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Deutsche geben wenig für Bildung aus – prima!

SZ-online, 9. Dez. 2010: „Die Statistiker haben in die Haushaltsbücher geschaut: Am meisten zahlt der Deutsche fürs Wohnen, am wenigsten für die Bildung„.

Die Deutschen geben also zu wenig für Bildung aus. Eine solche Aussage klingt angenehm dramatisch, ist aber kompletter Schwachsinn. Denn das sagt zunächst gar nichts aus. Warum sollte man heutzutage noch mehr Geld für Bildung ausgeben, als man beispielsweise für die Miete aufwendet? Gut – Miete ist ein schlechtes Beispiel, weil man zu lange darüber nachdenken könnte, warum die so hoch ist. Jedenfalls ist Bildung gegenwärtig für jeden kostenlos verfügbar. Entweder per Internet, über das Fernsehen* oder durch die Bibliotheken. Und selbst wenn man Bücher liest und diese kauft, ist auch der Kauf von Büchern immer noch billiger als die monatlichen Aufwendungen für Kleidung, Nahrung und beliebige andere Haushaltsposten. Diese Aussage der Statistiker ist doch eher eine positive Beschreibung unseres erreichten gesellschaftlichen und technischen Zustandes. Zumindest im Teilbereich „Zugang zu Information und Wissen“.

„Kino, Theater*, Bowling oder Sauna – gut ein Zehntel der Konsumausgaben entfallen auf Freizeit, Unterhaltung und Kultur. Fünf Prozent gibt der Durchschnittshaushalt in Hotels und Kneipen aus, fünf Prozent für Haushaltsgeräte, fünf Prozent für Kleidung, vier Prozent für Gesundheitspflege, drei Prozent für Telefon und Internet und nur knapp ein Prozent für Bildung.“

Naja – wo ist das Problem? Klar gibt es einen Haufen Idioten, die ihr Leben ohne Dazulernen überbrücken und deshalb im Bereich „Bildung“ nur geringe Ausgaben haben, aber wir Anderen brauchen durch die allgemeine Verfügbarkeit ebenfalls nicht viel dafür auszugeben. Dadurch bleibt mehr Geld übrig für Dinge, die ebenfalls nicht ganz uninteressant sind. Beispielsweise Konzertbesuche und schottischer Whisky.

 

(* Hier stellt sich übrigens die Frage, wo die monatlichen Fernsehgebühren in der Statistik erfasst wurden? Bei „Unterhaltung und Kultur““ oder „Bildung“? Das hängt doch von der konkreten Nutzung ab. Und könnte andererseits Theater nicht teilweise auch unter „Bildung“ fallen? Zumal sich „Kultur“ und „Bildung“ doch stellenweise auch gar nicht so richtig trennen lassen.)