Häntzschelstiege
Gestern habe ich es nun endlich einmal geschafft, diese Stiege in der Sächsischen Schweiz zu begehen. Vorgenommen hatten wir es uns bereits seit mehreren Jahren, denn gewandert sind wir dort schon oft genug. Wenn man den Oberen Affensteinweg entlang geht (auch „Affensteinpromenade“ genannt), dann passiert man diesen Klettersteig. Leider war es bei unseren Wanderungen bisher fast immer so, dass dort lange Schlangen von Touristen standen. Oft zog sich diese Schlange nicht nur vom Einstieg in den oberen Teil der Stiege bis zum Affensteinweg hin, oft standen die Wartenden sogar noch im weiteren Umfeld. Das sah nie sehr verlockend aus, so macht das bestimmt keinen Spaß. Es ist sicher nicht sehr angenehm, wenn man sich keine Zeit lassen kann, sondern ständig weiter klettern muss, weil von hinten die Nächsten kommen.
Es gab zwar auch gelegentlich Momente, wo dort kaum jemand oder sogar niemand stand, aber dann hatten wir bisher immer andere Touren eingeplant, wo die Begehung der Stiege nicht gepasst hätte. Aber gestern, am frühen Morgen, war es endlich soweit.
Die Stiege besteht aus zwei Teilen, unterhalb und oberhalb der Affensteinpromenade. Unten warnt ein Schild, dieser Weg sei „nur für Geübte“. Das sollte man ernst nehmen. Als Wanderer begegnet man solchen Schildern zwar immer häufiger in deutschen Wandergebieten und in den Alpen. Meist fragt man sich nach der Wanderung, was so gefährlich an der Strecke gewesen sein könne? Es drängt sich dann immer die Vermutung auf, dass sich die Gemeinden so nur gegen Versicherungsfälle absichern wollen, weil vielleicht nicht jeder Sonntagsausflügler damit rechnet, auf Waldwegen höchst gefährlichen Wurzeln oder Schlammpfützen zu begegnen … Jedenfalls ist dieser Warnhinweis bei der Häntzschelstiege sehr berechtigt. Ich würde Neulingen empfehlen, sich im Zweifelsfall lieber erst einmal an der Rotkehlchenstiege und der Zwillingsstiege zu versuchen. Unten in diesem Artikel sind Bilder davon. Wer dort schon Probleme bekommt, sollte besser die Finger von der Häntzschelstiege lassen.
Ich will hier nicht viel über diese Stiege schreiben, denn das haben andere schon viel detaillierter getan. Ein paar Texte zu diesem Thema: Informativ sind zwei Artikel auf wanderpfade.de und sandsteinwandern.de, eine ausführliche Wegbeschreibung mit Wandervorschlag gibt es auf wandern-saechsische-schweiz.de. Und logischerweise gibt es dazu auch etwas in Wikipedia. Von einem früheren Informationsversuch zur Geschichte der Häntzschelstiege hatte ich noch im Gedächtnis, dass nur wenige Fotos aus ihrem Inneren im Netz existierten. Also dachte ich beim Aufstieg, dass ich diesen inakzeptablen Zustand gleich einmal mit beseitigen sollte und machte, soweit es sicherungstechnisch möglich war, nach Möglichkeit überall Fotos. Was sich stellenweise als ziemlich schwierig erwies. Als Blogger hat man zwar stets das Gefühl, auf großer Mission zum Nutzen der Menschheit tätig zu sein, aber ich gebe zu: An einigen Stellen war es mir wichtiger, nicht abzustürzen, Fotos hin oder her.
Wieder zu Hause angekommen, musste ich allerdings feststellen, dass längst solche Fotos existieren. Andere Wanderer waren seit meiner ersten Recherche nicht untätig geblieben und hatten schon fleißig fotografiert. Da ich nun aber auch Bilder gemacht habe – hier sind sie:
Hier beginnt der untere Teil. Ganz unten gibt es noch keine Stahlbügel oder andere Hilfen – man muss erst ein kleines Stück den Fels hochklettern. Angeblich hat Herr Häntzschel das absichtlich so gebaut, damit unerfahrene Wanderer gleich dadurch wieder abgeschreckt werden. Sehr vernünftig.
Das ist der Blick einige Meter weiter oben nach unten.
Bis hierher muss man (was man von ganz unten noch nicht sehen kann) um eine fast senkrechte Felswand herum steigen, an der man deutlich spürt, dass es hier wirklich gefährlich werden kann. Bei Fehltritten geht es mehrere Meter steil nach unten. Was Bergsteigen betrifft, bin ich kompletter Laie aber mir wurde hier klar, dass die Mitnahme von Sicherungstechnik hier vielleicht uncool aussieht, aber absolut nicht uncool ist. Aber ich besitze so etwas ja gar nicht erst.
Weiter oben, Ausblick auf die Felsen gegenüber.
Anschließend ist es etwas weniger steil:
Derselbe Abschnitt, Blick nach unten:
Weiter oben:
Anschließend geht es noch ein Stück weiter hoch zur Affensteinpromanade. Hinter dieser Felsspalte geht es dann weiter in den oberen Teil der Häntzschelstiege. Er beginnt in dieser Felsspalte. Für dicke … Entschuldigung, ich meine natürlich für adipöse Wanderer wird es hier schwierig. Auch große Rucksäcke könnten ein Problem werden.
Das Foto täuscht – es geht nicht schräg, sondern senkrecht weiter:
Weiter oben:
Später muss eine Felsspalte überstiegen werden:
Geschafft!
Fazit: Wenn man an Wochenenden durch die Häntzschelstiege klettern will, sollte man zeitig kommen, um dem Massentourismus auszuweichen. Wenn möglich, sollte man besser an einem Wochentag kommen. Mein persönlicher Eindruck war: Wer hier jüngere Kinder ohne Sicherung mit hinein nimmt, handelt verantwortungslos. Im Internet kann man bei Tourenbeschreibungen zu dieser Stiege zwar Erfahrungsberichte lesen wie „Das war ja einfach. Ich bin 70 und …“ nun ja. Ich war leicht verschwitzt, als ich oben stand. Wie schon erwähnt, sollte man im Zweifelsfall besser erst einmal harmlosere Stiegen ausprobieren. An diesen beiden haben wir auch schon Wanderer scheitern sehen:
Rotkehlchenstiege, oberer Bereich
Zwillingsstiege, Einstieg (von oben gesehen)