Tragischer Unfall beim Formel-1-Rennen!
„Müssen die aber auch so rasen?“, dachte ich spontan. Aber das ist schon eine schlimme Sache, was heute in Las Vegas passiert ist. Oder etwa nicht?
Nein, es ist absolut nicht schlimm. Da betreiben (seltsamerweise fast nur) Männer eine angebliche Sportart, die zwar nichts mit Muskelwachstum oder Beweglichkeit, sondern nur mit Benzinverbrauch zu tun hat. Bei dieser Betätigung bewegen sich Menschen mit Geschwindigkeiten durch die Gegend, die ein menschlicher Körper bei abrupter Beendigung definitiv nicht überstehen kann. Bei dieser Betätigung können weiterhin mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit absehbare Massenkarambolagen entstehen. Das ist heute wieder einmal passiert. Und lediglich einer der Beteiligten hat in dieser gefährlichen Situation einen tödlichen Berufsunfall erlitten. Wie viele Todesfälle durch berufliche Gründe gibt es jährlich allein in Deutschland? Mehrere Tausend. Wie viele Todesfälle gibt es – wieder nur in Deutschland – jährlich durch Autoverkehr? Vor wenigen Jahren meldete man stolz, die Zahl sei unter 5000 gesunken. Wie oft hört man von diesen – für die Angehörigen viel tragischeren – Todesfällen etwas in den Nachrichten? Praktisch nie.
Tut mir leid, aber: Mein Mitleid mit dem tödlich verunglückten Rennfahrer Dan Wheldon hält sich irgendwie in Grenzen.
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Nachtrag: Dass es einen Unterschied zwischen „Formel 1“ und „IndyCar Series“ gibt, war mir nicht bekannt. Da es aber nichts am Prinzip ändert, lasse ich die Überschrift diesbezüglich unkorrigiert (im Text habe ich es geändert).
Dito. Das unterschreibe ich so.
Demnach ist Schach wohl auch kein Sport? 😉
Aber ich verstehe die Kernaussage und stimme dieser zu.
Naja, der Einwand ist berechtigt – da war ich mit der Formulierung etwas zu großzügig. Ich lasse es jetzt aber so stehen, denn irgendwie halte ich Formel-1 trotzdem für eine etwas „unsportliche“ Sportart. Übrigens bekam ich dieselbe Antwort „aha – und Schach ist dann wohl auch keine Sportart“ erst kürzlich von meinem E-Sport-begeisterten Sohn, als ich ebenfalls etwas zu lapidar sagte, das hätte doch mit Sport nichts zu tun, denn sehr verschwitzt sei man nach einem solchen Wettkampf nicht … 🙂
1. großer Fehler: Dan Wheldon war kein Formel 1 Rennfahrer, sondern fuhr in der Amerikanischen Indy-300-Serie.
2. großer Fehler: Rennfahrer haben (und müssen) körperlich topfit sein. Das gilt mehr denn je in der hier fälschlich genannten Formel 1. Das entsprechende Fahren eines solchen Wagens erfordert nicht nur viel Talent und noch mehr Können, sondern auch eine starke Physis. Rennsport ist in vielen Bereichen anspruchsvoller und körperlich stärker fordernd als zahllose andere Sportarten.
Dass nun durch die Nachrichten geht, dass just dieser Fahrer tragisch zu Tode gekommen ist, hat nichts mit dem Sport zu tun. Dies hat etwas mit unserer Nachrichtenkultur zu tun, die die Sensationslust befriedigt und mehr oder minder Prominente in den Vordergrund rückt.
Bitte das nächste Mal recherchieren und zuerst darüber nachdenken, was man kritisieren will. Danke.
Kritisiert habe ich das Mediengehabe, wie tragisch dieser Unfall angeblich sei. Dass Formel-1 und Indy-300 etwas Unterschiedliches sind, mag sein (wieder was gelernt!), es ändert aber nichts am Prinzip. Laut Wikipedia ist der Unterschied lediglich: „Im Gegensatz zur Formel 1 stellen die Teams die Hauptkomponenten Chassis und Motor nicht selbst her, sondern kaufen diese fertig ein“ sowie „„Die IndyCar Series (…) werden oft als US-Pendant zur Formel 1 bezeichnet“.
Es ist also trotzdem derselbe Rennsport, der sich lediglich in Details unterscheidet.
Ich würde die »Formel 1« nicht vermissen, wenn es sie morgen schon nicht mehr gäbe. Für die Entwicklung besserer Fahrzeuge würde vermutlich ein 24-Stunden-Rennen mit Sportwagen mehr bringen.
Aber fairerweise muss ich sagen: solange es sie noch gibt, bringt der Fahrer sportliche Höchstleistungen. Dementsprechend findet auch ein Teil der Vorbereitung im Kraftraum statt: Allein für die Halsmuskulatur gibt es mehrere ausgeklügelte Geräte, mit denen der Fahrer alle Muskelgruppen in Form bringen muss. Auf den Kopf des Fahrers wirken Beschleunigungen wie bei kaum einer anderen Sportart. Ähnliches gilt auch für die Rumpfmuskulatur.
Wenn man allgemein das Bobfahren als Sport betrachtet, wo es auch zum Teil auf das Renngerät und zum Teil auf den Piloten ankommt und wo auch hohe Beschleunigungen wirken, warum soll dann Formel 1 kein Sport sein?
Es ist alles Rennsport, ja. Auch mögen die Indy-Wagen optisch den Formel1-Wagen ähneln. Es ist aber eine ganz andere Rennserie.
Sieh es mal so: Eine U-Bahn und eine RegionalBahn haben auch gemeinsam, dass sie auf Schienen fahren. Wenn aber ein Unfall passiert, macht es bei der Berichterstattung viel aus, um welchen Betreiber etc. es sich handelt. Auch gibt es idR große technische Unterschiede.
Die Formel1 gastiert übrigens nur einmal pro Saison in den USA (wenn überhaupt) während die Indy-Car Rennen ausschließlich dort ausgetragen werden. Viel entscheidender ist, dass sich die Strecken grundlegend unterscheiden. Bei Indy-Car wird AFAIK nur auf Rundstrecken (Ovale oder kreisförmige Strecken) gefahren, während Formel1-Rennen auf deutlich anspruchsvolleren und unterschiedlicheren Strecken ausgetragen werden – so gibt es mit Monaco, Valencia und Singapur beispielsweise sehr fordernde Stadtkurse.
Dies hat auch zur Folge, dass die Indy-Cars eine höhere Höchstgeschwindigkeit erreichen und diese länger halten – prinzipiell liegt der Schnitt nach einem Rennen bei über mehr als 100 km/h über einem Formel1 Rennen. Auch dadurch entstehen bei den Amerikanern mehr und oft schwerere Unfälle, die man dort aber wohl auch erwartungsvoll sehen will.
Übrigens liegt der letzte Todesfall in der Formel1 schon 17 Jahre zurück (Senna 1994). Bei der Serie in den USA gab es den letzten Unfalltoten noch 2006. So gesehen könnte man – polemisch überspitzt – die IndyCar Serie als bösen Bruder der Formel1 bezeichnen.
Wenn Du wirklich das Mediengehabe kritisieren möchtest, dann solltest Du den Großteil Deines Posts nicht mit der Kritik an der angeblich nur vermeintlichen Sportart verbringen.
Also: Meine Behauptung, das sei kein Sport, ist natürlich ziemlich polemisch (und zugegebenermaßen nicht haltbar). Genaugenommen könnte ich so auch sagen, dass Rennen mit Motorrädern genauso unsportlich wären, aber bereits Motocross hat etwas mit Sport im Sinne körperlicher Betätigung zu tun, oder allerspätestens wäre die motorisierte Sportart „Wasserski“ definitiv Sport. Umgekehrt könnte man auch bei dem bereits erwähnten Beispiel „Schach“ hinterfragen, ob Denksport tatsächlich Sport sei. Das wäre aber ein völlig anderes Thema.
Ich akzeptiere die Kritikpunkte, dass das mit der „angeblichen Sportart“ übertrieben ist und dass ich Bezeichnungen verwechselt habe. Übrigens wollte ich zwar hauptsächlich das „Mediengehabe“ kritisieren, aber die Sportart an sich ist durchaus auch kritikwürdig – ich finde schon, dass Leute, die solche gefährlichen Sportarten betreiben, dann nicht klagen sollten, wenn mal etwas dabei schief geht. Ein anderes Beispiel dafür ist die Sportart Alpinski. Die mache ich selbst – allerdings nur vergleichsweise laienhaft und selten. Ich habe jedenfalls auch dort kein Verständnis für Leute, die – egal ob Amateur oder Profi – durch zu hohe Geschwindigkeiten ihre Gesundheit oder gar Leben aufs Spiel setzen. Und wenn ein Laie im Fernsehen bei der Winterolympiade einen tödlichen Ski-Unfall sieht und anschließend sagt: „Selbst Schuld – bei solchen Irrsinns-Geschwindigkeiten Abfahrtslauf zu machen!“, dann würde es doch nichts am kritisierten Prinzip ändern, wenn das eigentlich „Super-G“ statt „Abfahrt“ war. Der Kritiker muss sich mit solchen Details gar nicht auskennen. Recht hätte er trotzdem. Und das Prinzip gilt für alle vergleichbaren Sportarten. Bobfahren ist da durchaus auch so ein Kandidat – viel gewagter finde ich aber Skeleton. Wenn da etwas schief ginge (dort trifft der Kopf als Erstes auf das Hindernis), würde ich sinngemäß genau dasselbe schreiben.
Also, wenn schnell Auto fahren Sport ist, dann ist schnell Ukulele spielen natürlich auch Sport. Man muss sich genauso konzentrieren, oftmals die Finger sehr schnell bewegen, und wenn man im Stehen spielt: sogar noch die Füße! Der Unterschied zur Formel 1: Ukulele macht signifikant weniger Lärm, weniger Gestank, weniger Unfälle und weniger Tote.