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Energiewende: Eine Art Grundsatzerklärung

2013-06-19_windradInzwischen haben sich hier im Blog mehrere Artikel angesammelt, die sich kritisch mit dem Thema „Energiewende“ befassen. Leser könnten dadurch wahrscheinlich zu der Ansicht gelangen, ich hätte etwas gegen umweltschonende Energiegewinnung (um einmal den unsinnigen Begriff „erneuerbare“ Energie zu vermeiden – Energie ist ja nicht erneuerbar).

Mir ist wichtig, klarzustellen: Ganz im Gegenteil! Wenn wir eine Möglichkeit finden könnten, uns von der naturzerstörenden und wahrscheinlich klimaschädlichen Kohleverbrennung* zu verabschieden, fände ich das sehr gut. Aber die Alternative dazu muss dann auch technisch funktionieren! Es hat keinen Sinn, nur daran zu glauben, möglichst viele Solarzellen und Windräder könnten ein Kohlekraftwerk ersetzen – das funktioniert zum gegenwärtigen Stand der Technik nicht. Ohne Speicher geht das nicht und die werden wir so schnell auch nicht bekommen. Immerhin finde ich es gut, dass gerade hier in Dresden viel Forschung in der Richtung betrieben wird.

Ich würde mir außerdem von Energiegewinnungsarten, die mit „Öko“ bezeichnet werden, wünschen, dass sie diese Bezeichnung tatsächlich auch verdienen. Wenn aber bestimmte „Öko“-Stromquellen mehr Schaden für die Natur oder das Klima anrichten, dann ist ihr Einsatz zumindest fragwürdig. Nur weil man das kritisiert, ist man kein Befürworter von Kohle- oder Atomkraftwerken. Den Vorwurf muss man sich bei der Kritik einzelner Fehler der Energiewende leider oft genug anhören. Eine solche Argumentation ist aber nicht logisch. Das wäre, als würde man jemandem unterstellen, er sei Auto-Befürworter, nur weil er etwas an einem neuen Fahrrad-Modell kritisiert.

Ich wäre auch nicht gegen Mehrkosten, die eine funktionierende Energiewende mit sich brächte, solange diese in einem gewissen Rahmen bleiben. Ich habe mich hier selten über die Kosten der EEG-Umlage beschwert, aber die aktuellen Kosten sind größtenteils sinnlos (ohne zunächst vorhandene Speicher hat das Aufstellen von PV- und Windenergie-Anlagen kaum Sinn und bis es Speicher geben wird, werden alle Windräder und viele PV-Anlagen wieder abgebaut und gegen neue ersetzt sein).

Ich hätte gern eine funktionierende Energiewende. Das aktuelle Chaos erfüllt diese Bedingung Energie-„Wende“ aber absolut nicht. Eigentlich wollte ich von dem Thema „Energiewende“ allmählich auch einmal wieder weg kommen, doch leider ergeben sich immer wieder neue Aspekte dazu (siehe nächster Artikel).


* Man wird sich an der Stelle fragen, wo das Wort „Atomkraft“ bleibt: Ich stehe der Sache etwas neutral gegenüber. Man sollte sich bei der Energiewende fragen, was man damit eigentlich bezwecken will – Atom- oder Kohleausstieg? Mir wäre die Sache mit der Kohle wichtiger. Beides gleichzeitig ist sicher etwas zu viel auf einmal. Deutsche AKW dürften ziemlich sicher sein. Andererseits zeigt die Geschichte der Technik, dass man nie alle Unfallursachen voraussehen konnte. So unwahrscheinlich ein GAU oder Super-GAU in einem deutschen AKW auch sein mag, er hätte im Falle des Eintretens freilich gewaltige Schäden zur Folge. Andererseits dürfte die Wahrscheinlichkeit dafür trotzdem ziemlich gering sein. Deshalb bin ich der Meinung: Solange die deutschen Atomkraftwerke noch funktionsfähig sind und von den zuständigen Spezialisten als sicher bewertet werden, hätte man sie auch noch weiter verwenden können. Sie stehen ja momentan ohnehin noch in der Gegend herum und enthalten die Brennstäbe in den Reaktoren und müssen deren Kühlung gewährleisten – an ihrem Gefahrenpotential hat sich durch die Abschaltung also gar nichts geändert. Insofern könnte man sie genauso gut noch verwenden. Ich verlange ja nicht, dass neue AKW gebaut werden.

Aber der Atommüll! Ja, das Problem ist mir bewusst. Andererseits ist dessen Menge vergleichsweise gering. Deutsche Atommeiler produzieren jährlich 450 Tonnen alte Brennstäbe – das sind pro Einwohner gerade einmal etwa 5,6 Gramm (!) Atommüll pro Jahr. Welche Energiegewinnungsmethode kann so geringe Abfall- bzw. Materialverbrauchsmengen vorweisen? Andererseits bleiben natürlich auch so gering erscheinende Mengen trotzdem immer noch 450 t im Jahr, für die es kein Endlager gibt.

12 Comments

  1. Die EE-Lobby ist alarmiert und
    erschwindelt einen bundesweiten Bürgerentscheid

    Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE)
    (Berlin) – Nach dem Urteil des Gerichts der Europäischen Union in Luxemburg von heute (10.5.2015; d.V.) beinhaltet das deutsche Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) von 2012 staatliche Beihilfen. Damit bestätigt das Gericht die Position der EU Kommission vom November 2014.

    Es geht um die Befreiung stromintensiver Unternehmen von der EEG Umlage, die laut Gericht als staatliche Beihilfe zu werten sei.

    BEE :
    Aus Sicht des BEE ist dieses Urteil jedoch nicht überzeugend. Das EuG setzt sich in Widerspruch zur Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofes (EuGH), indem es das EEG als staatliche Maßnahme darstellt. Da sich die Förderung der Erneuerbaren Energien jedoch auf eine Mehrheitsentscheidung der Bundesbürger bezieht, die dann vom Gesetzgeber umgesetzt wurde, handelt es sich aus Sicht des BEE um einen Bürgerauftrag. Er wird von den Bürgern über die Stromrechnung direkt finanziert und nicht über staatliche Finanzmittel.

    Hervorhebung von mir.
    Habe ich da was versäumt ? Mehrheitsentscheidung der Bundesbürger ?? Das wäre ja wohl ein Bürgerentscheid auf Bundesebene. Den gibt es bis heute nicht.
    M. W. hat uns dieses Ei Herr Trittin, der Erfinder des Dosenpfandes, in´s Nest gelegt. Und die Physikerin Merkel ließ und lässt diesen Unsinn, der uns heute ca. 6ct/kW kostet, weiterlaufen.
    Mal sehen was bei dieserSonderkonferenz von Bund und Ländern herauskommt.

  2. Das ist wirklich eine beeindruckende Form der Realitätsverdrehung, die der BEE da erwähnt: Die Bürger wollten es und die Regierung hat das dann nur so umgesetzt. Soso … da wird der nichtvorhandene Bürgerentscheid auf Bundesebene ja schon fast nebensächlich. Er ist aber auch bemerkenswert. Was bei der EEG-Novelle 2016 herauskommt, sollten wir wirklich mal beobachten.

    Ich halte es übrigens auch für absurd, die Befreiung stromintensiver Unternehmen von der EEG Umlage als staatliche Beihilfe zu bewerten. Zumal sie ja gar keine Befreiung ist, sondern nur eine verringerte Zahlung, die die Unternehmen nach wie vor zahlen müssen.

  3. Jubel zum Muttertag

    Frank:
    Das ist wirklich eine beeindruckende Form der Realitätsverdrehung, die der BEE da erwähnt …

    Hervorhebung von mir.
    Der BEE betreibt Realitätsverdrehung, er stellt ja seine Sicht der Dinge dar.
    Welchen Irrsinn das EEG hervorbringt wird hier von BILD bejubelt :

    Berlin – So hoch war der Ökostrom-Anteil noch nie: An Muttertag wurden hierzulande bis zu 87,6 Prozent des Strombedarfs mit Energie aus Wind und Sonne gedeckt, Rekord!
    Folge: ein Überangebot an Strom aus Kohle, Gas. An der Energiebörse wurde Strom daher verschenkt: Kraftwerksbetreiber mussten bis zu 13 Cent/kWh zahlen, um ihren Strom loszuwerden.

  4. Thema „was bei der EEG-Novelle 2016“ heraus kam: Sehr gut gefällt mir dieser Satz (Leitgedanken, Punkt 2)

    Erneuerbarer Strom soll nur in der Höhe vergütet werden, die für einen wirtschaftlichen Betrieb der Anlagen erforderlich ist.

    Mit anderen Worten ist das das Eingeständnis: Erneuerbarer Strom ist grundsätzlich unwirtschaftlich

  5. Irrsinn + Sprachschluderei unter einem Germanisten aber auch
    überraschend positive Nebenwirkung

    Frank:

    BMWI Erneuerbarer Strom soll nur in der Höhe vergütet werden, die für einen wirtschaftlichen Betrieb der Anlagen erforderlich ist.

    Mit anderen Worten ist das das Eingeständnis: Erneuerbarer Strom ist grundsätzlich unwirtschaftlich.

    Das war + ist so klar wie Kloßbrühe, aber unsere Regierung hält an diesem teuren Irrsinn fest.
    Ich habe über diese BMWI-Verlautbarung eine Weile nachgedacht.
    Abgesehen von den Sprachschludereien(*), Strom kann nicht erneuern und man bezahlt nicht Strom sondern Energie-Einheiten sprich kWh, ergibt sich die Frage : Ab wann ist eine unwirtschaftliche Anlage dank Zuschüssen wirtschaftlich ? Gleichen die Zuschüsse die Abschreibungen, Betriebskosten usw. gerade aus, so liegt der Betreiber bei +-Null. Ein mehr an Zuschüssen, Ende nach oben offen, wäre wirtschaftlich.
    Nun, so will man das Ganze „wirtschaftlich“ machen :

    ReferendenEntwurf BMWI
    :
    Durch dieses Gesetz wird das EEG auf Ausschreibungen umgestellt: Künftig wird der in EEG-Anlagen erzeugte Strom grundsätzlich nur noch bezahlt, wenn die Anlagen erfolgreich an einer Ausschreibung teilgenommen haben. Zu diesem Zweck wird die Bundesnetzagentur (BNetzA) die Zahlungen für Strom aus neuen Anlagen regelmäßig ausschreiben. Dabei werden die Ausschreibungsvolumen so bemessen, dass der Ausbaukorridor (40 bis 45 Prozent Anteil an erneuerbaren Energien im Jahr 2025) eingehalten wird.

    Also : Zahlung und natürlich Zuzahlung soll ausgeschrieben werden damit ein politisch gewollter Ausbaukorridor eingehalten wird. – Wenn es Wahnsinn ist so hat es doch Methode!

    Eine andere BMWI-Verlautbarung hat mich stutzig gemacht:

    Das EEG hat die Grundlage für den Ausbau der erneuerbaren Energien geschaffen und sie von einer Nischenexistenz zu einer der tragenden Säulen der deutschen Stromversorgung mit einem Anteil von 25,8 Prozent an der Bruttostromerzeugung im Jahr 2014 werden lassen. Der rasante Ausbau hatte jedoch auch einen Anstieg der EEG-Umlage zur Folge. Zudem stellte er zunehmend eine Herausforderung für die Stabilität der Stromnetze und für die Versorgungssicherheit dar.

    Leise weinend gesteht man ein, daß diese tragenden Säulen der deutschen Stromversorgung Probleme, beschönigend Herausforderungen genannt,
    bereiten,
    Der Focus schrieb in 2012:

    In den ersten sechs Monaten dieses Jahres musste der Stromnetzbetreiber Tennet an 177 von 181 Tagen das Stromnetz stabilisieren, wie eine Sprecherin des Unternehmens gegenüber FOCUS Online bestätigte. Wegen des steigenden Anteils der Erneuerbaren Energie am deutschen Strommix habe das Unternehmen 502 Mal eingegriffen, um das Netz vor Ausfällen und Überlastung zu schützen. Unter anderem seien Kraftwerke heruntergefahren und Windräder gestoppt worden.

    Weitere Zahlen zu diesem Chaos, das sich Netzstabilisierungen nennt, habe ich nicht gefunden bei meiner flüchtigen Recherche. Dafür aber was das so kostet :
    Der Spiegel schreibt :

    Eingriffe in die Netze zur Abwehr eines größeren Stromausfalls haben im vergangenen Jahr (2015, d.V.) zu Rekordkosten von etwa einer Milliarde Euro geführt. Bezahlen müssen das die Verbraucher über steigende Netzentgelte, die Teil der Stromrechnung sind. „Die Anspannung im Netz steigt – und das schneller als erwartet“, sagte Tennet-Geschäftsführer Urban Keussen der Nachrichtenagentur dpa. „Die Kosten für Maßnahmen, die das Stromnetz stabilisieren, haben bereits 2015 die Milliardengrenze geknackt.“

    Aber es gibt eine Lösung, man treibt quasi den Teufel mit dem Belzebub aus :

    Mit Windstrom das Netz stabilisieren
    … Das Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik IWES hat in Zusammenarbeit mit Industriepartnern Methoden entwickelt, die es Windenergieanlagen erlauben, künftig Regelleistung vorhalten zu können. Erster Baustein ist ein Angebotsverfahren, mit dem Betreiber sich an den Auktionen beteiligen können. Mithilfe von probabilistischen Prognosen, die eine Leistung mit einer Wahrscheinlichkeit verknüpfen, können mehrere Windparks gemeinsam, als Pool, ihre Möglichkeiten kalkulieren. …

    Wie das funktionieren soll überlasse ich der Fantasie des Lesers.
    Aber das Ganze hat eine unerwartet
    positive Nebenwirkung
    :

    Verraten durch das Stromnetz
    Schwankungen im Stromnetz geben Zeit und Ort jeder Tonaufnahme preis. Die Polizei macht sich diese Methode zunutze, um Erpresser und Mörder dingfest zu machen. Nachrichtendienste enttarnen damit Whistleblower.

    Wenn das kein Grund ist Herrn Trittin, Erfinder des Dosenpfandes, zum Oberkriminalrat E.h. zu ernennen …

    (*) Der Chef des BMWI hat Germanistik

  6. An diese sprachliche Schluderei mit der „erneuerbaren“ Energie werden wir uns wohl leider gewöhnen müssen. Wie sich das Fraunhofer-Institut das technisch vorstellt, dass „fluktuierend einspeisende erneuerbare Energie“ (*) dieselbe fluktuierend einspeisende erneuerbare Energie regeln könnte, ist mir auch ein Rätsel. Wenn Wind gerade schwächer wird, kann er ja sein eigenes Schwächer-werden schlecht mit höherer Stromproduktion ausgleichen. Mal sehen, ob sich die Studie irgendwo finden lässt.

    (* eigene Wortwahl des FHI)

    Übrigens habe ich gestern wieder eine weitere Absurdität über die Energiewende kennen gelernt. Ich dachte, mich mit dem Themenkomplex nun halbwegs auszukennen, aber man lernt immer noch etwas dazu. Meistens ist es dann ein Detail, bei dem man sich wieder fragt, ob „die da oben“ bescheuert sind: Windräder auf einem ineffizienten Schwachwind-Standort erhalten Boni.

    „Liegt die Windleistung eines Standortes beispielsweise 30 Prozent unterhalb des definierten 100-Prozent-Standortes, erhält der Projektierer eine erhöhte Förderung um den entsprechenden Faktor. Kein Wunder also, dass sich in unzähligen Gemeinden Bürger gegen (…) Windkraftanlagen wehren, die sich Dreiviertel des Jahres nicht drehen – die Rendite sprudelt trotzdem.“

    Der Artikel enthält auch weitere interessante Details, die vielleicht nicht so bekannt sein dürften.

  7. Noch mal zum Thema Regelleistung aus Windkraft: Da Regelleistung viel höher vergütet wird als Grundlast, drängt sich hier der böse Verdacht auf, dass so nur wieder ein weiterer Trick geschaffen werden soll, um noch etwas mehr Geld umzuleiten.

    Wie ich sehe, ist die Studie beim Artikel verlinkt, ebenfalls eine Präsentation. Scheint wohl darauf hinauszulaufen, dass Windenergieanlagenbetreiber ihre Anlagen nur mit weniger als 100% laufen lassen sollen, damit sie bei Bedarf nach oben korrigiert werden können. Klar – das geht. Außer, wenn kein Wind weht. Was ja ziemlich oft der Fall ist. Ich denke, es lohnt nicht, weiter über diese Sache nachzudenken. Der Artikel ist ja auch schon von 2014 und man hat nie wieder etwas davon gehört.

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