Porcupine Tree in Leipzig, Haus Auensee, 29.10.2009
Wenn eine der Lieblingsbands auf Konzerttournee ist, aber nur in der nächstgelegenen Großstadt auftritt, muss man als echter Fan leider da hin fahren. Auch wenn die gesamte Angelegenheit insgesamt etwas teuer wird (Benzinkosten + Parkgebühren zuzüglich zur Eintrittskarte). Dass ich heute leicht übermüdet wirke und den ganzen Tag Progressive-Rock-Klänge aus meinem Arbeitszimmer dröhnen – da müssen die Kollegen nun leider durch. Momentan läuft „Fadeaway“ (von „Up the downstair“), was übrigens auf der live eingespielten (und leider nicht mehr im Handel erhältlichen) „XM2“ viel interessanter ist.
Wie war’s? Eigentlich sehr schön. Ich fand den Sound nicht ganz so gut, wie beim 2007er Konzert in der Leipziger Parkbühne, allerdings kann das auch daran liegen, dass ich zu nahe an den Boxen stand und ein Open-Air-Konzert allgemein bessere technische Grundlagen bietet, denn dort sind schließlich weniger Schallreflektionen von umschließenden Wänden zu bekämpfen. Insgesamt war der Sound aber immer noch sehr akzeptabel. Die Band spielte tatsächlich zuerst den kompletten Inhalt der ersten CD ihres aktuellen Albums „The incident“, was live viel besser herüberkommt, als auf der Studioversion. Zumindest fand ich auch die Passagen gut, bei denen ich zu Hause manchmal dachte: „Hätten ‘se auch weg lassen können …“ Sehr passend waren auch die im Hintergrund laufenden Filme. Warum sind die eigentlich nicht mit auf der DVD meines „Limited edition box set“ mit enthalten? Na, egal. Jedenfalls erschließt sich so zum Beispiel die Geschichte aus „The blind house“ wesentlich besser als beim reinen Hören. Richtig gut fand ich auch die Animationsfilme mir den Drahtpuppen, die schon 2007 bei „Sleep together“ (von („F.o.a.b.P.“) verwendet wurden.
Die Setlist habe ich mir nicht gemerkt, nach dem ersten Teil folgten aber Stücke aus fast der gesamten Schaffensphase. Interessant war Steven Wilsons Erzählung, sie wären bereits 2001 einmal in Leipzig gewesen. Damals hätte das Publikum aus 6 Personen bestanden. Als ich sie vor 2 Jahren erlebte, waren es bereits mehr – allerdings ist die Parkbühne ein vergleichsweise winziger Veranstaltungsort. Dort war es damals beinahe voll, was aber trotzdem nur auf wenige 100 Leute hinausgelaufen sein kann. Diesmal war es ein viel größerer Saal, der komplett voll war. An Porcupine Tree kann man eben immer wieder sehen, dass es durchaus Bands gibt, die praktisch weder im Radio, noch auf MTV gespielt werden und die trotzdem über die Jahre hinweg immer mehr Fans gewinnen konnten. Schade, dass sie nicht wie beim letzten Mal den Kracher „Halo“ gespielt haben – damit endete das damalige Konzert. Hier diente „Trains“ als Abschluss, was aber auch ein sehr passendes Stück ist.
Zur Vorband kann ich nichts sagen, da ich bei der Routenplanung für die Anfahrt so intelligent war, statt der Veranstaltungsort-Adresse die Adresse des Betreibers zu verwenden. Deshalb trafen wir zwar pünktlich ein, allerdings ganz woanders. Immerhin wenigstens schon einmal in Leipzig. Da ich anscheinend der letzte Deutsche bin, der noch kein Navigationsgerät besitzt und da ich weiterhin auch keinen Stadtplan besaß, folgte eine schöne Stadtrundfahrt, bei der wir alle sichtbaren Einheimischen befragten. Leipziger sind alle sehr nett und hilfsbereit, wie sich herausstellte, auch wenn die Anfangsbemerkungen „Oh je – da seid Ihr ja komplett falsch …“ zunächst wenig aufbauend wirkten und ich beinahe schon in Panik oder zumindest in geringfügige Nervösität verfallen wollte. Das kostete uns eine Stunde und ich war mittendrin ziemlich erleichtert, als mir mein Begleiter sagte, da spiele sowieso erst noch eine Vorband. Diese erwies sich als unsere Rettung, um zu P.T. doch noch pünktlich einzutreffen.