Nicht geschriebene Blog-Artikel der letzten Tage
Als ich diesen Blog startete, hatte ich noch die Befürchtung, dass mir möglicherweise zu wenige Themen einfallen könnten. Aber irgendetwas passiert ja immer und allmählich nervt mich sogar meine Angewohnheit, dass mir bei jedem Ereignis gleich der Entwurf eines Artikels durch den Kopf geistert. Da werden jedes Mal Stichpunkte ausgedacht, nicht so gute Überschriften verworfen, einige ironische Bemerkungen erwogen … ich müsste mich dann lediglich noch hinsetzen, um es aufzuschreiben.
Doch das kostet Zeit. Tippen, Satzbau und Rechtschreibung kontrollieren, Links einfügen und testen … In den letzten Tagen fragte ich mich wieder sehr häufig: Lohnt sich das? Ist das Thema wirklich so wichtig? Hast Du überhaupt etwas Neues zu diesem Thema zu sagen? Lass das doch einfach!
Allerdings ist so ein Blog ja auch ein persönliches Tagebuch und manchmal ist es für mich selbst ganz interessant, zu sehen, was mich im Jahresverlauf beschäftigt hat. Deshalb gibt es nun doch die Artikel(fragmente), welche hier in den letzten Tagen nicht erschienen. Am Satzbau feile ich nun aber nicht noch lange herum.
Für heute wurde verworfen:
The Day after
Seit gestern hat Google seine Business-Pages in Google+ freigeschaltet. Und deshalb war gestern bei G+ ganz schön was los, es ergaben sich dort sogar einmal jede Menge kurze Diskussionen. Alle haben gestern solche G+ -Seiten für ihre Firma bzw. ihr Projekt eingerichtet. In Dresden gingen das Neustadtgeflüster, der Flurfunk, die DNN und viele andere sehr schnell an den Start … ich hatte den Eindruck, dass Einige schnell noch eine Firma gegründet hatten, um auch eine solche Seite erstellen zu können. Selbstverständlich richtete auch ich für meine Arbeitsstelle eine solche Seite ein und versah dort auch alle Artikel mit den möglicherweise doch recht sinnvollen Hashtags
Nun müsste ich dazu aber noch etwas mehr schreiben, z.B. warum ich G+ besser finde als Facebook. Könnte ich machen, aber letztlich dürften diese Infos schon auf vielen anderen Blogseiten zu finden sein. Lohnt sich hier nicht.
Verblödung 2.0
Ich bin ja ein großer Fan von Esoterik, weil es so herrlich deprimierend ist, dass sich Menschen in diese freiwillige Verblödung begeben. Man fragt sich dann immer, ob die Epoche der Aufklärung spurlos an uns vorüber gegangen ist. Es scheint nicht nur eine Randgruppenerscheinung zu sein, denn erstaunlicherweise stehen entsprechende Artikel bei WordPress häufig unter „Heute angesagte Blogs“ bzw. „Heute angesagte Beiträge“. Vor wenigen Tagen gab es anscheinend erhöhte Sonnenaktivität, was unsere erleuchteten Mitmenschen körperlich sofort wahrgenommen hatten. Zumindest erklärten sie das in Blogs und Kommentaren, nachdem sie Mutter Erde mental geholfen hatten, diese gewaltigen Energiemengen aufzunehmen. Das eigentlich witzige war aber, dass Insider auch riesige Raumschiffe rund um die Sonne wahrgenommen hatten. Da waren in einigen Videos ein paar Pixelgruppen in Sonnennähe zu erkennen. Astronomen könnten sicher erklären, wie solche Auswürfe über der Sonnenoberfläche entstehen, aber das wäre ja mit Logik verbunden. Nein, das sind Raumschiffe der Galaktische Föderation des Lichts (oder vom Ashtar-Kommando). Das diskutieren Leute ganz ernsthaft und sind sich dabei alle einig, dass unsere Brüder und Schwestern da draußen auf uns warten. Außerdem wissen sie, dass der Dimensionssprung von 3 auf 5 bevorsteht und dass unsere Genstruktur bald auf die 12er Helix umgestellt wird, was wiederum zu einer Bewusstseinserweiterung führen wird, die einige der Kommentatoren laut eigener Aussage bereits durchmachen.
Schön wärs!
Es ist aber nicht nur die Esoterik-Szene, die mir zu denken gibt, sondern viel mehr die vielen Blogs und Internetportale, in denen unglaublicher Schwachsinn verbreitet wird. Bekannt sind z.B. „Alles Schall und Rauch“ oder der „Honigmann“. Sicher findet man dort in seltenen Fällen auch brauchbare Informationen. Aber man muss sich jedes Mal durch eine dicke Schicht haltloser Übertreibungen schaufeln, bevor man etwas anderes findet. Ich lese diese Blogs nicht, komme aber gelegentlich über Suchanfragen dahin. Was ich aber gelegentlich freiwillig ansehe: Kopp-Info. Die haben sicher aus gutem Grund keinen Kommentarbereich. Leider scheinen ziemlich viele Leute alles ernst zu nehmen, was dort steht, denn der moderne Mensch weiß: Was die normalen Medien verschweigen, ist wahr. Und das steht dann bei Kopp-Info. In wenigen Fällen mag das stimmen, aber vieles, was man bei Kopp findet, ist schlicht so falsch oder an den Haaren herbeigezogen, dass seriöse Medien es lediglich aus diesen Gründen nicht bringen. Ich erlebe leider immer wieder bei unseren Praktikanten, dass einige dann ganz ernsthaft über entsprechende Themen reden und der Meinung sind: Wir wissen Bescheid! Und dann wird Anderen z.B. schon mal eingeredet, man dürfe sich nicht impfen lassen, denn das sei alles nur eine Verschwörung der Pharmaindustrie … Jeder Kinderarzt verzweifelt dann an solchen „informierten“ Eltern und zufälligerweise ist das gerade wieder ein aktuelles Thema. Könnte nicht mal jemand einen Kopp-kritischen Blog einrichten? Ich halte das allmählich für wichtiger als z.B. BILD-Blog.
Kachelmann schießt übers Ziel hinaus
„Kachelmann nennt Chemtrail-Kritiker Neonazis“ stand gestern als Top-Nachricht eben bei Kopp-Info. Im Text hieß es aber bereits einschränkend, er hätte behauptet, „achtzig Prozent der Chemtrail-Aktivisten seien Neonazis oder Verrückte“. Also dachte ich, wieder mal so eine Übertreibung – Kachelmann meinte das sicher nur in dem Sinn, dass es größtenteils Verrückte sind und zusätzlich noch ein paar Nazis. Ich sehe mir dann immer das Originalmaterial an, um zu erfahren, was derjenige tatsächlich gesagt hat. Und Jörg Kachelmann sagt im Original: „80% der Menschen, die behaupten, dass es Chemtrails gäbe, sind Nazis.“
Wie bitte? Au weia, Herr Kachelmann! Seine nachher geäußerte Meinung, ist zwar nicht abwegig: „Die Nazis haben sich gesagt, hey das ist eine gute Idee … damit kann ich mit meinen Quatsch-Ideen andere Leute erreichen, Leute die sich Sorgen machen …“ Aber es ist doch völlig absurd, deshalb gleich zu behaupten, so viele der Chemtrail-Gläubigen seien Nazis! Sicher wird auch der eine oder andere Nazi nebenberuflich mit an Chemtrails glauben (die sind ja offen für viel dummes Zeug), aber die meisten dieser Leute dürften a) tatsächlich Verrückte und b) etwas peinliche, aber ansonsten harmlose Menschen sein, die eine erdachte Geschichte etwas zu ernst nehmen.
Das Dumme ist, dass so etwas diesen Gläubigen nun nur noch Aufwind gibt. Nach dem Prinzip: Wenn nun bereits die Nazi-Keule gegen uns heraus geholt wird, muss ja etwas dran sein an unserer Idee. Das war insofern nicht besonders klug von Herrn Kachelmann.
Laut eigener Aussage (zum Ende des Videos) erhält er gegenwärtig viele Morddrohungen von Rechtsradikalen. Ob das stimmt, kann ich schlecht überprüfen, aber es würde seine Aussage immerhin erklären und wäre kein gutes Zeichen, wenn Nazis nun nicht nur im Historiker-Umfeld, sondern auch in anderen Bereichen wissenschaftsfeindlich werden.
Schön ist übrigens Kachelmanns Aussage, was man beim Fernsehen alles nicht sagen darf (z.B. „dass die Zuschauer alle einen an der Waffel haben“), aber dass man das glücklicherweise bei Youtube darf. Recht hat er! Dafür gäbe es von mir bei Google ein „+1“.
Sekten und logisches Denken – was nicht passt, wird passend gemacht
Passend zum obigen Thema: Vor kurzem entdeckte die Chemtrail-Sekte, dass nun sogar staatliche Stellen irgendwie indirekt bestätigen, dass an ihrer Verschwörungstheorie etwas dran sei. Was war passiert? Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hatte eine relativ harmlose Sondierungsstudie beim Kiel Earth Institute in Auftrag gegeben. Darin sollte untersucht werden, ob man dem Klimawandel auch mit technischen Möglichkeiten begegnen könnte – allerdings nicht im Sinne der Energieeinsparung und Treibhausgasvermeidung – gefragt waren stattdessen Methoden, Einfluss auf das Weltklima nehmen zu können. Die Studie ist nun fertig (hier gibt es eine kleine Übersicht dazu). Man kann sich zwar fragen, ob so etwas funktionieren kann, aber das soll hier nicht das Thema sein.
Die durchdachten Verfahren sind alle gar nicht so neu, denn sie wurden seit Jahren immer mal wieder in ganz normalen Publikationen erwähnt. In der Studie brauchte man jedenfalls irgendeinen Sammelbegriff für all diese Verfahren. Irgendwer muss dafür wohl „Geo-Engineering“ vorgeschlagen haben, was nicht falsch ist. Es gibt auch einen Wikipedia-Artikel zu dem Thema, worin man nachlesen kann, dass der Begriff bereits lange für solche theoretischen (!) Maßnahmen existiert. Nun ist „Geo-Engineering“ für Chemtrail-Gläubige aber das Reizwort schlechthin, denn laut eigener Theorie soll mit den Chemtrails möglicherweise genau das durchgeführt werden: Klimasteuerung, also Geo-Engineering. Da der Klimawandel aber ohnehin eine Lüge ist (Verschwörung!), muss wiederum das (laut Sekte längst praktizierte) Geo-Engineering etwas ganz Schlimmes sein … na, lassen wir das.
Ist das wirklich so schwer mit dem logischen Denken? Nur weil ein Begriff von einem Ministerium verwendet wird, bestätigt dieser nicht im Umkehrschluss, dass seine dortige Verwendung rückwirkend die Existenz von Chemtrails bestätigt, welche für eine echte Klimasteuerung ohnehin viel zu uneffektiv wären. Aber als Anhänger solcher Spinnereien biegt man eben jede noch so belanglose Neuigkeit entsprechend zurecht, bis sie irgendwie das eigene Weltbild stützt.
Ist die Beschäftigung mit Chemtrails-Anhängern aber letztlich so wichtig? Laut eigener Aussage hat die Bürgerinitiative „Sauberer Himmel“ zwar etwa 3.000 Teilnehmer. Bundesweit ist das glücklicherweise verschwindend gering. Vielleicht sollte man sich besser wichtigeren Dingen zuwenden als „Chemtrailioten“, um Kachelmann noch einmal zu zitieren.