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Kandidatencheck

2013-08-19_wahlkreuzWen soll ich wählen? Die Frage stellen sich momentan wahrscheinlich viele Bürger. Viele werden es längst wissen, weil sie aus persönlichen Prinzipien eine bestimmte Partei wählen. Aber zur Wahl stehen konkrete Personen und deren Meinungen können auch innerhalb einer Partei etwas unterschiedlich sein. Daher stellt sich auch die Frage: Welche Person vertritt in meinem Wahlkreis am ehesten meine Position? Es wird sich niemand mehr herausreden können, dies nicht gewusst zu haben, denn man kann es leicht überprüfen mit Hilfe der Seite „Kandidatencheck“, die von Abgeordnetenwatch betrieben wird. 24 Fragen wurden den Politikern gestellt, ihre Antworten kann man mit seiner persönlichen Meinung vergleichen.

Bei mir im Wahlkreis sind von 10 Abgeordneten 5 nicht beteiligt, darunter erstaunlicherweise ausgerechnet die Kandidatin der internetaffinen Piratenpartei*. Das verfälscht das Ergebnis leider ein wenig, aber daran sind die Betreffenden selbst schuld. Dass sich Jens Baur von der NPD bei mir im Wahlkreis nicht mit beteiligt hat, wird allerdings für mich nicht allzu viel verfälschen.

(* Update, 23.08.: Sie ist nun auch beteiligt)

Ich betreibe ein wenig Transparenz: Wenn ich konsequent nach meinem Ergebnis ginge, müsste ich die „Freien Wähler“ ankreuzen. Das bringt mich ehrlich gesagt ein wenig aus dem Konzept, denn die hätte ich bis vor kurzem überhaupt nicht in Erwägung gezogen. Außerdem sagte ich mir sofort, das sei unsinnig, denn die schaffen es doch eh nicht über die 5%-Hürde … schade um die Stimme! Aber kann man so heran gehen? Das ist genau der Grund, warum ich gegen soundsoviel%-Hürden bin. Sie verfälschen ehrliche Wahlergebnisse.

Übrigens ist natürlich klar, dass der Kandidat des Wahlkreises nicht unbedingt auch im Bundestag einziehen wird – da steht höchstwahrscheinlich noch seine Platzierung auf der Wahlliste im Weg. Insofern kann es auch nicht schaden, die Haltung dieses Kandidaten doch mit dem Wahlprogramm seiner Partei zu vergleichen. Empfehlenswert ist auch, sich die Antworten der einzelnen Kandidaten zu den einzelnen Themen durchzulesen, denn sie erklären oft die Wahl ihrer gewählten Position besser.

Sind die auf Kandidatencheck gestellten Fragen und ihre Antworten aber auch relevant? Viele Menschen wird das Thema „Eurorettung“ beschäftigen. Dazu findet sich lediglich eine Frage (Nr. 19): „Die Sparauflagen für in Not geratene EU-Länder müssen gelockert werden, damit diese für Wachstum und Beschäftigung sorgen können.“ (es wird immer gefragt „stimme zu“, „lehne ab“, „neutral“). Was soll man da als Antwort auswählen? So einfach ist das Problem ja nicht. Mehr Fragen gibt es zum Thema Euro nicht. Ein anderes Thema, welches sicher für einige Wähler relevant ist, könnte die Energiewende sein. Dazu gibt es die Frage (16): „Energieintensive Betriebe sollten stärker an den Kosten der Energiewende beteiligt werden.“ Aber das ist nur ein kleiner Teilbereich dieses Themenkomplexes. Das könnte also andeuten, dass man die Fragen noch etwas erweitern muss.

Jetzt sind es 24 Fragen. Würden weitere Fragen die Wähler abschrecken, sich zu beteiligen? Weil es dann zu lange dauert und man nicht in 5 Minuten durch ist? Entschuldigung, aber das wäre ein absolutes Armutszeugnis für uns Wähler! So viel Zeit muss aller 4 Jahre schon einmal drin sein – selbst wenn dieser Kandidatencheck eine komplette Stunde dauern sollte.

Ich kann daher wirklich nur dazu anregen, sich – falls man noch keine klare Meinung hat – diesen Check vorzunehmen und Freunde, Bekannte und Kollegen auch darauf aufmerksam zu machen. Das Argument „ich weiß nicht, wen ich wähle soll, denn ich kenne die ja alle gar nicht“ kann heute nicht mehr akzeptabel sein.