Kopftuchstreit an 101. Mittelschule in der Johannstadt
Nun haben wir also auch in Dresden ein kleines Kopftuch-Problem: DNN – „Kopftuchstreit an 101. Mittelschule in der Johannstadt: Zwei Mädchen müssen wechseln“: „Anlass ist eine Dresdner Mittelschule, deren Hausordnung das Tragen von Kopfbedeckungen generell verbietet. Zwei afghanische Mädchen mussten sich daher eine andere Schule suchen.“
Nun kann man sich nach dem Lesen dieser Meldung über verschiedenste Dinge Gedanken machen, beispielsweise: Wie verbindlich ist eigentlich so eine Hausordnung? Denn immerhin geht es hier nur um eine solche, es gibt aber kein allgemein gültiges Kopftuchverbot in Deutschland. Ist ein Kopftuch, welches immerhin einen religiösen Kontext hat, überhaupt mit einer normalen Kopfbedeckung, wie zum Beispiel einer Baseballkappe vergleichbar? Sollte man das also nicht völlig anders bewerten? Und sollte man nicht auch ein wenig tolerant sein? Aber warum sollte man andererseits Anhängern von Religionen Sonderrechte einräumen, wenn wir doch das Prinzip der Trennung von Staat und Kirche haben? Ist es nicht eher wichtig, diese historische Errungenschaft des Laizismus zu pflegen, anstatt hier bereits wieder – aus falsch verstandener Toleranz – die ersten Hintertürchen zu öffnen? Und warum sollte jemand wie ich als Ungläubiger sich eigentlich für das Recht Gläubiger stark machen, ihre spezifischen seltsamen Angewohnheiten durchsetzen zu dürfen? Dazu kommt noch: Wer allen Ernstes behauptet, eine bestimmte Kleiderordnung sei aus religiösen Gründen vorgeschrieben – derjenige kann unmöglich jemals ernsthaft über das Wesen Gottes nachgedacht haben.
Die afghanischen Eltern, die im Oktober erst hierher gezogen sind, hätten sich auch vorher über die hier üblichen Gebräuche erkundigen können. Dann hätten sie erfahren, dass man in deutschen Schulen allgemein keine Kopfbedeckung trägt und dass religiöse Symbole an unseren Schulen unerwünscht sind. Ich gehe bei solchen angeblichen Problemfällen immer gern von mir selbst aus: Wenn ich in ein fremdes Land ausreisen wollte, würde ich schon Wege finden, mich über dortige Gepflogenheiten zu informieren. Vielleicht gibt es in dem Land meiner Träume eine Kleidervorschrift in den Schulen? Eine Schuluniform vielleicht? Oder Bekleidungsarten, die unerwünscht sind? Wenn ich Kinder mitnähme, sollte ich das dann schon akzeptieren. Oder besser ein anderes Land zum Auswandern in Erwägung ziehen.
Religiöse Bekundungen haben in Schulen nichts zu suchen! Das gilt übrigens auch für die Kruzifixe in bayerischen Schulen.
Nachtrag, 25.11.: Das Thema hat sich anscheinend geklärt: Sachsen: Schüler dürfen aus religiösen Gründen ein Kopftuch tragen (Nachtrag 2013: Quelle nicht mehr online)
Seh ich anders, Frank …
ich hatte vor rund drei Stunden ein kurzes Gespräch mit Martin Dulig von der sächs. SPD (darf ich das so schreiben, ohne dass es nach „Namedropping“ aussieht oder nach … was weiß ich was 😉 – jedenfalls war es in der jüdischen Synagoge nach dem „Literarischen Quartett“).
Kurzum: Verbote oder Regeln/Regelungen bringen gar nichts (das ist meine Meinung). Martin Dulig ist sich der Schwarz-Weiß-Wirkung von Verboten und Regeln bewusst (wir sprachen auch über den „Fall Sarrazin“ und dessen mögl. Ausschluss aus der SPD).
Nun, folgendes als Inspiration:
Was wenn es sich um afghanische Kriegsflüchtlinge handelt?
Die Kinder wuchsen in einem Umfeld auf, wo das Kopftuch sozusagen Alltag war. Warum sie es tragen wissen sie nicht wirklich, nur dass es eben so ist; vielleicht mit ein paar Erklärungen à la „isso“, „macht man so“, „gehört sich so“ usw.
Was unterscheidet ein Kopftuchverbot von dem „Jeansverbot“ in der DDR in den 1960ern?
M.E. gar nichts … damals war es die westliche „Yeah-Yeah-Yeah“-Kultur der Beatles, die Walter „Ulbe“ Ulbricht dazu bewog die Jugend erziehen zu wollen, heute ist es die Abneigung gegen andere Kulturen. Primär setzt man „Kopftuch = Unterdrückung der Frau“ … das passt nicht in die westliche Kultur und somit kann nicht sein, was nicht sein darf. Oh, vive la liberté!!! 🙂
Ein Nachdenken und späteres Umdenken kann nur schrittweise und mit Geduld erfolgen, über Dialog usw.
Ich kenne selbst eine Syrerin, die ein Kopftuch trägt. Sie würde sich mir nie (oder nur unter nicht gewollten Umständen) ohne Kopftuch zeigen. Ich bemerke durchaus, dass da Einflüsse in Syrien nach einer strengeren Auslegung des Islams ausschlaggebend waren, da ich mich auch mit ihrer Mutter unterhalten habe (ebenfalls Kopftuchträgerin). Doch würde ich sie deshalb beurteilen?
Nein. Es ist ihre Entscheidung, inwieweit sie das Kopftuch tragen möchte oder nicht. Es regt mich zum Nachdenken an. Ihre anderen syrischen Freundinnen, die ich zum Teil persönlich kenne bzw. kennengelernt habe, tragen kein Kopftuch … für mich macht das keinen Unterschied. Genausowenig oder genausoviel, wie sie mich fragen, warum ich einen Bart trage oder eine Lederjacke.
Religiöse oder ideologische Symbole, sei es Kopftuch oder Lederjacke mit Totenköpfen oder Metallspitzen oder Fische am Auto sind jedem selbst überlassen. Das kann man nur im Dialog hinterfragen, sonst gar nicht … und so etwas braucht Zeit.
Eine Kultur, die nicht akzeptieren kann, dass andere Kulturen aus anderen Denkrichtungen kommen, ist nicht freiheitlich, sondern ebenso geistig eingeengt und inhaltlich schwach. Diese Kultur brauche ich dann auch nicht verteidigen … weder verbal noch in Gedanken.
Dass man sich an landesübliche Gepflogenheiten gewöhnen kann, ist eine andere Sache. Doch dann frage mal afghanische Mädchen oder Afghanen im Allgemeinen, was sie von „Arschgeweihen“ oder Piercings halten 😉
Der Vergleich vom Kruzifix in der Kirche ist – mit Verlaub – irreführend. Hier bringt die Schule selbst den Kruzifix ins Schulleben, beim Kopftuch sind es die SchülerInnen. Und da es in Deutschland eine Schulpflicht gibt, hast du nunmal keine Wahl, ob du den Kruzifix sehen willst oder nicht.
Grundsätzlich gibt es eine Trennung zwischen Staat und Kirche. Da gebe ich Dir recht, Frank. Auch wenn es durch den Religionsunterricht, der zwar freiwillig aber innerhalb der Schulen stattfindend, schon wieder aufgeweicht wird. Auch Kruzifixe, die im Klassenraum oder sonstwo hängen, haben für mich dort Nichts zu suchen. Sie gehören in die Kirchen und Gemeindehäuser, dort wo der Glaube gelebt und gepflegt wird.
Das gilt aber eben nicht für das Tragen von religiösen Symbolen. Für die Christen ist es eben das Kreuz, an dem Jesus gerichtet wurde, für Muslime ist es unter anderem das Kopftuch der Frauen. Da gebe ich Micha recht, mit Verboten kommt man da nicht weit. Es bringt die Mädchen in eine ganz schlimme Konfliktsituation. Das Tragen des Kopftuchs und der Zeitpunkt, wird vom Vater bestimmt und viele muslimische Mädchen und Frauen möchten es auch so!
Ich kannte einen iranischen Arzt, der hier in Deutschland mit seiner Familie lebt und arbeitet. Dieser hat es mit seinen Töchtern eben anders gemacht, hat ihnen das Tragen des Kopftuches freigestellt, und so passten sich die Mädchen natürlich ihrer Umgebung an, ohne ihren Glauben zu verlieren.
Frank hat insofern recht, dass sich die Eltern mit ihrer neuen Heimat und ihren Gepflogenheiten vetraut machen müssen, um ihre Kinder nicht in schwerwiegende Konflikte zu bringen. Auch in Afghanistan gibt es Informationsmöglichkeiten über europäische Kultur, sie haben es ja auch geschafft hierher zu kommen.
Im Übrigen würde ich persönlich, die keiner Religion angehört, in einem muslimischen Land, egal ob als Tourist oder Anders auch ein Kopftuch tragen. Eben einfach, weil es dort so üblich ist, und weil ich die dort lebenden Gläubigen und deren Lebensphilosophie achte. Umgekehrt kann man das auch erwarten, aber das ist eben eine persönliche Einstellung.
@ Micha & ck:
Nur erst mal ganz kurz (ich gehe heute Abend nochmal ausführlicher darauf ein): Es ging mir hauptsächlich um die Herangehensweise der Väter, nicht um allgemeine Bekleidungsvorschriften*. Wenn jemand aus einem Land A in ein anderes Land B umzieht, von dem er wissen sollte, dass dort viele Dinge deutlich anders gehandhabt werden, dann sollte derjenige meiner Meinung nach nicht aus allen Wolken fallen, wenn einige seiner mitgebrachten Gewohnheiten auf Missfallen stoßen.
(* Grundsätzlich kann von mir aus jeder anziehen, was er will. Meinetwegen kann man auch nackt wandern gehen (machen ja einige) – man sollte bei ungewohnten Auftretensweisen allerdings verschiedenste Spontan-Reaktionen seiner Mitmenschen einplanen. Ich will das Thema durch Vergleiche mit Nacktwandern allerdings nicht ins Lächerliche ziehen.)
Jein. Es bringt schon etwas, wenn es um Verhaltens- und Auftretensweisen in bestimmten Umfeldern geht. Z.B. ist in Schulen ebenfalls (für alle) gefordert, dass man zu Unterrichtsbeginn anwesend zu sein hat. Das kann man dann auch nicht damit entschuldigen, dass man aber dem Glauben X anhängt, der Punkt 10:00 Uhr Uhr die Zeremonie Y vorschreibt. Ein Verbot bringt freilich nichts im Hinblick, jemandem eine Meinung ausreden zu wollen. Das soll ja aber im vorliegenden Fall auch nicht getan werden. (Siehe auch meine andere Antwort)
Bei Afghanistan müsste es „Kriegsähnliche-Zustände-Flüchtlinge“ heißen … naja, Spaß beiseite. Das ist schon klar – solange man das nicht ausschließen kann, könnte man entgegenkommend so argumentieren: Man sollte schon aus Gründen der Toleranz neuen Mitglieder der Gesellschaft eine Eingewöhnungssphase zugestehen und beispielsweise für eingewanderte Muslime aus archaischen Gegenden nicht als Erstes einen Besuch beim Christopher-Street-Day organisieren. 🙂
Da sehe ich schon einen Unterschied: Ein paar verknöcherte Konservative (Ulbricht & Co) wollten damals der Jugend eine modischeres, lässigeres (freieres) Auftreten, also Freiheit verbieten. Beim Kopftuch als religiösem Symbol ist es umgekehrt – damit wird in eine relativ freie Gesellschaft, die eine Epoche der Aufklärung hinter sich hat wieder ein altes konservatives Symbol eingeführt.
Das ist teilweise richtig. Leute, die gegen Ausländer sind (und das immer etwas unterdrücken mussten), können heute bedenkenlos gegen Muslime hetzen. Die Gefahr besteht natürlich, wenn man selbst aus vermeintlich anderen Gründen genauso argumentiert, dass man unbewusst ebenfalls schon so denkt. Ich habe mich inzwischen auch gefragt, wieso ich plötzlich so penibel auf das strikte Einhalten von Hausordnungen poche? Früher hätte ich so argumentierende Leute als Spießer eingestuft … Immerhin wurden Regeln wie Hausordnungen aus irgendwelchen Gründen von Menschen gemacht und können von Menschen auch jederzeit wieder hinterfragt werden. Die sind ja nicht als Naturgesetz entstanden.
Leide ich also auch schon an der berühmten Islamophobie? Für mich gilt: Alle Menschen sind gleich(wertig). Und niemand muss auf der Stelle des Planeten verbleiben, wo er geboren wurde, sondern darf sich auch andere Lebensplätze suchen. Allerdings hat umgekehrt auch niemand einen Anspruch auf mehr Rechte als andere (mal Beispiele wie Rollstuhlfahrer ausgenommen). Und niemand kann erwarten, dass die anderen immer nur auf ihn zugehen müssen.
Ja, aber hier ging es nicht um religiöse Symbole an sich, sondern um solche Dinge in Schulen.
Wieder ein klares Jein: Das stimmt zunächst mal ganz grundlegend, aber konkret ist es im vorliegenden Fall so, dass wir Nichtreligiösen uns hier jede Menge Gedanken zum Thema Toleranz usw. machen, während die betreffenden Muslime einfach sagen: Das ist nun mal so und damit basta! Da ist mir das Aufeinander-Zugehen etwas zu einseitig. Toleranz sollte von allen Beteiligten gleichermaßen ausgehen.
Das berühmte „Arschgeweih“ kann man schlicht unter Blödheit verbuchen. Piecings sind anders einzustufen – gleichwertig mit Schmuck wie Ohrringen, auch wenn es in vielen Fällen gewisse ästhetische … nun ja … Diskussionsthemen auf dem Gebiet ergibt 😉
Aber warum sollte ein Afghane keine Piercings oder gut gemachte Tattoos bei westlichen Jugendlichen akzeptieren sollen? Es verlangt ja niemand, dass er sie gleich toll finden soll.
Ich finde den Vergleich nicht so irreführend. Es ist doch egal, welche der beteiligten Seiten etwas falsches (oder meinetwegen nur diskussionswürdiges) tut. Veränderungspotential ergibt sich in beiden Fällen.
Tja, das
ist letztlich ein Argument, was man auch wieder nicht übersehen darf. Die Mädchen sind ja tatsächlich nicht Schuld an der Situation und sollten schon die Letzten sein, die es ausbaden müssen. Man kann schlecht verlangen, dass sie sich gegen ihre Väter widersetzen oder anerzogene, als wichtig empfundene Gewohnheiten innerhalb von Tagen über den Haufen werfen. Irgendwie nicht so einfach …
Aber das Thema scheint sich eh geklärt zu haben: Sachsen: Schüler dürfen aus religiösen Gründen ein Kopftuch tragen
meine Tochter ging dort viele Jahre zur Schule als wir(meine EX+ich) noch im Modroviertel wohnten……….
manno hatten wir SCHWEIN im Wendejahr ne Vollkommfortwohnung von der Vergabekomission zugesprochen zu bekommen,abba nur weil ich 1 Jahr lang jeden Dienstag dort präsent war(odda verzweifelt ?!)
grussi………….
Hey, jensi, voll geili deine Story, gelli 😉
Hmm, meintest du „Vollkomfortwohnung“ oder doch „Vollkornbrotwohnung“? 🙂
Doch Spaß beiseite, und mal im Ernst … wenn du die Schule kennst, wie würdest du denn dann den hier besprochenenen Vorfall einschätzen. Ich meine, interessiert dich das Thema? 😉
Alles Guti, der Michi 🙂
Also, ich bin keine Frau, ck, daher fällt für mich das Kopftuchtragen in gewisser Weise weg 😉
Doch ich habe in Dtl. zu 95% nicht-kopftuchtragende Muslime kennengelernt bzw. solche, die aus einem mehrheitlich muslimischen Land kommen. Insofern würde ich wohl – wenn ich als Frau in ein eher muslimisch geprägtes Land reisen würde – ein Kopftuch „für alle Fälle“ einpacken, doch ebenso keine allgemeingültige Regel draus machen wollen. Wie sollen denn sonst kopftuchtragende Frauen sehen, dass es evtl. auch anders geht?
Wenn frau z.B. prinzipiell Kopftuch tragen würde, dann würde das vielleicht auch so rüberkommen wie „Siehst du, die können das auch.“ oder „Jetzt machen sich die Westler schon über unser Kopftuch lustig.“ … ich meine, kein Christ in Dtl. (oder Italien) erwartet von nichtchristlichen Touristen, dass sie plötzlich ein Kruez um den Hals tragen, oder? 😉
Ich bin allerdings auch eher ein „vermeintlich konfrontativer Typ“, im Sinne von „man möge mir doch dieses oder jenes erklären, warum das so ist“. Bisher hatte ich da auch im Ausland noch keine größeren Probleme (hmm, eigentlich überhaupt keine, wenn ich es mir so überlege), weil es kaum ein Land gibt, in dem alles so homogen ist, wie es häufig rüberkommt.
Freilich kann das in Afghanistan völlig anders sein, da trägt Frau vielleicht schon als eine Art Selbstschutz ein Kopftuch und schaut Männern vielleicht nicht gerade in die Augen.
Andererseits führt eine übermäßige Angst vor diesen oder jenen kolportierten und möglicherweise auch häufig zutreffenden Dingen ja auch zu einer gewissen Einengung und Paranoia“ usw. …
Jedenfalls habe ich bei Besuchen in Indien bemerkt, dass ich die „Do’s & Don’t’s“ aus Reiseführern bzw. einige Beschreibungen der Autoren häufig völlig irrelevant waren. Es ist häufig eine Frage der Betrachtung, beeinflusst vom Betrachter.
Frank, woher weißt du denn, dass die heutigen Kopftuchverbieter nicht genauso verknöchert sind wie Ulbe & Co. damals? 😉
Für mich macht das keinen Unterschied … Freiheit bedeutet auch freie Kleidungswahl. Da mache ich keine Abstriche.
Wie gesagt bzw. wie auch an anderer Stelle schon von dir und ck beschrieben, die Mädchen sollten nicht zwischen die Stühle geraten … sind sie jedoch offenbar.
Wie der von dir zitierte DNN-Artikel ausführt, scheint die Kopfbedeckungs-Klausel ja aus der „Basecap“-Ecke gekommen zu sein, also völlig areligiös. Witzig fand ich die Begründung von der Sprecherin des Kultusministeriums, Frau Mende: „Zudem erschweren Kopfbedeckungen die eindeutige Identifizierung von Störern“.
Aha, na, offenbar ist ein Großteil der ruhestörenden Schüler in sächsischen Schulen vermummt … in Sachsens Schulen werden jeden Tag mehrere Dutzend Ruhestörer nicht erkannt, weil sie eine Kopfbedeckung tragen 😉
Ich frage mich, ob da Pädagogen am Werk waren oder Militärs 😉 … wenn man Menschen zum Nachdenken anregen möchte, dann kann man das doch am besten in der Schule machen. Warum nutzt man so einen Fall nicht, um mal ein Schulprojekt zu verschiedenen Religionen zu machen? Da fragen dann sich die Kinder schon untereinander … hmm, vermutlich macht so etwas mehr Arbeit 😉
Tja, bleibt’s eben wie’s ist … als ob die Johannstadt nicht schon genug Erlebnisse (ich drück’s mal vorsichtig aus) mit muslimisch geprägten Menschen gehabt hätte … Marwha El-Serbhini’s kam doch auch aus der Gegend, oder? Das Landgericht ist auch dort …
Ob Frau Orosz sich zu so etwas auch äußern würde, wäre doch eine gute Gelegenheit etwas schlichtend „einzugreifen“ …
Wir beginnen uns hier in falschen Nebenlinien zu verzetteln. Mir ging es um Folgendes: Ich kritisierte, dass sich Afghanen (also höchstwahrscheinlich die Väter) vor ihrer Ausreise anscheinend nicht über hiesige Gepflogenheiten informiert haben. Dass die Mädchen nicht zwischen die Fronten geraten sollten, dass man sächsische Schul-Hausordnungen überdenken könnte … alles richtig. Aber ich bleibe dabei, dass
1. man sich beim Auswandern über gängige Verhaltensweisen in der neuen Heimat informieren sollte.
2. die Annahme, Gott würde Kleiderordnungen vorschreiben, Blödsinn ist. Solche Regeln haben immer Menschen erfunden, also sind sie genauso überdenkbar wie Hausordnungen. Warum sollte das Überdenken der einen Regel tabu sein, während die andere nun angepasst wird?
Die Variante, dass die beiden afghanischen Familien überstürzt geflüchtet sind und sich nicht informieren konnten, halte ich übrigens für sehr unwahrscheinlich*. Wenn die Eltern ihre Mädchen so schnell zur Schule schickten und sich sogar um schulische Angelegenheiten kümmerten, scheinen sie sich bereits bewusst gewesen zu sein, dass Mädchen überhaupt auch auf Schulen gehen sollten. Also stammen diejenigen wahrscheinlich nicht vom Land, sondern eher aus einer größeren Stadt. Dort gibt’s auch Internet, Zeitungen und andere Informationsquellen. Mein Kollege H.S. (den Du ja kennst) war vor einigen Jahren in Kabul, um dort mit einer Schule ein Videoaustauschprojekt zu unterstützen. Wir haben uns nachher immer per www ausgetauscht, also scheint man auch in Teilen Kabuls schon so etwas zu haben.
(* Ja – ausschließen kann ich es trotzdem nicht)
Da gibt’s tatsächlich eine Querverbindung, zwar nicht mit Muslimen, aber mit Russlanddeutschen (womit wir über ein paar Umwege zu Frau El-Sherbini gelangen): Ungefähr 1994/95 habe ich mal an genau der Schule ein kleines Videoprojekt mit unterstützt. Dort gab es gerade die Situation, dass Kinder aus russlanddeutschen** Familien seit etwa einem Jahr neu an der Schule waren. Vorher hatte man das mit den einheimischen Schülern diskutiert, (fast) alle fanden das gut, ausländische Mitschüler zu erhalten. Das war also ein gutes Beispiel für nichtvorhandene Ausländerfeindlichkeit, sondern für das Gegenteil. Ergebnis war: Die neuen Schüler blieben unter sich, sprachen (fast) nur russisch miteinander, was natürlich die anderen nervte. Und man hatte die ersten Vorfälle mit Messern und anderen Bedrohungen an der Schule, angeblich auch die ersten Drogenprobleme.
Das hat zwar nichts mit dem aktuellen Fall zu tun, fiel mir aber sofort wieder ein.
(** mir fällt die politisch korrekte Bezeichnung nicht ein)
Für dieses Thema kann ich das Buch „Tausend strahlende Sonnen“ von Khaled Hosseini nur dringend empfehlen, auch wenn der Titel etwas kitschig klingt. So freiwillig machen die afghanischen Frauen das nämlich tatsächlich nicht.
Hmm, ich versuch mal zu umreißen, worum es mir geht … zunächst per Ausschlussprinzip 🙂
Mir geht’s nicht darum, afghanische Männer oder Väter im Kopftuchzwang zu unterstützen.
Ebensowenig darum, ich Schwierigkeiten mit sog. Migranten/Ausländern/Zuwanderern/Zugereisten wegreden möchte o.ä.
Beides existiert, mal mehr mal weniger.
Mir geht es darum, was man unter freiheitlich-demokratisch versteht. Wenn ein Staat sich per se so nennt, weil ein Staat nunmal irgendeine Zielrichtung haben muss/will/sollte, dann wäre es günstig dies auch zu praktizieren.
Dass Mädchen mit Kopftuch in Dtl. anders angeschaut werden als welche ohne, ist in den meisten Fällen so. Doch wenn es kein Gesetz gibt, dass etwas verbietet, dann habe ich zumindest die Freiheit, diese oder jene Sache zu tun … die Beweggründe, z.B. beim Kopftuch), mal außen vor.
Deutschland hat einen gewissen Ruf, ein gewisses Außenbild … und Kopftuchverbote sind da momentan noch nicht so drin, vermute ich.
Und da kommt man in eine Schule und plötzlich wird ein Kopftuch zum Problem, zum Ausgrenzungsfall.
Die Frage für mich ist doch, wie man damit umgeht. Warum überdenkt die Schule nicht ihre Hausordnung bzgl. der Kopfbedeckung? Wäre das eine Machtfrage? Wäre zudem wahrscheinlich dumm, wenn nun ausgerechnet zwei Mädchen aus einem Land, in dem deutsche Soldaten ab und an mal ein paar Menschen umbringen, die eben gerade zur falschen Zeit am falschen Ort waren, wenn ausgerechnet zwei afghanische Mädchen die Sachsen zum Nachdenken anregen würden 😉
Nee, da ist es einfacher sich hinter Hausordnungen zu verstecken, die zudem einen ganz anderen Ursprung hatten … mit einem Fall wie diesem, der nicht wenigsten ansatzweise so geklärt werden könnte, dass es sich um einen bedauerlichen Zwischenfall handelt (so dass keine Seite ihr Gesicht verliert), machst du ohne Probleme jahrelange Arbeit wieder hinfällig. Naja, ich formuliere es mal etwas milder … die Bürokraten und Teilnahmslosen – jene, die es nicht wenigstens ab und an versuchen wollen – werden bestätigt … in dieser Schule brauchst du vermutlich innerhalb eines Jahres gar nichts mehr machen, was Integration anbetrifft … das glaubt dir sowieso keiner mehr 🙂
Ach, das Nochmals-Lesen, immer wieder 😉
Im ersten Abschnitt vom 17:50-Uhr-Beitrag fehlt ein „dass“ … nur so als Nachtrag („Ebensowenig darum, dass ich …“)
Das Problem ist – und das wollte ich nachtragen – ist das Wort Integration an sich. Ein sog. Ausländer wird eben immer ein Ausländer bleiben. Das ist auch völlig okay, die Kultur anbetrifft … die wenigsten wollen, dass andere Kulturen ihre eigene Kultur aufgeben, sondern dazulernen.
Doch staatentechnisch – ich bin z.B. deutscher Nationalität und habe die deutsche Staatsbürgerschaft (auch wenn’s im Personalausweis etwas anders steht ;)), es gibt jedoch auch andere Kombinationen.
Der Staat und damit die Schulen – wenn’s eine staatliche ist – dürfen keinen Menschen in seinen Freiheitsrechten einschränken, auch beim Kopftuch nicht.
Dass ich mit der deutschen Nation bzw. dem deutschen Nationalstolz (?), Nationalempfinden (?) – wie auch immer man es benennen mag – mit einem Kopftuch kollidieren kann, ist eine andere Sache.
Diese beiden Ebenen sollte man nicht miteinander verwechseln, sonst wird’s konfus. Mit anderen Worten: dürfen Hausordnungen mit dem Grundgesetz kollidieren und wenn ja, unter welchen Prämissen?
Machst Du Dir jetzt Sorgen um den Ruf Deutschlands? Da stehen wir doch im internationalen Vergleich gegenüber der Schweiz momentan vielleicht noch ganz gut da …
Es geht doch gar nicht um ein generelles Kopftuchverbot in Deutschland, sondern nur um ein solches in bestimmten Gebäuden. Ich habe zwar so nebenbei mit geschrieben, dass ein Beharren auf Kopftüchern aus Religionsgründen ganz allgemein nicht unbedingt von logischem Denken zeugt, allerdings ist mir schon klar: Das Leben nun mal nicht logisch. Das ist zwar schade für meine Argumentation, aber im Allgemeinen ein irgendwie akzeptabler Kompromiss. Denn wenn das Leben und unser Handeln immer nur streng logisch abliefen, wäre es ja stinklangweilig.
Ich bin kein Rechtsexperte, denke aber nicht, dass solche Hausordnungen mit dem Grundgesetz kollidieren. Das GG gibt einige Rahmenbedingungen vor, es ist aber völlig normal, dass innerhalb bestimmter Umgebungen (Häuser, Gelände) speziellere zusätzliche Regeln erlassen werden. Es gibt ja laut GG z.B. auch Versammlungs- und Redefreiheit. Trotzdem kann man nicht einfach in die nächste Bibo (Krankenhaus, Theater, Polizei … usw.) gehen und dort eine Versammlung abhalten oder in der nächsten Bank Reden halten. Es wird trotz allgemeiner Religionsfreiheit sicher auch nicht gern gesehen, wenn man ein katholisches Gebet in der nächsten Synagoge abhält. Es gibt jede Menge weitere Verbote, die von solchen Hausordnungen vorgegeben werden: Rauchverbot, Hunde draußen lassen …
Und unter anderem hat man in Deutschland eben mal festgelegt, dass in Schulen die Kopfbedeckung abzulegen ist, was eigentlich allgemein bei uns als ein normaler Akt der Höflichkeit gilt. Wenn man sich mit dem Grund dafür beschäftigt,
http://de.answers.yahoo.com/question/index?qid=20080314022810AAcXecI
http://www.dvdboard.de/forum/archive/index.php/t-96323.html
sieht es allerdings zugegebenermaßen schlecht für meine Argumente aus, denn es hat möglicherweise religiöse Gründe (die ich ja ablehne) und laut Knigge „dürfen Frauen ihre Hüte in geschlossenen Räumen aufbehalten“.
Religiös motivierte Kopfbedeckungen in Schulen waren in Sachsen einfach nie so richtig ein Thema. Und wie schon erwähnt, wird es ja nun gestattet. Das ist gut für die betroffenen Mädchen und da ja niemand davon stirbt, eigentlich auch kein größeres Drama. Ich finde trotzdem, dass man aufpassen sollte, dass hier nicht der kleine Finger gereicht und irgendwann die komplette Hand genommen wird. Laizismus ist – wie gesagt – eine historische Errungenschaft, die bewahrenswert ist. Und da wir sie noch nicht einmal richtig durchgesetzt haben (wieso dürfen z.B. Kirchen Schulen betreiben, die dann staatlich gefördert werden?), sollte man auch auf potentielle Rückschritte achten.
Du hast da ein paar wesentliche Dinge angeschnitten, Frank, und ich meine, dass das der eigentliche Kern der Diskussion ist.
Das Kopftuch ist nur ein Symbol und hier kollidieren ne Art „abgeschwächtes Vermummungsverbot“ von schulischer Seite mit quasi-religiösen Sitten auf der Schülerseite.
@Bedeckung in Schulen
Gibt es diese Festlegung – keine Bedeckung in Schulen – wirklich?
Es ging doch um die Hausordnung einer ganz speziellen Schule, oder?
@Deutschland’s Ruf
Tja, darum geht’s mir nur sekundär … insbesondere weil mir immer mal wieder sog. „Ausländer“ sagen, ich sei kein typischer Deutscher … was ich als Kompliment verstehe 😉
Für mich ist die deutsche Kultur hervorhebenswert, nicht die 100.000 gesetzlichen Regelungen durch den Staat … ob die nun auch zur deutschen Kultur gehören, tja, kann man drüber diskutieren 😉
Ich trenne wohl eher zwischen deutscher Nation und deutschem Staat. Das ist für mich keineswegs dasselbe. Goethe oder vielmehr Schiller, glaube ich („Vorsicht, gefährliches Halbwissen“ :)) erwähnten immer mal die deutsche Seele. Heinrich Heine war da wohl auch „ganz extrem“ … er liebte Deutschland und war einer der kritischsten Zeitgeister überhaupt; lebte nicht umsonst lange Zeit in Paris 🙂
Ich sehe sogar eher eine Art „Konkurrenz“ zwischen deutscher Nation und Staat. Hitlerdeutschland war das Extrembeispiel; extreme staatliche Macht und eine fast vollständige Ausrottung der deutschen Kultur, zu der auch die jüdische usw. zählt(e).
Ohne Juden wäre Deutschland nie wirtschaftlich so erfolgreich geworden …
Was ich meinte, ist eine gewisse Glaubwürdigkeit. Ich kann anderen Menschen nicht sagen, so und so läuft das, wenn ich mich im nächsten Augenblick nicht selbst daran halte.
@Hausordnung, Regeln etc.
Hier gibt es sicher Unterschiede zwischen Privatrecht und Öffentlichem Recht. Kenne ich mich nicht aus. Die Gutenberg-Schule war/ist staatlich, also gilt hier öffentliches Recht, würde mein Halblaien-Wissen mal sagen.
Die Religionsausübung ist frei gestellt, nach §4 GG.
Klar wird’s schwierig, wenn „der Muselmann“ dann plötzlich mitten im Schulflur oder im Rathaus seinen Teppich ausrollt und nach Osten betet 🙂
Genauso, wenn der strenggläubige Christ irgendetwas in der Art machen würde … mir fällt da jetzt nichts konkretes ein, doch finden ließe sich da sicher etwas.
Letztlich geht es ja nur um die beiden Extreme „Alles zulassen“ oder „Alles verbieten“. Alles dazwischen lässt sich immer auch umgehen oder anders interpretieren. Meinetwegen könnten Muslime argumentieren, dass das Kopftuch ein modischer Schmuck wäre usw. … das geht dann wieder in eine verdeckte Schiene.
Da ein Staat erbärmlich wäre, der Richtung „alles verbieten“ gänge, kann er nur Richtung „alles zulassen“ gehen und den öffentlichen Diskurs anregen, dass Menschen von selbst ihre selbstauferlegten kulturellen, religiösen, ideologischen Regeln einschätzen lernen.
@Religiöse Symbole
Dass man einem Atheisten nicht weismachen kann, dass ein Kopftuch nun unbedingt zur Religionsausübung gehört, ist völlig klar. Geht mir nicht anders, doch störe ich mich daran? Habe ich ein Problem damit?
Ich frage mich auch, warum die Christen nun ausgerechnet das Kreuz so verehren. Jesus starb daran … naja, die Leidenskultur der Christen ist sowieso ein Kapitel für sich.
Ich habe ja nichts dagegen, doch wenn man sich nur auf’s Leiden konzentriert, dann … naja, Jesus würde sich sicher im Grab umdrehen, wenn er sehen könnte, was die Kirche draus gemacht hat 😉
@Wie lösen?
Lösen kann man so etwas nur über Dialog, ganz gleich in welcher Religion. Dafür brauchen dann alle mitunter mal den Atheisten, denn der fragt sich dann schnell mal „Hä, versteh ich nicht, warum ist denn das so und so, wenn ihr an Gott glaubt …“ … Religionsanhänger hinterfragen kaum, die laufen lieber hinterher und/oder nehmen alles für bare Münze … oder verstehen es einfach nicht, können und /oder wollen es nicht verstehen.
Das liegt auch häufig am Lehrer, am „Guru“ ;), z.B. dem Priester oder dem Pfarrer. Ich habe mich da mit einigen unterhalten. Das Spektrum ist wahrscheinlich genau so breit wie in der DDR bei den Genossen. Wie einige da Marx und Engels interpretiert haben, hätten die beiden sicher erschaudern lassen 😉 … genauso ist das in der Kirche oder in diversen Religionskreisen.
@Staat & Kirche & Laizismus & sog. „Errungenschaften“
Hmm, ich habe mich irgendwann auch mal gefragt, warum das staatlich geförderte St.-Benno-Gymnasium so heißt wie es heißt? 😉
Tja, hat eben geschichtliche Gründe, vermute ich … http://benno-gym.de/t3/index.php?id=21
Wie will man das regeln? Der Laizismus (19./20. Jhd.) kam offenbar erst nach der Schulgründung (1709).
Man kann da Dinge wohl nur auslaufen lassen und Eltern sollten entscheiden, was sie für richtig halten. Klar entstehen da Schwierigkeiten, doch Hauruck geht da schon mal gar nichts.
Gesetze und Festlegungen sind ja keine Errungenschaften in dem Sinne, wo man sagen kann „So, jetzt machen das alle.“ … das glaubt man immer oder will dran glauben, doch haben Gesetze jemals den Menschen besser gemacht oder zum Lernen angeregt … hmm, ich bin mir da nicht wirklich sicher.
Richtlinien sind da wohl besser, man mag’s Leitbilder nennen oder etwas in der Art.
Doch natürlich hat der Staat ein erhebliches Interesse an der christlichen Ausrichtung, insbesondere bei CDU und CSU, ebenso SPD (mehr Protestanten) …
Hoppla, gut, dass ich nochmals gegoogelt habe 🙂 … Deutschland ist kein laizistischer Staat, offenbar – glaubt man dieser Wikipedia-Seite – http://de.wikipedia.org/wiki/Laizismus
Da scheint die Türkei ja „weiter“ zu sein 😉
Naja, wie immer eine Frage des WIE? …
@Knigge
Das mit der Frau und dem Hut kann durchaus aus einem Nachfolger-Knigge sein. Auf ARTE wurde jetzt mal kurz gezeigt, was das Original ungefähr sagte und was in den Jahren danach alles für „Pseudo“-Knigges („Pseudo“ kam von mir) entstanden sind.
Okay, genug für jetzt … war recht viel vermutlich 😉
Oh, je … diese langen Texte! Langsam verstehe ich, warum manche Leute auf Twitter umsteigen … 😉
Naja, klar. Das ist das Problem bei der konkreten Situation in den Schulen. Hinzu kommt aber, dass das Kopftuch-Thema irgendwie so ganz allgemein etwas nervt. Und deshalb wird das dann auch so sensibel wahr genommen. Hätte es einen anderen (nichtreligiösen) Fall von „Schülerangewohnheit versus Hausordnung“ an einer Schule gegeben, wäre das nirgends erwähnt worden.
Das ist zumindest an mehreren* Schulen so üblich, nicht nur an dieser einen. (* So viele Lehrer konnte ich inzwischen nicht befragen, um sagen zu können, „an allen“)
Du meinst also wieder Grundgesetz kontra Hausordnung? Da sehe ich nun wieder gar keinen Widerspruch: Für einen Ausländer (der sich damit beschäftigt) stellt sich dann so dar: Es gibt grundlegend folgende Freiheiten in diesem Land, allerdings mit folgenden speziellen Einschränkungen. Also konkret: Religionsfreiheit ja, aber religiöse Symbole sind unerwünscht in folgender Umgebung … Ich denke, das ist eine klare und akzeptable Vorgabe.
Das ist Unsinn. Das würden ehrliche Muslime nicht tun. Außerdem ist es kein modischer Schmuck. Und das ist für mich wiederum eine Art Kernproblem bei dieser Kopftuch-Thematik: Ein Kopftuch kann man ja auch aus anderen Gründen tragen. Eine Bäuerin kann es bei der Feldarbeit tragen, damit der Wind nicht dauernd die Haare verweht und Staub hineinbläst, Wanderer (auch Männer) können es ebenfalls aus solchen hygienischen Gründen tragen, Männer können es auch tragen, weil es cool aussehen kann und Frauen, weil ein schönes Kopftuch auch richtig toll aussehen kann. Aber all diese Menschen hätten kein Problem, das Tuch auch abzulegen, weil es ja nur ein Kleidungsstück ist, welches nur einen modischen oder funktionalen Zweck erfüllt. Unsere muslimischen Frauen dagegen wirken dagegen immer wie die berühmte „graue Kirchenmaus“ , auch wenn manche Muslimin ein teureres Modell trägt. Sie wollen nicht schön, sondern unscheinbar wirken. Das ist ihr gutes Recht, aber wenn das dann immer wie ein Transparent vor sich her getragen wird: „Schauet her! Dieses Kleidungsstück hat mehr zu bedeuten … (usw)“, dann entsteht bei anderen Menschen irgendwann das Gefühl: „Langsam nervt‘s!“
Letztlich kann man sowieso nichts anderes tun, als zu hoffen, dass Menschen anfangen, weiter zu denken. Und man muss das Thema dazu tatsächlich öffentlich diskutieren, allerdings nicht mit der Holzhammermethode, sonst kann es nach hinten losgehen.
Als Atheist, der sich mit Religionen auseinander gesetzt hat, könnte man das gleichmütig registrieren und sagen: „Naja, das machen die halt so … andere legen Wert auf Schläfenlocken, andere schnitzen Götzen oder verehren Bäume. Wirklich nachvollziehbar ist es zwar nie, aber es ist recht interessant und unterhaltsam“. Ich habe mich lange für Religionen interessiert, allerdings stelle ich seit Jahren eine gewisse Intoleranz bei mir fest: Warum soll ich diesen ganzen religiös motivierten Ritualen eigentlich immer Respekt entgegenbringen? Klar: Toleranz. Aber darf man nicht auch Toleranz hinterfragen? Wenn eine Sache falsch, oder zumindest undurchdacht ist – warum kann man sich das unter Gleichberechtigten in einer angeblich freien Gesellschaft nicht einfach sagen? Warum soll ein Atheist immer Rücksicht auf Gläubige nehmen? Warum nicht auch mal umgekehrt? Warum sagt sich ein Gläubiger nicht: Mit meinem Kreuz/Kopftuch/heiligen Strauch beleidige ich die hier lebenden Ungläubigen …
Wiglaf Droste hat das mal sehr schön auf den Punkt gebracht, als er in einer Reiseschilderung die Angenehmheit eines Ortes beschrieb, in welchem es keine Kirche gab: „Kein christliches Glockengebimmel beleidigt den Geist …“
Und eigentlich wird auch in „Das Leben des Brian“ alles Wichtige erklärt.
@lange Texte vs. Twitter
Ja, so ist das, Frank …. indirekt bewirkt man eh viel mehr. Dadurch, dass der Winkler wieder mal nicht aufhören könnte/wollte, lernst du Twitter zu schätzen 😉
Bei Twitter würde das dann wahrscheinlich so aussehen:
T1: „Kopftuch an sächs. Schulen? Ja? Nein? Ich find’s komisch?“
F2: „Komisch vielleicht, doch warum nicht? Ich habe Grufti-Look getragen.“
F3: „Und ich habe nen Fisch an meinem Golf. Naja, das ist wenigstens nicht so störend.“
F4: „Ja, heute Kopftuch, morgen Burka … wer weiß das schon?“
F5: „Schau ins GG, § sowieso … Religionsfreiheit usw.“
F6: „Kopftuch, Grufti-Look, Fisch … worum geht’s hier eigentlich?“
T1 nochmal: „Naja, ums Kopftuch an sächs. Schulen eben. Ob ja oder nein? Ist doch klar, oder?“
Danach beginnt die nächste Stunde, vermutlich mit dem Thema, was am Abend im Fernsehen läuft oder auf welche Party man gehen will 🙂
@ Religionisten & Atheisten
Als Atheist bleibt dir sowieso häufig nur der Spaß mittels Kopfschütteln und der Humor 😉 …
Ich bin da mittlerweile recht entspannt; war auch nie strenger Atheist, eher Agnostiker (weiß weder, dass es einen Gott gibt, noch dass es keinen gibt. – meine Definition)
Vielleicht ist Gott ja auch manchmal weiblich und letztlich beides oder oder oder … ? 🙂
Mir haben die Besuche in Indien da gut geholfen … Hinduismus gibt es sowieso nicht wirklich. Die sehen das auch nicht als Religion an sich, sondern eher als Lebenseinstellung. Und bei 300 Mio. Göttern und Gottheiten – männlichen, weiblichen usw. – ist das eh alles etwas anders. Definitiv fand ich es entspannter, weil man zwar auch an Gott glaubt bzw. es versucht, doch …
@ Glaubensgemeinschaft vs. Seins-Gemeinschaft
Die Juden sehen sich wohl genauso wie die Hindus eher als Seins-Gemeinschaft, meine Auffassung – Theologen mögen das anders sehen.
Jedenfalls habe ich da mal ein Interview mit Evelyn Hecht-Galinski, glaube ich, bei DRadio Kultur gehört … ist schon ein paar Jahre her. Sie verwies da auf die Schwierigkeiten zwischen Christen (oder nur Katholiken?) und Juden, denn bei Christen ist der Glaube der Einstieg, bei Juden das Sein an sich … so weit ich mich erinnere sah sie darin, das Problem bei der Verständigung beider Glaubensrichtungen.
Ich kann das schwer nachvollziehen, jedenfalls habe ich mehr Erfahrungen mit Christen .. und die waren nicht immer einfach, was den Zugang anbetraf 😉 … wie immer 50:50 natürlich, ich will hier keine „Schuldzuweisung“ betreiben 🙂
Und bei Moslem könnte das ähnlich wie mit dem Christentum sein, darum gibt’s auch die schwelenden und offenen Konflikte. Vermute ich mal …
@Akzeptanz vs. Toleranz
Nach längerem Überlegen würde ich mich als relativ „intolerant“ bezeichnen, nicht im radikalen Sinne, sondern im relativen Sinne eben.
Ich akzeptiere, dass jede Religion und Nicht-Religion ihre Geschichte hat, doch ich hinterfrage – „intolerant“ wie ich bin 😉 – häufiger schon mal, was das nun zu bedeuten hat. Einfache Warum&Wieso-Fragen?
Akzeptanz hat etwas mit der Vergangenheit zu tun (Traditionen usw.), in meiner Wahrnehmung … Toleranz mit der Zukunft.
Und um mit allzu viel „Intoleranz“ nicht „anzuecken“, braucht man Geduld und Humor 😉
Mich zwingt ja keiner, dass ich den anderen verstehe, sondern das kommt über eigenes Interesse – je nach Lust & Laune.
@ Religionen & Ideologien
Geduld und Humor vermisse ich z.B. bei einigen sog. Linken, wenn’s um sog. Rechte geht. Die radikalen Linken können nicht akzeptieren, dass die Rechten die Vergangenheit nicht akzeptieren wollen/können usw.
Das ist eigentlich gar nicht deren Problem …
Sich stattdessen darauf zu konzentrieren, dass es in Dtl. vielfältiger & gemeinschaftlicher zugeht, verlagern sich viele immer wieder auf den sog. „Kampf gegen Rechts“ … für mich eher ne Art symbolische Arbeit zur Daseinsberechtigung. Nach fünfmal Hören, wird’s öde …
Genauwie Diskussionen um Kopftücher oder Burkas oder oder oder … das bringt mir persönlich wenig zum Verständnis und für eigene Veränderungen.
Darum schweife ich auch so gern ab 😉
In der Schule würde ich heute wahrscheinlich unter „ADHS-gefährdet“ oder so laufen 😉
Ich sehe, wir haben alle Aspekte ausreichend erörtert 😉 – deshalb würde ich an der Stelle erst mal aussteigen, denn sonst komme ich nicht mehr dazu, jemals weitere Artikel zu verfassen. Eins noch:
Für Dich wäre statt Twitter vielleicht eher der macroblogging-Dienst woofer interessant, wo man Texte mit einem Minimum von 1400 Zeichen veröffentlichen kann …