jetzt 1/4jährlich Berichte herausgibt zeigt auch, daß es seit dem Wirken des EEG mit der Netzstabilität bergab geht. Das zeigt sich auch an den Äußerlichkeiten der bisherigen Berichte . Ich habe mir mal die Mühe gemacht die Berichte ab 2005 auf die Häufigkeit bestimmter Wörter zu prüfen. Das Ergebnis sieht man in nachstehender Tabelle.
2 : Häufigkeit von Stichworten in den BNA-Berichten
Man sieht, ab 2010 steigt die Verwendung der Begriffe für Stabilisierungs-Maßnahmen rapide an, entsprechend auch die Seitenzahl der Berichte.
Leider findet man in den BNA-Berichten keine Angaben zu der Anzahl der stablisierenden Netzeingriffe.
In Ergänzung zur Grafik „Entwicklung der Netzeingriffe 2003 bis 2011“ von Tennet im Thema habe ich die Auswirkung der EinsMan-Eingriffe ab 2009 aufgelistet.
Tab.3 : EinsMan-Auswirkung
Man sieht : Innerhalb von 5 Jahren steigt die Ausfallarbeit um den Faktor 20 und die Entschädigungen um um das 13fache !!
Obwohl EinsMan das Mittel der letzten Wahl ist
paßt auch das den Grünen nicht. Und so beantworten sie
selbstgestellte steile Fragen wie
Nun gut, für die Grünen sind der Einsatz der EE politische Glaubenssache.
Was mich nur maßlos enttäuscht ist die Tatsache, daß unser` aller Kanzlerin, die Physikerin Merkel, die Karre namens „Energiewende“ so weiter laufen läßt. Dazu fallen mir diese Sprüche ein :
Wenn der Chef nicht weiter weiß
Gründet er ´nen Arbeitskreis
Kennt er das Ergebnis schon
beruft er eine Kommission
Ist ihm das Ergebnis schnuppe
tut´s auch eine Arbeitsgruppe
Nun, im Falle Energiewende war es die Ethikkommission, welche Merkel 2011 berief, als sie sich offensichtlich das letzte Mal mit dem Thema befaßte: Um die AKW´s abzuschalten. In dieser saßen u.a. 3 Bischöfe, dafür kein Vertreter der Energiewirtschaft.
@Herbert Saurugg: Danke für den Hinweis.
Geht doch bitte mal mit einem ELF Messgerät durch die Städte und Ballungsgebiete. Wir haben dermaßen hohe Werte und ich denke, dass auf der einen Seite Energie gespart werden soll, aber der Militär und die geisteskranke Regierung, bauen immer mehr von diesen „Ionosspähren“ Forschungsanlagen. Damit wird nicht geforscht sondern manipuliert. Dazu gehört auch das Geo Engineering Programm, was ja die Bundeswehr zugegeben hat. Messt selbst und fragt euch warum? Da wird unsere Energie sinnfrei verballert.. Danke 🙂 lg
Liebe Vanessa, normalerweise reagiere ich mit Ironie auf solche Kommentare. Ich mache heute eine Ausnahme: Thema überhaupt nicht verstanden, Schwachsinn erzählt – 6, setzen! Statt eines ELF-Messgerätes empfehle ich Dir ein Einhorn-Messgerät.
Dass ausgerechnet in Städten und Ballungsgebiete so viel niederfrequente elektromagnetische Felder nachweisbar sind, ist allerdings verblüffend. Es kann auf gar keinen Fall etwas damit zu tun haben, dass in Städten ziemlich viele elektrische Kabel verlegt sind, in denen Wechselstrom mit 50 Hz fließt, wodurch sich eben solche Felder ausbilden. Nein, diese Erklärung wäre viel zu logisch und zu wenig verschwörungstheoretisch. Sie scheidet also aus. Bei Dir mussten wir von der Geheimen Weltregierung übrigens auf 38 Hz runter gehen, um Dich geistig zu steuern. Deine Hirnfrequenz war einfach zu niedrig. Aber jetzt funktioniert es ja, wie man sieht.
Okay, nun ist es doch wieder Ironie geworden. Oder Sarkasmus. Na, egal.
Ein Verursacher-Prinzip gibt es hier tatsächlich nicht. Diejenigen die Energie aus Wind und Sonne produzieren, die also gar keine Stromversorgung gewährleisten können, dafür aber immer mehr Probleme schaffen, erhalten selbst für nicht eingespeisten Strom Subventionen. Und diejenigen, die im Hintergrund alles absichern müssen, bekommen ökonomische Probleme und müssen sich ständig für ihre Noch-Existenz rechtfertigen. Und das unter einer Kanzlerin, die ein abgeschlossenens Physikstudium hinter sich hat!
Was ich Greenpeace regelrecht positiv anrechne ist, dass sie ihre Frage
nicht einfach (wie man es erwarten würde) pauschal bejahen, sondern hier sogar einmal – zumindest teilweise – Ansätze von Realitätssinn zeigen.
Das Energiewesen – es entwickelt sich
Mit Datum Stand 11.10.2016 wurde der Bericht der Bundesnetzagentur zu Netz- und Systemsicherheitsmaßnahmen im 1.Quartal 2016 ( 16Q1 ) veröffentlicht. In Tabelle 2 auf Seite 10 ist der Umfang dieser Maßnahmen zusammen mit denen aus 2015 dargestellt.
Ich habe mal die Daten der jeweils 1.Quartale verglichen:
Redispatch
1.Quartal 2015: 3.422 GWh/ 119 Mio €
1.Quartal 2016: 4.560 GWh/ 52 Mio €
Reserve-KWe
1.Quartal 2015: 95 GWh
1.Quartal 2016: 695 GWh
EinsMan
1.Quartal 2015: 1.135 GWh/ 117 Mio €
1.Quartal 2016: 1.511 GWh/ 148 Mio €
Anpassung
1.Quartal 2015: 9 GWh
1.Quartal 2016: 7 GWh
Aus der Tabelle und dem Text des BNA-Berichtes fasse ich für die Vergleichszeiträume unvollständig zusammen:
Redispatch : Die betroffene Energiemenge ist um 33% gestiegen, an 88 Tagen des Quartals entsprechende Eingriffe angewiesen. Die Gesamtdauer betrug in 16Q1 4.482h. Das Quartal hat 2160h. Die Zahl der Maßnahmen ist leider nicht ausgewiesen.
Einsatz Reserve-KWe : Die Energiemenge stieg um den Faktor 7, die Zahl der Einsatztage von 3 auf 47.
EinsMan : Die betroffene Energiemenge stieg um 33%, die Entschädigungssumme um 13%.
Ich hatte mal EinsMan als Mittel der letzten Wahl zur Sicherung der Netzstabilität bezeichnet und damit kritiklos die Worte der Quelle übernommen. Es ist ein eigens geschaffenes Mittel, um die Gewinne der EEG-Spesenritter zu sichern:
Mit anderen Worten : EEG-Ritter können ihren Strom ins Netz drücken wie er anfällt. Wird´s doch mal zuviel für´s Netz können sie gegen Entschädigung abgeschaltet werden. Deshalb sind in der o.e.Tabelle die Kosten explizit als Entschädigungen ausgewiesen.
Das Mittel der letzten Wahl sind Anpassungen
Beim Redispatch gelang eine Kostensenkung von 119 auf 52 Mio € beim gleichzeiteigen Anwachsen der Energiemenge von 3.422 auf 4.560 GWh. Zum Vergleich, bei EinsMan waren die Zahlen 1.135 auf 1.511GWh und 117 auf 148 Mio € – rund 1/3 der Energiemenge aber das Dreifache der Entschädigung=Kosten bei den EEG-Rittern !
Die Leute an den Schaltpulten haben offensichtlich ihre Erfahrungen gemacht. Aber heute muß dort Stress pur herrschen verglichen mit den Verhältnissen vor 13Jahren :
Wäre die BNA ein Unternehmen zur Produktion und Verkauf von Netzstabilität müßten bei obigen Bericht in der Geschäftsleitung die Alarmglocken schlagen : Der Verkauf ist stabil bei rapide steigenden Kosten und Friktionen im Betrieb. Wie lange soll das noch gut gehen?!
Die Physikerin Merkel läßt alles weiterlaufen und hat vor ein paar Jahren so nebenbei mit Hilfe einer Ethikkommission Deutschland von sicheren AKWen und einer erfolgversprechenden Weiterentwicklungder Nutzung der Kernkraft abgekoppelt.
Irgendwie erinnert mich das Ganze an die Kuh im Propeller. In Abwandlung zum Irrsinn dort wie hier: Das Energiewesen – es entwickelt sich !!
Danke für die Übersicht. Interessant ist ja, dass trotz des Aufwandes eine Kostensenkung beim Redispatch gelang. Ich dachte zuerst, dort wäre ein Fehler in der Zahl „57“, die ich höher erwartet hätte.
Update Januar 2018: Tennet meldet Rekordkosten für Noteingriffe
Siehe hierzu auch den Vortrag von H.W. Sinn vom 18.Dez. 2017.
Das Energiewesen – es entwickelt sich, Folge 2
Vor ca. 27 Monaten schrieb Frank einen Beitrag über Netzstabilität, also über die Stabilität der deutschen Stromversorgung im Allgemeinen unter Berücksichtigung der Auswirkung der Erneuerbaren Energien auf dieselbe im Besonderen.
Die Diskussion dazu riß nach 11 Kommentaren ab, das Problem aber blieb uns erhalten. Bei Vera Lengsfeld schreibt ein Prof. Dr. Wulf Bennert dazu u.a.:
Hervorhebung von mir.
Mit Kraftwerksmanagement sind wohl die Maßnahmen Redispatch und EinsMan gemeint; und Menschen können irren, zumal wenn man in Sekunden entscheiden muß.
Weiter schildert er anschaulich die Folgen eines solchen Ausfalls und schießt sich auf die Grünen-Vorsitzende ein. Diese hatte mal Folgendes losgelassen:
Dazu Prof. Bennert:
Entscheidungsgewalt über unser Energienetz hat z.Z. eine andere. Vor zwei Jahren schrieb ich:
Landschaftsversau- und Vogelschredderanlagen
Nach seinen Worten müßte Prof. Bennert in beständiger Angst leben. Auf TE liest man:
Zu meiner Überschrift „Das Energiewesen – es entwickelt sich“ hat mich ein Stück auf einer wunderbaren AMIGA-Vinylplatte mit dem Titel LYRIK JAZZ PROSA inspiriert. Manfred Krug liest da eine Geschichte namens „Die Kuh im Propeller“. Dem Agitator Gen. Kossonosow gelingt es nicht, die Kolchos-Bäuerlein vom Nutzen der Fliegerei (Sowjet-Vulgo: Flugwesen) zu überzeugen: „Ritsch-Ratsch – weg war sie“- die Kuh.
Merkel ist es gelungen, Deutschland eine Energiewende überzustülpen. Resultat u.a.:
– Die angesprochene Netzinstabilität
– Mehrkosten von ca. 6ct/kWh Strom für jeden Haushalt
– 30.000 WindEnergieAnlagen im Land mit 357.000km²
Im Schnitt steht in D alle 3,45km eine WEA.
Die Kuh im Propeller war das Resultat russischer Schlamperei.
Deutschland baut planmäßig an der größten Landschaftsversau- und Vogelschredderanlage der Welt
Hier kann man die Änderungen der Netzfrequenz und der Rgelleistung (im Tennet-Netz?) in Echtzeit verfolgen.
@ Michael_DD: Danke für den Link, kannte ich noch nicht. Da steht ja gleich als erstes auch ein sehr energiewendekritischer Satz drin: „Strom muss immer noch zu dem Zeitpunkt erzeugt werden, zu dem er verbraucht wird“. 🙂
Lastabwurf, angeflickt
Im Januar 2019 konnte man auf Achgut lesen:
Die Energiewende zerfrisst die Reste der deutschen Schwerindustrie. Alu- und Kupfer-Hütten, Glaswerke, Walzwerke und ähnliche energieintensive Unternehmen werden von den Netzbetreibern als „Abschaltbare Lasten“ bezeichnet. Diese können, wenn es zu sogenannten Prognosefehlern(*) kommt, binnen 15 Minuten vom Netz genommen werden, um bei fehlendem Energieangebot, weil Sonne und Wind die Netzstabilität nicht aufrechterhalten und nicht schnell Reserven zugeschaltet werden können.
Lastabwurf nennt man den Vorgang, der dafür sorgt, dass in den Büros, Parteizentralen und Universitätsgebäuden, in denen die Energiewende ersonnen wurde (beinahe hätte ich „geplant“ geschrieben), die Lichter nicht ausgehen. …
78 Zwangsabschaltungen allein bei „Hydro Aluminium“ in Neuss und das ist erst der Anfang.Zitat Ende.
(*) Prognose siehe im folgenden.
Im Mai 2011 schrieb die erwähnte Hydro (Hydro in Deutschland):
Millisekunden ohne Strom bedeuten Millionenschaden für Hydro
Jeder plötzliche Stromausfall schädigt das Aluminiumunternehmen Hydro in Deutschland in Millionenhöhe.
Schon wenn unangekündigt für ein paar Millisekunden die Stromversorgung abbricht, fallen allein im größten deutschen Werk der Hydro, dem Walzwerk Grevenbroich, 100 Industrieanlagen durch den Absturz der elektronischen Prozessrechner aus.
Produktionsausfall, Feuergefahr, Stillstand bis zu mehreren Tagen und entsprechender Verdienstausfall – die Folgen summieren sich, erläutert Dr. Stefan Kästner, Werkleiter Grevenbroich und Geschäftsführer der Hydro Aluminium Rolled Products GmbH:
•„Eine plötzliche Stromunterbrechung bewirkt einen Absturz der Prozessrechner.
•Dies stoppt die Produktion, den kontinuierlichen Fortgang unserer Verarbeitung, ob im Walzen, Lackieren oder Veredeln, Aushärten oder Strecken der Aluminiumbänder und –folien. Produkte in Arbeit würden damit unbrauchbar und Schrott.
… Wir produzieren auf vielen Anlagen rund um die Uhr, sieben Tage die Woche und 365 Tage im Jahr. Wir benötigen in dieser Zeit für unsere Produktion kontinuierlich Strom in gleichbleibender Qualität. Unsere Produktion verträgt keine Spannungsschwankungen oder gar Stromunterbrechungen.Ende Zitat.
Nun könnte ich mir (als Laie auf dem Gebiet) vorstellen, daß man Millisekunden mit Kondensatoren überbrücken kann. Ich lasse mich dazu gern belehren. Die Millisekunden sind heute nicht mehr das Problem, denn es kommt dicker. Daß die deutsche Stromversorgung infolge der garantierten Vorrangeinspeisung der „Erneuerbaren“ und deren ungebremsten, geförderten Ausbaus zunehmend prekär wurde, registrierte auch der Gesetzgeber. Und flickte an das EEG an, die Verordnung zu abschaltbaren Lasten (AbLaV):
Die Verordnung zu abschaltbaren Lasten (AbLaV) ist eine deutsche Verordnung über kurzfristige Stromunterbrechungen bei Industriebetrieben. Der Lastabwurf erfolgt freiwillig gegen Zahlung einer Vergütung für die Bereitstellung der Lasten (Leistungspreis) und der tatsächlichen Abschaltung (Arbeitspreis). Es soll die Versorgungssicherheit durch die Regelzonenbetreiber bei der Erhaltung der Netzstabilität erhöhen. Die Kosten werden auf den Strompreis umgelegt, den die Verbraucher zahlen. Die umstrittene Verordnung war ursprünglich auf den 1. Januar 2016 befristet[.
Ursprüngliche Fassung vom: 28. Dezember 2012 Zitat Ende.
Die Befristung wurde aufgehoben.
Die FAZ schrieb neulich: Es kommt immer wieder vor, dass mehr Strom verbraucht als erzeugt wird. Zuletzt an Silvester. Laut Bundesnetzagentur wurden am 31. Dezember mittags 52 000 Megawatt Strom abgerufen, aber nur 46 000 Megawatt erzeugt. Dass dennoch nirgendwo das Licht flackerte oder die Pumpe der Heizung ausfiel, lag an Stromlieferungen aus dem Ausland. … Doch das Ausland kann nicht immer die Lücke ausgleichen. Zunehmend schalten daher die vier Netzbetreiber Produktionsanlagen ab, um das Netz im Gleichgewicht zu halten. „Bisher sind dieses Jahr 78 Abschaltungen alleine der Aluminiumhütten erfolgt“, heißt es in einem Brandbrief, den der Neusser Hersteller Hydro Aluminium … Anbieter „abschaltbarer Lasten“ werden dafür bezahlt, wenn Netzbetreiber mit einer Vorankündigung von 15 Minuten den Saft abdrehen. Weil es um sehr große Strommengen geht, betrifft das nur die sehr stromintensive Industrie, die direkt am Höchstspannungsnetz hängt. Mitte Dezember war es wieder so weit. … Rechnerisch fehlte die Kapazität von zwei großen Kernkraftwerken. Der Netzbetreiber Amprion, der für den Westen der Republik zuständig ist, erklärte, die Erzeugung von Photovoltaikstrom sei an dem Tag „deutlich von der Prognose(*) abgewichen“.
Das zeigt das Dilemma. Netzbetreiber müssen die Nachfrage für den nächsten Tag prognostizieren. Dafür schätzen sie ab, wie viel Wind- und Sonnenstrom anfällt. Der hat im Netz Vorfahrt vor Elektrizität aus Atom-, Kohle- oder Gaskraftwerken. Kommt es zu Prognose(*)fehlern, müssen abschaltbare Lasten ran, wie an jenem Freitag im Dezember. Die Fehler können groß ausfallen, wie die Netzbetreiber gelernt haben. Bei Hochnebel kann die Abweichung zwischen am Vortag geschätzter und realisierter Sonnenstromgewinnung 8000 Megawatt betragen. Das sind 10 Prozent vom Verbrauch. Zitat Ende.
Ich fasse zusammen:
– Die deutsche Elektroenergie-Versorgung ist auf den Wetterbericht angewiesen. Damit schätzen sie ab, wie viel Wind- und Sonnenstrom anfällt.
– Bei Hochnebel kann man schon mal mit 10% im Minus landen.
– Wenn das Ausland nicht liefern kann, werden „Lasten“ abgeworfen, die dafür bezahlt werden. Die Kosten werden umgelegt.
Der moderne Mensch hat sich weitgehend vom Wetter unabhängig gemacht, ich lasse Landwirtschaft, Verkehr incl. Luft- und Schiffahrt außen vor. Aber die deutsche Elektroenergie-Versorgung ist im 21.Jh auf den Wetterbericht angewiesen. Unglaublich.
Dazu paßt der Lastabwurf in heiklen Situationen. Wie der Name Schwerindustrie schon sagt, das Schwerste muß zuerst vom sinkenden Schiff.
Was ich denen aber nicht abnehme, ist die Sache mit den Millisekunden. Selbst einfache IT-Systeme haben üblicherweise eine USV (Unterbrechungsfreie Stromversorgung), so etwas wird bei Servern grundsätzlich mit eingeplant. Das sind Akkus, die ständig die Stromversorgung abpuffern. Die können auch mit den Servern bzw. Rechnern kommunizieren „Achtung, wir haben Stromausfall, meine Akkus reichen noch für 3 h, eine Mail an die Techniker ist raus, fahrt Euch in 2,5 h geordnet herunter“.
Unabhängig davon ist es schon beeindruckend, wie man hier gegenwärtig die Industrie verscheucht. Es wäre ja kein Wunder, wenn sich solche Firmen bei nächstbester Gelegenheit mindestens nach Frankreich absetzen. Was ich aber auch nicht nachvollziehen kann: Warum haben diese Unternehmen nicht längst Exklusivverträge mit Kraftwerken angeschlossen, um netzunabhängig über eigene Leitungen direkt aus dem nächsten grundlastfähigen KW versorgt zu werden? Global Foundries in Dresden hat z.B. eigene Generatoren für die Stromerzeugung installiert (meines Wissens verwenden sie Erdgas). Anscheinend rentiert sich das. Oder denken wir nur an Leppersdorf (Sachsenmilch), wo man vor mehreren Jahren ein Heizkraftwerk bauen wollte (Müllverbrennung). Inzwischen hat man das auch mit Erdgas umgesetzt. Kann aber sein, dass die Dimensionen bei Aluproduktion eine ganz andere ist.
War das schon immer so? Der besagte Artikel stammt vom Mai 2011. Ungefähr damals begann die Zunahme der Netz-Instabilitäten. Die betroffenen Server sind sicher älter.
… oder eigene Generatoren?
Keine Ahnung. Die Befassung damit würde mMn den Rahmen dieses Artikels sprengen.