Können Sonne und Wind Kohle- und Atomkraftwerke ersetzen?
Wenn man die Diskussionen zur Energiewende verfolgt, fällt auf, dass erstaunlich viele Leute ernsthaft daran glauben, man könne durch die Installation von Solaranlagen und Windrädern Atomkraftwerke ersetzen oder den Bau weiterer Kohlekraftwerke vermeiden. Es gibt aber verschiedene technische Fakten, die dem entgegen stehen. In diesem Artikel werden einige davon aufgeführt. Zum ihrem besseren Verständnis werden auch einige allgemeine technische Grundlagen erklärt, die bei der Energieversorgung eine Rolle spielen.
Es geht mir in meiner Kritik bei der Nutzung von Wind und Sonne nicht um Beschönigung herkömmlicher Energieerzeugung – ich bin sehr für einen vernünftigen und schonenden Umgang mit diesem Planeten und für eine durchdachte Energieversorgung – aber das Ganze muss technisch auch funktionieren. Es muss ein schlüssiges Gesamtkonzept vorhanden sein. Alles andere ist Selbstbetrug. Ein solches Gesamtkonzept ist bei unserer Energiewende bisher leider nicht zu sehen.
(Dieser Artikel wird von mir gelegentlich überarbeitet und mit aktuellen Informationen aktualisiert)
Inhalt:
- Der deutsche Strommix
- Stetige und planbare Stromversorgung
- Grundlast, Mittellast und Spitzenlast
- Speicher für Stromspitzen: Pumpspeicherwerke?
- Puffer für Stromlücken: Erdgas!
- Import & Export
- Was hat die Energiewende eigentlich noch mit dem Kampf gegen den Klimawandel zu tun?
- Atom- oder Kohleausstieg?
Der deutsche Strommix
Wenn man sich die Bestandteile der deutschen Stromversorgung ansieht, scheint es um die EE gar nicht so schlecht zu stehen: Bereits in den letzten Jahren wurde aus EE fast so viel Strom produziert, wie in den Kernkraftwerken.
So verteilte es sich im Jahr 2010 und da seit 6.8.2011 acht Reaktoren abgeschaltet* wurden, fehlen nun 8,8 GW Nennleistung aus dieser Quelle. Da seit dieser Zeit auch weitere Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen in Betrieb genommen wurden, dürfte nun der Anteil der EE inzwischen sogar höher sein – wer es nachrechnen will, findet hier die Daten. Wir gewinnen mehr Strom aus EE als aus AKW – warum können wir diese dann nicht bereits heute stilllegen? Das hat etwas mit dem zeitlichen Abfolge der Energieproduktion im Tagesverlauf zu tun.
(* Die Abschaltung der Reaktoren erklärt den scheinbar sprunghaften Anstieg des Ausbaus der EE seit dieser Zeit)
Stetige und planbare Stromversorgung
Das ist der Tagesverlauf des Strombedarfs:
Man sieht, dass der Verlauf an Werktagen und am Wochenende unterschiedlich ist. Der Verlauf hat auch Unterschiede zwischen Sommer und Winter, da im Winter mehr geheizt wird und mehr Licht benötigt wird. Dieser Verlauf ist natürlich auch nie absolut identisch, wenn man mehrere aufeinander folgende Tage auswertet, aber er folgt durchaus (fast) immer diesem Schema. Insofern kann man als Energieversorger stets einplanen, dass man am Tag x (beispielsweise am Dienstag in vier Wochen) um 8 Uhr in der Stadt y ungefähr den Strombedarf z haben wird. Stromversorgung ist also halbwegs planbar und muss dann stabil verfügbar sein.
EE sind aber nur zum Teil so planbar. Die Windstärke und die Sonneneinstrahlung sind wetterabhängig. Wind ist dabei nur mit Einschränkungen vorhersehbar. Er kann tagsüber mehrfach auf- und abflauen, er kann mehrere Tage ganz ausbleiben. Durch immer bessere Auswertung meteorologischer Daten sind in den letzten Jahren immerhin Fortschritte bei der Prognose von Windstärken möglich geworden. Beispielsweise stellte SIEMENS 2011 eine Software vor, mit der man bis zu Tagen im Voraus Erträge aus Windenergieanlagen (WEA) mit bis zu 90% Genauigkeit voraussagen kann. Die Informationen über die zu erwartenden Stromstärken können zumindest für den aktuellen Tag öffentlich abgerufen werden und stehen so auch allen Netzbetreibern und anderen Energieerzeugern zur Verfügung.
Bei der Sonne sieht es mit der Planbarkeit grundsätzlich besser aus, denn immerhin ist logischerweise absehbar, dass es durch sie tagsüber hell sein wird. Die Unwägbarkeit hierbei ist Bewölkung. Zwar erzeugen Solarzellen auch dann noch elektrische Energie, allerdings ist das deutlich weniger und nachts nutzt PV natürlich gar nichts. Die obige Grafik zeigt den Strombedarf an Wintertagen. Für Sommertage fällt die Kurve insgesamt niedriger aus, die An- und Abstiege liegen aber in denselben Zeitbereichen. Man kann, wie bei Windenergie, auch die zu erwartende eingespeiste Leistung aus PV online einsehen. Aufgrund dieser Daten erzeugt PV im Tagesverlauf etwa folgende Strommengen (Daten von 2012, Tage mit längster und kürzester Sonneneintrahlung):
Zu sehen ist, dass PV selbst am Tag der längsten Sonneneinstrahlung zu dem deutlichen Anstieg des Strombedarfs am Tagesanfang kaum etwas beitragen kann – vom Anstieg in den Abend- und Nachtstunden ganz zu schweigen. Im Winter wird über den Tagesverlauf nur deutlich kürzer Strom aus PV eingespeist:
Es wird aber auch eine viel geringere Leistung eingespeist. Bei der Höhe der Balken muss der geänderte Maßstab mit beachtet werden. Im korrekten Vergleich mit den Daten aus dem Sommer würde die Winter-Grafik so aussehen:
Im Winter wird durch den niedrigeren Sonnenstand praktisch kaum Strom aus PV erzeugt, was auch noch dadurch verstärkt wird, dass die Solarpanels häufig unter einer Schneeschicht verborgen sind. PV entfällt also mindestens im Winter weitestgehend.
Energie aus PV- und WEA ist damit aber immerhin – zumindest kurzfristig – einigermaßen planbar. Es gibt aber zwei Probleme: Sie wird nur bedingt dann erzeugt, wenn Strom benötigt wird. Für die restliche Zeit muss deshalb die komplette konventionelle Kraftwerksleistung weiterhin bereit stehen, diese kann also vorerst nicht abgeschafft werden. Das zweite Problem: Bei der Einspeisung von Wind- und Solarstrom in das Stromnetz müssten die anderen Kraftwerke in dieser Zeit zum Ausgleich mit geringerer Leistung betrieben werden, um Netzüberlastungen zu vermeiden. Eine solche Drosselung ist aber nicht mit allen Kraftwerken in derselben Geschwindigkeit möglich, mit der sich die Stärke von Strom vor allem aus WEA ändert*. Der bereits durch diese Energiequelle viel höhere Regelaufwand erzeugt einen stark erhöhten Aufwand für die Netzbetreiber. Zusätzlich erzeugt die für Wind- und Solarstrom – sofern überhaupt mögliche – Drosselung anderer Kraftwerke für deren Betreiber das ökonomische Problem, dass ihre Kraftwerke unrentabler werden, weil sie dann nur noch mit geringerer zeitlicher Auslastung betrieben werden.
(* Dazu kommt noch, dass sich die Stromstärke aus WEA nicht proportional zur Windstärke ändert,sondern in der dritten Potenz: Die halbe Windstärke erzeugt nur 1/8 der vorherigen Stromstärke)
Welche Rolle spielen unterschiedliche Kraftwerke im Tagesverlauf?
Grundlast, Mittellast und Spitzenlast
Im Tagesverlauf kommt unser Strom aus folgenden Quellen:
Die durchgängige Grundversorgung wird aus hauptsächlich Kernkraft- und Braunkohlekraftwerken geliefert, die über den Tag zusätzlich notwendige Mittellast wird hauptsächlich aus Steinkohlekraftwerken zugeschaltet. Kohlekraftwerke (KKW) sind nicht dafür ausgelegt, schnelle Wechsel des Strombedarfs auszugleichen und haben stattdessen Änderungsgeschwindigkeiten von mehreren Stunden, wenn einzelne Turbinen zu- oder abgeschaltet werden. Das bedeutet: Wenn plötzlich Wind aufkommt, können die KKW nicht so schnell gedrosselt werden und laufen trotz eingespeister Windenergie weiter. Neu errichtete Blöcke in Kohlekraftwerken werden zwar nach Möglichkeit mit moderneren Systemen ausgerüstet, die dann beispielsweise innerhalb von 20 min zwischen ca. 50% und 100% der Maximalleistung geregelt werden können, allerdings sind das Ausnahmen. Von Null auf Volleistung kann man aber auch diese modernen Anlagen nicht so kurzfristig regulieren. Auch wenn sich KKW schnell genug regulieren ließen, wäre das für einen Betreiber ungünstig: Man würde die Generatoren dadurch oft außerhalb des optimalen Arbeitsbereiches betreiben, wodurch sich jeweils ein geringerer Wirkungsgrad ergäbe. Dadurch und durch die geringere zeitliche Auslastung sinkt die Rentabilität.
Atomkraftwerke (AKW) werden ebenfalls aus ökonomischen Gründen nach Möglichkeit durchgängig mit Nennleistung betrieben. Ein vollständig heruntergefahrenes AKW benötigt (je nach Reaktorzustand) mehrere Stunden oder gar Tage, um wieder auf seine Nennleistung zu kommen. Allerdings ist es teilweise möglich, die Leistung von AKW an den aktuellen Strombedarf anzupassen, sie also im sogenannten „Lastfolgebetrieb“ zu fahren. Das ist – wie bei den erwähnten KKW – zwar nur in bestimmten Regelbereichen problemlos möglich, dann aber sogar mit sehr kurzen Änderungszeiten. Es wird trotzdem (u.a. wegen erhöhter Materialbelastung) nur bei wenigen Reaktoren angewendet (2009 waren das die Reaktoren Neckarwestheim 1 und Philippsburg 1 *). Um die starken Schwankungen der Windkraft auszugleichen, sind AKW also nur bedingt geeignet und werden stattdessen ebenfalls überwiegend im Dauerbetrieb bei Nennleistung gefahren.
(* Nachtrag 2013: Quelle nicht mehr online)
Anhand der Grafik „Schematischer Tageslastgang“ müsste eigentlich schon klar sein, dass die benötigte stabile Grund- und Mittellast der KKW und AKW durch Wind oder Sonne unmöglich bereitgestellt werden kann. PV und (noch viel deutlicher) WEA liefern keinen unterbrechungsfreien Strom. Die Sonne steht auch im Sommer nicht vor 8 bzw. nach 18 Uhr zur Verfügung, im Winter deutlich kürzer und mit viel geringerer Leistung. Deshalb können diese beiden Energiequellen die Grund- und Mittellast nicht ersetzen. Solange die anderen Kraftwerke nicht entsprechend schnell abgeregelt werden können, entsteht nur Strom, der zusätzlich eingespeist wird. Dort kann er bestenfalls in der Spitzenlast mit verwendet werden, wenn zufälligerweise gerade Bedarf ist. Ansonsten droht eine Netzüberlastung.
Wie könnte man die Pausen der Windenergie und ausbleibende Sonne überbrücken?
Speicher für Stromspitzen: Pumpspeicherwerke?
Man müsste lediglich die in den energiereichen Tagesabschnitten zusätzlich gewonnene Energie irgendwo speichern, um sie anschließend in den anderen Tagesabschnitten zu nutzen. Dafür müsste man zwar mit EE überhaupt erst einmal so viel elektrische Energie erzeugen, damit zusätzlich zum abgedeckten Bedarf auch noch etwas Speicherbares übrigbleibt, aber der Ansatz ist trotzdem richtig. Die einzige, momentan dafür brauchbare Methode sind Pumpspeicherwerke (PSW). Leider reichen unsere in Deutschland vorhandenen PSW nicht einmal ansatzweise, was besonders anschaulich wird, wenn man sich das momentan größte deutsche Pumpspeicherkraftwerk Goldisthal in Thüringen betrachtet: Es hat gerade mal eine Leistung von einem Gigawatt. Das zweitgrößte PSW bei Markersbach in Sachsen hat etwa dieselbe Leistung, kann aber wegen der geringeren speicherbaren Wassermenge nur halb solange Strom liefern. Angenommen, man verzichtet ganz auf konventionelle Kraftwerke und erzeugt nur noch mit Wind und Sonne Energie – könnte man mit PSW so auch längere Pausen überbrücken?
Das PSW Markersbach kann 4 Stunden Strom liefern, Goldisthal schafft 8 Stunden. In beiden Fällen reicht die Energiemenge ungefähr für den Regierungsbezirk Chemnitz (alle Quellen dafür finden sich in diesem Artikel). Nun kann man sich für verschiedene Szenarien selbst ausrechnen, wie viele Hundert oder gar Tausend vergleichbarer Anlagen man benötigt, um Deutschland für mehrere Stunden, Tage oder gar eine Woche mit Windstille und geringem Lichteinfall mit Strom zu versorgen.
Kann man so viele PSW in Deutschland bauen? Wo sollen die benötigten Flächen her genommen werden? Außerdem ist stets mit Widerstand von Naturschützern zu rechnen (was der Autor dieses Artikels sogar richtig findet). Gegenwärtig kommt es bei jeder Überlegung für neue PSW zu solchen Protesten von Anwohnern und Umweltverbänden. Bereits Goldisthal wurde, nachdem die Anlage in der DDR geplant wurde, nur unter starkem Protest von Umweltschützern fertig gestellt. Der Bau vom PSW Markersbach fand noch in der DDR statt, wo es keine starke Umweltschutzbewegung gab. Experten gehen allgemein davon aus, dass keine vergleichbar großen PSW in Deutschland mehr errichtet werden.
PSW besitzen nur einen Wirkungsgrad von meist weniger als 80 %. Das ist zwar für Kraftwerke sehr viel, muss aber in der Gesamtbilanz mit betrachtet werden. Paradoxerweise hat sich inzwischen herausgestellt, dass ausgerechnet Wind- und Solarstrom daran schuld sind, dass sich der Betrieb von PSW nicht mehr lohnt (siehe im Artikel unter „Nachtrag 14.Okt 2012“).
Fraglich ist übrigens, ob PSW überhaupt als ausgleichender Speicher zur Windkraft passt: Windkraft erzeugt nur relativ selten einigermaßen brauchbare Leistungen, die immer von deutlich längeren Pausen unterbrochen werden. PSW müssten also in kurzer Zeit schnell die Stromspitzen aus Windkraft speichern können um dann längere Pausen zu überbrücken. In der Praxis funktionieren sie aber genau anders herum.
Es gibt mehrere Ideen, wie man mit der Technik des PSW doch größere Energiemengen speichern könnte. Darunter sind recht verwegene Ideen wie das „Ringwallspeicher-Hybridkraftwerk“, wofür der „Entwickler“ Matthias Popp schnell mal vom Schreibtisch aus riesige Landschaften überschwemmt. Wenn man das Ganze im Detail betrachtet, fällt es wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Herr Popp findet solche Detailbetrachtungen zwar wiederum falsch, aber jeder kann sich auch hier selbst fragen, wo diese gigantischen Anlagen eigentlich errichtet werden sollen und woher die benötigte Wassermenge stammen könnte. Als interessanter Ansatz erschien einige Zeit, für das Hochpumpen großer Wassermengen abgesperrte norwegische Fjorde zu nutzen. Das wäre für die Unterwasser-Fauna dieser Fjorde mit Sicherheit ein ökologisches Desaster und deshalb klingt es regelrecht erleichternd, dass die Norweger keinerlei Interesse daran haben, „Europas Akku“ zu werden. Selbst wenn solche Pläne umgesetzt würden, müsste auch hier in der Gesamtbilanz wieder die entstehenden Verluste mit betrachtet werden: Zu dem eingeschränkten Wirkungsgrad der PSW-Technik kämen noch die Verluste in den langen Kabeln hinzu. Um Verluste in solchen langen Erd- und Seekabeln akzeptabel zu halten, wird dafür die Hochspannungs-Gleichstromübertragung (HGÜ) statt der sonst üblichen Wechselstromübertragung verwendet. Bei heute verwendeten HGÜ-Kabeln entstehen etwa 6,4% Verlust auf 1000 km Leitungslänge. Zusätzlich entstehen Verluste in den Stromrichterstationen, wo die Gleichstrom/Wechselstrom-Wandlung stattfindet. Da die Energie zunächst nach Norwegen und anschließend wieder zurück muss, verdoppelt sich der entsprechende Verlust. Wie hoch dieser letztlich sein könnte, kann momentan nicht seriös beziffert werden.
Abgesehen davon entsteht hier (wie auch bei der Idee von Solarparks in Nordafrika) die politische Frage, wie abhängig man sich damit von anderen Ländern macht?
Weitere Speicherideen sind gegenwärtig alle noch im Forschungszustand.
Puffer für Stromlücken: Erdgas!
Hauptsächlich werden zur Pufferung von Versorgungslücken aus Windkraft Gasturbinenkraftwerke eingesetzt, bzw. Gas-und-Dampfturbinen-Kraftwerke. Diese lassen sich sehr schnell regulieren und können so perfekt zum Ausgleich von Windpausen genutzt werden.
Der Nachteil davon ist: Hier wird teures Erdgas verbrannt! Einschränkend lässt sich aber feststellen, dass umso weniger Erdgas benötigt wird, je mehr Energie gerade von Wind und Sonne geliefert wird. Gegenüber den Rohstoffen Kohle und Uran, wo durch EE praktisch nichts eingespart wird, haben wir beim Erdgas also tatsächlich erstmalig einen Einsparungseffekt durch EE. Allerdings ergibt sich dadurch derselbe Effekt für die Betreiber wie bei anderen Kraftwerken, dass in dieser Zeit kein Strom mit der Anlage produziert werden kann, was deren Rentabilität senkt. Ohne Ausgleichszahlungen hat kein Betreiber eines KW ein Interesse daran, sein Kraftwerk zu drosseln. Das ist übrigens auch der Grund, warum die eigentlich ebenfalls schnell regelbaren Wasserkraftwerke durchgängig laufen und einen Teil der Grundlast liefern.
Die Einsparung von Erdgas in Windpausen wird allerdings insgesamt wieder zunichte gemacht, weil immer mehr gebaut werden: Je mehr Windkraft- und PV-Anlagen installiert werden, desto mehr Gasturbinen-Kraftwerke werden benötigt. Laut Gesetz (EEG) ist vorgeschrieben, dass zum Ausgleich entstehender Versorgungspausen aus EE auch parallel genauso viel Leistung aus konventionellen Kraftwerken bereit stehen muss. Und da geplant ist, alle AKW vom Netz zu nehmen, wird das zu noch mehr Gasturbinen-Kraftwerken führen.
Die Verwendung von Erdgas hat aber – abgesehen von den Kosten – noch andere Nachteile: Treibhausgas wird emittiert. Der Hauptbestandteil von Erdgas ist Methan, welches eine viel stärkere Treibhausgas-Wirkung hat als CO2. Die langen Pipelines vollständig dicht zu halten, ist kaum möglich. Das scheint man zwar in der letzten Zeit deutlich verbessert zu haben und möglicherweise ist Erdgas im Vergleich zu Kohle immer noch das deutlich geringere Übel. Eine sehr optimistische Studie von 2004* stellt fest: „Insgesamt liegen die Freisetzungen in einer Größenordnung von rund einem Prozent, bezogen auf die transportierte Erdgasmenge.“
(* Nachtrag 2013: Quelle nicht mehr online)
„Nur 1 Prozent“ klingt wenig. In der Praxis bedeutet es aber laut dieser Studie, dass noch etwa 300 Millionen Kubikmeter Methan jährlich allein aus russischen Erdgaslieferungen nach Deutschland in die Atmosphäre entweichen. In einem Bericht von nature ist sogar die Rede von 4 – 9% Verlust, der bei der Erdgasförderung entsteht. Dabei könnte möglicherweise ausgerechnet die Reduzierung solcher Methan-Emissionen einen schnell messbaren Nutzen im Kampf gegen den Klimawandel bringen.
Bei der Verbrennung von Erdgas entsteht ohnehin auch wieder das Treibhausgas CO2.
Positiv zu erwähnen ist allerdings, dass diese CO2-Menge immerhin deutlich geringer ist als bei derselben erzeugten Energiemenge aus Kohle. Das liegt daran, dass bei Kohleverbrennung nur Kohlenstoff verbrennt, während die Energiefreisetzung bei Methan aber aus den Reaktionen von Kohlenstoff und (umweltfreundlichem) Wasserstoff mit Sauerstoff resultiert:
CH4 + 2 O2 → CO2 + 2 H2O
Außerdem können Gasturbinenkraftwerke mit einem vergleichsweise sehr hohen Wirkungsgrad betrieben werden können, was man beispielsweise bei den Stadtwerken in Dresden detailliert nachlesen kann.
Trotzdem bleiben Gaskraftwerke klimaschädlich und können im Sinne des Klimaschutzes nicht als Lösung betrachtet werden. Wenn sie nur gelegentlich kurze Windpausen ausgleichen sollen, wäre das vielleicht vertretbar. In der Praxis geht es allerdings keineswegs darum, bei der Einspeisung von Windstrom nur kurzzeitige Lücken auszugleichen, denn WEA erzeugen viel zu selten hohe Energiemengen: Grob betrachtet liefern deutsche WEA nur in 16% ihrer Standzeit Energie. Bei einer reinen Kombination von WEA und ausgleichenden Gaskraftwerken hätte man es also nicht mit einer nur gelegentlichen Pufferung zu tun, sondern es wäre genau umgekehrt: WEA liefern gelegentlich Strom, größtenteils kommt er aus Gaskraftwerken. Diese wären der dominierende Partner.
Import & Export
Trotz Abschaltung der AKW exportiert Deutschland immer noch Strom! Diese Aussage von Kernkraftgegnern stimmt. Wenn man alle deutschen Strom-Importe und -Exporte addiert, bleibt ein geringes Plus auf der Export-Seite. Wenn man die einzelnen Anteile dieser Stromflüsse genauer betrachtet, zeigt sich aber ein etwas anderes Bild (die Art der Balkenverteilung änderte sich in späteren Quartalen nicht prinzipiell):
(Bildquelle: AG Energiebilanzen e.V. „Energieverbrauch in Deutschland – Daten für das 1.-4. Quartal 2011“)
Deutschland importiert den meisten Strom aus Frankreich und Tschechien. Woraus diese beiden Länder ihre Energie gewinnen, sollte bekannt sein? Atomkraft und Kohle. Gleichzeitig exportiert Deutschland aber viel Strom in die Alpenländer Schweiz und Österreich. Der Grund dafür ist einfach: Häufig wird aus Solar- und Windkraftanlagen Strom produziert, der in Deutschland gar nicht benötigt wird. Dieses Überangebot führt an der Strombörse dann zu sinkenden oder gelegentlich sogar zu negativen Preisen:
Wer soll diesen in Deutschland nicht benötigten Strom kaufen? Die Abnehmer sind typischerweise Betreiber von Pumpspeicherwerken in den Alpen, die so billig ihre Speicherbecken füllen können. Wenn sie Glück haben können sie später, wenn in Deutschland Bedarf besteht, Strom teurer hierher zurück verkaufen. Man kann dabei zwar den positiven Effekt sehen, dass immerhin eine Energiespeicherung stattfindet. Wenn durch diese Notlösung aber die Industrie anderer Länder subventioniert (und die inländische behindert) wird, sollte man sich schon fragen, ob hier nicht etwas grundfalsch läuft. Übrigens ist man in den Alpen nicht dumm und geht noch einen Schritt weiter: Die oben erwähnten „negativen Strompreise“ bedeuten: Sie nahmen den Strom gelegentlich nur gegen Zuzahlung.
Die zeitweilig sinkenden Strompreise an der Strombörse werden übrigens gar nicht an uns Endverbraucher weitergereicht. Stattdessen haben sie einen erstaunlichen Nebeneffekt: Wenn der Strompreis sinkt, steigen die Ausgaben für die EEG-Umlage: „Liegt z.B. der Börsenpreis bei zehn Cent je Kilowattstunde Strom, der Garantiepreis für Solar- oder Windstrom jedoch bei 20 Cent, dann müssen die Stromkunden für den Unterschied aufkommen, also für zehn Cent. Fällt der Preis an der Strombörse weil die Sonne scheint und der Wind bläst auf sechs Cent, steigt die Differenz zum Garantiepreis auf 14 Cent“. Die EEG-Umlage wird durchaus an uns Verbraucher weitergereicht – und zwar hauptsächlich an uns Bürger aber kaum an die Großverbraucher: „Die Industrie zahlt 0,05 Cent pro verbrauchter Kilowattstunde, private Verbraucher zahlen gegenwärtig Jahr 3,59 Cent“.
Nebenbei könnte man sich bei der obigen Grafik auch fragen, warum Deutschland aus dem etwas entfernt liegenden Schweden Strom importieren muss und warum wir so viel aus Österreich importieren, während auch so viel dorthin exportiert wird? Das liegt an der gestiegenen Nachfrage deutscher Energiekunden nach „sauberem Strom“. Diesen können die Anbieter inzwischen gar nicht mehr aus inländischen Quellen unterbrechungsfrei bereitstellen. Deshalb wird Wasserkraft-Strom u.a. aus Schweden oder aus österreichischen Donaustaustufen importiert. Die Schweden (übrigens auch Norwegen und angeblich sogar Finnland) nehmen im Gegenzug bei Bedarf durchaus Strom aus Deutschland und haben kein Problem damit, dass dieser aus fossilen Energieträgern stammen könnte. Während Techniker und Ökonomen angesichts dieser Unsinnigkeit die Hände über dem Kopf zusammenschlagen dürften, ergibt sich bei den Stromkunden wahrscheinlich das gute Gefühl, etwas Positives für die Umwelt getan zu haben.
Nebenbei: Wie sauber die „saubere Energiequelle“ Wasserkraft tatsächlich ist, wird bereits in der Schweiz fraglich. Dortigen Betreibern von PSW wurde mehrfach vorgeworfen, dass sie ihre Becken mit Atomstrom oder zumindest Strom aus unklarer Quelle („Graustrom) befüllten um den später erzeugten Strom als „umweltfreundlichen Strom aus Wasserkraft“ zu verkaufen. „Stromwäsche“ könnte man das nennen. So etwas ausgerechnet in der Schweiz…
Was hat die Energiewende eigentlich noch mit dem Kampf gegen Klimawandel zu tun?
Sollen die vorhergehenden Bemerkungen nun zur Aussage führen, man könne gar nicht aus der Atomenergieerzeugung aussteigen? Das widerspräche dem offiziellen Plan:
Das ist eine schöne Grafik, die man allerdings auch von jedem Schüler zeichnen lassen könnte. Leider erklärt sie und auch die begleitenden Texte nicht, wie die unstetigen Energiequellen Wind und Sonne eine stabile Stromversorgung gewährleisten sollen, zumal angeblich sogar die Ausgleichsmöglichkeit Erdgas etwas zurückgefahren werden soll. Unser Bedarf an Erdgas soll nicht steigen? Wie passt das zu den bereits im Bau befindlichen bzw. geplanten weiteren Erdgaspipelines nach Deutschland? Selbst von offizieller Seite wird angegeben: „Gas-Kraftwerke sowie Gas- und Dampfturbinenkraftwerke (GuD), die im Spitzen- und Mittellastbereich eingesetzt werden, gewinnen immer mehr an Bedeutung“.
Laut Überschrift soll auch die Stromerzeugung aus Kohle zurück gehen. Wenn man sich aber ansieht, wie viele neue Kohlekraftwerke in Deutschland geplant sind, dann darf man sich auch hier wieder fragen, wie ernst kann man solche Grafiken und entsprechende Verkündigungen nehmen kann.
Doch angenommen, es läuft so ab wie in der Darstellung. Selbst dann zeigt das eine erstaunliche Wende in unserer Energiewende. Der ursprüngliche Anlass für diese war eigentlich der Klimawandel und die deshalb gewünschte Verringerung von Treibhausgasen. Haben wir das schon vergessen? Unmerklich wurde das aber ersetzt durch den Atomausstieg. Ohne die Gefahren der Atomenergie verharmlosen zu wollen: Das Eine hat mit dem Anderen gar nichts zu tun! Treibhausgase entstehen nicht in AKW, sondern beim Verbrennen von Kohle sowie beim Transport und dem Verbrennen von Erdgas! Daran – das zeigt nicht nur die Grafik, sondern auch die tägliche Politik – soll aber gar nichts geändert werden! Doch leider kommt das Thema „Anti-Atom“ beim Wahlvolk gut an und das Wahlklima ist bekanntlich viel wichtiger als das Weltklima. Außerdem kann man so auch bestens davon ablenken, dass man gegen das ursprüngliche Problem „Klimawandel“ nie eine brauchbare Lösung gefunden hat.
Atom- oder Kohleausstieg?
Durch Kohleförderung wird also auch weiterhin unverändert Umweltzerstörung durch die großflächigen Tagebaue betriebenen. Das passiert nicht nur in Deutschland, wie hier in der Lausitz
sondern auch in anderen Ländern, denn für die deutsche Stromerzeugung wird kräftig Steinkohle importiert. 2011 waren das 44,5 Millionen Tonnen. Die wichtigsten Importländer sind für uns Russland (11 Mio t), Kolumbien (7,9 Mio t), USA/Kanada (6,8 Mio t), Polen (6 Mio t) und Australien (4 Mio t). Die Zahlen stammen von 2011 (Nachtrag 2013: Quelle nicht mehr verfügbar). Da das alles sehr weit entfernt von uns abgebaut wird, sehen wir die daraus entstehenden Schäden hier glücklicherweise nicht so – deshalb an dieser Stelle ein Beispiel aus Kolumbien.
CO2 aus der Kohleverbrennung bleibt uns also auch weiterhin erhalten. Eine Verringerung ist nicht absehbar und daran werden Photovoltaik und Windräder absolut nichts ändern. Die EE hilft lediglich über den Umweg der CO2-Zertifikate, in dieser Hinsicht auf dem Papier die Zahlen zu verringern. In der real existierenden Atmosphäre nimmt die CO2-Emission durch dieselben Zertifikate allerdings nicht ab, sondern steigt sogar noch weiter an.
Durch Kohle kommen beachtliche Mengen CO2 zusammen – bei Steinkohle ist der Wert sogar noch etwas höher als bei Braunkohle (Belastung pro Kilowattstunde Strom: Braunkohle 800 g, Steinkohle 1000 g). In Deutschland gelangen etwa 870 Millionen Tonnen CO2 jährlich in die Atmosphäre. In den Abgasen sind außerdem (trotz diverser Filter) enthalten: Stickoxide, Stickstoffdioxid, Schwefeldioxid, Feinstäube und Schwermetalle wie Blei, Cadmium, Quecksilber und Arsen. Und nur wenig bekannt dürfte sein, dass Kohlekraftwerke sogar radioaktive Emissionen abgeben – möglicherweise sogar noch mehr, als AKW selbst. Der Grund dafür ist, dass „Kohle fast immer auch Spuren der radioaktiven Elemente Uran, Thorium und Radium enthält.“ (Wikipedia) Das bleibt zwar größtenteils in der Asche oder in den Filteranlagen, aber ein Teil gelangt auch in die Umwelt. Wie hoch dieser ist, wird je nach Interessanlage gern hoch oder herunter gerechnet, weshalb ich hier keine eindeutigen Werte angeben kann. Interessant ist noch:
„2007 beauftragte die chinesische National Nuclear Corp die kanadische Firma (…), Versuche durchzuführen, Uran aus der Asche des Kohlekraftwerks Xiaolongtang (…) zu gewinnen. Der Urangehalt der Asche liegt mit durchschnittlich 210 ppm Uran (0,021 %U) über dem Urangehalt mancher Uranerze.“ (Wikipedia)
Klingt das jetzt doch so, als sollten hier Atomkraftwerke beschönigt werden? Nein, sollen sie nicht, aber wie schon erwähnt, ist das eigentlich ein ganz anderes Thema. Es gibt ein interessantes Buch, welches man sich offiziell als pdf downloaden kann: „Sustainable Energy – without the hot air“ von David MacKay (Deutsche Übersetzung „Nachhaltige Energiegewinnung – ohne die heiße Luft“ von Thomas F. Kerscher)
Darin gibt es den schönen Satz: „Verstehen sie mich bitte nicht falsch: Ich versuche nicht, pro-Kernkraft zu sein. Ich bin nur pro-Arithmetik.“
So ähnlich geht es mir auch.
Interessanter Artikel. Deine Einwände über die Speicherung von unsteter Erneuerbarer Energie in Pumpspeicherwerken sind nachvollziehbar, allerdings sind diese Probleme schon eine Weile bekannt.
Ein vielversprechender Lösungvorschlag ist meines Erachtens deshalb die Produktion und Speicherung von EE-Gas wärend der Peaks (http://de.wikipedia.org/wiki/Windgas) welches den Vorteil hat die vorhandene Infrastruktur der Erdgasleitungen weiternutzen zu können, und ausserdem eine umweltfreundlichere und geopolitisch sicherere Variante darstellt weiter technisch ausgereifte Verbrennungsmotoren (Erdgasautos sind bereits sehr effizient!) für individuelle Mobilität zu verwenden. Vielleicht solltest du das einmal nachforschen. Würde mich auf jedenfall interessieren.
Ja, das klingt tatsächlich interessant – von der Idee hatte ich noch nichts gehört. Wichtig ist auf jeden Fall, dass man nach Lösungen sucht und sie erforscht.
Schöner Artikel.
Ein Artikel mit dem entschiedenen Plädoyer für Arithmetik, für Logik und für Vernunft. Auch wenn ich mich an dieser Stelle wiederhole: So eine fundierte und strukturierte Recherche fehlt leider in beiden Dresdner Tageszeitungen.
Ich denke, man muss viel mehr über die dezentralen Lösungen nachdenken und zwar auf zwei Ebenen: (a) Kommunen und (b) Privathäuser. Ein wachsender Anteil der Energieprobleme kann meiner Meinung nach lokal gelöst werden.
In den Kommunen sollte per Volksentscheid beschlossen werden, welche Art der dezentralen Energieumwandlung und Energiespeicherung man favorisiert. Die Lösung kann ja überall anders aussehen. Die Stadtentwässerung hat gerade gezeigt, dass man sogar aus unseren Fäkalien noch Energie gewinnen kann.
In den privaten Häusern finde ich z.B. den Einsatz von Solarkollektoren und den Einsatz der Erdwärme interessant. Und natürlich das Konzept des Passivhauses. Leider sind diese Lösungen durch falsche Anreize für Fotovoltaik immer mehr verdrängt worden. Das EEG war aus dieser Sicht ein Irrweg und führte zu einer falschen Verwendung der Ressourcen.
Und wie sieht es eigentlich mit der privaten Kraft-Wärme-Kopplung aus? Da gab es doch auch vielversprechende Ansätze.
Mein Fazit: Die knappen Ressourcen haben schon immer den Forschungstrieb des Menschen angeregt. Da ist noch viel zu erwarten. Der Staat sollte nicht mit der Gießkanne fördern, sondern vor allem die Forschung und Entwicklung unterstützen.
Hm … ob man so etwas per Volksentscheid beschließen sollte? Wir haben ja kürzlich erst in Dresden erlebt, wie „sinnvoll“ es ist, die Bevölkerung zu einem emotionsgeladenen aber ansonsten sehr komplexen Thema entscheiden zu lassen, bei dem eigentlich jede Menge Fachwissen zur Beurteilung benötigt wird. Da sollte dann aber wirklich eine sehr umfassende Aufklärung vorhergehen. Ich denke, manche Dinge sollte man wohl doch eher Fachleute entscheiden lassen.
Es gibt auf jeden Fall sehr interessante Ideen. Ich bin auch – trotz Erdgasverbrennung – ein Sympathisant unserer Stadtwerke, die den Strom direkt hier erzeugen und dabei auch Fernwärme produzieren. Die privaten Blockheizkraftwerke sind anscheinend für die Besitzer ziemlich lukrativ (vor einigen Monaten hat mir erst jemand begeistert von seiner Anlage berichtet), allerdings entsteht hier insgesamt das Problem mit dem zusätzlichen Bedarf an Holzpellets.
@Frank
Ein sehr schöner Artikel.
Zur Bioenergie ein paar Anmerkungen. Der Brennstoff ist definitv Klimaneutral. Denn der Wald ist kein CO2 Speicher und war es noch nie. Wald ist maximal ein CO2 Puffer. Dazu kommt das bei dieser Betrachtung niemand mit einberechnet das Methan bei der organischen Zersetzung von Holz in großen Mengen freigesetzt wird. (Der tropische Regenwald ist der größte Methanproduzent der Welt). Auch andere Dinge wie die Lachgasemission die zwangsläufig bei der Verrotung von Holz auftritt wird in dem Planet Wissen Beitrag übersehen und deshalb bleibt für mich der Eindruck das diese Sendung in diesem Bereich eher mit Wünschen als mit Fakten argumentiert.
Zur Biogasproblematik.
Fakt ist das schlechte Anlagen einen Erntewert (pro eingesetztem Energie-eq. werden x erzeugt) von 1:3 (falls kein Wärmekonzept zur Verfügung steht und gute Anlagen mit vernünftigem Abwärmeprozess schaffen heute schon einen Wert von 1:7 (Quelle z.B. B. Hundt, Dissertation Uni Gießen 2010 und da wurde alles einberechnet sogar der Energiebedarf für die Herstellung von Pflanzenschutzmittel)
Zum Vergleich:
PV Anlagen 1:2 bis wohlwollende 1:4 im Süden von DE (mit Speicherung und zusätzlichen Leitungen 1:1.5 bis eher 1:1 oder im schlimmsten Fall eher 1:0.7)
Windkraft onshore 1:15 (mit Speicherung und zusätzlichen Leitungen 1:5 bis 1:3).
Nichts desto trotz kann auch durch Biomasse die elektrische Energiesicherheit nicht sichergestellt werden, doch ist diese bei weitem nicht so schlecht wie sie dargestellt wird. Auch werden in Zukunft eine Reihe von interessante – und optisch vielleicht schöneren Pflanzen als Mais – Energiepflanzen angebaut werden.
Auch halte ich diese Anlagen für sinnvoll da diese einen immer wertvollern Rohstoff (Methan) erzeugen welcher anhand aktueller Forschungsbemühungen vielleicht in ein paar Jahren die auf Erdöl basierende Chemie (Kunststoffe, Medikamente, Farben, Lacke, Hygieneartikel etc,) ersetzen kann. Vorteil wäre das die bestehende Infrastrukur (so sind die Hoffnungen und Forschungs-bemühungen das Methan direkt in eine Steam Chracker Analoge Anlage eingespeist werden kann).
Zu den Kleinkraftwerken im Haus.
Diese sind mE für ein Einfamilienhaus nicht sinnvoll da hier keine vernünftige Wärmeverwertung aufgrund mangelnder Größe erfolgen kann.
In größeren Mietshäusern macht es schon mehr Sinn – wobei diese Anlagen dann meistens zum Greenwashing verwendet werden. Denn dadurch bekommt das Haus sofort eine bessere Einstufung im Energieausweis ohne das an eine gut geplante Dämmung gebaut wurde. Böse Zungen behaupten sogar das durch diesen Trick sogar eine ungedämmte Garage einen gute Einstufung in einem Energiepass erzielen würden.
Desweiteren machen diese Anlagen nur Sinn falls diese für den Sommer-wärmebedarf ausgelegt sind (nur dann ist eine optimale Energieverwertung möglich) und für den Winter eine Zusatzheizanlage eingebaut wird. Doch dann sind die Kosten wieder etwas höher und man bekommt dann auch keine so gute Einstufung im Energieausweis ….
Zwar eine ganze Reihe interresante Punkte, aber insgesamt viel zu viel Müll im Beitrag.
– „Selbst dann zeigt das eine erstaunliche Wende in unserer Energiewende. Der ursprüngliche Anlass für diese war eigentlich der Klimawandel und die deshalb gewünschte Verringerung von Treibhausgasen. Haben wir das schon vergessen? Unmerklich wurde das aber ersetzt durch den Atomausstieg.“
Das ist eine glatte Lüge!
Sowohl Atomausstieg als auch Erneuerbare Energien Gesetz sind unter der Rot Grünen Regierung unter Schröder entstanden und gehören zu den wenigen nicht Schwachsinnigen Leistungen dieser 8 jährigen Regierungsphase. Umgedeutet hat da höchstens Ausstiegsausstiegsausstiegsmerkel.
– „EE-Anhänger deuten diesen Effekt gern um in die Aussage, EE würde sogar zu sinkenden Strompreisen führen)“
Was wohl daran liegen wird, dass dies in vielen Fällen tatsächlich der Fall ist.
Siehe die durchschnittlichen mittäglichen Strompreise an der Strombörse.
– „Wenn durch diese Notlösung aber die Industrie anderer Länder subventioniert (und die inländische behindert) wird, sollte man sich schon fragen, ob hier nicht etwas grundfalsch läuft.“
Nun, man könnte da natürlich auf die Idee kommen ob es nicht eine gute Idee wäre wenn wir in Deutschland mal ein paar mehr Speicher bauen würden.
Ansonsten ist diese Satzkonstruktion aber auch einfach nur abartig.
Niedrigere mittägliche Maximalstrompreise führen z.B.: auch zu niedrigeren Einnahmen aus Pumpspeicherstrom.
– „Man traut es sich ja gar nicht zu sagen, aber: Wenn AKW nun einmal im Land herum stehen – warum sollte man sie nicht noch so lange nutzen, wie sie noch sicher funktionsfähig sind?“
Wie lange ist es denn sicher funktionsfähig, das Atomkraftwerk?
Bis das Erdbeben, der Tsunami, der Terroranschlag, eine Bombardierung oder doch nur ein läppischer versehentlicher Ausfall des Kühlsystems völlig unvorhergsehen aufzeigt, dass es doch nicht sicher funktionsfähig war?
@ Gast: Soso, es ist also eine „glatte Lüge“, dass der ehemalige „Kampf gegen den Klimawandel“ durch den „Atomausstieg“ ersetzt wurde? Sicher gab es die Idee vom Atomausstieg auch schon vorher – okay, insofern hätte ich besser schreiben sollen: Der ehemalige „Kampf gegen den Klimawandel“ wurde zugunsten des „Atomausstieges“ stillschweigend ad acta gelegt. Und habe ich irgendwo gesagt, dass Merkel & Co daran unschuldig sind?
Tatsache ist aber trotzdem, dass laut offiziellen Plänen der Kohleverbrauch zumindest nicht zurück gehen soll. Und wie gesagt: Wie soll das funktionieren? Und wie vereinbart sich das mit anderen offiziellen Plänen, weitere Kohlekraftwerke und weitere Gaskraftwerke zu bauen?
Zum Rest melde ich mich später noch einmal.
Hallo Gast vom 21. März 2012 um 14:41!
Da ist aber auch einiges von Ihren Einwürfen unlogisch.
Warum wohl ist der Strom manchmal billig (im Artikel wurden ja sogar negative Strompreise erwähnt)? Weil er da ist, aber nicht gebraucht wird. Dagegen abends zu Spitzenlastzeiten, dann haben die Solarzellen schon längst ihre beste Zeit hinter sich.
Und warum soll der Pumpspeicherstrom weniger Profit einbringen? Im Gegenteil, wenn zu Überschusszeiten der Strom günstiger wird, kann man das Speicherbecken günstiger füllen -> Profit erhöht sich.
Aber ja… die Grünen sagen ja auch, die Pumpspeicherwerke dienen nur dazu, den bösen Atomstrom zu speichern, und würden alle Talsperren/Pumpspeicherwerke am liebsten abschaffen…. geschweige denn Neubauten (Nimby – not in my backyard) das gleiche bei Stromleitungen, das Stromnetz läuft auch an der Kapazitätsgrenze…
Für manche Leute kommt eben der Strom einfach aus der Steckdose. Und manche glauben alles, was in der Klimakirche so erzählt wird.
So und wieviele Leute sind denn nun konkret durch die (bedauernswerte) Atomkraftwerkskatastrophe in Japan umgekommen? Ich glaube… gar keiner… und wann hatten wir in Deutschland den letzten Tsunami? Dagegen gab es erst vor Tagen einen Schwerverletzten (oder gar Toten), der bei der Installation seiner Solaranlage vom Dach gefallen ist (stand in der Lokalpresse).
Aber was red ich, manche sind sowieso faktenresistent.
Solarzellen sind jedenfalls, außer für Insellösungen, meist in Verbindung mit Windkraft (und auch da würde man heutzutage eher an eine Methanolbrennstoffzelle denken), völlig sinnlos und dienen nur der Geldumverteilung.
@Observer: Danke – ich hatte in Gedanken bereits mit einer Antwort an „Gast“ begonnen, aber glücklicherweise kann ich mir das nun sparen. Nur noch so viel:
Die Einsparungen, die durch kurzzeitigen Preisverfall an der Strombörse entstehen, werden ja auch an uns Verbraucher weitergegeben (haha).
@ fortuna:
Warum sollte der Brennstoff in Biokraftanlagen klimaneutral sein? Okay – man könnte sagen: Dort verbranntes Holz hat seine chemischen Bestandteile ursprünglich aus der Umgebung aufgenommen und gibt sie nun lediglich wieder dahin ab. Insofern könnte man sagen, das sei klimaneutral. Aber so betrachtet, wäre auch jede Form von Erdöl- oder Erdgasverbrennung klimaneutral 🙂
Wenn der tropische Regenwald der größte Methanproduzent der Welt ist, dann geschieht das immerhin bereits seit Jahrtausenden und das ist nun seit langem Teil eines stabilen Systems. Ich finde schon, dass es im Falle der Holzverbrennung ein Unterschied ist, ob
– Kohlenstoff seit langem gebundenen wurde und unter normalen Umständen (nach Absterben des Baumes) auch allmählich wieder an die Umgebung abgegeben wird
– schlagartig dieser Kohlenstoff in die Atmosphäre abgegeben wird
Zum Thema „Erntewert“: Ich gebe zu, dass die Betrachtung darüber bei der Beurteilung einen anderen Blick auf die Sache ergibt. Mein Ansatz bei Energiepflanzen war der: Wie viel Sonnenenergie strahlt auf eine damit bebaute Fläche ein und was entsteht am Ende daraus für eine Energiemenge? So betrachtet, wäre es immer noch effizienter, dieselbe Fläche mit Solarzellen zu bebauen.
Ich hoffe, dass wir nicht aneinander vorbei reden. Falls ich das mit dem Erntewert falsch verstanden haben sollte (ich habe momentan nichts dazu gefunden), wäre ich für einen Hinweis dankbar.
@Frank
zum Holz
– als grobe Nährung kann man annehmen das beim Baum ca. die Hälfte der Oberirdischen Biomasse im Boden in Form von Wurzeln vorhanden ist und diese werden nicht verwertet.
– Bäume verlieren während ihrem Wachstum ja jedes Jahr ihre Blätter (auch Nadeln werden immer wieder erneuert wobei nicht jedes Jahr). Diese Biomasse liegt auch auf dem Boden und wird nicht energetisch verwertet.
– Pro Tonne oberirdisch sichtbar gebundenes CO2 bindet der Wirtschaftswald in DE (bzw. in gemäßigten Zonen) die gleiche Menge im Boden.
Deshalb ist es etwas irreführend wenn man bei der CO2 Betrachtung nur die sichtbaren Bereiche eines Baums einbezieht. Deshalb ist mE die energetische Bilanz beim Holz – sofern nachhaltig bewirtschaftete Wälder wie in DE – positiv.
Auch darf in diesem Fall nicht nur ein Baum betrachtet werden sondern man muss die gesamte Holzmenge betrachten. Da in DE mehr Holz nachwäschst als entnommen wird ist nach meinen Überlegungen die Bilanz positiv.
Angemerkt werden sollte auch noch dass das meiste Holz nicht für die energetische Nutzung verwendet wird sondern als Bauholz. D.h. hier wird das CO2 für eine längere Zeit entnommen.
Das mit dem Regenwald war nur ein Beispiel um zu zeigen das auch natürliche Vorgänge CO2, Methan und Lachgas produzieren. Der Regenwald ist im übrigen bei weitem nicht so ein guter CO2 Speicher wie die Wälder in unseren Regionen. Untersuchungen legen nahe das nur ein viertel des sichtbar gebundenen CO2 im Boden gebunden wird. D.h. unter tropischen Bedingungen verrottet der größte Teil das Holz in ca. 25 Jahren.
Zur Biomasse und Erntewert.
mMn ist das einzigste was ich betrachten darf der Erntewert. Hierzu meine kleine Überlegung (technische Anlagen haben eine bestimmte Laufzeit und dannach ist der Aufwand zur Instandhaltung deutlich größer als der Gewinn – dies bezieht sich auch auf Energie)
Verfahren A erntet man 15 Energieeinheiten pro m², man muss10 Energie-einheiten aufwenden um die Anlage zu bauen und während der technischen Laufzeit zu unterhalten.
Verfahren B erntet man 9 Energieeinheiten pro m² man muss 2 Energie-einheiten aufwenden um die Anlage zu bauen und während der technischen Laufzeit zu unterhalten.
Netto produziert somit VerfahrenA 5 Energieeinheiten und VerfahrenB 7 Energieeinheiten.
Bei der Beurteilung eines Verfahrens darf man mE nicht nur die erzeugte Energie anschauen sondern man muss den Erntewert betrachten – alles andere macht keinen Sinn.
Somit wird deutlich das PV-Anlagen im Norden von Deutschland noch ein viel größerer Unsinn sind als im Süden denn da ergibt sich nur ein Erntewert von 1:2 (mit Speicherung 1:0.5 – also klassische Energievernichtung).
Bei den dollen Berrechnungen über die energeitische Amortisation von PV-Anlagen werden sehr gerne Taschenspielertricks verwendet wie z.B.
– Es wird nicht die Energiemenge die zur Herstellung der Anlagen aufgewendet werden muss berechnet, sondern nur die Energie die es benötigt diese aus China nach DE zu transportieren und zu installieren.
– Die Energiemenge für die Herstellung von Dünnschicht-Anlagen mit amorphen Silicium wird angegeben aber die Laufzeit und den Wirkungsgad von Dickschichtanlagen mit Poly oder gar Monokristalinem Silicium.
– Die Ausschussware die immer entsteht wird desweiteren nie mit einbezogen.
– Es werden nie Schäden durch Starkwetterereignisse oder technische Mängel mit einbezogen.
– es wird immer die perfekte Wärmeverteilung vorausgesetzt (nur so erreicht man den idealen Wert).
etc. pp
Wird z.B. eine Anlage nach sieben Jahren nach einem Starkwetter-ereignisse ausgewechselt so hat man aus energetischer Sicht nur ein schweineteueres Nullsummenspiel.
Ich hoffe meine Gedankengänge haben nicht dazu beigetragen aneinander vorbeizureden.
Belastbare Quellen habe ich jetzt keine eingefügt, kann aber – falsch gewünscht – welche nachliefern
Ja, eine Quelle zu diesen Erntewert-Berechnungen wäre sicher interessant!
Ich möchte übrigens noch anmerken, dass ich nicht grundsätzlich etwas gegen Biokraftanlagen habe – ich habe ja hier selbst schon mal eine etwas größere vorgestellt. Es gibt schon Fälle, wo das gut funktioniert und Sinn hat.
Dieser Meinung bin ich auch.
Der Beitrag liefert einen sehr guten Überblick zum Thema „Energieversorgung, mögliche Arten“ und auch zu deren Finanzierung, wenn man entsprechenden Links folgt.
Zu ergänzen wäre er mit dem Stichwort Geothermie, habe mir dafür beim BMU eine Broschüre bestellt
Das Thema Energie etc. wird uns noch eine Weile begleiten, deshalb von mir dazu und zum Beitrag ein paar Anmerkungen und auch Polemiken.
Zum Stellenwert von PSW bei der Energieversorgung,
deren kuriosen Auswirkungen auf die StromPreise infolge EEG
kam hier ein ganz Schlauer :
In der Tat sind in Deutschland zehn PSW in der Planung oder im Bau. Sie werden die vorhandene PSW-Nennleistung um ca. 10% erhöhen und die magentafarbene Pfütze im Tageslastgebirge der Stromversorgung(Wikipedia) nicht wesentlich vertiefen.
Das man aus Kohleasche wirtschaftlich Uran gewinnen kann, war mir neu. Und für die o.s. Quelle danke ich.
Mir geht es nicht so. Gerade wegen der Arithmetik und deren Ergebnisse bin ich für die Kernkraft.
Ja, gute Frage, vor allem, wenn man an die Zusammensetzung der Ethikkommission denkt, welche Merkel ein gewünschtes Ergebnis lieferte.
Berufsdemonstranten und schwarzer Block brauchen doch im Zusammenhang mit den Castoren ihre Spielwiese und unsere Polizei ist scharf auf deren Steinwürfe und auf Überstunden.
Naja, zumindest war unser Umweltminister, der seltsamerweise auch für Energiepolitik zuständig ist, schon einmal nahe dran. Im Vorfeld der Kopenhagener Klimakonferenz 2009 tönte er
Es gibt noch Etliches zu betrachten, z.B.
– wie lange, bis zu welchem Entwicklungsstand sollte eine neue Technologie gefördert werden,
– ein entsprechender Vergleich der Subventionen Kernkraft – Solar/Windenergie,
– welche Summen fließen/sind geflossen,
– wie hat sich der Regelaufwand der Netzbetreiber infolge EEG entwickelt.
Erneuerbare Energien jetzt mal hin oer her … dass Kohle, Öl etc. endlich sind, ist bekannt. Dass bei der Atomenergie (m.E.) noch nicht das Problem der Entsorgung (Endlagerung) gelöst ist, ist auch bekannt – irgendwie 😉
Prinzipielle Frage: sollte man staatliche Subventionen bei allen Energieträgern einfach „auf Null“ zurückfahren und schauen, was passiert, wenn Öl, Gas, Kohle den jeweiligen „Peak Oil/Gas/Coal“ erreichen? .. und dann die alten, neuen Konzepte der EE wieder rausholen?
Wäre der sog. Klimawandel (hat ihn schon jemand bemerkt ???) leichter hinzunehmen und zu verarbeiten, wenn der Staat sich völlig raushielte aus der Energiefrage?
Ich weiß, dass das rein theoretische Fragen sind, denn die Praxis sieht bekanntlich anders aus … und das schon seit Jahrzehnten bzw. Jahrhunderten (Tabelle mit Subventionen 1997-2004 in Dtl.
Nachtrag:
Ich bin kein großer Freund von Atomenergie etc., doch ich kann auch verstehen, dass man bei „Atom – Nein, danke“-Leuten mit den Augen rollt … ich schaue mir durchaus gern mal Seiten wie energie-fakten.de an, um meinen Horizont zu erweitern.
Letztlich steht hinter allem die Geldfrage – ab wann ist eine andere Energieversorgung wirklich rentabel? Wie gehen externe Kosten (Umweltverschmutzung, Spätfolgen etc. etc.) in die Berechnung ein?
Aus eigener Erfahrung, Forschungsschwerpunkt Stadtentwicklung, sind es zu 99% eher Rückblicke à la „Naja, man hätte früher da mehr vorausschauen können …“ .. und dann dreht man sich wieder um, und bespricht zum x-ten Male Dinge wie die Erhöhung der Pendlerpauschale 🙂
Mir ging’s hier nicht so sehr um den finanziellen Aspekt, sondern nur um die rein technischen Zusammenhänge. Also um die Frage: Funktioniert das denn überhaupt?
Wenn das mit der EE stabil durchgängig funktionieren würde, dann würde ich ja evtl. auch mehr bezahlen.
Ich hätte im letzten Satz beinahe „gern“ geschrieben. Das sähe zwar in so einem Text schön aus, wäre in der Praxis aber doch eher unrealistisch 🙂
Ein Hochsee-Schlepper zum Puffern
Ist ja klar, man kann allerlei Technik auf die Beine stellen und zum Laufen bringen. Als Blödsinn wird ein solcher aber erst dann erkannt, wenn man die finanzielle Seite betrachtet.
Und im Falle Förderung der Erneuerbaren funktioniert die Sache in der Praxis mehr schlecht als recht.
Ich denke mir mal ein ganz krasses Beispiel zum Thema Funktionieren aus: Ein ob seines Erfolges mit den Erneuerbaren größenwahnsinnig gewordener Minister bring ein Gesetz durch, welches im Lande nur noch den Bau von Handelsschiffen mit Segelantrieb zulässt, eine kleine Hilfsmaschine ist erlaubt. Für den Einsatz auf See wird angeordnet, daß für den Fall der Windstille oder Starkwind immer ein kräftiger Hochseeschlepper mitfahren muß. (Der Hochseeschlepper entspricht in Etwa dem im EEG geforderten zusätzlichen Gaskraftwerken zum Puffern der Erneuerbaren.)
Das Ganze würde technisch funktionieren, das Ausmalen der finanziellen Seite überlasse ich der Fantasie des Lesers. (Die z.Z. in Erprobung befindlichen Zugdrachen für Hochsee-Schiffe sind m.E. sinnvoll.)
Zurück zum Funktionieren unserer Netze. Eine sichere und bezahlbare Stromversorgung sollte Staatsziel sein. Was wir gegenwärtig erleben, sieht anders aus: Der Wildwuchs der Investitionen in Windkraft und Solaranlagen und der EEG-gestützten Abzocke wird privaten überlassen, der Verbraucher darf bezahlen und die Netzbetreiber/Energiewirtschaft sollen für den Netzausbau und Stabilität im selben sorgen.
Hier einige Meinungen der Wirtschaft zur Netzstabilität und zum Regelaufwand.
Die Wirtschaftswoche beklagt hier den Stress fürs Stromnetz:
(Zahlen zu Regelvorgängen vor der EEG-Periode habe ich leider nicht gefunden.)
und hier Auswirkungen auf die Industrie:
Ich registriere Null bis zwei Netzausfälle im Quartal. Meinen Haushalt stört das wenig, lediglich die UKW-Sender sind neu programmieren.
Verheerend wären Stromausfälle für die
Chip-Industrie:
Zu diesen Prozess-Schritten gehören Hochtemperatur-Behandlungen, Abscheide- und Ätzprozesse, Ionenimplatationen usw., welche bei Stromausfall Ausschuß produzieren würden. Man muß dann einen Großteil der Wafer, welche im Zeitraum = Zeitpunkt des Stromausfalles minus 16 Wochen in die Fertigung eingespeist wurden, wegwerfen.
Die Chip-Industri, z.B. AMD/Global Foundry, stellt deshalb neben die Reinräume eigene Stromerzeuger.
@ Michael
„Eine sichere und bezahlbare Stromversorgung sollte Staatsziel sein.“
Beantrag doch mal die Aufnahme dieses Satzes in die Verfassung bzw. ins Grundgesetz. Da wirst du sicher Unterstützer (Petition etc.) finden.
Allerdings wäre eine Definition der Worte „sicher“ und „bezahlbar“ angebracht …
@ Frank
Machbarkeit hin oder her … die Hauptpunkte sind die Art der Gewinnung, Speicherung und der Transport.
Rein von der Nachhaltigkeit brauchen wir, glaube ich, nicht groß diskutieren. Öl, Kohle etc. sind endliche Ressourcen und erzeugen mehr oder minder große Umweltschäden oder nennen wir’s „Mitbringsel“ 😉
Atomenergie ist mehr oder minder gefährlich, trotz Sicherheitserhöhungen. In 99,99% geht alles klar, ab und an rummt’s … Langzeitfolgen kaum berechenbar, doch definitiv vorhanden. Vermutlich größtes Hauptproblem: wie geht man mit dem Müll um? Ist es Atommüll oder Atomabfall, sprich kann er recycelt werden??
Allgemein verteufel ich Atomtechnik nicht. Wenn der liebe Gott, was dagegen gehabt hätte, wäre sie nicht er-/gefunden worden 🙂
Worauf ich hinaus will, ist das finanzielle Argument, denn das bestimmt auch die scheinbare Machbarkeit. Atomenergie war in der Entstehung meines Wissens nach extrem aufwändig und teuer, jetzt läuft das Ding einige Jahre, scheint Profit abzuwerfen, nun will man das Ding auch bis zum Letzten ausreizen. Für mich besteht fast kein Zweifel darin, dass der (bundesdeutsche) Ausstieg bei Gelegenheit wieder gekippt werden könnte …
Das Ding ist doch, dass die ganze Debatte um die Strompreise auch etwas albern ist. Nehmen wir mal an, dass die Preise um 20% steigen würden. Dann würde ich statt 25 Euro im Monat eben 30 Euro bezahlen …. ooh, tut das weh 😉
Die ganze Diskussion hinkt auch daran, dass der Lebenskomfort „in der westlichen Hemisphäre“ über Jahrzehnte aufgebläht wurde … bei einigen mehr, bei anderen weniger. Und nun kommt man nicht mehr davon runter. Warum auch? Und die Chinesen, Inder und Brasilianer etc. wollen genauso leben wie wir. Und Frau Merkel wechselt zwischen Sparen & nachhaltig leben und Wachstum & konkurrenzfähig bleiben.
Alles in allem gibt es keine offene, ehrliche Diskussion um das Thema Energieversorgung, weil die Lager in diverse Energieträger gespalten sind. Und wer die Energiewende will, der muss auch sagen „Leute, es wird teurer … und nicht nur 5% oder so, sondern 20-30%.“
Und damit hat sich das Thema dann auch schon erledigt … jedes Jahr ne andere Wahl 🙂
Hallo Frank, hier http://blog.piratenpartei-nrw.de/logos/?p=664#comment-98 die Antwort auf Deine Einlassungen. Besser spät als nie.
Gruß Logos
Nur so am Rande und als Randinfo 😉
Deutschland kauft Strom aus dem Ausland
(Nachtrag: Artikel nicht mehr online, Anm. Frank)
Ich hab auch halbwissen 🙂
»Die halbe Windstärke erzeugt nur 1/8 der vorherigen Stromstärke«
Was macht dann die doppelte Windstärke ?
Im Kommentar prahlt jemand scheinbar mit dem Primär zu Endenergieverhältnis von Biogasanlagen. Vergisst aber einen Zeitraum zu benennen. PV Anlagen armortisieren sich vollständig und dann ist die Endenergie einer PV Anlage, abzüglich der Wartung eines Wechselrichters (sofern der noch benötigt wird), Null zu Eins. Schwer zu verstehen? Ich glaube nicht.
Die Lebensdauer vieler Solarzellen ist noch nicht bekannt. Die älteste Solarzelle die ich kenne (>20 Jahre), liefert noch heute Strom, so dass sie ihren Zweck erfüllen kann. Trotz des Leistungsverlust in den Spitzen. Und auch billige Module die damals aus dem billigsten Versandhandel kamen (> 15Jahre) sind heute noch Funktionstuechtig. Dabei haben die auch schon Hagel und Gewitter erlebt.
Ich bin der Meinung: Was fehlt sind die voll korrekten Stromspeicher. Sobald jemand dieses Problem ueberwindet, kann man diesen ganze Diskussion getrost vergessen und wir haben uns wieder alle lieb.
Worueber ich jedoch nicht hinwegkomme ist, dass da jemand die Regenwaldrodung auch noch als Beitrag fuer den Klimaschutz darstellen will … aber egal. Es hat ein paar Jahrtausende gebraucht bis wir aus den Hoehlen gekrochen kamen, wieso sollen wir uns jetzt schon so frueh vom Feuer verabschieden.
Ansonsten finde ich dein Halbwissen grandios. Steckt viel Arbeit und Leistung hinter, so dass es auch spannend ist den starken Stoff zu lesen. Auch wenn ich in einigen Punkten anderer Meinung bin. Respekt.
Mit ungebildeten Grüßen,
yt
Naja, dann ist es logischerweise umgekehrt: Wenn beide Größen in einem Verhältnis eins zu x hoch drei zueinander stehen, dann ist es bei doppelter Windgeschwindigkeit die achtfache Windleistung und damit (grob betrachtet) auch die etwa achtfache entnehmbare elektrische Leistung. Geht logischerweise nur, solange die Maximal-Leistung der WEA noch nicht erreicht wurde (was übrigens nur selten erreicht wird)
Das Problem daran sind die starken Änderungen der Stromstärke. Geringe Windstärkeänderungen führen zu hohen Änderungen der Stromstärke in derselben Zeit, also entsteht auch eine hohe Änderungsgeschwindigkeit der aus WEA eingespeisten Elektroenergie. Das muss von anderen Kraftwerken mit der gleichen Geschwindigkeit ausgeglichen werden. Kohlekraftwerke sind aber für solche schnellen Regelungen eigentlich nicht ausgelegt, so etwas geht besser mit Gaskraftwerken, allerdings sinkt deren Auslastung und damit deren Rentabilität, wenn sie ständig nur hoch- und heruntergeregelt werden. Eigentlich müssten Betreiber von Gaskraftwerken einen finanziellen Ausgleich von PV- und WEA-Betreibern erhalten. Oder sie müssten verpflichtet werden, zu jedem installierten MW aus PV und WEA auch in gleichviel MW aus Gaskraftwerken zu investieren.
Die Bemerkung zu Biogasanlagen und dem fehlenden Zeitraum verstehe ich jetzt nicht, aber ich vielleicht lassen wir das hier einfach. Der Artikel enthielt ursprünglich noch einen Abschnitt zu Biogasanlagen. Den habe ich vor einigen Monaten entfernt, weil es nichts mit dem Thema der Überschrift zu tun hatte. Ich hatte bisher noch keine Gelegenheit, wieder einen eigenen Artikel daraus zu machen. PV-Anlagen amortisieren sich vollständig – naja, dank der Subventionen? Das ist aber nebensächlich, denn es ändert sich nichts daran, dass sie keine durchgehende Energieversorgung bereitstellen können. Und ja: Wenn es Energiespeicher gäbe, wären einige* der Probleme gelöst. Aber genau diese Speicher haben wir nicht. Und es ist eben Betrug (Position der Politik) oder Selbstbetrug (Position der Ökoenergie-Fans), wenn man behauptet, es gäbe eine Energiewende, obwohl das zentrale Problem erst im Forschungsstadium ist. Es reicht eben nicht, nur möglichst viele WAE in die Gegend zu stellen.
(* Massenhaft Fledermäuse würden auch mit Speichern weiterhin an WEA sterben)
Und wer gleicht die Umweltschäden aus? Haben Kraftwerksbetreiber nicht lang genug Gewinne eingestrichen? Muss man verbrannten Millionen noch weitere Euro hinterherwerfen?
Die Doku ist zwar Tendenziös zeigt aber alle relevanten Fakten, die leicht recherchierbar und auch leicht nachvollziehbar sind.
http://www.youtube.com/watch?v=S-HiSNZlioU
Nein, sie rentieren sich für die Menschheit, weil sie über 30Jahre Arbeiten können. Und sie sind zu 99% wiederverwertbar. (ein bisschen Schwund ist immer)
Da sind wir unterschiedlicher Meinung. Hätten wir Energiespeicher, aber keine WAE und PV würden sich die AKW und Fossile Brennstoff Heinis die Hände reiben.
Oder was? Dann gäbe es Hochfrequenz Trading für Strom … aber sonst nix.
Der Weg ist schon richtig. Der Bedarf nach Energiespeicher wächst. Genau das beschleunigt die Forschung.
Das mit den Fledermäusen ist allerhöchstens ein lokales Phänomen. Ich will es nicht beschönigen und auch nicht verleugnen. Es ist für mich denkbar. Aber auch etwas das sicherlich technisch behebbar ist. Aber ich kann hier in Niedersachsen auf den Feldern keine toten Tiere unter Windkraftanlagen finden. Ich habs versucht. Vielleicht sammelt die jemand immer vor mir weg?
Mit freundlichen Grüßen,
Ein Öko-Energie Freak
yt
Du schreibst ein wenig am Thema vorbei. Es geht mir darum, dass Windkraft- und Solaranlagen gegenwärtig noch nicht in der Lage sind, Kohle und Kernkraft zu ersetzen. Was soll da die Frage, „wer gleicht die Umweltschäden aus“? Wir wäre es sehr lieb, wenn wir etwas hätten, womit wir die Umweltschäden vermeiden könnten, wenn wir also konkret einen Ersatz für Kohleverbrennung hätten. Aber diese Technik ist eben nicht vorhanden, die muss man zuerst einmal erfinden. Und ob die Betreiber konventioneller Kraftwerke „nicht schon genug Geld eingestrichen“ haben, kann doch kein Argument sein, deren Technik jetzt mal spontan zu verbieten, obwohl noch gar keine (aber benötigte) Alternative vorhanden ist. Und selbst wenn es ein Argument wäre, ergäbe sich die Konsequenz, zu fragen, warum man es nur auf diesen Wirtschaftsbereich beschränken sollte. Dann müsste man diesen Vorwurf auch auf die Betreiber anderer alter Technologien und Produktionsmethoden anwenden (z.B. Eisenbahn, Schiffahrt, Landwirtschaft, Bankwesen uva.) – genug Geld eingenommen! Schluss damit! Warum soll das nur bei Kraftwerken gelten? Und ab welchem eingenommenen Geldbetrag macht man das fest? Ab wann müssen die Betreiber von Windparks Angst bekommen? Das ist doch kein Argument.
Zu dem Film kann ich jetzt nichts sagen, da ich momentan nicht die knappe Stunde Zeit habe, ihn mir anzusehen. Irgendwie kommt er mir zwar bekannt vor, aber auf welche Fakten willst Du hinaus?
Nächster Punkt, Zitat von mir:
Du darauf:
Ganz ehrlich: Verstehe ich jetzt nicht. Willst Du damit sagen, dass PV-Anlagen bis zu 30 Jahre halten? Kann sein, ist aber egal. Eine Stromversorgung zu den Zeitpunkten, wo Strom gebraucht wird, könne sie trotzdem nicht bereitstellen.
Ähm … auch so etwas, was ich als Argument nicht ganz kapiere: „Hätten wir Energiespeicher, aber keine WAE und PV“ … warum sollte man viele Speicher ohne jeglichen Bedarf bauen? Abgesehen davon hat man früher im sinnvollen Rahmen bereits Speicher gebaut, nämlich Pumpspeicherwerke. Die beiden größten in Deutschland wurden im sozialistischen Osten gebaut, wo es mangels Alternativen nur „Fossile Brennstoff Heinis“ gab (aber keine bösen Monopolisten, die sich dumm und dämlich verdienten). Diese PSW hat man gebaut, weil sie ganz einfach technisch sinnvoll waren. Sie fügten sich zur Erzeugung von Spitzenlast sinnvoll in das Gesamtsystem der Energieerzeugung ein, was man heute von WEA und PV nicht mehr sagen kann – vor allem wenn man deren Auswirkungen auf Pumpspeicher betrachtet.
Nein, der Weg wird genau falsch herum beschritten. Richtig wäre, zuerst einmal die Forschung und Entwicklung für Speichertechnologien zu erledigen. Erst nach deren Abschluss ergibt das Aufstellen von Windanlagen und PV-Anlagen einen Sinn. Vorher sind diese praktisch überflüssig. Wahrscheinlich werden – bis es speichertechnisch einmal so weit sein wird – alle heute betriebenen WEA längst wieder abgerissen und gegen neue ausgetauscht worden sein (Stichwort „Repowering“) – diese vielen Anlagen wird man also bis dahin völlig umsonst hergestellt, transportiert, aufgebaut und verschrottet haben (Thema Umweltbilanz, Ressourcenverbrauch usw.).
So ist es. Und zwar immer exakt an den Lokalitäten, wo es Fledermäuse und WEA gibt, aber das sind ja nur ganz wenige Stellen 😉 Aber schön, dass das irgendwann technisch behebbar sein wird.
So kleine Tiere sind erstens nicht leicht zu entdecken, zweitens gibt es auch viele nachtaktive Aasfresser. So ein kleiner Fledermauskörper ist deshalb bis zum Morgen schnell wieder verschwunden. Größere Vogelleichname sind deshalb besser zu finden als Fledermauskadaver. Dann fallen tote Fledermäuse auch nicht unbedingt senkrecht nach unten, sondern werden möglicherweise auch zur Seite gewirbelt. Und zu welcher Seite des Rotors das passierte, wird man am Morgen nicht mehr feststellen können, da er sich mit dem Wind gedreht haben kann. Wenn Wind weht (was in der Problemsituation „sich drehendes Windrad“ anzunehmen ist), werden die betroffenen Tiere durch den Wind auch ein Stück transportiert und von dem Turm weggetragen. Fledermausforscher schätzen, dass Windkraftanlagen in Deutschland jährlich bis zu einer Million Fledermäuse töten.