Griechenland und die Spekulanten
Vorgestern erschien auf Spiegelfechter ein Text (1), der mir bestätigte, dass ich nicht völlig unrecht hatte mit der Meinung: Das Geld, welches Spekulanten bei Wetten auf oder gegen Griechenland gewinnen, stammt letztlich nur von anderen Spekulanten. Es bleibt also zunächst eine interne Angelegenheit unter Leuten, die mehr aus ihrem Geld machen wollen, wobei zwangsläufig immer eine der beiden Seiten verliert. Darüber redet man dann nur nicht.
Diese Meinung hatte ich hier nicht geäußert, denn ich habe leider nichts mit Finanzwesen studiert und da ich selbst immer meine Zweifel habe, wenn Laien alles erklären können, habe ich mal lieber den Mund dazu gehalten. Bzw. die Tastatur diesbezüglich nicht angefasst.
In meinem letzten Text zum Thema Griechenland ging es mir auch mehr um eine Kritik an dem Prinzip, dass Staaten sich völlig selbstverständlich ihr Geld an internationalen Finanzmärkten besorgen. Da diese aber den (eigentlich bekannten) Prozessen von Angebot, Nachfrage und Spekulation unterworfen sind, müssen die Vertreter der Staaten sich doch nicht wundern, wenn dann tatsächlich auch einmal mit ihren Anleihen spekuliert wird!
Dass es natürlich nicht nur zu Verlusten zwischen Spekulanten (bzw. Anlegern) kommt, ist insofern klar, weil denjenigen egal ist, worauf sie wetten. Ob das dann Kupferproduktion, Staatsanleihen oder die amerikanische Maisproduktion ist … da heute zu hohe Geldbeträge in wenigen Händen sind, kann man anscheinend derartige finanzielle Hebelwirkungen ansetzen, dass bei dem verwetteten Produkt starke Preisschwankungen entstehen. Und dann kann es schon einmal passieren, dass die Mexikaner sich den Mais nicht mehr leisten können, wofür die Anleger aber nichts können. (Die Mexikaner können ja solange auch einmal Kuchen essen). Und es kann auch passieren, dass Griechenland plötzlich Einbußen bei eingeplanten Geldern bzw. höhere spätere Ausgaben bei Zinszahlungen entstehen. Ein paar Auswirkungen hat diese globale Wetterei also schon.
Soll man Griechenland nun helfen oder nicht? Hier spricht der Laie: Keine Ahnung! Griechenland hat sicher getrickst bei der Euro-Einführung, andererseits gehören zum Bescheißen bekanntlich immer zwei. Die Gegenseite hat auch Schuld: Damals haben die Euro-Verfechter jeden umworben, wie toll das wäre mit dem Euro, man solle doch bitte mitmachen, das sei die Zukunft … der Europäische Gedanke … die Verbundenheit aller Europäer … Da hat man es wohl stellenweise nicht so genau genommen mit den Aufnahmekriterien. Und nun, wo sich erste Probleme zeigen, wird allen Ernstes über einen Ausschluss der vorher durchgewunkenen Länder aus dieser Währung geredet. Da ist er plötzlich vorbei, der vereinende Europäische Gedanke!
Ich komme ja täglich an Läden vorbei, die die BILD ausliegen haben. Die Schlagzeilen der letzten Zeit waren eine absolute Frechheit gegenüber Griechenland. Gestern wurde das auch im BILDblog (2) mal gut zusammengefasst. Man müsste sich bei den Griechen eigentlich entschuldigen und erklären, dass das nicht die Meinung aller Deutschen ist. Da ich schon gelegentlich in Griechenland war und dort durchs Land gefahren bin, weiß ich, dass Griechenland ein (für unsere Verhältnisse) armes Land ist. Es ist zynisch, wenn aus einem reichen Land Stimmen kommen, arme Leute müssten nun aber auch einmal Kürzungen hinnehmen. Wenn diese Leute dann plötzlich gegen diese Maßnahmen demonstrieren, werden sie mit Tränen- und „Kotz“-Gas aus deutscher Produktion (3) beschossen, welches der deutsche Steuerzahler bezahlt hat. Wäre schön, wenn man diese Zahlungen auf BILD-Leser einschränken könnte. Deutschland lebt auch gut von teuren U-Booten, zu deren Abnahme Griechenland verpflichtet ist (4).
Und haben die Rating-Agenturen Schuld? Kann ich als Laie wieder nicht beurteilen. Da aber, wie schon erwähnt, auch Verlierer bei den Geldanlegern zu verzeichnen sind, müsste das eigentlich der Markt regeln: Banken müssten im Interesse ihrer Kunden irgendwann bemerken, dass man diesen Agenturen nicht 100%ig trauen kann.
Übrigens müsste man allen BILD-Lesern noch erklären, dass momentan gar nicht sie für die Gelder aufkommen, die den Griechen für deren Luxus-Renten in den Rachen geworfen werden, sondern … Geldanleger, also die bösen Spekulanten. Das Geld kommt von der KfW (5), die es sich über KfW-Anleihen auf den internationalen Finanzmärkten besorgt und für etwas höhere Zinsen an Griechenland weitergibt (6). Wenn es gut geht, war es leicht verdientes Geld. Auch für die beteiligten deutschen Banken. Erst wenn es schiefgeht – dann werden wieder einmal wir deutschen Steuerzahler „bluten müssen“. Nur dann. Das ist nicht schön, aber das sollte man bei der aktuellen Panikmache wenigstens schon einmal gehört haben.
Quellen:
(1) Spiegelfechter: Der Spekulant als Sündenbock (nicht mehr online, 2018)
(2) BILDblog: Leitfaden: Wie hetze ich gegen ein Land auf?
(3) Deutschland »hilft« Griechenland schon jetzt – mit Tränen- und Kotzgas
(4) Deutsche U-Boote, griechischer Zorn
(Nachtrag 2013: Artikel nicht mehr online, Anm. Frank)
(5) KfW-Bankengruppe
(6) So funktioniert die deutsche Hilfe für Griechenland (noch besser erklärt wird es hier)
Und zum Ausgleich noch: Was alles schief läuft in Griechenland