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Nein, keine 44 Prozent der Deutschen teilen den „Lügenpresse“-Vorwurf von Pegida

Gestern schrieb der „Stern“, eine Forsa-Umfrage würde bestätigen, dass 44 Prozent der Deutschen den „Lügenpresse“-Vorwurf von Pegida teilen. Beim Lesen der Überschrift dachte ich spontan: Wundert mich nicht. Ich sehe selbst auch gelegentlich Gründe zur Medienkritik und habe solche Fälle schon hier im Blog beschrieben. Aber ich bin auch für korrekte Darstellungen und gegen Übertreibungen. Was der „Stern“ gestern verbreitete, scheint nicht zu stimmen. Man muss dazu auch nicht lange recherchieren, bereits der Artikel des „Stern“ stellt die 44%-Aussage selbst ganz anders dar. Gefragt wurde diesem Artikel zufolge „Stimmen Sie diesen Positionen der „Pegida“-Demonstranten zu?“. Zur Position „Die von oben gesteuerten Medien verbreiten nur geschönte und unzutreffende Meldungen“ gaben nur 18% der Befragten an, dem „voll und ganz“ zuzustimmen.

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Die 44% entstehen nur aus der Addition der „Ja“-Stimmen und dem Mittelfeld der weniger Entschiedenen. Warum wurde dieses Mittelfeld aber mit „eher ja“ statt dem üblichen „weiß nicht“ bezeichnet? Hätte man es dann nicht genauso gut auch „eher nein“ nennen können?

Das Fazit 44% ist auch deshalb nicht haltbar, weil den Befragten nicht nur diese drei Positionen zur Auswahl gestellt wurden, sondern vier:

… wurden den 1002 repräsentativ ausgesuchten Bundesbürgern zehn Original-Aussagen vorgelesen – mit der Bitte anzugeben, ob sie der jeweiligen Aussage voll und ganz, eher, eher nicht oder überhaupt nicht zustimmen.

Wo wurden die „eher nicht“-Stimmen verrechnet? Und warum wurde das getan? Man müsste die Umfrageergebnisse einmal im Original lesen können, um das zu ermitteln.

Abgesehen davon ist die ermittelte Aussage auch durch die Fragestellung, also durch die Formulierung der „Position“ kaum aussagekräftig. Vielleicht unterschieden einige Befragte schon durch die Wortgruppe „die von oben gesteuerten Medien“ zwischen Medien, die aus ihrer Sicht „von oben gesteuert“ sind und zwischen anderen, die das nicht sind. Es könnte also sein, dass sich manche Leute überlegten, viele Zeitungen und Sender würden zwar sachlich und kritisch berichten, aber bei wenigen ausgewählten Negativbeispielen hätte man schon den Eindruck, dass Frau Merkel jeden Morgen die Tagesinstruktionen durchgibt*. So hätten wenige Einzelfälle durch die Fragestellung das Gesamtergebnis deutlich verschlechtert. Ähnliche Überlegungen könnten bei Befragten auch durch die Formulierung „nur geschönte und unzutreffende Meldungen“ ausgelöst worden sein. Das Wort „nur“ dürfte selbst für einen „Lügenpresse“-Gläubigen unrealistisch sein. Man könnte auch bei „geschönt und unzutreffend“ überlegen, dass manches zwar geschönt aber nicht unbedingt unzutreffend sei. Das würde das Ergebnis auch wieder verändern.

Diese Position enthält also mehrere Details, über die man erst einmal in Ruhe nachdenken müsste. Ist das bei telefonischen Umfragen, die oft mit Zeitdruck bei der Befragung verbunden sind, aber überhaupt möglich? Ich würde „eher nicht“ angeben, falls eines Tages zu genau diesem Thema eine Umfrage stattfindet.

Fazit der Geschichte: Der „Stern“ hat unbrauchbar ermittelte Daten falsch verrechnet und eine Übertreibung in die Welt gesetzt. Lügenpresse!


* Die Pegida-mäßig vereinfachte Denkweise, dass Frau Merkel oder jemand anderes aus der Regierung Anweisungen an Sender und Verlage durchgeben, was diese zu verbreiten haben, ist natürlich Blödsinn. Wie bei allen Verschwörungstheorien reicht zur Widerlegung die einfache Frage: Wie soll das mit so vielen unvermeidlichen Mitwissern jahrelang unentdeckt funktionieren können? Zumal die Mitwisser im vorliegenden Fall auch noch ausgerechnet Journalisten sind, von denen jeder auf der Jagd nach der ultimativen Enthüllungsstory ist. Einseitigkeit entsteht mehr durch persönliche Haltungen bestimmter Journalisten. Gut zu beobachten ist das an der seit Monaten laufenden Anti-Glyphosat-Kampagne, um mal ein eher unpolitisches Beispiel zu wählen. Die regelrecht anti-wissenschaftlichen einseitigen Sendungen zu diesem Thema dürften ihre Entstehungsgeschichten wohl eher in ideologischen Scheuklappen einzelner Redakteure haben. Die Regierung hat dafür ganz bestimmt nicht beim öffentlich rechtlichen Fernsehen angerufen.


Update, weitere Links: Stefan Niggemeier und andere finden diese Umfrage ebenfalls fragwürdig:

S. Niggemeier: Lügenpresse-Vorwurf: Warum der Stern doppelt so viele Unterstützer sieht wie der WDR

Stefan Fries: Lügenpresse-Vorwurf: Warum der Stern doppelt so viele Unterstützer sieht wie der WDR

Deutschlandfunk: Statistiker zweifelt Aussagekraft von „Stern“-Umfrage an

32 Comments

  1. Hallo Frank,
    ich gebe dir zwar recht, dass die Schlussfolgerung, dass 44 % den Lügenpresse-Vorwurf von Pegida teilen, mit Vorsicht zu genießen ist. Auf die problemetische Fragestellung hast Du ja z. B. hingewiesen. Allerdings ist es in Umfragen (vor allem zu politischen aufgeladenen Themen) üblich und sinnvoll, den Befragten „ganz und gar“ und „eher ja“ anzubieten und beides dann in der Auswertung zusammen zu rechnen. Der Grund liegt auf der Hand: Nur die allerwenigsten wollen sich bei solchen Umfragen klipp und klar festlegen. Sprich: Es ist generell davon auszugehen, dass Leute, die eigentlich finden, dass Pegida „schon irgendwie recht hat“ mit dem Lügenpresse-Vorwurf, dazu neigen werden, sich bei „eher ja“ zu verewigen. Extrembewertungen wie „0“ oder „10“ (auf einer Skala von 0-10) werden erfahrungsgemäß einfach selten angekreuzt.
    Heiko

  2. Ich würde auch kein großes Problem in dieser Zusammenrechnung sehen. Aber dann hätte man auch – und zwar eindeutig erkennbar – die „eher nein“ genauso mit den „stimme nicht zu“-Stimmen addieren sollen. Eigentlich hätte ich dazu auch keine Zeile verloren, aber das wird nun schon wieder überall geteilt und von denen, die nur Überschriften lesen, als große Erkenntnis weitergegeben, 44% der Deutschen sähen die Medien so wie Pegida.

    Vielleicht liest ja der eine oder andere dieser Leute meine Überschrift 😉

  3. Jede Regierungsbehörde hat ihre Pressestelle, die regelmäßig Pressemitteilungen herausgibt. Die meisten Medien reproduzieren diese einfach, ohne ihren Inhalt zu hinterfragen. Insofern ist der Begriff der Lügenpresse völlig berechtigt.

  4. @ Codex Regius: Das ist keine Begründung für „Lügenpresse“-Vorwürfe. Informationen, die von einer öffentlichen Quelle stammen, also von Behörden oder aus Pressemeldungen von Regierungen usw., die muss man nicht hinterfragen. Man kann sich auf diese entsprechende Stelle berufen, indem man sie als Quelle angibt. Das gilt z.B. auch für Blogger. Wenn ich aus einer Pressemitteilung der Stadt Dresden zitiere, bin ich nicht verpflichtet, diese zu hinterfragen. Wenn es sich später als falsch herausstellt, dann war das nicht meine Schuld, sondern die der Stadt. Jemand, der eine solche Pressemitteilung nicht hinterfragt, ist doch deshalb kein Lügner. Das wäre er ja nur, wenn er wüsste, das sie falsch ist.

    Wenn man Informationen aus anderen Quellen hat, wenn ich z.B. eine Sache nur von meiner Oma gehört habe, dann sollte zur Überprüfung immer noch eine zweite Quelle gesucht werden (soweit das möglich ist). Aber bei Pressemitteilungen muss man das nicht tun.

  5. Das diese Umfrage (wie die meisten Umfagen) recht sinnfrei ist sieht man an folgendem:

    1. Eine vernünftige Umfrage hätte zusätzlich die antwortmöglichkeit „eher nein“ mit drin gehabt (Gut durchdachte Umfragen haben immer 4 Auswahlmöglichkeiten: Ja, eher ja, eher nein, nein). Es darf niemals eine auswahlmöglichkeit in der Mitte geben.
    Bei manchen Fragen kann auch gerne mal ein „keine Ahnung“ dabei sein, wenn man wirklich nicht weiß worum es geht und so weiter.

    2. Es wird keine Abstufung gemacht. Die Pegida-Demonstrationen wollen ja nicht eine einzige Sache, also wäre eine vernünftige Umfrage eine gewesen, die jede „Forderung“ einzeln abfragt, dann wäre wahrscheinlich sogar ein interessantes und interpretierbares Ergebnis rausbekommen.
    (Beispielsweise halte ich die Forderung über kontrollierte Einwanderung für eine sinnvolle Forderung, die strikte Ablehnung von TTIP und die geforderte annäherung an Russland für absoluten Bullshit dementsprechend würde ich an so einer Umfrage nciht teilnehmen, weil ich da garnicht vernünftig meine Meinung abgeben KANN).
    Ich habe mal einen Roman gelesen, in dem beschrieben wurde, dass man den Ausgang einer Umfrage anhand der Fragestellung üblicherweise von vorneherrein festlegen kann, und der großteil der Umfragen die ich in den letzten Jahren in Deutschand gesehen habe (zumindest die Veröffentlichten) sind genau nach dem Schema aufgebaut.

  6. Dass ein voller Antwortensatz sehr oft bis meistens bei Umfragen fehlt, ist leider Standard. Und zwar inklusive „weiß nicht“ und „keine Meinung“. Hier habe ich zwei Theorien: 1. hat der Ersteller der Umfrage kein logisches Grundverständnis oder 2. schlimmer er verfolgt ein Ziel, die Umfrage in eine gewisse Richtung zu lenken. Im vorliegenden Fall ist letzteres als Gegenverschwörung zu vermuten. Die von oben gesteuerte Lügenpresse wurde unterwandert, um es denen da oben und der Lügenpresse mal so richtig heimzuzahlen. Ich vermute dahinter die vom russischen Geheimdienst unterwanderte geheime Weltregierung. Allerdings wäre es genauso denkbar, dass Pegida verwirrt werden soll, indem die Lügenpresse plötzlich mal scheinbar die Wahrheit sagt, was in wirklichkeit gelogen ist und zum logischen Dilemma und damit zwangsläufig zur Auflösung der Bewegung führt.

  7. Aus der Aussage »Die von oben gesteuerten Medien verbreiten nur geschönte und unzutreffende Meldungen« müsste man drei Aussagen machen und sie den Leuten getrennt vorlegen: Stimmen Sie zu, dass

    1. die Medien vom Staat gesteuert sind;
    2. die Medien vorwiegend geschönte Meldungen verbreiten und
    3. die Medien unzutreffende Meldungen verbreiten?

    Und dazu die Antwortmöglichkeiten:
    – voll und ganz
    – teilweise ja
    – eher nicht
    – überhaupt nicht
    – dazu möchte ich mich nicht äußern.

  8. @ stefanolix: Ja, so in der Art wäre es schon eher brauchbar. Man muss eine halbwegs klare Fragestellung bzw. Thesenformulierung anbieten, damit sich die Leute eindeutig dazu positionieren können.

  9. @ okapi: Für Dich sollte ich hier mal noch Satire-Tags anbieten, damit Du Deine Kommentare besser auszeichnen kannst 😉 Nicht dass noch jemand denkt, das mit der vom russischen Geheimdienst unterwanderten Lügenpresse sei ernst gemeint. Übrigens ist die Geheime Weltregierung nicht von den Russen unterwandert. Das wird bei mir in der Nachbarabteilung regelmäßig geprüft.

  10. Notiz für mich selbst: Zum Thema „Lügenpresse“ gibt es aktuell einen interessanten Fall. Das ZDF-Morgenmagazin hat einen Bericht von der AfD-Demo in Erfurt gemacht und auch das Rohmaterial komplett (?) ins Netz gestellt. Im Rohmaterial wird zwar stellenweise sehr dummes Zeug erzählt, aber auch Sätze, die nachvollziehbar oder sogar vernünftig klingen. Leider findet sich von letzterem nichts im gesendeten Beitrag. Q.e.d.

    Beitrag „Dunja Hayali bei Erfurter AfD-Demo“ 3:46 min
    komplettes Rohmaterial 26 min

  11. Selbstverständlich hat jede Redaktion das Recht, ihre Beiträge zu schneiden, wie sie will. Weglassen rechtfertigt in keinem Fall den Vorwurf »Lügenpresse!« – Aber der Vergleich des Rohmaterials mit dem gesendeten Beitrag zeigt m. E. doch recht deutlich, dass es nicht um eine objektive Berichterstattung ging.

    Es gehen eben auch Menschen wie der besorgte ältere Mann zu solchen Demos, der am Anfang des Rohmaterials zu hören ist. Bei dessen Befragung empfand ich die Fragetechnik übrigens als grenzwertig bis manipulativ. Womit wir wieder bei der oben zitierten Umfrage wären …

  12. „Die Pegida-mäßig vereinfachte Denkweise, dass Frau Merkel oder jemand anderes aus der Regierung Anweisungen an Sender und Verlage durchgeben, was diese zu verbreiten haben, ist natürlich Blödsinn.

    Das geht immer, einen Pappkameraden aufstellen und kräftig draufschlagen.
    Ich kenne viele, die „Gleichschaltung“ sagen (bin selbst so einer) und von denen keiner behauptet, es gäbe einen direkten Gleichschaltungsdraht vom Bundeskanzlerinnenamt in die Redaktionen. Der ist gar nicht nötig, „Mollusken muss man nicht gleichschalten“ (Klonovsky).

    Ist die Hierarchie erst mal etabliert, sind die wichtigen Positionen mit den passenden Unterführern und die Drecksarbeitsplätze mit Leuten aus prekären Verhältnissen (akademisches Lumpenproletariat) besetzt, gibt es genügend andere Möglichkeiten die Herde zu lenken: Zuckerbrot und Peitsche, Andeutungen, Beförderungsmöhre, abschreckenden Beispiele, Gruppendynamik, Investitionshilfen (hallo taz), Mobbing.

    Gab es eine Anweisung, in Auschwitz zu morden?
    Gab es nicht.
    Hat die SS ohne Anweisung, weil denen gerade so war, eine Million Menschen ermordet?
    Nie und nimmer.

    Gab es eine Anweisung, am 6. Mai 1989 die Wahlergebnisse zu fälschen?
    So blöd waren die Politbürofuzzis nun auch wieder nicht.
    Haben in der ganzen DDR alle Wahlkommissionen ohne Anweisung, weil denen gerade so war, die Wahlergebnisse gefälscht?
    Quatsch.

    Unsere Medienlandschaft ist ein Bastard aus staatlich und privat, den in den Griff zu kriegen dauerte ne Weile. Den schleichenden Gleichschaltungsprozess kann man ganz gut nachvollziehen am Beispiel „Rechte Gewalt“.

    Vor 20 Jahren war die Zeitungs-Welt noch ganz in Ordnung. Der Hype war noch in den Kinderschuhen, es gab noch Objektivität und Abwägung. Zum Beispiel brachte damals der SPIEGEL (http://tinyurl.com/qfuatk7):
    Fiktive Skinhead-Attacken halten derzeit in Deutschland die Polizei auf Trab. … Es ist en vogue, sich als Skinhead-Opfer aufzuführen„.

    In der WELT (http://tinyurl.com/nruna9f) konnte man vor 15 Jahren noch zur Vorsicht mahnende Worte lesen.
    Bundesinnenminister Schily:
    Wir dürfen weder bagatellisieren noch überdramatisieren.
    Otto Graf Lambsdorff:
    Es ist die Aufgabe politischer Führung, besonnen zu reagieren und Hysterie nicht noch zu schüren.

    Auf den Sebnitz-Hype sind viele abgefahren. Übelnehmen kann man das den Redakteuren der Heimatzeitungen nicht. Wenn 3 dringend Tatverdächtige wegen Mordverdachts in die UHA wandern, kann man (unabhängig von der Schuldfrage im Hinblick auf die Verhafteten) schon davon ausgehen, dass gemordet wurde.
    Trotzdem, obwohl eigentlich „alles klar war“, ist einigen aufgefallen, dass der Plot nicht ganz stimmig ist. Der SPIEGEL hat sich seriöserweise auf die Widergabe der Presseerklärungen beschränkt und weiterer Kommentare enthalten, die Frankfurter Rundschau ist auch nicht auf den Zug aufgesprungen.

    Das war im Jahr 2001. Der Übergang vom Pluralismus zur Idiotie war am Laufen, abgeschlossen war er noch nicht. Es gab damals noch Reste von Moral, im Nachgang war es vielen sichtlich peinlich, wie sie voreilig losgepöbelt haben.

    Die Süddeutsche brachte am 29.11.2000:
    Der Fall Joseph und die Medien: Gefühle statt Fakten

    Die WELT am 30.11.2000:
    Und schließlich gibt es die Medien, die eine abenteuerliche Story so weit aufbliesen, bis sie als schwarzer Schatten über dem Lande lag.

    SäZ am 30.11.2000:
    Doch klar ist […], dass etliche Medien journalistisch unverantwortlich gearbeitet haben. Sie haben Verdächtigungen, Anschuldigungen und Vermutungen als Tatsachen kolportiert und kommentiert. […] Sie haben die Stadt Sebnitz stigmatisiert, Sachsen und ganz Ostdeutschland europaweit in Verruf gebracht.

    FAZ am 30.11.2000:
    Allzu schnell wurde – insbesondere von Journalisten – allzu scharf geschossen, allzu gern sahen viele sich durch neue Vorurteile in alten Vorurteilen bestätigt.
    und am 05.12.2000:
    Menetekel des heutigen Hetz-Journalismus

    Ein Menetekel, in der Tat.
    Mit dem Ende des Sebnitz-Falls hatten die Medien ihr selbstkritisches Potenzial aufgezehrt. Ab da lösten sich alle Bande frommer Scheu.

    Als ein paar Jahre später ein offensichtlich geisteskranker Fürstenzeller eine Hirnriss-Geschichte vom polizeidirektorenmeuchelnden Schlangennazi erzählte, der mit dem tagelang auf der Fensterbank liegenden Lebkuchenmesser dem couragierten Antifaschisten nach barockartig umständlich langatmiger Begrüßung und minutenlangem Kampf im nichtexistierenden Vorgarten in Bruchteilen von Sekunden tief in den Bauch nur zwei Zentimeter am Herzen vorbei stechend eine oberflächliche Wunde piekste, aus der das selbsternannte Opfer eigenhändig die Mordwaffe rauszog – da wäre ein verständnisvolles Schweigen angemessen. Oder Mitleid mit dem armen Irren.
    Denkste.
    Von MV-Regio abgesehen, hat der ganze polit-mediale Komplex den Stuß nicht nur wiederholt, sondern exzessiv ausgewalzt und zu einer stürmerhaften Hetzkampagne missbraucht, die ich bis dahin für ab dem 8. Mai 1945 nicht mehr möglich gehalten hätte.

    Das war sozusagen die Generalprobe, der erfolgreiche Test, ob wirklich alle mitlaufen.

    Drei Jahre später, ab 04.11.2011, haben die ne Schippe draufgelegt. Mitlaufen klappt, das muss man nicht wiederholen. Nun wurde die nächste Stufe abgerufen, die aktive Unterwürfigkeit.

    Eigentlich sind die 9 Dönermorde schon ziemlich abgedreht.
    Das gibt die menschliche Natur nicht her, eine Mörderkommune mit entindividualisierten Mitgliedern, die keine Bedürfnisse haben, keine Frauen, keine Männer, kein Alkohol, kein gar nichts, die nicht einmal beim Rasen oder Falschparken erwischt wurden, niemals besoffen unterm Kneipentisch lagen und auch sonst nicht aufgefallen sind, die 13 Jahre ungetarnt im Untergrund leben und so ungefähr einmal pro Jahr erratisch übers Land verteilt ausländische Kleinhändler ermorden, die zu neun Verbrechen bei Tatvorbereitung und Tatbegehung keine Fingerabdrücke, keine Hautschuppen, keine Haare, keine DNA und überhaupt keine einzige Spur hinterlassen und dabei von keinem Tat- und von keinem Tatortzeugen gesehen werden, die diese Morde begehen, obwohl sie ihnen nicht nur keinen materiellen, sondern auch keinen (wenn auch nur eingebildet) ideellen Gewinn bringen.

    Terror ohne Terror, das scheitert schon an der einfachen Logik.
    Doch beschränkt auf diesen Teil könnten die Subalternen Schreiberlinge das für sich noch mit Mitlaufen regeln. Wenns auch zum Himmel stinkt, gibt es immerhin als verbindendes Element die gleiche, presseerklärungstechnisch in der zwickauer Wunderasche sichergestellte, Pistole.

    Nur, genau das sollte nicht sein.
    Damit die Schreiberlinge nicht so einfach, mit einfachem Mitlaufen, davonkommen, wurde Sache grotesk überinszeniert, die schon grenzwertigen 9 Dönermorde angereichert mit einem Polizistenmord, zwei Sprengstoffattentaten mit unterschiedlich konstruierten Bomben, und 15 Raubüberfällen, allesamt Taten, für deren Zusammenhang mit den Dönermorden nicht mal eine Plausibilitätserklärung existiert, nicht zu reden von Beweisen.
    Zur Komplettierung des Wahnsinns obendrauf noch zwanzig Waffen, die die tumben Nazis für die Polizei griffbereit zur Abholung bereitgelegt haben.

    Gäbs eine pluralistische Medienlandschaft, der Shitstorm hätte das alles in Tagen hinweggefegt, den Fake und die Impresarios gleich mit, von Merkel, Friedrich, de Maiziére und Konsorten wüssten die Jüngeren heute nur noch aus dem Geschichtsbuch.
    Leider fehlt diese Voraussetzung, statt Shitstorm gabs ein Zwergenaufständchen, den das Machtkartell schnell und geräuschlos beerdigt hat.

    Am 12.11.2011, Die Ceska 83 im Bauschutt, fragte noch Thomas Schade in der SäZ (http://tinyurl.com/p4x3nrn):
    Warum behält ein Killer seine Tatwaffe, obwohl ihm offenbar zahlreiche andere Pistolen zur Verfügung stehen?
    Zusammen mit der Mordwaffe von Heilbronn und den Dienstwaffen der Heilbronner Polizisten hatten die ehemaligen Bombenbastler von Jena die „heißesten“ Waffen der jüngeren Kriminalgeschichte im Besitz. Warum nur?

    Das war der letzte Realitätsfunken in dieser Redaktion. Keine Ahnung, wer welche Einzelgespräche mit Schade geführt hat, heute ist er ein braver Presseerklärungsabschreiber.

    Das letzte Aufbäumen kam von Eberhardt Pfeiffer am 21.11.2011 in der Thüringer Allgemeinen (http://tinyurl.com/ozq2qva):
    Es gibt Sachen, die man kaum glauben will …
    Es wirkt, als hätten sie die Aufklärung der Taten genau so akribisch geplant wie diese selbst. …
    Das ist wie Robin Hood ohne den Sheriff von Nottingham und ohne Bedürftige, die beschenkt werden.

    Danach hat man von Pfeiffer nur noch als Sprecher des Justizministeriums gehört. Zuckerbrot.

    Ab da Ende im Gelände, landauflandab nur noch der gleichgeschaltete Desinfo-Dreck.

    Brauchte es für die Inszenierung des direkten Merkel-Durchgriffs?
    Ach wo, die Mollusken wissen sowieso, was sie zu tun haben.

    Und was die Journalisten betrifft
    „von denen jeder auf der Jagd nach der ultimativen Enthüllungsstory ist „
    sag doch einfach mal, warum keiner Zierckes Rußlungenlüge an die große Glocke hängt.

  13. @ stefanolix: Der FAZ-Artikel ist sogar noch sehr vorsichtig formuliert. Das ZDF ist aus meiner Sicht seit Monaten der drastischste Fall von Einseitigkeit in den Medien. Zumindest was seine Nachrichtensendungen betrifft. Ich schaue mir immer noch freiwillig ZDF-Nachrichten an und stelle oft fest, dass es dabei schwer fällt, bei der Bewertung das Wort „Propaganda“ zu vermeiden. Allein schon diese ständige Rührseligkeit und Betroffenheit, die man dort zeigt, ist schlimm. Eigentlich sollen Nachrichten neutral und sachlich sein. Persönlich Standpunkte gehören in Kommentare, Berichte oder Glossen. Solche journalistischen Grundlagen scheinen beim ZDF nicht mehr zu gelten. Bei Sprecherinnen wie Gundula Gause denke ich in letzter Zeit oft, die sollte besser eine Taschentuchbox statt des Macbooks auf dem Tisch stehen haben, weil sie sichtlich jeden Moment in Tränen ausbricht. Klaus Kleber hat da ja schon Maßstäbe gesetzt.

    Als Positivbeispiel kann man dagegen inzwischen den MDR erwähnen.

  14. @ Christion: Danke für den Link. Wie ich sehe, hat Niggemeier sich noch deutlich intensiver mit dem Thema befasst. Ich habe das noch als Link mit in den Artikel eingefügt.

  15. @ Sven Borner: Das hatte ich damals gar nicht gesehen. Was vielleicht besser war, denn als Massive Attack-Fan hätte ich mich auch darüber geärgert, dass die gewählte Musik absolut nicht zu den Bildern passt, auch wenn ihr Titel „Teardrop“ es vielleicht vermuten lässt. Da war offenbar jemand extrem phantasielos. Sowar passt wirklich nicht in eine Nachrichtensendung.

  16. @ Beobachter: Der Fall Sebnitz war tatsächlich ein bemerkenswerter Fall, wo praktisch alle Medien dasselbe schrieben, aber bei dem hier auch erwähnten Thema NSU/Verfassungsschutz gab es auch immer wieder kritische Artikel, die ähnliche Fragen stellten – also, wie so etwas denn so lange unentdeckt bleiben konnte usw. Allgemein sehe ich eine Gleichschaltung nicht ganz so drastisch. Vor allem in Medien wie der hier erwähnten Welt sind immer wieder Artikel, die sich kritisch mit aktuellen Themen befassen. Auch im Spiegel ist das so, dort ist es eher so, dass unterschiedliche Positionen zu Wort kommen. Da brauchen wir nur die Kolumnen von Fleischhauer und Augstein zu nehmen. Beim Spiegel ist es auch „Spiegel-TV“, wo immer einmal sehr deutliche und kritische Zustandsbeschreibungen kommen. Hier ein Beispiel aus der letzten Sendung „Rückkehr der Tuberkulose“.

  17. „also, wie so etwas denn so lange unentdeckt bleiben konnte“

    Sieht so aus, als wenn Du wirklich glaubst, was Du schreibst.
    Die Frage ist doch nicht, „wie das unentdeckt bleiben konnte“.
    Die Frage ist, Warum hinterfragt niemand den Fake?

    Wenn man die Veröffentlichungen verständig liest, haben die Behörden die Ermittlungsakten an viele Schriftsteller verteilt. Mehrere Autoren behaupten, diese Akten zu besitzen, Andreas Förster hat mehrfach seine Artikel mit Bildern aus den Akten illustriert.
    Für die große Masse sind die Akten seit über einem Jahr zugänglich, man kann die beim Arbeitskreis NSU downloaden. Diese Akten zeigen, dass der ganze NSU-Plot gefakt ist.

    Selbst ohne die Akten sieht es trüb aus. Es gibt keine Beweise für die Täterschaft von Mundlos und Böhnhardt – und das für unvorstellbare 28 Verbrechen. Jeder weiß das.
    Warum fragt keiner nach, auf welcher Basis die NSU-Beschlüsse gefasst worden sind, wenn nicht auf der Basis von Beweisen?
    Sind wirklich alle Journalisten so dumm, dass kein einziger auf die Idee kommt, diese wie ein Elefant im Wohnzimmer stehende Frage aufzuwerfen?
    Ich glaube das nicht.

    In meiner letzten Meldung hatte ich die Frage aufgeworfen:
    „Und was die Journalisten betrifft
    ´von denen jeder auf der Jagd nach der ultimativen Enthüllungsstory ist´
    sag doch mal, warum keiner Zierckes Rußlungenlüge an die große Glocke hängt.

    Das ist für mich so ein Indikator für Gleichschaltung.
    Bis zur Jahrtausendwende wäre das der Aufreger gewesen – „BKA-Chef belügt den Bundestag“.
    Ein Shitstorm von Rücktrittsforderungen hätte den in wenigen Tagen auf den Müllhaufen der Geschichte befördert. Und seinen Dienstherrn (Bundesinnenminister) gleich mit.
    Heute traut sich kein Journalist ran. Sind alle Journalisten so dumm, die Brisanz nicht zu erkennen?
    Eher nicht. Es muss einen anderen Grund geben. Ich vermute Angst.

    Pirinccis Rede wurde life übertragen. Falls jemand gerade auf dem Klo war, kein Problem heutzutage, dank youtube kann man im Nachgang alles in Ruhe ansehen/hören.
    Missverständnis kann also nicht der Grund sein, warum seine Rede flächendeckend falsch widergegeben worden ist, von ZEIT, BILD, ZDF, Deutschlandfunk, Berliner Zeitung, Handelsblatt …
    Es geht nicht um die Frage, ob man Pirincci mag.
    Es geht um die Frage, warum nicht nur ein Reporter (den man einfach unter „Dummkopf“ ablegen könnte), sondern die Medien flächendeckend den Inhalt seiner Rede verdreht widergegeben haben.
    Eine solche Perversion des Journalismus ist nicht mehr mit Zufall oder Doofheit zu erklären. Es muss jemand geben, der so viel Druck aufbaut, dass eine große Zahl von Journalisten ihre Desinformationspflicht nicht mehr anders als mit Lügen und und Tatsachenverdrehungen erfüllen kann.

    Zumal das nicht allein im Raum steht. Headlines der Klasse
    „Pegida hetzt in Dresden. Ein Schwerverletzter“
    sind von der gleichen Qualität.
    Diese Überschriften suggerieren, gewalttätige Pegida-Spaziergänger hätten geprügelt. Tatsächlich war der Schwerverletzte ein Pegida-Teilnehmer, die Schläger kamen aus den Reihen von Hilberts HiWis.
    Kann keiner mehr zwischen Täter und Opfer unterscheiden?

  18. @ Beobachter: Nun können wir auf den kommenden Mittwoch gespannt sein, was Beate Zschäpe zum Thema NSU sagt, was Deiner Meinung nach ja nur ein Fake ist. Hoffentlich sagt Beate dazu nicht etwas ganz anderes.

    Und beim kleinen Akif ist es liegt es mal ausnahmsweise nicht an den Medien, dass er falsch zitiert wurde. Das hat er nämlich ganz gezielt darauf angelegt. Einen Tag vor seiner Rede kündigte er in seinem Blog an*:

    Morgen, also Montag (19. 10. 2015), werde ich anläßlich des einjährigen Bestehens von PEGIDA in Dresden auftreten und einen hübschen Text vorlesen, der in Sachen Wutrede in diesem Lande Maßstäbe setzen wird. (…) Ach, Herr Staatsanwalt, bitte immer den Gesamtzusammenhang sehen und sich keine Wort-Rosinen rauspicken. So doof bin ich nämlich auch nicht …

    Mit einem Menschen, der ein Buch geschrieben hat, welches schon durch den Titel „Die große Verschwulung“ als saudummes Zeug erkennbar ist, muss man nicht noch Mitleid haben. Sein gesellschaftliches Aus hat er sich ganz allein selbst zuzuschreiben, völlig unabhängig davon, ob seine Rede nun juristisch angreifbar war oder nicht oder ob da jemand falsch zitiert hat.

    (* Bei diesem Link kommt mal wieder das rel=“nofollow“ mit zum Einsatz)

  19. Nun ja, man hat die Zschäpe-Aussage ein wenig verschoben. Offenbar hat die BAW Optimierungsbedarf angemeldet.

    Und was Pirincci betrifft, ja bitte, an wem liegt es wohl, wenn er falsch zitiert wird?
    Pirincci ist schuld, wenn die Lügenpresse ihm Sachen anhängt, die er nicht gesagt hat?
    Wahnsinn

  20. Wir halten fest: Pirincci hat überhaupt nichts falsches getan, es ist völlig unerklärlich, wie überhaupt jemand auf diese abwegige Idee kommt, er ist ausschließlich ein Opfer der bösen Medien geworden. Der arme Mann! (Ironie Ende).

  21. Wir halten fest:
    Wenn jemand nach Franks Meinung was falsches tut, muss man über denjenigen Lügen verbreiten.

  22. Nichts gegen Fäkalsprache. Als gestalterisches Mittel da und dort, warum nicht.
    Blöd wird es, wenn der ganze Vortrag vorwiegend eine Abfolge ebendieser ist.

    Pirincci habe ich über die Achse des Guten kennengelernt. Positiv ist aufgefallen, wie er auf die PC-Regeln scheißt.
    Schön ist auch, dass seine Texte (auch wenn das auf den ersten Blick nicht auffällt), gut recherchiert sind.
    Allerdings wurde es mir mit der Zeit immer schlechter lesbar wegen besagter Sprache.

    Bei seiner Pegida-Rede hat er anfangs viel Beifall bekommen.
    Dann wurde der Beifall leiser.
    Dann riefen die erste „Aufhören!“.
    Dann wurde das „Aufhören!“ immer lauter, bis uns Bachmann von der Qual erlöste.

    Pirincci ist kein Jungspund. Im zarten Alter von 50 sollte man schon den Unterschied zwischen Buch, einer Lesung vor hundert Fans und einer Rede vor einem gemischten Publikum von 30 Tsd. kennen und sich entsprechend vorbereiten. So wie der Prof. eine Vorlesung für das Laienpublikum der Sonntagsuniversität anders gestaltet als eine für die Studenten des 7. Semesters, ohne dass dabei die Qualität den Bach runter geht.

    Wenn Pirincci sich mit seiner Fäkalsprache selbst unmöglich macht, ist das eine Sache. Passiert immer wieder, manche Künstler verlieren den Bezug zur Realität und damit Ihr Publikum.
    Natürlich muss so einer mediale Kritik ertragen. If you can´t stand the heat, leave the kitchen.

    Kritik – keine Hetze.
    Was über Pirincci zusammengelogen wurde, das passt auf keine Kuhhaut und zeigt letzlich nur, dass die Medien auf der ganzen Linie … OK, das „ganzen“ ist vielleicht übertrieben … zu einer Propagandamaschine verkommen sind. Es ist einfach nur widerlich, wie die Menge gratismutig auf den gerade zur Unperson erklärten prügelt, die gleichen Hetzorgien wie schon bei Eva Hermann und anderen.
    Ich weiß nicht, wer am 9. November 38 den Juden die Schaufensterscheiben mit Steinen eingeworfen und die Synagogen angezündet hat. Aber den Typus, den erleben wir alltäglich beim Pirincci- und Pegida-Bashing.

    Alles weitere bei Fleischhauer
    http://www.spiegel.de/politik/deutschland/akif-pirin-ci-der-buchhaendler-als-politischer-richter-kolumne-a-1061985.html

  23. @ Michael_DD: Ja, der Artikel auf DADG ist eine ziemlich brauchbare Zusammenfassung.

    @ Dirk: Mir ging es mit Pirincci ähnlich. Zu Beginn habe ich Texte von ihm auch gelegentlich gelesen und fand das damals ganz erfrischend, wie er PC ignorierte. Aber mit der Zeit wurde sein Niveau absolut unterirdisch. Ich hatte das Gefühl, er dachte, weil er selbst „Mensch mit Migrationshintergrund“ ist, hat er Narrenfreiheit bei seiner Pöbelei. Ich kann mir vorstellen, dass er mit seinem aktuellen Verschwulungs-Buch vielleicht auch nur weiter ausloten wollte, welche Grenzen er noch überschreiten kann. Keine Ahnung, ob das stimmt, ich habe keine Lust, es zu lesen. Deutlich überschritten hat er dabei zumindest Dummheitsgrenzen.

    Die Reaktion des Buchhandels ist tatsächlich auch wieder eine genauso völlig überzogene Reaktion. Bei der Angelegenheit hat sich niemand mit Ruhm bekleckert. Dass sich sein Verlag von ihm distanziert, kann ich aber verstehen. Fleischhauer hat das gut beschrieben.

    Wo ich gerade bei völlig überzogenen Reaktionen bin: Arg überzogen ist die Behauptung, dass derselbe Typus, der heute gegen Pegida und gegen Ptrincci ist, früher Synagogen angezündet hat.

  24. @ Dirk: Ich habe mir das Video mit der Rede Pirinccis jetzt doch mal angetan, durchgängig angehört habe ich aber nur die ersten zehn Minuten. Es ist keineswegs so, dass die Besucher bald nach seiner KZ-Bemerkung „Aufhören!“ riefen, ganz im Gegenteil. Zu Beginn bei seiner völlig dummen Umvolkungs-Verschwörungstheorie bekam er ordentlich Beifall, bei der bald ausgesprochenen KZ-Stelle genauso, bei seinen anschließenden mehrfachen „Arsch“- und „Arschloch“-Bemerkungen fühlten sich die Besucher hörbar auch sehr gut unterhalten, wie man am Gelächter merkt. Flüchtlinge sind bei ihm nur „Flüchtlingsdarsteller“ (das gab Beifall) …

    Ich bin anschließend nur noch im Schnelldurchgang durch das Video gegangen. Es gab noch lange immer wieder Beifall und zustimmendes Gelächter, trotz unglaublich blöder Sätze. Gekippt ist die Stimmung anscheinend erst nach 20 Minuten. Ich habe jetzt wenig Lust, zu analysieren, warum. Wahrscheinlich war die zuhörende Unterschicht irgendwann lediglich gelangweilt von der zu häufigen Wiederholung von Wörtern wie wichsen, Idioten und Arschloch.

  25. Ich überlege die ganze Zeit, wie Du darauf kommst, unsere Zeitungen wären verschieden. Als Erklärung fällt mir nur ein, dass Du zum letzten Mal im letzten Jahrtausend Zeitung gelesen hast.
    Damals gab es noch Unterschiede.
    Anfang der 90er hatte ich linksalternative taz abonniert. Damals war die wirklich alternativ, die Unterschiede zu (als Beispiel) FAZ und WELT sah man auf den ersten Blick.
    Vorbei. Wenn es überhaupt noch Unterschiede gibt, dann im Hinblick auf Stil und Intensität der Hetze.
    Und die Hofnarren, die in den ehemals bürgerlichen Zeitungen ab und an was sagen dürfen.

    Wenn Du behauptest, die Medien wollten mit den Menschen ins Gespräch kommen, sorry, ich weiß nicht, ob das Satire sein soll oder ernst gemeint ist.
    Pausenlos verbale Jauche über andere ausgießen, das ist ganz sicher keine Einladung zum Gespräch.

    Wie die die Äußerungen verfälschen, haben wir gerade am Beispiel Pirincci erlebt. Das passt beim besten Willen nicht zusammen, angeblich ins Gespräch kommen wollen und gleichzeitig die Aussagen verfälschen. Im Fall Pirincci hätte kein Hahn danach gekräht, wenn es nur die JungeWelt oder die taz gewesen wäre.
    Es waren nicht die einzigen.
    Einen Eindruck vom Umfang der Fälschungen die Aufzählung bei Niggemeier
    http://www.stefan-niggemeier.de/blog/22191/die-unwahrheit-ueber-akif-pirincis-kz-rede/
    die nicht den Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.
    Du meinst, diese Fälscher wollen mit den Menschen ins Gespräch kommen, die wollen informieren?
    Wollen, die nicht. Diese Medien wollen nicht informieren. Ihre Mission ist Hass und Hetze.

    Beim SPIEGEL hat die Publikumsschelte gereicht, die meisten anderen haben nach anwaltlicher Aufforderung die Lüge zurückgezogen.
    Nicht alle. Der WDR bleibt standhaft im Zustand der Lüge.
    http://www.wdr2.de/aktuell/klartext/ein-jahr-pegida-100.html
    Du meinst, Hetzer der Dirk-Müller-Klasse wollten mit den Menschen ins Gespräch kommen?
    Also bitte.

    Am 19. Oktober hat sich der gewalttätige NoPegida-Mob (Tautologie, geht nicht anders) wieder mal ausgetobt:
    – einen Pegida-Teilnehmer haben die krankenhausreif geprügelt
    – Autos von Pegida-Teilnehmern wurden in Brand gesteckt
    – Am Ende der Pegida-Kundgebung haben die den Abzug der Kundgebungsteilnehmer blockiert. Die Polizei musste gewaltsam zwei Gassen schaffen, damit wir abziehen können. Bachmann hat in seinem Kommentar dazu (aus dem Gedächtnis, den Wortlaut finde ich gerade nicht im Netz) gesagt:
    Das hat ein Nachspiel. Das Ordnungsamt ist dafür verantwortlich, das Ordnungsamt hat diesen Sternmarsch der Gewalttäter genehmigt. Ich werde Anzeige gegen die Verantwortlichen erstatten

    Auf dem Nachhauseweg habe ich die ganze Zeit MDR-Info gehört. Dieser Sender hat das Geschehen so dargestellt:
    – Die islamfeindliche Pegida hat gegen Ausländer gehetzt
    – Aggressive Atmosphäre bei der Pegida-Kundgebung.
    – Es kam zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Pegida und Gegendemonstranten, dabei wurde eine Person schwer verletzt
    – Bachmann hat angekündigt gegen das Ordnungsamt Anzeige zu erstatten, weil es den Sternmarsch der Gegendemonstranten genehmigt hat.

    Die haben verschwiegen, dass der Schwerverletzte ein Pegida-Teilnehmer ist.
    Verschwiegen haben die auch, dass der gewalttätige NoPegida-Mob den Abzug der Kundgebungsteilnehmer blockiert hat und dass sich Bachmanns Anzeigeankündigung auf dieses Blockieren bezog.
    Die sogenannten „Nachrichten“ haben damit ein vollkommen falsches Bild vermittelt.

    „Lügenpresse“ stimmt natürlich nicht. Der MDR ist keine Zeitung, sondern ein Lügensender.
    Bei dieser Sachlage glaubst Du immer noch, die Lügenmedien wollten mit den Menschen ins Gespräch kommen?
    Überlege doch mal.

  26. Nein, ich habe nicht zum letzten Mal im letzten Jahrtausend Zeitung gelesen. Ich habe zwar keine abonniert, bekomme die Sächs.Z. aber beruflich und lese ansonsten verschiedene Sachen im Netz. Hauptsächlich das, was ich per Google+ und Facebook abonniert habe und was mir von Anderen dort geteilt wird. Daber stoße ich immer wieder auf interessante Artikel in der WELT (ich hätte vor 10 Jahren noch nicht gedacht, dass mal Springer-Sachen gut finde). Außerdem lese ich ab und zu Dank der E-Bibo verschiedene Tageszeitungen, unter anderem auch die erwähnte TAZ. Insofern traue ich mir schon die Einschätzung zu, dass es da gewaltige Unterschiede gibt, auch wenn es bei der WELT aktuell einen Vorfall gibt, der überhaupt nicht ins Bild passt.

    Was Du hier machst ist, sich die „negativen Rosinen“ herauszupicken, die man selbstverständlich immer wieder irgendwo finden wird. Aber wen interessiert’s zum Beispiel, was ein mir völlig unbekannter Dirk-Müller im Radiosender WDR 2 gesagt hat? Wer hört heute noch Radio? Abgesehen davon gilt so etwas journalistisch als „Kommentar“ und in Kommentaren darf man seine eigene Meinung verbreiten. Auch wenn sie kritisierbar oder falsch ist. Deshalb wird ein solcher Beitrag ja immer mit dem Namen des Autors erwähnt.

    Wenn Du behauptest, die Medien wollten mit den Menschen ins Gespräch kommen, sorry, ich weiß nicht, ob das Satire sein soll oder ernst gemeint ist.

    Ja, doch, solche Fälle gibt es immer wieder. Von der SZ hat es kürzlich wieder jemand versucht – wie es ausging, kann man in diesem Video bewundern. Wäre es nicht so peinlich und deprimierend, könnte man von großartiger Comedy reden. Witzig ist, wenn den Journalisten in ähnlichen Fällen von Pegidianern empfohlen wird, nicht mehr für die Lügenpresse, sondern unabhängig „im Netz“ zu schreiben. Denn dort könne man die Wahrheit lesen. Ach so: Nur weil etwas nicht mehr auf Papier, sondern im Netz erscheint, ist der Wahrheitsgehalt höher? Aber egal – wie solche Versuche ausgehen, habe ich selbst erlebt, als ein junge Dresdnerin versuchte, für einen nichtkommerziellen, unabhängigen Blog bei Pegida Statements zu bekommen. Sie hatte keine Videokamera dabei, sondern nur ein Mikrofon mit Tonaufnahmegerät. Sie hatte auch keine irgendwie links wirkende Aufmachung, sondern wirkte ganz normal. Der Erfolg war gleich Null. Sie wurde bei allen Versuchen sofort abgewiesen und abgedrängt. Meist kam sie noch nicht einmal dazu, überhaupt zu erklären, wofür sie etwas schreiben will.

    Du zäumst hier Pferd vom Schwanz her auf. Das primäre Problem bleibt, dass von Pegida keine klaren Aussagen kommen, was Ihr eigentlich wollt. Es bleibt nur der Eindruck, Ihr hättet allgemein etwas gegen Ausländer. Da ist es doch kein Wunder, wenn dadurch die sekundäre Wirkung ensteht, dass Ihr entsprechende Kritik von links bekommt. Natürlich wird die kommen. Sich dann nur jeden Tag darüber zu echauffieren, dass wieder irgendwo etwas entsprechendes kam, löst doch das Problem nicht, was dafür der Auslöser ist: Sagt endlich, was Ihr eigentlich wollt, und dann könnte man sich auch darauf beziehen und darüber reden.

    Aber das ist wohl eher nicht absehbar.

  27. Ich möchte auch mal was (vermeintlich) Gescheites sagen (besser spät als nie): Alle großen Medien als Lügenpresse abzustempeln, ist genauso unpräzise, wie die Pegida und AfD in die rechte Ecke zu drängen. Fakt ist nur: Politische Themen in der Öffentlichkeit werden zunehmend unbequemer. Die eigene Meinung auszusprechen, ist, sollte sie gesellschafts- und regierungskritisch sein, riskant. Ein bedrohlicher Mantel der Zensur legt sich über Deutschland. Ich hoffe nur, das ufert nicht wie in der DDR und Nordkorea aus. Mutti Merkel als ewige Kanzlerin.

    Und zum Thema staatlich-kontrollierte Medien: Meiner Meinung nach, ist eine direkte Knute von Mutti gar nicht nötig. Wie schon geschrieben, werden Pressemitteilungen einfach zitiert ohne zu hinterfragen. Die „Täter“ der Presse können genauso gut die Opfer von Manipulierung sein. Diese Gleichgültigkeit oder zumindest Verdrängung breitet sich immer weiter aus. Die Menschen wollen nicht anecken, regen sich mit vorgehaltener Hand auf, verständlich. Aber leider geben sie sich damit auf. „Political Correctness“ ist auch nur eine Zensur.

    Ungeachtet der innerpolitischen Spannungen: allen ein frohes Weihnachten und glückliches neues Jahr!!!

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