Multimediaprojekt
Den gestrigen Nachmittag kann ich eigentlich als Arbeitszeit abrechnen. Genaugenommen sogar als Dienstreise. Und somit kann ich auch Reisekosten geltend machen. Ich muss dafür auch dringend noch nachträgliche Fördermittel beantragen.
Es begann damit, dass beim letzten Elternabend gefragt wurde, ob nicht alle Eltern eine gemeinsame Wanderung unternehmen wollten? Und ich schaute nicht schnell genug woanders hin und hatte plötzlich die Verantwortung, diese Wanderung zu organisieren. Theoretisch wäre das kein Problem gewesen, denn wir gehen ja oft genug wandern und mir fielen sofort mehrere Touren ein. Allerdings hatte ich den Eindruck, dass die von manchen Eltern möglicherweise als zu lang eingestuft werden würden. Und auf das absehbare slowly-dahinschlendering hatte ich wenig Lust. Deshalb griff ich zu dem Trick, eine Wanderung zu planen und alternativ für die Schüler, denen Wandern zu langweilig sein könnte, parallel dazu eine Mountainbike-Tour anzubieten. Natürlich würde ich dann die MTB-Route mit fahren (einer muss es ja machen). Für die Wanderfreunde würde ich eine kürzere Strecke aussuchen. Für sie bereitete ich eine Karte mit exakten Wege-Hinweisen vor.
Wer gestern am vereinbarten Treff nicht anwesend war: Wanderfreunde. Also blieb es bei uns Radlern, was mir letztlich recht war, denn das ersparte mir Abstimmungsprobleme, den gemeinsamen Zielort halbwegs zeitgleich zu erreichen.
Ja, und so trieb ich bald einige 14jährige 25 km den Elbhang mehrfach hoch und wieder herunter. Und während wir so vor uns hin keuchten, wurde mir klar, dass diese Aktion eigentlich nicht nur eine simple Radtour war, sondern viel mehr: ein Projekt ! Mit Jugendlichen, Multimedia und sogar web 2.0.
Denn ein Projekt war es sowieso schon einmal. Das Wort „Projekt“ hört man ja dauernd (und manche können es schon nicht mehr hören). Was ist ein Projekt? Wenn mehrere Leute etwas zusammen machen und ein gemeinsames Ziel dabei haben. Zusammen Bier trinken gehen um nachher ordentlich abgefüllt zu sein, reicht beispielsweise schon. Das erfüllt bereits alle Bedingungen, um als Projekt durch zu gehen (und klingt auch besser, als „ich gehe zum Saufen!“). Es wäre freilich noch kein besonderes Projekt – das gebe ich zu. Irgendwas mit Kindern oder Jugendlichen ist da schon viel besser. Dann ist es schon generationsübergreifend. Und als Steigerung noch so wie heute: Zusätzlich mit Multimedia und web 2.0! Denn das Multimediale war ja, dass wir eben keinerlei elektrische Geräte mit dabei hatten. Kein Handy, keine PSP, kein iPhone, kein GPS-Gerät. Das klingt unglaublich, hat sich aber exakt so abgespielt. Projektname: „Selbsterfahrungstrip ‚3 Stunden offline‘. Jugendliche verzichten unter Anleitung von erfahrenen Medienpädagogen (das war ich) im outdoor-Bereich wenigstens mal für einige Stunden auf Multimedia“. Und nun blogge ich das wiederum noch ins web 2.0.
Das klingt einfach atemberaubend. Die Kids haben die Tour inzwischen überstanden. Was sie natürlich später, zu Hause, ihren Freunden sofort über die social networks gechattet haben. Ich habe das Projekt selbstverständlich komplett mit der Digitalkamera dokumentiert. Dieses eine Gerät war schon zwingend erforderlich. Na, und mein Handy für alle Fälle. Das war ja – für mich als Projektleiter – gar nicht anders machbar.
Die Bilder kann ich aber hier im web 2.0 nicht mit einfügen, da in dem Moment sofort das Thema „Jugendliche und Datenschutz im Zeitalter der medialen Vernetzung“ greifen würde (darüber habe ich mich sicherheitshalber nur im web 1.0 informiert – in diesem web 2.0 weiß man ja nie … ). Und da kann man sehen, dass auch dieses Thema automatisch in meinem Projekt mit auftaucht. Das Ganze nimmt unglaubliche Dimensionen an. Die Fördergelder von Frau von der Leyen werden bestimmt auch ohne Antrag schon morgen auf meinem Konto sein, weil Herr Schäuble ihr diesen blog-Eintrag bestimmt gleich nach der Veröffentlichung zusammen mit meinen Kontodaten übergeben haben wird.