Medienkritik: ARD-Magazin Monitor erfindet die „Lüge vom Netzausbau“
Egal, wie man zur Energiewende steht – ich hatte noch nie Verständnis für krampfhafte Kritik an neuen Stromtrassen. Verhinderungswütige Bürgerinitiativen entwickeln dafür ziemlich viel Phantasie (und ein besonders schönes Beispiel spare ich mir für das Ende dieses Artikels auf). Das ARD-Magazin „Monitor“ hat diesen Kritikern in sehr unkonstruktiver Weise leider neues Material geliefert, als in der letzten Ausgabe der Beitrag kam „Die Lüge vom Netzausbau – Stromtrassen für die Kohlewirtschaft?“
Monitor hat etwas Unglaubliches entdeckt: Es sollen gar nicht nur zwei neue Stromtrassen in Nord-Süd-Richtung gebaut werden, die den Windstrom der Nordseeküste nach Bayern bringen, sondern geplant ist auch noch eine dritte. Die führt aber in den Osten. Also dorthin, wo Braunkohlekraftwerke sind! Soll mit neuen Stromtrassen etwa die Braunkohle unterstützt werden? Wo kommt diese dritte Stromtrasse so plötzlich her, fragt man sich bei „Monitor“. Auch befragte Experten wie Prof Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) sind völlig überrascht: „Ja, das fragen wir uns alle, weil eigentlich für die Energiewende diese Trasse nicht notwendig ist …“
Unglaublich! Wird hier unbemerkt von der Öffentlichkeit eine geheime Stromtrasse gebaut?
Allerdings scheint die Kohlelobby es doch nicht geschafft zu haben, es komplett geheim zu halten, denn entlang der „Osttrasse“ haben sich bereits 56 Wutbürgerinitiativen gegründet. Irgendwie muss die Information also durchgesickert sein. Aber vielleicht haben diese Bürger auch nur bei Amprion oder auf der offiziellen Seite der Bundesnetzagentur nachgesehen und dort alles Wissenswerte gefunden. Dort hätte auch „Monitor“ noch viel erschütterndere Fakten entdecken können: Man will tatsächlich nicht nur zwei Trassen bauen, sondern unglaubliche 36! Und davon sollen sogar ganze 8 in dieser – laut Monitor-Experten völlig überflüssigen – Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungstechnik (HGÜ) ausgeführt werden.
Diese Leitungen ziehen sich zwar oft in Nord-Südrichtung, mehrere aber auch in völlig anderen Richtungen. Viele enden irgendwo, wo es bereits Kraftwerke gibt oder wo welche entstehen sollen. Das sind teilweise Windparks aber durchaus auch Kohlekraftwerke, wie zum Beispiel das in der Nähe von Halle neu geplante in Profen. Es wird sich ca. 50 km vom Endpunkt der HGÜ-„Ost“-Trasse Lauchstädt – Meitingen befinden, es soll einmal 660 MW liefern und wird im Gegensatz zu herkömmlichen Kohlekraftwerken schnell regelbar, also gut geeignet sein, um die Instabilität von Windstrom auszugleichen.
Ja, über diese HGÜ-Trasse wird also bestimmt auch Kohlestrom fließen, allerdings stehen in Sachsen und Sachsen-Anhalt auch sehr viele Windenergieanlagen, bei denen es auch nicht ausgeschlossen ist, dass ihr Strom dann darüber fließen wird.
Eigentlich hat auch nie jemand behauptet, dass die neuen Leitungen nur für Wind- und Solarstrom gedacht wären. Na gut, abgesehen von ein paar unwissenden Politikern vielleicht. Aber der Ausbau des Stromnetzes war schon immer dafür gedacht, um den sich verändernden Strommix besser bewältigen zu können, also alle Stromanteile. Auch Kohlestrom. Es wäre auch völlig idiotisch und unökonomisch, teure HGÜ-Leitungen nur für Windkraft zu reservieren, weil sie dann nur zu 16% der Zeit ausgelastet wären – falls eines Tages offshore-Windanlagen dazukommen, vielleicht auch mehr als 20%.
Dass die „Westtrasse“ von Philippsburg bis Emden an Osterath und damit „nahe am rheinischen Braunkohlerevier“ vorbeiführt, ist insofern auch völlig sinnvoll und keine Verschwörung der Kohlelobby. Der Ausbau nördlich von Osterath bis nach Emden „wird momentan für nicht erforderlich gehalten“, beklagt Monitor. Momentan nicht erforderlich, bedeutet aber nicht, dass man es gar nicht umsetzen wird. Geplant ist es. Angeschlossene offshore-Windanlagen an der Nordseeküste gibt es noch nicht – warum also jetzt schon diese Strecke favorisieren?
Vielleicht sollte Monitor auch die Auswahl seiner Experten überdenken. Es mutet recht zweifelhaft an, wenn diese allen Ernstes behaupten, selbst bei Vollausbau der Windenergie und bei Starkwind bräuchte man die Trassen gar nicht. Doch! Braucht man. Unsere Nachbarstaaten müssen diesen Windstrom ansonsten nämlich bei sich durch leiten und sie sperren sich längst dagegen. Wenn wir Windstrom verwenden wollen, müssen wir dessen Weiterleitung selbst erledigen und zwar mit einer landesinternen Lösung. Vielleicht wäre es besser gewesen, einen Professor oder auch nur einen Ingenieur für E-Technik einzuladen, statt eines Professors für Wirtschaftswissenschaften wie Prof. Lorenz Jarras.
„Monitor“ hat den Gegnern von „Monstertrassen“ also wieder tolle Argumente geliefert. Etwas mehr Sachlichkeit wäre vielleicht sinnvoller gewesen und gerade für „Monitor“ finde ich das sehr enttäuschend.
Ach so, ich wollte ja noch ein schönes Beispiel für die Verhinderungsargumente gegen Stromtrassen zitieren. Plakataufschriften wie „Stromtrasse Süd-Ost: Mord auf Raten“ oder „Der Tod hat viele Gesichter“ kann man im Video bewundern (man stirbt bekanntlich, wenn in der Nähe Stromleitungen entlangführen), aber die hohe Kunst der Argumentation, die weit ins Esoterische hineingeht und mir am besten gefällt, ist das Folgende:
„Auswirkungen auf die Gesundheit sind bei der geplanten Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungstechnik noch sehr wenig bis gar nicht erforscht. Eine unveröffentlichte Studie der Uni Bristol hat gezeigt, das die Gefahr besteht, dass durch die Hochspannung sogenannte Corona-Ionen abgegeben werden, die sich mit verschmutzten Partikeln verbinden. Diese Partikel, die noch in einigen hundert Meter Entfernung nachgewiesen wurden, können eingeatmet werden. Durch die statische Aufladung der verschmutzten Partikel haben diese eine erhöhte Wahrscheinlichkeit in der Lunge haften zu bleiben. Dieses Phänomen kann man gut am Staub auf der Glasscheibe eines Röhrenfernsehers nachvollziehen. Das Einatmen solch verschmutzter Partikel hat vor allem bei Kindern eine erhöhte Wahrscheinlichkeit zur Folge an Leukämie zu erkranken ….“
(Quelle)
Der von Monitor als „namhafter Wissenschaftler“ bezeichnete Prof für Wirtschaftswissenschaften Lorenz Jarras war auch schon bei „3sat nano“ und erklärte dort , dass der Netzausbau komplett überflüssig sei und dass diese neuen Leitungen die Energiewende gefährden. Er behauptete darüber hinaus sogar, dass es eine „Einspeisegarantie für Kohlekraftwerke“ gäbe.
Hm … er möge doch bitte die Stelle im Energiewirtschaftsgesetz oder in einem anderen Gesetz zeigen, wo so etwas formuliert ist. Dass man Betreibern von Kohlekraftwerken eine Einspeisemöglichkeit ins Netz ermöglicht, auch wenn Windstrom zeitgleich verfügbar ist, liegt doch nur an dem banalen technischen Grund, dass man herkömmliche Kohlekraftwerke gar nicht mit derselben Geschwindigkeit drosseln bzw. wieder hochfahren kann, mit der die Stärke von Windstrom schwankt. Es ist eine simple technische Unumgänglichkeit und keine Verschwörung gegen die Energiewende.
Toll auch, was der Mann bei ca. 2:40 min erzählt: (In Süddeutschland müssen neue Gaskraftwerke gebaut werden) … “wenn diese neuen (HGÜ-) Leitungen gebaut werden, sind alle diese neuen Gaskraftwerke unrentabel“ …
Nein, Herr Professor, diese Gaskraftwerke werden nicht erst durch neue Hochspannungsleitungen unrentabel, sie sind es bereits jetzt. Denn sie müssen sich immer der schwankenden Last von Wind- und Solarstrom unterordnen, können also nie durchgängig (ökonomisch !) gefahren werden. Außerdem sind sie auch in den Zeiten verminderter Leistung nie im optimalen Arbeitspunkt, was die Rentabilität dann zusätzlich senkt. Das ist der Grund, weshalb eigentlich benötigte GKW heute schon kaum noch Investoren finden. Mit der schlimmen HGÜ-Technik oder dem Netzausbau hat das absolut nichts zu tun.
Dunkelflaute
Noch besser wäre in dem Falle ein Experte für Stromverbundnetze.
Der könnte dann auch berichten, wie sich die Zahl der Regelfälle infolge des zügellosen Ausbaues der EE und der gesetzlich abgesicherten Zwangseinspeisung derselben erhöht hat.
Es ist schon erstaunlich was das ideologische Konstrukt EEG auf dem Strommarkt, in der Volkswirtschaft und in einigen Köpfen anrichten kann. Jetzt bezweifeln also Befürworter der „Energiewende“ plötzlich den Ausbau der Stromtrassen, welcher notwendig ist, will man das angerichtete Chaos einigermaßen bändigen.
Bei Prof. Kemfert ist die geäußerte Unkenntnis erstaunlich, macht sie es doch unter der Rettung des Weltklimas sonst nicht. Und der deutsche Alleingang Energiewende ist dafür das Mittel.
Prof. Jarras verdanken wir aber an dieser Stelle die schöne Wortschöpfung Dunkelflaute. Jetzt muß niemand mehr langatmig erläutern warum die EEn unstetige EEn sind.
Am Rande des Themas : Inzwischen hat meine Lieblings-Grüne, was die Bärbel ist, die wahren Strompreistreiber ausgemacht.
Frank, das habe ich nicht verstanden: GKW muessen sich den Lastspitzen der Windkraftwerke anpassen weil sie es koennen, Kohlekraftwerke nicht, weil sie es nicht koennen. Daher sind GKW auch unrentabel weil sie insgesamt nicht so viel Energie erzeugen „duerfen“. Ist es das, was Du meinst ?
Ist es legitim eine Gesamtrechnung einzufordern, bei der sowohl die Kosten der Energieerzeugung als auch die des Netzausbaus betrachtet werden ? (eventuell sogar unter der Annahme, das aufgrund von GKWs im Sueden neue Netzleitung eingespart werden koennten ?) Auch wenn diese Kosten unterschiedlich aufgeteilt werden ?
So unveroeffentlich ist die Studie bzgl. ionisierten Feinstaubs gar nicht: (google „bristol hvdc cancer wind ionic“) http://www.hpa.org.uk/webc/HPAwebFile/HPAweb_C/1194947415038
Mir persoenlich waeren Gleichspannungsleitungen auch viel sympatischer als Wechselspannung (E-Feld sehr gut abschirmbar, H-Feld in angemessen Abstand nicht groesser als das Erdmagnetfeld), aber auch aufgrund der am Kabel anliegenden Feldstaerken (500 KV DC vs. 38 KV AC) ist es schon durchaus denkbar, dass die Ionisierung *in Kabelnaehe* sehr hoch ist. Den Rest macht dann der Wind.
Gerade in diesem Zusammenhang ist es schon interessant, die Trassen direkt ueber Autobahnen zu planen, da dort vielleicht der „Raumwiderstand“ am geringsten, sicherlich nicht aber die Feinstaubbelastung.
Seis drum, es weiss ja eh keiner was genaues, Freiland HGUEs in besiedeltem Raum gibts ja eh noch nicht. Aber bald.
s/38 KV/380 KV/
Geballte Ignoranz im Bürgerforum
Von Phantasie war in der gestrigen Sendung des BR Bürgerforum live wenig zu spüren, meist wurde geballte Ignoranz geboten.
Zur Debatte stand das Vorhaben Nr.5 der Bundesnetzagentur, dessen Trassenkorridor die Stadt Pegnitz in Oberfranken berührt.
Hier Auszüge aus meinen Notizen während der Sendung :
– Die Netzbetreiber wollen Gewinn machen.
– Einer hat als 68er erfolgreich den NATO-Doppelbeschluß verhindert, nun will er mit Hilfe seines Netzwerkes diese Trasse verhindern.
– „Die“ wollen mit Kohlestrom Kohle machen auf unsere Kosten.
– Windräder sind für einen Besitzer i.O. aber daneben noch Leitungsmasten geht gar nicht.
– Die Bundesnetzagentur wird von den Energieriesen gesteuert.
– Dreckiger Strom aus Sachsen.
– Einer wundert sich, daß in Bayern Gaskraftwerke außer Betrieb sind. Diese müsste man nur anwerfen und alles wäre i.O..
– Unwidersprochen behauptet einer, die neuen Trassen führten vom Nichts in´s Nichts.
– Einer plädiert für generelle dezentrale Energieversorgung.
– Der Moderator nahm die Stimmung auf und redete von dreckigen Braunkohlekraftwerken.
Erwin Huber war zugeschaltet per Video und hatte es schwer selbst so klare Dinge wie den Planungsablauf an den Mann zu bringen. Zwei kompetente Stimmen ab 29:00min, ein Professor, ein Vertreter der bayrischen Energiewirtschaft, welche die Notwendigkeit der Leitungen begründeten, waren die Ausnahme.
Der Tenor war eine generelle Ablehnung der Trasse, auch Erdkabel kommen nicht in Frage.
Als Sachse möchte man diesen Bayern zurufen : Wir brauchen diese Trasse auch nicht. Unsere Kohle reicht noch für 300 Jahre und bis dahin haben unsere Wissenschaftler die Kernfusion nutzbar gemacht.
Michael, danke dass Du auch bestätigst, dass die Lausitz hauptsächlich auf Braunkohle setzt und sitzt. Genau das ist ja der springende Punkt, den so viele nicht sehen wollen.
Apropos Braunkohle in der Lausitz: Die 1500 Sachsen, die demnächst ihre Heimat verlieren werden, dürfen auch gerne nach Bayern kommen. (http://www.diw.de/sixcms/detail.php?id=diw_01.c.438792.de).
Ehrlich, ich habe null-komma-nix gegen Sachsen (mach dort auch gerne Urlaub), und klar, die Diskussion ist sehr emotional, aber wenn man mal zum Kern vordringt, ist die Trasse Sued-Ost (und auch Ultranet, aber nicht SuedLink) in Bezug auf die Energiewende absolut kontraproduktiv (da dezentrale Energieversorgung dadurch unrentabel wird). Es sind ausschliesslich oekonomische Gruende, die zu dieser Trasse fuehren. Fuer wen das ok ist, ok. Aber verkauft die Leute nicht fuer bloed.
So, jetzt bin ich aber weg, ihr wollt ja eh nicht diskutieren 😉
Nun bleiben Sie mal auf dem Teppich und argumentieren besser mit Zahlen. Und „gute Trasse – schlechte Trasse“ ist auch eher ökologisch denn wirtschaftlich motiviert. I.Ü. sollten ökonomische Gründe bei wirtschaftlichen Entscheidungen nicht ganz außen vor bleiben.
Ich habe in der Eile für 2010 und Bayern gefunden:
Solar- und Windstrom haben am Strommix einen Anteil von 3% bzw. 0,7%. Der Anteil der Kernenergie betrug 51,5%.
Nun haben sich die Zahlen inzwischen geändert. Die 51,5% der Kernenergie wollen aber erst mal ersetzt werden, dafür braucht es auch Kohlestrom.
Sie können ja mal vorrechnen, wie viel WEAn man dazu in Norddeutschland ohne diesen bräuchte. Vergessen Sie nicht die Vollaststunden und die Landschaftsbeeinträchtigung.
Entschuldigung, dass ich mich jetzt erst melde, aber ich war eine Woche internetlos im Urlaub. Zufälligerweise im Nordosten Bayerns, wo ich mich ein wenig über die ortsansässigen Grünen wunderte, denn die scheinen ebenfalls auf der „Stromtrassen, nein Danke“-Schiene zu liegen. Anders kann ich mir zumindest dieses Wahlplakat nicht erklären:
@Michael:
Ich finde das auch fast schon ein wenig faszinierend. Gegner der Energiewende müssen anscheinend nur abwarten, bis sich das Ganze dank Verhinderungswut und mangels technischer Kompetenz der Befürworter von selbst erledigt. Dazu passt ja auch dieses Wahlplakat. Immerhin sind die Grünen in Bayern nicht alle so weltfremd.
@roland:
Die GKW müssen sich nicht den Ungleichmäßigkeiten der Windkraft anpassen, aber sie sind gut dazu geeignet, das zu tun oder überhaupt schnelle Änderungen im Stromverbrauch auszugleichen. Wenn sie aber zu selten zum Einsatz kommen, dann sind sie auch unrentabel. Das Problem ist das fehlende Gesamtkonzept. Wind- und Solarenergie werden einfach, wenn sie vorhanden sind, bevorzugt eingespeist, Kohlekraft (aus älteren KKW) lässt sich nicht schnell genug drosseln (in den wenigen moderneren geht es allerdings), also müssen sich die schnell regelbaren anderen KW unterordnen. Das sind GKW und Pumpspeicherwerke. Die sind durch Wind- und Solarstrom in den letzen Jahren immer unrentabler geworden.
Selbstverständlich ist es legitim, Gesamtrechnungen aufzustellen, bei denen sämtliche Kosten der Energieerzeugung und auch des Netzausbaus enthalten sind. Kritiker werfen ja dem Netzausbau durchaus vor, teuer zu sein. Aber wenn man ernsthaft vor hat, Strom an der Nordseeküste erzeugen und in Süddeutschland verbrauchen zu wollen, dann kommt man um verlustarme Übertragungssysteme nicht herum. Und dafür ist HGÜ durchaus sinnvoll bzw. sogar – um mal die Kanzlerin zu zitieren 😉 – alternativlos.
Das Thema mit den Korona-Ionen würde ich jetzt mal nicht weiter ernst nehmen. Letztlich geht es um ganz normale Ionen, wie sie in der Natur oft vorkommen. Dass Luft an Hochspannungsleitungen ionisiert wird – egal ob durch Korona-Entladungen oder nicht – ist eine lange bekannte Erscheinung. Wenn das gefährlich wäre, sollte man nach Gewittern einige Stunden lieber nicht atmen. Und solche gefährlichen Geräte wie Luft-Ionisierer, die sich einige Menschen freiwillig in die Wohnung stellen, sollte man dringend verbieten 😉
@Michael: Schade, dass die Sendung des BR „Bürgerforum live“ nicht abspielbar ist – da kommt bei mir immer die Meldung „Das Video kann leider nicht abgespielt werden“. Ich habe es in drei Browsern getestet.
Das ist i.d.T. so aber erstaunlich.
Ich habe zur Text-Sicherheit meine Notizen wie in Ihrem Blog wiedergegeben beim Abspielen aus der BR-Mediathek einen Tag nach der Sendung gemacht.
Der zuschauerservice@br.de mailte heute:
Das Video sollte in Kürze wieder zur Verfügung stehen.
Der BR macht es ja ziemlich spannend … passt aber zum Thema Hochspannung 😉
Viele der Stimmen findet Du hier.
Es ist tasaechlich emotional sehr aufgeladen, vieles rational nicht unbedingt direkt erklaerbar. Aber dass selbst die Trassen-Verkauefer es an fundiertem Wissen mangelt, laesst sich beispielsweise auch an Herrn Hubers Aussage erkennen der 50hertz locker mit Tennet (das ist Sued.Link) verwechselt, und auch er nicht erwaehnt, dass die Stromerzeuger schon noch ganz schoen ihre Finger bei den Netzbertreibern drin haben (25+10% RWE in Amprion). Wie auch die von uns „geretteten“ Commerzbank die natuerlich auch satt an der Finanzierung verdienen will.
Es gibt noch viel Informations-Nachholbedarf, aber das laste ich schon hauptsaechlich unserer Regierung und auch Amprion an, deren Informationspolitik absolut stuemperhaft ist. Das konnte nur negative Emotionen und Wut wecken. Sorry, ich sitze hier mittendrin und kann einiges nicht nachvollziehen, was passiert, vieles aber schon.
Wenn ich mehr weiss, lass ich es euch gerne wissen. Es sei denn, hier habt da keinen Bock drauf. Dann sagt Bescheid.
Ja, gern. Das Video „Stimmen aus Pegnitz – BürgerForum live“ habe ich mir soeben angesehen. Irgendwie klingt da wirklich durch, dass die Bürger eine latente unbestimmte Angst vor irgendetwas haben, die sie selbst nicht definieren können. Der Hauptkritikpunkt des befragten ersten Bürgers ist, dass es kein unabhängiges Gremium ist, welches über den Netzausbau entscheidet, sondern dass die Netzbetreiber dahinterstecken. Naja … aber die sind doch vielleicht am kompetentesten? Und was wäre so viel besser, wenn ein unabhängiges Gremium am Ende eine vergleichbare Lösung entwerfen würde?
Am Videoende erklärt der Moderator, dass Amprion auch großen deutschen Versicherungen gehört. Es wird Protest laut – ja was erwarten die Anwesenden? Selbstverständlich sind bei solchen und anderen Firmen Versicherungen und Banken beteiligt, das ist doch logisch. Plötzlich werden ganz normale Bürger, die ihr Geld auch alle irgendwo angelegt haben und Zinsen erwarten, zu empörten Antikapitalisten. Das kann man freilich der aufgeheizten Stimmung anlasten, aber logisch ist es nicht.
Hubers Fachkenntnisse … naja, Politiker halt.
Es kann schon sein, dass Amprion und die Regierung schlechte Aufklärungsarbeit leisten. Kann ich nicht beurteilen, ich wohne ja nicht dort. Aber ich stelle es mir umgekehrt auch schwierig vor, wenn man gar nicht mehr zum Umsetzen eines Projektes kommt, weil man pausenlos aufgeregte Bürgerinitiativen besuchen muss. Es ist ja einerseits gut, wenn man als Bürger Mitspracherecht hat. Aber wenn bei jeder Kleinigkeit verhindernde Bürgerinitiativen mit teilweise arg an den Haaren herbeigezogenen Argumenten entstehen, dann läuft auch etwas falsch.
Hmm, alles in allem mal ’ne „dumme“ Frage: Warum eigentlich überirdische Stromtrassen und nicht unter der Erde? (fragt der Laie 😉 )
Wikipedia dazu: „Nachteilig sind der höhere Wartungsaufwand bei Störungen und deren Lokalisierung, welche beispielsweise durch Bauarbeiten und unbeabsichtigte Beschädigungen von verlegten Erdkabeln erfolgen. Bei energietechnischen Anwendungen im Hochspannungsbereich sind im Vergleich zu Freileitungen die größeren Übertragungsverluste und die damit verbundenen höheren Kosten ein Nachteil.“