Angesagte Partylocation
In unserer durchorganisierten Welt mit ihren allgegenwärtigen Vorschriften und Regeln ist es wichtig, dass Menschen auch noch Freiräume finden, wo sie diese vielen gesellschaftlichen Konventionen einmal ablegen können. Anderes ausgedrückt: Wo sie einmal richtig die Sau herauslassen können.
Nein, es geht hier nicht um Fußball, sondern um einen kleinen Ort am Dresdner Elbhang – die Agneshöhe. Beim kürzlichen Besuch und dem da sichtbaren Anblick ärgerte mich sofort, dass ich nie zu solchen abgefahrenen Partys eingeladen werde, die dort offensichtlich immer stattfinden. Da müssen schon echt krasse Pyroeffekte eingesetzt worden sein, wie man an dem durchgekohlten Loch im Tisch erkennen kann.
In der Umgebung ist alles mit einer gut verteilten Schicht aus Glasscherben und Flaschendeckeln übersät. Das sieht echt hammermäßig geil aus, wenn da alles so im Sonnenlicht glitzert und funkelt! Da haben sie sich schon mal was einfallen lassen. Beziehungsweise runterfallen lassen. Oder geworfen. Auf die umliegenden Felsen. Das muss absolut coole Soundeffekte ergeben haben!
Manche übersensible junge Mutter jammert bei dem Anblick garantiert gleich wieder herum, hier „könne man seine Kinder überhaupt nicht mehr herumlaufen lassen“, und „was denn das wieder für Vollidioten* gewesen seien?“ Aber das ist eine völlig falsche Betrachtungsweise. Man sollte eher das Positive sehen: Erstens erzieht eine solche Gegend Kinder zur Aufmerksamkeit, nicht einfach überall hineinzutreten. Und zweitens macht es unseren Kleinen auch großen Spaß, diese hübschen bunten Scherben zu sammeln. Beim Tausch („ich habe schon drei rote – gibst du mir deine blaue?“) findet man auch schneller Freunde – insofern kommt sogar noch die soziale Komponente hinzu. Und sobald man etwas globaler an die Sache herangeht, merkt man, wie sehr man hier übertreibt: Eine Mutter auf den Philippinen, die mit ihren Kindern bereits in den Müllhalden lebt, könnte solche Bedenken nicht einmal ansatzweise nachvollziehen.
Manche Leute kommen aber tatsächlich völlig falsch ausgerüstet (ohne Glasflaschen) hierher und wollen dann „nur mal ruhig dasitzen und die Aussicht genießen“. Die haben nichts verstanden und sollten besser zu Hause bleiben.
Die Bildunterschrift ist natürlich Unsinn: Ich hatte ein durchaus passendes Buch mitgenommen, worin es um trinkbare Dinge in pfandlosen Glasflaschen geht, die man später werfen kann.
(* Vorhersehbare Wortspielchen hat dieser Blog nicht nötig. Deshalb wird man hier keine Bemerkungen zu lesen bekommen wie: „Da die geworfenen Flaschen sicher leer waren und vorher garantiert keinen Saft enthielten, bekommt das Wort Vollidiot einen gewissen realistischen Hintergrund“.)
Tja, sehr schade. Einfach assozial so ein Verhalten.