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Doch keine extreme Gewaltbereitschaft in Jena

Kürzlich sendete das ZDF den Beitrag „Extreme Gewaltbereitschaft“. Darin erfuhr man, dass in Jena und anderen ostdeutschen Städten Menschen mit ausländisch wirkenden Gesichtszügen in ständiger Furcht vor Übergriffen durch Nazis leben. Dass in einigen ostdeutschen Städten immer wieder Menschen die NPD wählen, zeigt durchaus rechtes Potential, aber dieses Video könnte schon als Lehrbeispiel für erschreckend einseitigen Journalismus gelten. Es führte auch zu berechtigtem Protest der Jenaer Bevölkerung.

Sehr aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang aber der Artikel „Wie Jena im ZDF zur Stadt der Angst wurde“ (*), den der im ZDF-Beitrag portraitierte Schriftsteller Steven Uhly in der Ostthüringer Zeitung veröffentlichte. Uhly geht es um seine Rechtfertigung, weil ihm durch die Montage  und die ausgewählten Drehorte völlig entstellte Aussagen in den Mund gelegt wurden. Dass man beim Fernsehen trickst, ist bekannt. Dass auch die angeblich besseren öffentlich-rechtlichen Sender nicht dagegen gefeit sind, ist ebenfalls nachvollziehbar. Aber dass beim ZDF eine derartig vorsätzliche Verbiegung der Realität vorgenommen wird, ist das eigentliche Lehrbeispiel für unglaublich schlechten Journalismus. Ein wenig unglaubwürdig ist allerdings Uhlys Naivität gegenüber den Arbeitsmethoden des ZDF-Teams.

(* Nachtrag, 18.02.2012: Der Artikel war nicht mehr online. Das hier ist die abgespeicherte Version aus dem Google-Cache)