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Griechenland, leicht verständlich erklärt

Ich stelle immer wieder fest, dass viele Leute nicht verstehen, was das Problem der Griechen mit den Finanzen und den Spekulanten ist. Oft hört man ja: „Ich blicke da nicht durch“. Deshalb möchte ich der Menschheit heute die Problematik an einem vergleichbaren, simplen Beispiel erklären.

Das Problem ist ja nicht, dass die internationalen Spekulanten mit dem griechischen Staatsvermögen spekulieren, sondern spekuliert wird mit den Staatsanleihen. Und das funktioniert etwa so:

Ich wollte mir schon lange ein Auto kaufen, am besten ein richtig teures, dem man das auch ansieht. Der Bentley Arnage gefiel mir sehr. Ein Nachbar parkt Ferrari (zum Fahren kommt er selten) – da will man ja nicht zurück stehen. Auch den Yachtkauf wollte ich endlich erledigen und dann wollte ich noch meine Rentenversicherung erhöhen und in eine teurere Krankenkasse wechseln. Leider fehlte mir bisher das Geld dafür. Doch um dieses Problemchen zu lösen, druckte ich Papiere, die ich „Frank-Anleihen“ nannte. Ich druckte auf jedes dieser Blätter „1000 € wert“, was mich ziemlich viel Arbeit gekostet hat. Und es war auch nicht billig. 1000 solche Blätter zu drucken – das geht selbst mit Recycling-Papier echt ins Geld! Jedenfalls habe ich dann eine Aktion gestartet und dafür geworben, diese Frank-Anleihen zu kaufen. Als Anreiz versprach ich zunächst 4%, dann aber (was soll der Geiz?) sogar 5% Zinsen. Das sei, so warb ich, eine todsichere Sache, denn selbst falls es unerwartet nicht funktionieren sollte, steht ja dann immer noch der gesamte Frank als Sicherheit dahinter! Dass ein solcher einmal pleite sein könne, sei ja nun wirklich kaum vorstellbar. Genau wie bei Staatsanleihen  – da sagt man sich ja auch, dass der Staat hinter diesen Anleihen unmöglich zahlungsunfähig werden könne. Todsicher.

Okay, ich gebe zu, dass ich keine Ahnung habe, wie ich das Geld, geschweige denn die Zinsen, zurück zahlen könnte. Aber bis dahin, dachte ich, findet sich bestimmt eine Lösung. Ich könnte z.B. später noch ein paar dieser Zettel drucken …

Jedenfalls haben dann auch einige Leute gesagt: „Ja, das klingt seriös. Diese Wertpapiere sollte man kaufen!“ Es ist also wie mit diesen Rating-Agenturen bei Griechenland. Dann hat aber plötzlich jemand über mich behauptet, man solle das lieber doch nicht kaufen, denn (Zitat:) „der Frank kann nicht mit Geld umgehen, er investiert das in nichts nachhaltiges, sondern nur in Luxus-Güter“. Fand ich blöd, denn daraufhin lief der Verkauf von Frank-Anleihen  deutlich schleppender. Ich solle noch höhere Zinsen bieten, meinten die verbliebenen Interessenten, mindestens 8%. Aber ich brauchte doch dringend das Geld aus weiteren Anleihe-Verkäufen, denn die Yacht und das Auto waren bereits gekauft. Und aus der Villa zurück in die Mietwohnung ziehen wollte ich nun verständlicherweise auch nicht mehr!

Aber ich denke, das wird sich klären. Momentan bin ich gerade dabei, gegenüber der Verwandtschaft etwas auf die Tränendrüsen zu drücken. Ein paar Beträge können die ruhig einmal an mich überweisen. Schließlich sind die ja auch irgendwie moralisch dazu verpflichtet, mich nicht so hängen zu lassen!

Fazit: Wer sich nichtvorhandenes Geld beschaffen will und dies ausgerechnet im spekulativen Bereich versucht, der muss sich nicht wundern, wenn mit den ausgestellten „Wert“papieren dann tatsächlich auch spekuliert wird.  

Späterer Text zu diesem Thema

18 Comments

  1. Und jetzt gibt dir einer deiner Verwandten auch noch einen Kredit mit Geld, was er ebenfalls nicht hat, und du versprichst reumütig damit deine Schulden abzuzahlen und nun wieder vernünftig zu leben – machst du aber doch nicht und ziehst damit deinen Verwandten auch noch in den Schlammassel.

    Und während du deine Yacht, dein Haus und dein Auto notfalls verkaufen kannst, können die Griechen wohl kaum ihre Inseln verkaufen, oder? Obwohl, ich glaube die BLÖD hatte das wirklich schon vorgeschlagen …

  2. Ja, das mit den Inseln muss irgendein Politiker gesagt haben. Theoretisch geht das natürlich, aber mit dem Ansatz kann man ja am Ende gleich den ganzen Staat verkaufen. Ich fand diesen Vorschlag auch ziemlich unverschämt.

    Übrigens bin ich ja noch nicht mal 100%iger Vertreter des Standpunktes „Gebt den Griechen kein Geld!“. Denn als man den Euro einführen wollte, warb man um jedes Mitglied. Es ergibt ein seltsames Bild, wenn dieselben Interessensgruppen später beim ersten Problem sagen: „Seht mal schön zu, wie Ihr Euch selbst helft. Von uns gibt es keine Unterstützung. Notfalls werfen wir Euch wieder aus der Euro-Zone raus!“ Unterstützende Zusammenarbeit unter Bündnispartnern sollte anders aussehen.

    Einerseits fände ich es also nett, wenn man sich gegenseitig hilft. Andererseits darf das aber kein Freifahrtsschein werden: „Lasst uns hemmungslos Schulden machen! Die Nachbarn zahlen alles!“. Übrigens ist unsere Hilfe gar nicht so selbstlos:

    Volker Pispers: Zahlmeister

  3. Diesen Thread re-aktiviere ich mal 😉 … aus aktuellem Anlass.

    So, jetzt mal „Butter beide Fische“, Frank 😉 … sollen die Griechen – und mittlerweile auch Portugiesen … und sicher bald auch die Spanier – länger arbeiten als bisher und weniger Urlaub machen, so wie es Angela „Mutti“ Merkel will? 🙂

  4. Kann ich letztlich nicht beurteilen. Aber wir Deutschen haben ja schon ziemlich viel Urlaub und vor allem Feiertage – da sollten wir mal nicht solche unverschämten Forderungen an Andere stellen. Unser reales Renteneintrittsalter (durch Vorruhestand usw.) scheint sich von dem der Griechen auch nicht sehr zu unterscheiden.

    Wenn die Wirtschaft durch mehr Arbeit und damit verbundene Steuerzahlungen wachsen soll, muss ja zunächst mal Arbeit da sein, an der man auch etwas verdienen kann. Wer aber schon mal in Griechenland war, dem wird aufgefallen sein, dass das dort kaum gegeben ist. Griechenland ist (außerhalb touristischer Zentren) kein allzu reiches Land. Was daran weniger Urlaub oder ein höheres Rentenalter ändern sollten, ist mir nicht klar.

    Aber was Merkel da gesagt hat, war sicher eh nur populistisches Geschwätz.

  5. War auch eher ein Seiteneinstieg … ich meine, Populismus hin oder her. Die Frage ist für mich, was das über Angela Merkel und ihr Menschenbild aussagt. Zu 90% schweigt sie und spielt „Mutti“. Doch wenn sie mal auf den Tisch haut, dann kommen solche Dinge raus. Im Grunde ist es nationalistisch und chauvinistisch … die deutsche Arroganz, die man in Europa und weltweit so „mag“ 😉

    Im Film „Auf Nummer sicher“ wird gezeigt, wie sie sich ähnlich schräg zum Thema „innere Sicherheit“ äußerte … Wortlauf hier relativ weit unten

    Ich meine, ich sollte meinen eigenen Anspruch – Menschen nach Taten und nicht nach Worten zu betrachten – auch im umgekehrten Fall einhalten 😉 … Angie meint’s sicher anders, ich weiß nur noch nicht wie 😉

  6. Naja, was die Merkel so dahin sagt … (Dein Video ist übrigens nicht mehr verfügbar). Freilich sollte man immer genau hinhören, was „die da oben“ von sich geben, aber bei A.M. habe ich meist wenig Lust gehabt, ihre Reden zu analysieren. Denn meist enthielten sie bisher nur wenig Substanz (habe ich zumindest so das Gefühl). Und ob A.M. überhaupt anwesend ist, oder nicht, merkt man der Regierung auch nicht direkt an. Insofern verbringe ich meine Zeit lieber mit sinnvolleren Dingen. Allerdings hast Du schon Recht mit Deiner Kritik – eine Kanzlerin sollte sich überlegen, was sie sagt und was das für Folgen haben kann bzw. was das über das von ihr vertretene Volk vermittelt.

    Übrigens hat Olaf Schubert kürzlich sehr schön gesagt, sie regiert als wäre sie betäubt (bei 3:50 min, aber der Rest ist auch gut).

  7. Hallo Frank

    Ich bin zurzeit in der 9. Klasse
    und ich muss im fach gemeinschaftskunde eine Wandzeitung über die griechische finanzkrise gestalten.

    Durch den Artikel habe ich verstanden, wie griechenland sich überhaupt so hoch verschulden konnte.

    Ich habe auch schon im internet und in büchern nach möglichen folgen dieser hohen verschuldung un dieser finanzkrise gesucht. Leider habe ich dazu keine größeren und guten artikel gefunden.

    Deshalb wollte ich dich fragen, ob du vielleicht mögliche folgen, die du dir vorstellen könntest, einmal hier aufzählen kannst.

    Danke

  8. Schön, dass ich helfen konnte. Das Problem ist, dass momentan wohl niemand so richtig erklären kann, wie die Folgen der Finanzkrise aussehen werden. Und ich kann da auch nur raten, zumal ich auch gar kein Finanzexperte bin, sondern mir hier in diesem Artikel nur mal so allgemeine Gedanken gemacht habe. Hier ist übrigens eine sehr gute Erklärung, wie das mit diesen Anleihen funktioniert, hier gibt es ein sehr anschauliches Video, worin die Griechenlandkrise erklärt wird, sowie die Methode, mit der man gegen ein Land oder den Euro wetten kann. Schau Dir das ruhig mal an. Und vor kurzem habe ich hier noch auf ein weiteres Video hingewiesen, worin Gregor Gysi auch einige wissenswerte Dinge zum „Rettungsschirm“ gesagt hat – das soll jetzt aber keine Werbung für seine Partei sein.

    Welche Folgen könnte es aus meiner Sicht (aber wie gesagt: Ich bin kein Experte!) theoretisch geben?

    – Der Rettungsschirm funktioniert: Griechische Staatsanleihen verkaufen sich deshalb mit einem für Griechenland höheren Gewinn und die Spekulationen gegen den Euro funktionieren nicht. Damit hätten sich Spekulanten verzockt, die auf Credit Default Swaps gesetzt haben, aber Griechenland müsste trotzdem daran arbeiten, aus der Methode heraus zu kommen, alte Zahlungsverpflichtungen (für alte Staatsanleihen und deren fällige Zinsen) durch den Verkauf neuer zu finanzieren. Wenn das nicht geändert wird, zögert sich der Zusammenbruch des griechischen Staatshaushaltes nur ein wenig hinaus.

    An der Stelle wäre auch zu betrachten: Was hätte das für Griechenland für Folgen? Trotzdem Armut für die Bevölkerung oder kommen (längst fällige) Verpflichtungen für reiche Griechen? Wäre das Land anschließend abhängig von der EU und hätte kaum noch Selbstbestimmungsrecht? Was passiert, wenn das Geld für den EFSF (die Finanzeinrichtung, die den „Rettungsschirm“ verwaltet) tatsächlich von anderen Ländern wie z.B. China kommt, aber später nicht zurück gezahlt werden kann? Bekommen die Chinesen dann irgendwelche Mitspracherechte in der EU?

    – Griechenland tritt aus der Euro-Gemeinschaft aus. Ich denke, dass dies gar nichts am Prinzip ändern würde und deshalb keine Lösung wäre. Denn Griechenland müsste trotzdem seine alten Schulden weiter bezahlen und wenn das weiterhin über die Ausgabe neuer Staatsanleihen geschieht, gibt es so oder so irgendwann einen Crash. Und mit (oder gegen) griechischen Staatsanleihen könnte auch ohne Euro genauso weiter spekuliert werden. Genau dasselbe wäre übrigens für Deutschland der Fall, wenn Deutschland zur D-Mark zurück kehren würde.

    – Griechischer Staatsbankrott: Griechenland kann für seine alten ausgegebenen Staatsanleihen keine Zinsen mehr bezahlen und die Anleihen auch nicht mehr zurückerstatten, denn das Land braucht sein weniges vorhandenes Geld für sich selbst. Das hieße: Die Käufer der Anleihen hätten Pech gehabt und sich ganz einfach verspekuliert. Solange Griechenland aber keine leistungsfähige Wirtschaft besitzt (und wo sollte die so plötzlich herkommen?), und nicht ausreichend Geld durch Steuern der Bevölkerung in die Staatskasse kommen, müsste man sich aber schon wieder Geld im Ausland leihen. Dort würde man es aber nur noch zu sehr hohen Zinsen erhalten, weil griechische Staatsanleihen als unsicher gelten. Die nächste (noch höhere) Verschuldung wäre also vorprogrammiert. Wenn man das Risiko nicht eingehen will, müsste der Staat mit dem wenigen Geld wirtschaften, was er besitzt. Folge: Weniger Ausgaben z.B. in Straßenbau, bei Schulen, Krankenhäusern usw., geringere Bezahlung der direkt oder indirekt vom Staat bezahlten Arbeitsstellen, was wiederum zu Armut, Schwarzarbeit und Bevölkerungsabwanderung führen könnte.

    Ein Staatsbankrott ist übrigens keine schöne Sache, auch wenn zur Zeit manche so tun, als könne man das ruhig mal machen. Zum Vergleich kannst Du Dir ja mal durchlesen, wie das in Argentinien ablief.

    – Denkbar ist aber auch, dass irgendwie alles so weiter geht, wie bisher. Wie, kann ich nicht erklären, es würde mich aber nicht wundern. Das könnte was damit zu tun haben, dass eigentlich (fast) alle Staaten ganz genauso verschuldet sind und die Staaten sich auf ein Ausgleichsprinzip einigen (was der EFSF ja bereits ist), um sich gegenseitig nicht hängen zu lassen.

    So, jetzt habe ich also mal wieder Hausaufgaben gemacht. Vielleicht hast Du Glück, dass Dein Lehrer auch kein Experte ist und ihm das so ausreicht 😉

  9. Mensch, Frank, Chapeau … ich dachte so ‚Na, mal sehen, ob er auch als Quasi-Lehrer arbeiten kann.‘ … in gewisser Weise, ist das ja ein Kompliment für deinen Blog, wenn er Schülern nützt. Also, für einen Zweitjob für dich sähe ich kein Problem 😉

    Übrigens, zum Staatsbankrott … ich gehöre zu jenen, die einen Staatsbankrott als notwendig ansehen. Dabei rede ich nicht nur von Griechenland. Ich weiß, ich habe leicht Reden, so ohne großes Vermögen und ohne Gläubiger zu sein, doch was wäre denn die Alternative: eigentlich nur ein „weiter wie bisher“.

    Ansonsten gibt es absolut keinen Grund für die Bevölkerung nachzudenken und umzudenken – was das Wachstum-Dogma anbetrifft. Ja, ich weiß, das ist naiv 😉 … und andererseits mögen mir manche Fatalismus vorwerfen. Ich sehe darin lediglich eine Notwendigkeit … übrigens noch ein Spruch von Voltaire: „Papiergeld kehrt früher oder später zu seinem inneren Wert zurück – Null.“

    Staatsbankrotte sind übrigens gar nicht so selten – Wikipedia-Artikel „Staatsbankrott“

    Übrigens in dieser MDR-Figaro-Sendung sprach sich kürzlich Margrit Kennedy für eine Art „Kombi-Lösung“ für Griechenland aus: Drachme und Euro (relativ am Ende der Sendung). Auch ’ne Idee 😉

  10. Tja, ob Staatsbankrotte mal allgemein fällig wären? Wenn sich nichts ändert, werden spätestens unsere Enkel mal so viele alte Schulden abzubezahlen haben, dass die sich fragen werden: Warum sollen wir das eigentlich tun? Hat uns vor dieser Verschuldung jemand gefragt? Abgelehnt! Machen wir einfach nicht mehr. Wir gründen notfalls eine neue Partei, die zunächst dieses Hauptziel hat. Da gelten wir eben mal eine Weile als insolvent, na und?

    Und an der Stelle frage ich mich immer: Warum dürfen das eigentlich erst unsere Enkel? Ich wollte schon immer mal einen Artikel dazu verfassen. Die Überschrift steht schon fest:
    „Raus aus den Staatsschulden! Eine Milchmädchenrechnung“

    Aber im Prinzip habe ich den Grundgedanken nun schon beschrieben. Herr Schäuble könnte mir sicher genau erklären, warum das nicht so einfach geht 🙂

    Die Situation nach einem großen Crash wurde gestern Abend zufälligerweise in „Neues aus der Anstalt“ erwähnt (ab 44:45 min).

    Die Figaro-Sendung wollte ich mir mal anhören, bin nur bis jetzt noch nicht dazu gekommen.

  11. „Raus aus den Staatsschulden! Eine Milchmädchenrechnung“
    … gefällt mir – bin gespannt drauf 😉
    Was kein Grund zur Eile bedeutet 😉 … vermutlich hast du auch Dutzende Artikel „auf Halde“ bzw. im Kopf 😉

    Hmm, alles in allem denke ich, ist die Sache recht simpel … Banken haben Vorfahrt, weil Geld nunmal die Welt regiert (ja, ist recht plakativ). Ob ich das gut oder weniger gut finde, sei mal dahingestellt. Und da man sich mit Banken, insbesondere mit großen, nicht wirklich anlegen will, läuft es eben so weiter.
    Dafür werden dann Worte wie „systemrelevant“ – too big to fail – „erfunden“, was nichts anderes heißt, dass man befürchtet, dass ein Zusammenbruch von A den von B als Folge hätte, und dann vermutlich C … und dann „alles“ 😉

    Ich bin bei Wikipedia auf den Satz „If a bank is too big to fail, it is too big“ von einem gewissen Hyman Minsky gestolpert … den fand ich äußerst treffend.
    Übrigens „Hyman“ mit „a“ nicht mit „e“ … sorry, dummer Scherz meinerseits 🙂

  12. Übrigens, gerade gefunden …
    Ein Artikel aus der ZEIT über Staatsentschuldung … nette Idee, doch 30 Jahre wird man keine Zeit haben, vermute ich. Zudem – wer will eine Umverteilung von Vermogen wirklich? 😉

    @ Artikel auf Nachdenkseiten
    Kurz überflogen und im Prinzip verstanden – es geht um die Frage, wer finanziert hier wen und wie … im Detail brauche ich da etwas Zeit, doch letztlich geht’s darum, wie man Spekulation nicht nur eindämmt, sondern gar stellenweise – gerade bei Staaten – nicht erst möglich macht, weil’s nichts einbringt.

    Im Prinzip ist es also eine Frage der Organisation und Struktur und weil man – diverse Staaten – sich über die Jahre selbst in immense Abhängigkeiten gebracht hat, gelten eben diese oder jene Banken als „too big to fail“.

  13. Der Artikel in ZEIT online ist aber letztlich auch wieder nur eine Variante der Idee, dass diejenigen mit viel Vermögen etwas abgeben sollten. Aber immerhin wird das hier etwas konkreter beschrieben. Soweit ich das als Laie beurteilen kann, erscheinen mir die 30 Jahre übrigens auch als zu lang.

    Die ZEIT gibt sich ja momentan sehr kapitalismuskritisch. Ich lese gerade das hier: http://www.zeit.de/2011/46/Kapitalismus/seite-1

    Bin aber erst auf Seite 2.

  14. Zum ZEIT-Artikel – sind ein paar interessante Punkt dabei, danke für den Hinweis.
    Allerdings, ich zitiere mal von Seite 5:
    „Am Elend wird der Kapitalismus nicht zugrunde gehen, aber vielleicht am Reichtum. Die Not der Massen hat er gelindert, an eine Revolution von unten ist kaum zu denken. An einen neuen Systementwurf von oben sehr wohl.“

    Satz 1 klingt nach „Der Kapitalismus frisst sich selbst auf.“ 😉

    Satz 2 und 3 sind mir recht simpel gestrickt. Was soll denn bitte schön „von oben“ für ein „neuer Systementwurf“ kommen?
    Ne Öko-Diktatur? Shoppen nur noch mit Konsumkarten? Ne Art Neo-„Sozialismus“? Sozialismus reloaded? … wobei es zweifelhaft ist, ob es bisher jemals Sozialismus gab … Gysi (andere auch) sprach mitunter von Staatskapitalismus in der DDR. Wachsen wollten alle.

    Für mich regelt es der „Naturmarkt“ – wird z.B. die Ölförderung teurer, dann werden die Produkte teurer. Menschen passen sich an Veränderungen schon an, doch nur in Krisenzeiten – persönlichen und größeren, gesellschaftlichen.
    Sich von der alten Scheinwelt etwas loszusagen, fällt schwer – zumal für viele ja auch kein Grund dazu besteht. Außerdem verändern sich Dinge immer langsam für einzelne und der soziale Druck ist mitunter stärker als der Wille des Einzelnen. Was allerdings nur letzterer ändern kann.

    Ich persönlich sehe in weniger Konsum kein prinzipielles Problem. Ich konsumiere anders als früher, weniger & mehr Second-Hand/gebraucht oder selbst machen. Das Internet hilft ja da auch ne ganze Menge.
    Und ja – die „10.000 Sachen“ – was braucht man denn wirklich davon?
    Naja, großes, langes Thema 😉

    Nochmal zum „neuen Systementwurf von oben“ … umso mehr ich darüber nachdenke, desto schwieriger finde ich den gesamten Artikel. Das klingt so nach „Lieber Staat hilf mir – mein bisheriges Weltbild schwankt und zerbröckelt, gib mir neue Ideen für mein Leben“ 🙂

    Naja, vielleicht bedeutet „von oben“ auch „von Gott“ 😉

  15. Satz 1 klingt nach „Der Kapitalismus frisst sich selbst auf.“ … Satz 2 und 3 sind mir recht simpel gestrickt. Was soll denn bitte schön „von oben“ für ein „neuer Systementwurf“ kommen?

    Ja, solche Fragen stelle ich mir auch immer, wenn wieder irgendwo steht „Kapitalismus am Ende“. Ich habe keinen brauchbaren Lösungsansatz, denke aber gern über folgende 2 Dinge nach:

    1. Was passiert eigentlich, wenn der erste Industrieroboter billiger in Herstellung+Betriebskosten ist, als ein Chinese? Das klingt zynisch, aber aus betriebswirtschaftlicher Sicht kann man ja exakt ausrechnen, was so ein Chinese übers Jahr kostet. Dann kann man die Produktion nämlich wieder nach Deutschland (oder sonstwohin) holen – es hat nur praktisch kaum noch jemand etwas davon. Dann entsteht eine Patt-Situation zwischen den wenigen verbliebenen Produzenten und den Konsumenten, denn: Wie kommt dann das Geld für den Konsum der Produkte zu diesen Konsumenten?

    2. Überproduktion (woraus Ressourcenverschwendung und auch Inflation (?) folgen) entsteht daraus, dass ein Hersteller vom Produkt X erst einmal mehr herstellt, als am Ende gebraucht wird*. Er liefert seine Produkte an Händler aus, die einen Vorrat brauchen, um den beworbenen Markt auch bedienen zu können. Da das aber alle Hersteller machen, muss zwangsläufig etwas übrig bleiben. Da Kunden (wie ich) sich aber über neue gewünschte Produkte ohnehin immer mehr nur noch im Netz informieren, statt in Geschäften zu fragen und da die Zulieferung der im Netz bestellten Artikel inzwischen sehr schnell geht, könnte doch eines Tages ein Hersteller auf folgenden Gedanken kommen: Da die Herstellung unseres Produktes inzwischen sehr schnell geht, produzieren wir nur noch das, was unmittelbar bestellt wird (das gibt es sogar schon – BMW in Leipzig produziert so). Der Kunde erhält die Information, dass er grundsätzlich zwar mit 1-3 Tagen Versandverzögerung nach dem Kauf leben muss, aber da wir so nicht benötigte Überproduktion vermeiden, können wir die bisher dadurch bei jedem Produkt angefallenen Verluste sparen und dem Kunden das Gerät entsprechend billiger anbieten.

    Eine solche – für alle sinnvolle – Produktion auf Bedarf wäre letztlich für alle sinnvoll. Es würde das Prinzip der Marktwirtschaft zwar nicht beseitigen, aber (vielleicht ?) ändern.

    (*Ja, die Ausnahme wäre der iErbecher, welcher dem Hersteller standardmäßig aus der Hand gerissen wird 🙂 )

  16. Stimme dir prinzipiell zu, Frank … „on-demand production“, Second-hand, die gute, alte Reparatur – mehr Einzelteile statt immer komplett neu kaufen „müssen“ usw. … die meisten Probleme sind „hausgemacht“

    Letztlich bleibt genug Zeit und Geld für Kultur … Geld ist sowieso da, eben nur anders verteilt, so dass „Hortung“ entsteht.
    Ich habe mir gestern mal mehrere Videos angeschaut, u.a. speziell mit Mr. Dax (Dirk Müller)

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