Herpetologischer Jahresrückblick 4, Kartierung Feuersalamander
Vor mehreren Jahren hatte ich die Idee, in einem Tal des Elbhanges alle gefundenen Salamander zu fotografieren, jeweils die Fundorte zu notieren und diese Funde mit einer Datenbank zu erfassen. Jedes dieser Tiere hat bekanntlich seine unverwechselbare Fleckenzeichnung, also müsste man sie daran immer wieder erkennen und darüber auch Standorttreue bzw. Ortsveränderungen nachweisen können. Weil Digitalkameras damals noch zu schlecht und zu teuer waren, machte ich das zuerst mit meinem analogen Fotoapparat. Das konnte an manchen Tagen mit vielen Funden ein teurer Spaß werden, an Tagen mit wenigen Funden führte es zu Verzögerungen, weil der Film erst voll werden sollte. Deshalb wechselte ich später zu einer MiniDV-Kamera, bei der ich den aufgenommenen Videosequenzen Standbilder entnahm. Damit waren die Bilder schneller verfügbar, auch wenn ihre Qualität schlechter war. Inzwischen bin ich natürlich auch auf digitale Fotografie umgestiegen, was die Angelegenheit deutlich vereinfachte. Die Standortbestimmung nahm ich mit Hilfe einer Karte vor, der ich ein Raster von etwa 40 Meter Kantenlänge verpasst hatte. Eine Bestimmung per GPS war damals nicht möglich, denn erstens waren die Geräte damals noch zu teuer und zweitens ist die Positionsbestimmung per GPS zu ungenau, wenn man sich unter einem geschlossenen Blätterdach befindet. Noch ungenauer wird es, wenn dieses auch noch nass ist. Genau den Zustand hat man, wenn man möglichst viele Salamander finden will, also nach Regengüssen im Laubwald. Inzwischen soll die Genauigkeit bei modernen Geräten besser sein (wurde mir gesagt), aber jedenfalls habe ich es nie damit getan.
Und ich habe nun beschlossen, dieses Projekt zu beenden. Es führt einfach zu keinen sinnvollen Ergebnissen. Bereits als ich nur ca. 100 Bilder hatte, kostete es bald immer mehr Zeit, sie bei Neufunden alle zu vergleichen. Eine Software, die das automatisch erledigt, habe ich nie gefunden. Hinzu kam, dass ich gelegentliche Wiederfunde fast immer in demselben Quadranten hatte wie das erste Foto. Das sagte mir nichts anderes als das, was längst bekannt ist: Feuersalamander sind sehr ortstreu. Laut Literatur halten sie sich innerhalb einer Fläche von etwa 10 Quadratmetern auf. Sicherlich schwankt das. Zum Beispiel wird ein Salamander, der eine angenehme Höhle gefunden hat, in deren Nähe ausreichend Futter vorbeikommt, keinen Grund haben, sich großartig zu bewegen. Letztlich sind diese Tiere auch faul. Ein anderer Salamander, der weniger Futter findet, wird sicher auch mehr als diese 10 qm benutzen. Wenn er ein Weibchen sieht, wird er zusätzlich in Bewegung kommen. Insofern waren meine rund 1600 qm großen Planquadrate auch immer schon viel zu grob gewählt, aber eine genauere Karte besaß ich nicht. Der einzige Wiederfund, der außerhalb des alten Quadrates lag, war nun auch gleich wieder so weit entfernt, dass da etwas nicht stimmen konnte. Da das alte und das neue Quadrat in derselben Rasterspalte lagen, handelte es sich um einen simplen Eintragungsfehler meinerseits, was auch die Fehleranfälligkeit meiner Methode zeigte.
Was könnte man mit solchen gesammelten Daten sinnvolles tun? Mit der Zeit wusste ich das immer weniger. Bestimmung der Ortstreue: Siehe oben. Zu ungenaue Erfassung und längst bekannte Ergebnisse. Altersbestimmung anhand von Wiederfunden? Zu lückenhafte Erfassung, denn dafür hatte ich jeweils zu wenige Exemplare wiedergefunden. Wenn ich einen Salamander nicht wieder finde – ist er dann tot oder nur nicht draußen? Oder ist er doch woanders hin gewandert? Ich habe im DGHT-Forum einmal den Bericht eines ähnlichen Projektes gelesen, wo man das mit wissenschaftlicher Unterstützung ausgewertet hat. Dort hatten Mathematiker für die Problematik „Nichtfund = Todesfall oder nur nicht anwesend?“ ein Berechnungsmodell entworfen. Ich gebe zu, dass ich es es nicht kapierte – immerhin enthielt es sogar Matrizenberechnung. Außerdem hatten diese Leute ganz andere Ausgangsbedingungen, denn sie hatten einen Biotop, in dem fast alle Salamander immer in einem alten Bergwerksstollen überwinterten. Dort musste man dann nur hingehen und konnte sicher sein, dass fast alle Tiere dort zu finden waren. Das ist für meinen Biotop absolut nicht anwendbar.
Deshalb hier – sozusagen als Abschluss der fotografischen Erfassung – ein kleiner Auszug, wo man einmal sehen kann, welche Unterschiede im Zeichnungsmuster beim Feuersalamander möglich sind. Dass man hier die gebänderte Unterart Salamandra s. terrestris und die gefleckte Salamandra s. salamandra sehen kann, liegt daran, dass sich deren Vorkommengebiete hier überlappen. Hier dürfte es auch sehr viele Kreuzungen geben, wenn nicht der gesamte Bestand längst eine Kreuzung ist.
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