Einfache Erklärung der Euro-Krise mit ein paar Anmerkungen

Seit einigen Tagen wird ein Video im Internet weiter empfohlen, worin die Eurokrise sehr anschaulich dargestellt wird. Entdeckt habe ich es auf Spiegelfechter. Von wem der Film stammt, ist nicht ganz klar – in den Spiegelfechter-Kommentaren vermutete man das Gewerkschaftsumfeld. Hier der Film, versehen mit zwei Anmerkungen und einem Kritikpunkt:

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Was mir dabei u.a. durch den Kopf ging:

2:00 min: „In den Banken geht es zu wie in einem Casino. Es wird auf Teufel komm raus gezockt. Länder wie Griechenland (…) sind zum Spielball von Spekulanten geworden“

Das stimmt zwar alles, aber hier wird nicht erwähnt, wieso diese Länder überhaupt zum Spielball werden konnten: Durch ihre selbst herausgegebenen Staatsanleihen. Dabei ist es völlig wahnwitzig, für Staatsausgaben notwendiges Geld ausgerechnet auf dem hochspekulativen internationalen Finanzmarkt zu besorgen. Und völlig unglaubwürdig ist es, wenn Regierungen anschließend erschrocken feststellen, dass mit den von ihnen herausgegebenen Schuldscheinen tatsächlich auch spekuliert wird. Hier nur die Banken zu kritisieren, ist etwas zu einfach.

Griechenlands Probleme zeigten sich, als griechische Staatsanleihen nach Herabstufungen durch Ratingagenturen nicht mehr so gut verkauft werden konnten und mit höheren Zinsen angeboten werden mussten. Auch wenn man die Macht und die Methoden der Ratingagenturen kritisieren muss: Das Grundproblem sind im vorliegenden Fall aber nicht die Ratingagenturen, sondern das Grundproblem ist die Geldbesorgungs-Methode von Staaten, die mehr ausgeben zu wollen, als sie besitzen. „Machen doch aber alle so“, wird manch einer sagen. Und? Ändert das etwas daran, dass es trotzdem falsch ist?

Wenn die GPISI-Staaten* nun höhere Zinsen anbieten müssen, drängt sich auch jedem Laien die Frage auf: „Wo wollen sie eigentlich später das Geld für die Rückzahlung und die Zinsen hernehmen, wenn sie jetzt schon keins haben? Und womit bezahlen sie eigentlich zur Zeit die Zinsen für ihre früheren Anleihen? Sollten sie dieses Geld nicht besser behalten und für sich verwenden, statt alte Löcher mit neuen Krediten zu stopfen? Sollte man nicht – wenn man nun schon einmal vor Jahren mit der Ausgabe von Staatsanleihen begonnen hatte – endlich versuchen, aus dieser Methode wieder herauszukommen?“. Sicher findet man bei derartigen Fragen viele Experten, die solchen Laien dann erklären, dass die Weltpolitik leider nicht mit solchen Milchmädchenrechnung funktioniert … ähm, wirklich nicht? Wenn man sich die Fachkenntnis mancher Entscheidungsträger ansieht, drängen sich schon gewisse Zweifel auf. Beziehungsweise: Vielleicht wäre es für alle besser, wenn tatsächlich mehr einfach und nachvollziehbar denkende Milchmädchen in den Parlamenten säßen. Schade, dass der Berufszweig nicht mehr existiert.

(* Man kann die Buchstaben auch anders als zum noch weiter abwertenden „PIGS“ kombinieren)

2:25 min: Spekulanten können mit Kreditausfallversicherungen Geld verdienen

Das scheint richtig zu sein, aber irgendwie kapiere ich das trotzdem nicht: Man kauft also eine Staatsanleihe und hat Bedenken, diese könne ausfallen. Zum Schutz dagegen kauft man sich noch eine Kreditausfall-Versicherung, sogenannte Credit Default Swaps (CDS). Warum sollte man das aber machen, wenn doch Staatsanleihen als so sicher gelten, wie ja immer betont wird? Und so ein CDS ist eine zusätzliche Ausgabe, die in der so vorgesehenen Verwendungsform kein Geld bringt.

Aber das Problem scheint zu sein, dass jeder diese CDS kaufen kann – egal, ob er selbst Staatsanleihen hält – und dass CDS selbst auch wiederum Spekulationsobjekte sind. Insofern gibt es also nun Leute, die ein Interesse am Ausfall von Staatsanleihen haben, weil sich ihre CDS dann besser verkaufen. Aber umgekehrt gibt es auch immer noch die Besitzer der Staatsanleihen, die sicher ihr Geld von diesem Staat zurück bekommen wollen, statt sich zusätzlich noch CDS zu kaufen. Haben diese Anleger nichts zu sagen? Sind sie völlig machtlos gegenüber der Gegenseite? Haben die gar keine Lobby bei den Banken, deren Kunden sie doch auch sind? Verstehe ich wirklich nicht. Die internationalen Spekulanten setzen sich doch sicher nicht nur aus Besitzern von CDS zusammen? Und noch weiter gedacht: Warum machen sich Staaten dann eigentlich solche Sorgen? Sollen sie ihre ausgegebenen Anleihen doch platzen lassen! Da haben sich die Anleger halt mal verspekuliert! Es gibt doch CDS, mit denen sie das abfedern können! „Aber wenn das nun alle Staaten so machen würden?“. Gute Frage. Warum eigentlich nicht? Alle Staaten gleichzeitig: Eine schöne Idee!

Da übrigens nicht nur Griechenland, Italien usw. von diesen Spekulationen betroffen sind, sondern potentiell alle Staaten, die Staatsanleihen ausgeben – also auch Deutschland – würde eine Rückkehr zur D-Mark übrigens auch keine grundsätzliche Lösung sein. Mit deutschen Staatsanleihen und entsprechenden CDS könnte trotzdem weiter spekuliert werden. Es wäre dann allerdings kein Nachbar mehr vorhanden, der gegebenenfalls helfen könnte.

7:00 min: gebraucht wird ein Marshallplan für die griechische Wirtschaft …

Das ist aus meiner Sicht etwas zu einfach dargestellt, denn es betrifft ja nicht nur Griechenland sondern alle GPISI-Staaten und auch noch viele weitere. Vorgeschlagen wird, Investitionen in Infrastruktur und erneuerbare Energien zu tätigen. Infrastruktur und Energieversorgung lassen aber noch keine Werte entstehen, sondern sind nur die Basis für die werterzeugende Wirtschaft. Übrigens wage ich nach mehreren Reisen durch Griechenland zu behaupten, dass dort durchaus bereits eine gewisse Infrastruktur vorhanden ist (auch die anderen Länder haben so etwas). Die eigentliche Frage bleibt aber auch von diesem Film unbeantwortet: Wie soll in Griechenland eine ausreichend starke wertschöpfende Wirtschaft entstehen? Wie soll das in den restlichen Staaten geschehen? Ist es heutzutage – wo die Industrie sehr automatisiert abläuft und die weltweite Produktion nahezu komplett in China gelandet ist – überhaupt noch möglich, in allen Staaten ausreichend viel Wirtschaft zu halten? Und wie kann man – falls es nicht geht – trotzdem allen Staaten und ihren Bewohnern auch ohne weitere Verschuldung ein halbwegs ausreichendes Lebensniveau ermöglichen?

17 Comments

  1. Das ist eine sehr gute Zusammenfassung von Ursache und Wirkung. Erst kam die exzessive Schuldenpolitik Griechenlands zur Befriedigung der jeweiligen Klientel, dann die extreme Korruption, dann der Betrug mit den staatlichen Statistiken, um überhaupt in die Euro-Zone zu kommen; schließlich die völlige Überschuldung und damit exorbitante Zinsen für neue Kredite.

    Deutschland hat insgesamt (Bund, Länder, Kommunen, Sozialsysteme) auch hohe Staatsschulden und in dieser Beziehung sollten wir nicht überheblich gegenüber anderen Staaten sein.

    Aber wir haben wenigstens ein funktionierendes Steuersystem und dazu wohl eine ganz andere Struktur der Schulden und der Gläubiger. Uns glaubt man noch, dass wir die Schulden zurückzahlen, obwohl es einem schon schwindlig werden kann, wenn man die Dimensionen sieht. Immerhin nehmen viele Gläubiger negative Zinsen in Kauf, um ihr Geld sicher in deutschen Staatsschulden anzulegen. Das sind aber sicher keine Spekulanten.

    Griechenland ist auf dem Gebiet der Steuern buchstäblich ein »failed state«. Und mit solchen gescheiterten Staaten spielen natürlich die Spekulanten. Die kennen sich mit dem Scheitern schließlich am besten aus.

  2. Ja, die Dimension unserer Verschuldung (und das sind zunächst nur die offiziellen Zahlen von 2010!)

    Das mit der griechischen Mogelei beim Euro-Beitritt ist schon richtig. Andererseits hat man sich damals wohl auch bereitwillig bemogeln lassen, als jedes potentielle europäische Land beworben wurde, doch bitte, bitte beim Euro mit zu machen. So genau hat man es mit den Stabilitätskriterien anscheinend damals schon nicht genommen. Ich kann mich erinnern – ich weiß allerdings nicht mehr, welches Jahr das war – dass es wenige Jahre nach der Euro-Einführung hieß, eigentlich würde kein einziges Land der Euro-Zone die Kriterien erfüllen. Abgesehen von Luxemburg.

    Negative Zinsen meinst Du jetzt wegen der etwas höheren Inflation? (Zehnjährige Staatsanleihe Deutschland: Rendite von 1,75 Prozent, Inflationsrate: Offiziell etwa 2,4 Prozent).

  3. An die zehnjährigen Anleihen hatte ich gar nicht gedacht. Das Tagesgeld des Bundes hat momentan einen »Tageszins« p.a. von 0,77%. Die Postbank hat (im Vergleich) für Bestandskunden 1.5% p.a. festgelegt. Bei beiden Angeboten ist noch die Quellensteuer abzuziehen.

    Im Endeffekt macht man mit der Bundesanleihe also einen Verlust, aber trotzdem sind diese Anleihen so begehrt, dass der Zins seit Einführung immer nur gesenkt wurde.

    Zu Griechenland: Normalerweise müsste sich die Lage dort schon lange gebessert haben, wenn man die Fördermittel aus Brüssel summiert, die immer wieder in das Land geflossen sind. Aber die allgegenwärtige Korruption verhindert eben den sachgerechten Einsatz der Fördermittel.

  4. Interessantes Video … doch wenn’s Kabarettisten machen, ist mir das lieber 😉

    http://www.youtube.com/watch?v=4xBldoV09TE

    Fakt ist für mich, dass Börse immer spekulativ ist und man sehr wohl auf die Niederlage/ den Verlust für andere spekulieren kann – Geld kennt keine Ethik oder Moral, wie es so schön heißt 😉
    Andererseits sehe ich auch einen Vorteil darin, denn angreifbar sind vor allen Dingen Staaten, deren Finanzstruktur angreifbar ist. Und offenbar gibt es in der EU derart viel Angriffspotential, dass das alles auch geht.
    Ich mache den Bankern keinen Vorwurf, ich könnte es allerdings nicht so tun.

    Fazit für mich – immer wieder: es gibt keine Sicherheit, Sparen für die „Rente“ oder „später“ ist sinnlos … wenn man Geld hat, sollte man es ausgeben … wer „sein“ Geld gewinnbringend anlegen will, darf sich nicht wundern, wenn er oder sie mal nichts mehr davon hat …
    Das mag für einige zynisch klingen, ist jedoch einfache Pragmatik.

    @ Stefan
    „Deutschland hat insgesamt (Bund, Länder, Kommunen, Sozialsysteme) auch hohe Staatsschulden und in dieser Beziehung sollten wir nicht überheblich gegenüber anderen Staaten sein.“
    Sehe ich auch so. Ich schätze die/den gewissen Neigung/Hang zur Ordnung bei den Deutschen, doch ich denke, dass wir auch etwas naiv sind – gerade wenn du weiter unten – auf die Korruption in Griechenland ansprichst. Es ist seit Jahren bekannt, dass Korruption auch in Dtl. ein Problem ist; allerdings kommt das selten in den Medien. DIese Seite der Deutsche Welle spricht von dreistelligen Milliardenbeträgen. Das dürfte nicht weit weg vom griechischen Niveau sein.

    „Aber wir haben wenigstens ein funktionierendes Steuersystem und dazu wohl eine ganz andere Struktur der Schulden und der Gläubiger. Uns glaubt man noch, dass wir die Schulden zurückzahlen, obwohl es einem schon schwindlig werden kann, wenn man die Dimensionen sieht.“
    Kennst du die „andere Struktur der Schuldner und Gläubiger“, Stefan? 😉

    Dass man Dtl. glaubt, seine Schulden zurückzahlen zu können, liegt m.E. lediglich daran, dass Deutschland „too big to fail“ ist. Der Grund ist, dass sich die wenigsten Menschen mit dem Gedanken beschäftigen wollen, dass (auch) Dtl. seine Schulden gar nicht zurückzahlen werden kann.
    Doch nach einer 30-Sekunden-Analyse der Schuldenzahlen weiß jeder, dass man diese Schulden nie mehr zurückzahlen wird. Man könnte, wenn man alle Vermögen hinzuziehen würde … doch da das noch unwahrscheinlicher ist, bleibt ja nur der Glaube, dass die Schulden „irgendwann irgendwie“ mal zurückgezahlt werden können 🙂

  5. Ja, der Herr Butzko … diesen Programmteil hatte ich schon mal irgendwo so ähnlich gesehen, trotzdem Danke für den Hinweis.

    Fazit für mich – immer wieder: es gibt keine Sicherheit, Sparen für die „Rente“ oder „später“ ist sinnlos … wenn man Geld hat, sollte man es ausgeben … wer „sein“ Geld gewinnbringend anlegen will, darf sich nicht wundern, wenn er oder sie mal nichts mehr davon hat …

    Ich finde, ganz so einfach ist es nun auch wieder nicht. Klar ist Geld zunächst nur ein universelles Tauschmittel und sollte insofern ausgegeben werden. Ein Reicher, der sein Geld hemmungslos für Luxus ausgibt oder beim Roulette verspielt, benimmt sich insofern besser als jemand, der alles auf dem Konto liegen lässt. Aber wenn ich eben nicht ständig krampfhaft Geld ausgeben will und einfach noch ein paar Reserven habe, ist nichts daran falsch, wenn es gespart wird. Und wenn das dann (solange, bis ich es mal brauche) über eine Bank beispielsweise an meinen Nachbarn als Kredit weitergegeben wird, der sich davon für sein Kleinunternehmen neue Technik kaufen und so Gewinne erwirtschaften kann, ist doch nichts falsch daran? Klar könnte ich es dem Nachbarn auch selbst geben, aber in der Praxis wäre das viel zu kompliziert: Man hat nicht unbedingt jemanden im Bekanntenkreis, der im fraglichen Zeitraum die passende Summe braucht und eine Bank bietet auch eine gewisse Ausfallsicherung.

    Als letztes Jahr einige Bekannte herum jammerten, ihr Geld sei futsch durch die Finanzkrise, fragte ich verwundert, warum? Meins sei noch auf dem Konto. Es stellte sich heraus, dass sie eben auf hohe Zinsen aus waren, die nun einmal mit höherem Risiko verbunden sind. Da ich so etwas nicht mitgemacht hatte, war ich fein raus. Insofern gibt es da schon ein paar Unterschiede – es muss nicht unbedingt immer gleich alles futsch sein.

    Im Übrigen ist dieses alte Prinzip „höhere gewünschte Zinsen = höheres einplanbares Risiko“ auch der Grund, weshalb man gegen die künstliche Aufwertung griechischer Staatsanleihen sein müsste – Solidarität innerhalb der EU mal hin oder her. Denn wenn man eine risikobehaftete Geldanlage künstlich absichert, bringt man die oben genannte Regel für Anleger durcheinander. Und das fände ich irgendwie unfair gegenüber vorsichtigen Anlegern.

  6. Ich hab’s vielleicht etwas straff formuliert mit dem Geld ausgeben usw.
    Ich versuch’s zu präzisieren.
    Es gibt Kulturen, in denen nicht gespart wird … und das muss nicht mal daran liegen, dass sie sowieso nichts zu sparen haben, weil’s so wenig ist. Wenn ich von Sparquoten bis 40% in China höre, frage ich mich manchmal auch, wie das gehen soll – auch wenn’s über die Bevölkerung hinweg gemittelt sein wird.

    Ich habe gerade mal etwas gegoogelt und eine Zusammenfassung einer Konferenz zum Thema „Wer spart wie?“ gelesen, bei der es u.a. um Sparen, Investieren usw. geht.

    Ich kann natürlich auch leichter sagen „Geld ausgeben“, weil ich sowieso wenig zum Sparen habe. Ich befinde mich seit Jahren in dieser Phase und ich vermute, dass mein Wunsch „mehr Geld“ auf dem Konto zu haben dennoch nicht viel größer ist als bei Menschen mit z.B. Ü10000EU … und ich spiele immer noch kein Lotto 😉
    Mehr geht immer irgendwie, ganz gleich wieviel man schon hat. Die einzig für mich wirklich relevante Grenze ist die nach unten, konkret „0“ – für alle anderen ja auch.

    Ich denke, um etwas beim Thema zu bleiben, dass die Euro-Krise – ganz gleich, wer nun alles davon profitiert und wer es zahlt (daran hat sich Jahrhunderten eh wenig geändert ;)) – ja selbst in jedem selbst auch stattfindet.
    Spar“trieb“ und Konsum“trieb“ sind ja im Menschen gleichermaßen vorhanden – wenn auch nicht immer ausbalanciert. 😉 … und letztlich geht es ja ums Bewusstsein, wie ich mit dem Geld, was ich zur Verfügung habe, umgehe.
    Früher war ich auch mehr auf Wachstum aus und insofern bin ich ganz froh, dass ich davon etwas geheilt wurde. Jetzt habe ich auch nichts gegen wachsen, doch ich kann selbst entscheiden wie und wohin. Und vermutlich würde ich Geld, dass ich gerade nicht brauche, eher jemandem geben, der es braucht, als es auf die Bank zu schaffen. Habe ich stellenweise sowieso schon so gehandhabt … und hab’s auch nicht bereut. Was nicht heißen soll, dass ich mich auf die Straße stelle und laut rufe „Hey, braucht jemand Geld?“ 🙂

    Zu deinem Punkt – privat investieren oder die Bank das machen lassen. Ich verstehe deine Punkte sehr wohl, doch es spielt da natürlich auch der Wunsch mit, dass mit dem „eigenen Geld“ der Mittelständler um die Ecke unterstützt wird und nicht ne Hermes-Bürgschaft der Regierung für Rüstungsexporte 🙂 … ich denke, der Punkt ist, dass man allgemein glaubt, auf der Bank sei das Geld sicher. Es ist höchstens sicherer als beim Finanzdienstleister (oder auch der Bank ;)) wo mit AAA-Papieren gewedelt wird.
    Gegen Inflation schützt eigentlich nicht viel, und gegen eine Geldentwertung noch weniger. Drum gehen ja viele Immobilien (blasenverdächtig) oder Gold etc.

  7. Achja, zum Video … ich schrieb „interessantes Video“ nicht weil ich es für überragend halte. Die Analyse ist gut, schön zusammenhgefasst.
    Die Vermutung mit der Gewerkschaft liegt nahe – 8,50 € Mindestlohn, Tariflöhne usw. – ich halte davon nicht allzu viel. Die Idee ist okay, die Umsetzung geht m.E. nicht bzw. fördert eher die „Vollzeit-Dogmatik“.

    Um auf deine letzte Frage einzugehen: „Und wie kann man – falls es nicht geht – trotzdem allen Staaten und ihren Bewohnern auch ohne weitere Verschuldung ein halbwegs ausreichendes Lebensniveau ermöglichen?“
    Für mich steht die Notwendigkeit eines weltweiten Finanzkollpases außer Frage. Vielleicht sollte ich nicht „Notwendigkeit“, sondern „Absehbarkeit“ schreiben. Krisen zu vertuschen und genauso weitermachen wie bisher, bringt nichts. Manche Linke würden mir jetzt wohl die „Verelendungstheorie“ unter die Nase reiben bzw. um die Ohren hauen 😉
    Ich bin eher ein tendenzieller Anhänger von Götz Werner’s Grundeinkommens-Modell, kann von Hartz-IV-Niveau ausgehen. Jeder, der seinen Job (freiwillig) an den Nagel hängen wöllte, würde (auch) Hartz IV bekommen (1 Jahr ALG-Übergang kann mw bleiben); ansonsten keine Sanktionen, Überprüfungen, subv. Beschäftigungstherapien usw. Ich vermute, dass 80-90% ihre Arbeit genauso weitermachen würden. Die restlichen 10-20% würden ihre Plätze freiwillig räumen für andere, vielleicht junge Leute usw.
    Durch den Ausbau freiberuflicher Tätigkeiten würden sich auch die Arbeitszeiten und Strukturen verändern. Ich denke, es ist eine logische Konsequenz der Entwicklung der letzten Jahrzehnte, dass der sog. Arbeitnehmer auch mehr Eigenverantwortung übernehmen kann. Doch das kann man nicht mit staatlichen Erziehungsmaßnahmen machen, die gehen immer nach hinten los. Menschen können nur selbst lernen, für wieviel Geld sie was machen. Und ich habe bis jetzt noch nie jemanden getroffen, der Hartz IV sooo toll fand – kein Mensch will längerfristig mit 365 Euro (abzl. Strom, Telefon etc.) um die Runden kommen.

  8. Wenn ich von Sparquoten bis 40% in China höre, frage ich mich manchmal auch, wie das gehen soll – auch wenn’s über die Bevölkerung hinweg gemittelt sein wird.

    Wie die Chinesen das schaffen, kann ich auch nicht sagen, aber wenn man durch eine fehlende Sozialversicherung zum Sparen gezwungen ist … Auf jeden Fall werden chinesische Spareinlagen sehr gewinnbringend angelegt ! Das Prinzip erinnert ein wenig an Spanien oder die USA.

    Was nicht heißen soll, dass ich mich auf die Straße stelle und laut rufe „Hey, braucht jemand Geld?“

    Falls Du es doch mal machst: Gib vorher bitte Bescheid, wann und wo!

    Für mich steht die Notwendigkeit eines weltweiten Finanzkollpases außer Frage. Vielleicht sollte ich nicht „Notwendigkeit“, sondern „Absehbarkeit“ schreiben.

    Ich habe auch manchmal solche Anwandlungen, diesen Tag bald kommen zu sehen. Das Dumme ist nur, dass sich allein durch ein solches Ereignis gar nichts ändern wird. Und wer den Hauptschaden tragen wird, dürfte auch klar sein.

    (Grundeinkommen …). Ich vermute, dass 80-90% ihre Arbeit genauso weitermachen würden. Die restlichen 10-20% würden ihre Plätze freiwillig räumen für andere, vielleicht junge Leute usw.

    Ich glaube nicht, dass so viele ihre Arbeit weitermachen würden. Die meisten Discounter usw. müssten wohl dicht machen. Zumindest, wenn auch nur die Hälfte von dem stimmt, was man sich über dortige Arbeitsbedingungen erzählt . Es gibt sicher auch einige Firmen, bei denen man sich fragen würde, warum man für die überhaupt arbeiten sollte? Allerdings wäre das alles andere als schlimm*, wenn auf diese Weise solche unbeliebten Unternehmen eingingen.

    (* Das schreibt sich so fix dahin, aber es wäre glatt mal eine ausführlichere Betrachtung wert, ob das wirklich stimmt)

  9. Nochmal zum Thema

    dass 80-90% ihre Arbeit genauso weitermachen würden

    Als ich heute auf dem Arbeitsweg an einem Arbeiter vorbeikam, der gerade ein Dixieklo leerte und anschließend säuberte, wurde mir schlagartig klar, dass es sogar sehr viele Tätigkeiten gibt, die kein Mensch mehr freiwillig machen würde, die aber trotzdem erledigt werden müssen. Arbeiten in der Kanalisation fielen mir als nächstes ein. Das wäre – im Falle freiwilliger Erledigung – nicht nur wegen der Gerüche möglicherweise zu unangenehm, sondern es ist auch gefährlich. Und so würde das alle Arbeiten betreffen, die irgendwie unangenehm sind, wo man zeitig raus muss, wo man auch bei schlechtem Wetter hin muss, wo man mit nervtötenden Leuten zu tun hat … (lässt sich fortsetzen).

    Einige Sachen würden die Leute sicher weiter machen. Aber für manche ist es schon nötig, etwas zusätzliche Motivation in Form einer Belohnung (wofür Geld nun mal das einfachste ist) für ihre korrekte und schnelle Erledigung zu geben.

  10. @ Grundeinkommen & „80-90% wie bisher“
    Ich glaube, wir wären verblüfft, wie wenig sich ändern würde … ich kann’s nicht beweisen, doch ich glaube, dass viele ihren Job genauso weitermachen würden, denn Geld ist immer noch der Hauptpunkt beim Arbeiten – oder sollte ich es besser Jobben nennen? 😉
    Und die Art von BGE, die mir vorschwebt, hat nichts mit den meisten Konzepten gemein. Ich spreche wirklich von Hartz-IV-Niveau und das halte ich für ausreichend – auch wenn mir manche für diesen Satz die Birne vom Schädel reißen würden 😉
    Ich finde sogar die 10 Euro mehr ab 2012 für wenig sinnvoll, stattdessen sollte man die Hinzuverdienst-Grenzen erhöhen, meinetwegen von 100 auf 200 Euro. Die 10 Euro mehr dienen eher der Beruhigung und dem Status Quo, und parallel erhöhen sich die Diäten der MdBs um 200-300 Euro 😉
    Die Renten erhöhen sich nicht, also kann wieder eine Bevölkerungsgruppe über die andere klagen …

    @ „ungeliebte“ Jobs (Sanitärkräfte, Müllents. usw.)
    Kann nur übers Geld laufen, logo – eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Ich glaube auch nicht „Freiwilligkeit“ bei solchen Jobs. Es geht mir auch gar nicht um Freiwilligkeit, ganz und gar nicht.
    Nach einigen Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit – Stichwort Freiwilligkeit – sehe ich sogar das Ehrenamt durchaus als tendenzielle Ausbeutung an. Das mag in manchen Bereichen passen, doch in vielen Fällen zahlen Menschen drauf. Andererseits gibt’s mitunter schon Aufwandspauschalen, was ich völlig okay finde und ich möchte auch niemanden etwas absprechen, wenn er/sie sagt „Ich mache das (so) gern, ich will kein Geld dafür.“

    @ Arbeits“zwang“
    Was ich alles in allem meinte, ist der momentan bestehende Arbeits“zwang“ – es ist kein Zwang per Gesetz, für niemanden – jeder kann frei entscheiden. Mir geht’s darum, die häufig sinnlosen Sanktionen und staatl. verordneten Eingliederungen zurückzufahren. Das würde nicht nur Geld sparen und Fehlentscheidungen mindern, sondern auch Menschen nicht in Jobs treiben, die sie gar nicht machen würden.
    Naja, das Thema ließe sich fortführen ….. sorry, ich „schwiff“ ab 😉

    @ „ich verteile Geld“
    Morgen, 10 Uhr, vor der Sparkasse – ich mach ’ne eigene Bank auf 🙂

    @ nochmals Geld
    Ich denke mir ja manchmal, dass es wunderbar wäre, wenn an der Börse mit Spielgeld gehandelt werden würde. Was dort stellenweise abgeht, hat doch sowieso zu 90-99% nicht mit der Realwelt/-wirtschaft zu tun. Warum also nicht auch das Geld ersetzen? 🙂
    Ja, ich weiß, dann fehlt der Kick und keiner macht’s mehr … ich hab’s schon selbst bemerkt 😉

    @ Finanzkollaps
    In manchen Kreisen diskutiert man nicht mehr über das „ob“, sondern nur noch das „wann“ und „wie“ 😉
    Ich will hier nicht mit „Du weißt doch, nächstes Jahr ist 2012“ kommen 😉 – wegen mir kann das auch 2013 sein.
    Als Wirtschaftlaie ist mir zumindestens klar, dass der Euro angreifbar ist – egal, ob die Wirtschaft „brummt“ oder nicht. Mir ist ebenso klar, dass China eher so viele Dollar hält. Ebenso hat sich an den Ursachen der letzten Krise (2008) nichts geändert hat. Folglich ist eigentlich alles irgendwie wie vorher. Doch was will man bei der nächsten Krise für Rettungsschirme spannen? Was kommt nach Rettungsschirmen für Banken und Euro? Mir fällt da nix ein …. andererseits ist es spannend 🙂

    Ändern wird sich schon etwas, das Vertrauen in die Politik würde zumindest kurzfristig von derzeit 9% (Quelle auf 3-4% sinken 😉
    Im Ernst, es würde sich nicht grundlegend etwas ändern, doch Menschen sollten ab und an mit ihren Ängsten konfrontiert werden. Ich sehe das ganz nüchtern. Auch wenn ich heute vorm A-Amt schon eine schätzungsweise 70jährige Frau NPD-Flugblätter verteilen sehen habe – bisher habe ich das immer nur Männer (20-50J) machen sehen …. sprich in Krisenzeiten werden Radikale immer profitieren und die Dummheit ebenso. Doch andererseits: soll denn alles so weiterlaufen wie bisher?
    Wenn ich mal spekulieren darf, dann insofern, dass ich nicht an eine Kriegsgefahr glaube, wie nach 1929, doch an soziale Unruhen – die würde ich auch in Dtl. nicht ausschließen. Kreuzberg ist nicht Tottenham, doch ich halte die Stimmung keineswegs für vollkommen friedlich.

    Um zum Schluss noch etwas eher Positives zu schreiben: ich möchte nicht in der Haut der Politiker stecken … die meisten wissen, glaube ich, dass die Chancen höchstens 1:5 stehen, da heil* durchzukommen 😉

    * ja, „heil“ im Sinne von „gesund“ 🙂

  11. Noch ein Nachtrag, Frank … ich las vor kurzem den Artikel „Das Ende des Kapitalismus“ von Heiner Flassbeck. War mal Berater von Oskar Lafontaine unter Schröder I, hat auch fürs DIW gearbeitet. Vermutlich hat ihn der Oskar-Bonus in die Zeitscrhift der LINKEN gebracht 😉
    Etwas ernster … seine Hauptaussagen sind im Grunde auch gar nicht so weit weg von den Analysen einiger Linker, vermutlich würden sie jedoch andere Schlüsse aus den Analysen ziehen.
    Er behauptet … und da beziehe ich mich da auch auf deine Aussage, Frank, dass die Banken ja Kredite an Unternehmer etc. vergeben …. Flassbeck schreibt, dass die Unternehmen nicht mehr investieren würden. Vermutlich gehören dazu auch Bankunternehmen.
    Ich habe mich vor paar Jahren schon gefragt, was wahrscheinlicher ist … legt jemand Geld eher für 4-9% irgendwo an oder investiert er. Ich denke, dass sich 90% für „Geld aus Geld machen“ entschieden haben – auch und gerade Banken. Letztlich macht es doch der „Normalbürger“ meist auch so, wenn er Geld über hat.
    Es ist ja auch genügend Geldvermögen da – 4 Billionen (?) – doch das bleibt „für schlechte Zeiten“ besser „auf der hohen Kante“ 🙂

    Im Übrigen, ich fand den Begriff „Hebel“ ja kürzlich wieder köstlich. Das ist doch kein Hebel, sondern ein Blasebalg 😉
    Und wenn schon Hebel dann fällt mir ne Kinderwippe ein – wenn eine Seite schwerer ist, „verhungert“ der auf der anderen Seite. Irgendwann platzt die schwere Blase auf der einen Seite und der bisher Hungernde fällt nach unten 😉 .. ich hab’s mal etwas vereinfacht dargestellt.

  12. Das mit dem Hebel habe ich zufälligerweise erst heute kapiert: Man wollte (oder will immer noch?) den Rettungsschirm irgendwie mit „Bankrechten“ ausstatten. Und schon hätte man die real vorhandene Summe mehrfach (ich glaube, 5-fach) verleihen können, weil ja auch Banken ihr weniges real vorhandenes Geld so oft verleihen dürfen. Klingt seltsam, ist aber so …

    Könnte man nicht auch die Bevölkerung mit Bankrechten ausstatten? Der Gedanke gefällt mir 🙂

  13. Danke für den Telepolis-Link … der letzte Satz dürfte wohl zum zweimal Lesen sein 😉
    „Man muss nun wirklich vermuten, dass Merkel mit dieser Politik mit dem Merkel-Crash in die Geschichtsbücher eingehen wird, weil sie den Euro und vielleicht sogar die EU beerdigt.“
    Ich würde zwar „kann“ statt „muss“ schreiben, doch im Endeffekt ist’s fast dasselbe …

    Merkel bzw.Dtl. scheint offenbar stärker unter der „Fuchtel“ der Banken zu stehen als Frankreich, wenn man über die unterschiedlichen Ansätze der EZB-Geldpolitik nachdenkt. Mir erscheint es immer noch unlogisch, dass Staaten nicht direkt bei der EZB Geld leihen können. Banken erhalten dadurch m.E. mehr Einfluss auf die Wirtschaft & Gesellschaft als die Staaten selbst – meine ich als Laie.
    Andererseits, als jemand der Nationalstaaten sowieso als überholt ansieht, sehe ich auch einen möglichen Vorteil. Was passiert, wenn der Euro kollabiert? Es wird keine neuen Staatswährungen geben, sondern einen „Neu-Euro“ (Neuro ? ;)) und dann kann man (evtl. ?) die Konstruktiionsfehler von jetzt beseitigen.
    Wenn man allerdings wieder wie jetzt alles nach dem Schema der finanziell stärksten ausrichten will, geht’s von euem in eine ungünstige Richtung.

    Übrigens … fiel mir so ein, bei den ganzen Blasen (Währungen, Internet, Immobilien, Kreditkarten, Euro usw.) der letzten Jahre: „Kapitalismus – ein System mit Blasenschwäche“ 🙂

  14. Zwei kurze Ergänzungen …

    eine von Harald Martenstein – Ein Staatsbankrott ist keine schöne SacheEin Staatsbankrott ist so toll nicht, aber auf jeden Fall ein Riesenerlebnis …

    und eine von mir zum Thema „Blasen“ (alle, die etwas anderes unter diesem Begriff vermuten außer sachlich-nüchterne Betrachtungen – ohne Bilder – denen kann ich schon im Vorfeld sagen „Hofft nicht, sondern lasst das Lesen dann besser gleich.“ ;))

    (Nachtrag 2013: Artikel nicht mehr online, Anm. Frank)

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