Uwe-Kritik
So. Die nächste LP (Patti Smith, Dream of life), die nächste fundierte Kritik. Uwe Steimle. Wie ich auf den komme? Über ihn stand vor einigen Tagen etwas in der Zeitung – ich glaube, er wurde von der LINKEN als Kandidat aufgestellt. Ach, genau: Für das Amt des Bundespräsidenten! Ist das jetzt selbst Satire?, fragt man sich beim Lesen. Aber anscheinend nicht. Ich wäre ja sehr dafür, dass er gewinnt, denn alberner als mit Herrn Köhler kann es kaum werden. Und es würde die Satiriker unseres Landes vor interessante Probleme stellen: Momentan schreiben sich noch komplette Kabarett-Programme quasi von selbst, wenn der Bundeshorst wieder eine Rede hält. Aber was, wenn Steimle dieses Amt bekleidete? Kann man über einen Kabarettisten ein Kabarettprogramm schreiben? Ergeben sich da Rückkopplungseffekte? Und würde Steimle seine Reden dann auch in seiner beliebten Honnecker-Imitations-Weise aufsagen? Uwe for Präsident!
Nun ja, jeder blamiert sich eben, so gut er kann. Die LINKE erst mit Peter Sodann und nun mit unserem begnadeten Schauspieler Uwe Steimle. Solln’se machen ….
Ich gebe zu, ich bin kein Fan von Steimle. Er ist der Grund, weshalb ich mir die Fernsehserie „Polizeiruf 110“ irgendwann nicht mehr angesehen habe. Steimle spielte dort einen Kommissardarsteller. Und jedesmal, wenn er auf dem Bildschirm erschien, dachte man: Der sieht eher aus wie ein Witzeerzähler und erzählt also gleich einen Witz! Denn ein Schauspieler war das sichtlich nicht. Aber dann kam nie ein Witz. Denselben Effekt gab es übrigens anfangs auch immer bei Wolfgang Stumph, aber der hat sich wenigstens weiter entwickelt. Jedenfalls kam da zwar nie ein Witz, aber seltsame Bemerkungen, die wohl witzig sein sollten, es aber nie waren. Nur mal als Beispiel – das muss im letzten Polizeiruf geschehen sein, den ich sah: Das Telefon klingelt. Steimle nimmt ab und sagt „Teilnehmer?“. Angeblich war das eine DDR-typische Verhaltensweise in Behörden. Lustig. Passt ja hier in dem Krimi auch perfekt. Oder: Die Kommissare müssen zum Einsatz. Steimle hat gerade einen Kaffee geholt und sagt: Ich trinke nur noch schnell meinen Bohnenkaffee! Das soll eine lustige Anspielung darauf sein, dass es in der DDR auch Kaffee ohne Kaffeebohnen gab. Die großen Brüller blieben bei solchen Witzen wohl aus, zumal das heute auch kaum noch jemand verstehen dürfte. Und was soll das in diesem Film? Durfte Steimle etwa am Drehbuch mitschreiben? Ich war richtig froh, als es hieß, die Serie würde beendet. Herr Steimle hat darin natürlich eine schlimme Verschwörung gewittert, wegen seiner politischen Haltung und so. Es bleibt unverständlich, warum der ARD-Programmdirektor nicht auf Steimles großzügiges Angebot einging, Sonntagabend auf dem Sendeplatz von Anne Will öffentlich darüber zu debbattieren. Bei Reich-Ranicki ging es mit Gottschalk doch auch und Steimles kulturelle Bedeutung unter Reich-Ranicki einordnen zu wollen, finde ich ziemlich unverständlich. Eine Honnecker-Imitation auf Steimles Niveau würde Reich-Ranicki wohl nie schaffen!
Aber Steimle hatte schon früher mit schlimmen Verschwörungen zu kämpfen. Beispielsweise, als er nie zum Scheibenwischer eingeladen wurde, was dann in einer Sendung „Menschen bei Maischberger“ kulminierte. Steimle meinte, dass zum „Scheibenwischer“ doch auch einmal Kabarettisten aus dem Osten eingeladen werden sollten – nein, sich selbst meine er damit nicht, er selbst sei ohnehin ausgebucht, aber naja… und darauf Richling (Zitat): „Du willst zu uns kommen!“ Was Steimle auch gar nicht abstritt, worauf wiederum Richling erklärte, ihn längst eingeladen zu haben – doch „du hast uns abgesagt“. Aber trotzdem war Steimle daraufhin in den Medien der unterdrückte Ossi-Kabarettist, der von den etablierten Wessi-Platzhirschen nie zum „Scheibenwischer“ eingeladen wurde.
Und sicherlich hat es absolut gar nichts damit zu tun, dass er kurz darauf gelegentlich in „Neues aus der Anstalt“ auftreten durfte. Und da ich wirklich Fan dieser Sendung bin, sehe ich nun immer mal wieder Herrn Steimle mit Variantionen seiner Zieschong-Nummern und seiner Honnecker-Parodien. Denn viel mehr kommt da nicht. Ich bekomme dann immer Angst, Westdeutsche könnten daraufhin denken: Ach soo ticken die Ossis! Auf sowas fahren die ab! Und ich möchte die Gelegenheit nutzen, um zu erklären: Nein! Wir sind nicht alle so! Manche von uns finden das sogar peinlich! Ich zum Beispiel frage mich nach jedem seiner Auftritte: Was wollte mir der Künstler damit eigentlich sagen? Als Beispiel kann man sich in der ZDF-Mediathek gern einmal Folge 21 heraussuchen. Wer sich für intelligente Dinge interessiert, sollte genau den angegebenen Zeitbereich überspringen, aber wer mitleiden möchte, kann Steimle von Minute 8:15 bis 13:35 bewundern. Da wird mehrfach der Gag „Lieber Vogelbauer, liebe Vogelbäuerin“ breitgewalzt, da werden gar lustige Vogelgeräusche gemacht, da darf die sich in honeckerscher Art überschlagende Stimme nicht fehlen und da darf man sich anschließend fragen: War das nun nur Klamauk oder wollte uns der Künstler damit etwas sagen? Und wenn ja, was? Man kann sich auch eine frühere Folge heraussuchen, wo Steimle als Günter Zieschong auftritt und sich dann fragen: Macht er sich nun über Ostalgie lustig oder meint er’s ernst?
Nun, Uwe Steimle polarisiert eben die Menschheit. Und jedem, der sagt, Steimle soll zurückgehen auf seine Kleinkunstbühne, denn da gehöre er hin … dem sage ich: Nein! Uwe Steimle soll besser Bundespräsident werden. Denn: Kleinkunstbühne und Bundespräsidentenamt – ist das so ein großer Unterschied?
Nachtrag, 10.3. 14 Uhr: Ich hatte mich schon gewundert, ob diese Pressemitteilung wirklich stimmen kann, und siehe da: Ich habe mich verlesen. Steimle wird natürlich nicht als Kandidat, sondern nur zur Wahl des Bundespräsidenten in die Bundesversammlung geschickt. Präsident wird also nach wie vor Peter Sodann. Nun müsste ich den Text eigentlich überarbeiten, aber was soll’s? Vielleicht wird Steimle ja versehentlich doch gewählt und dann stehe ich immerhin als großer Visionär da.
Es war kein Auftritt, er war Gast bei
Plasberg. Aber was die Ostalgie betrifft : Er meint es ernst.
Ich habe die Plasberg-Sendung ganz schnell ausgeschaltet, als ich Steimle dort mit sah. Insofern schaue ich es mir jetzt nicht nachträglich wieder an 🙂 Aber dass der sein ostalisches Zeug immer ernst meint, das stimmt.
Einer geht noch …
Мир san Мир
oder
Frieden pachten
Den 8. Mai 2016 feierte Uwe Steimle auf seine Weise und kalauerte sich durch eine Kabarettsendung. Zum Schluß zeigte er ein T-Shirt mit der Verhohnepipelung des Bayern-Mottos und war sehr für Frieden und Vaterland.
Das hat Herrn Bachmann so gut gefallen, daß er bei der letzten Pegida-Veranstaltung am 30.5.(**) in einem ähnlichen T-Shirt auftrat, lobend auf die Sendung hinwies und Steimle das Mikro anbot. Natürlich wiederholte er die Steimle-Plattitüde, unantastbar zu sein weil eben „für Frieden und Vaterland“.
Den Frieden hat man damit schon mal gepachtet, das Vaterland verteidigt man sowieso.
Ist das der Beginn einer wunderbaren Freundschaft?
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( *) Das war bei Franks
Ein Jahr PEGIDA – und noch immer ist nicht erkennbar, was die eigentlich wollen
vom Oktober 2015. Die Kommentarfunktion ist dort abgeschaltet.
(**)Damit man sich nicht alles antun muß : Ab 1:28h
Ja, Uwe Steimle bekommt sich einiger Zeit immer mehr Fans im Pegida- und AfD-Umfeld. Mir wurde es kürzlich auf Facebook von jemandem mit der Bemerkung präsentiert: „Uwe Steimle nicht verbogen! Mal sehen wie lange er noch auftreten darf…“. Ich hätte es ja seit Jahren ganz okay gefunden, wenn er aus dem Fernsehen verschwindet, aber momentan würden das einige als Verschwörung der Systemmedien einstufen und ihn noch mehr hochjubeln. Das muss nun auch wieder nicht sein. Dann soll er meinetwegen gelegentlich in irgendwelchen Spaß-Sendungen auftreten, die keiner ansieht. Von „Kanzleramt Pforte D“ hatte ich bisher noch nie etwas gehört. Vielleicht besser so.
Mal wieder Steimle oder Fischilant ist nicht Französisch
Ich schon, mit einem gewissen Betrachtungswinkel. Ab und an schaue ich was der Mann so treibt. Man muß in Sachsen sicher lange suchen, um ein Exemplar seiner Gattung zu finden. Beim Geldverdienen und im Interview bewegt er sich in einem Bermuda-Dreieck mit den Eckpunkten dümmlich, dämlich und plumper Puplikums-Ranschmeisse, gefüllt mit seiner Ostalgie.
Steimle hatte sich ja mal beschwert, weil er angeblich nie beim Scheibenwischer eingeladen war. Nun, kürzlich war er bei Alphons, den ich schätze, zu Gast. Dort verkündete er stolz, daß sein Hund nun in den Vorgarten einer Rußland-Deutschen scheißen darf, nachdem er sich als Putin-Versteher bekannt hatte. Ob Alphons wußte, wen er sich da eingeladen hatte? Jedenfalls gab es Verständigungsprobleme. Steimle will auf französische Wurzeln in der sächsischen Umgangssprache verweisen (am Ende des Videos) : Fischilant, lt. Steimle „fischartig, nicht greifbar“. Alphons versteht nicht:
I.Ü. wird Steimle seinem sprachlichen Vorbild Erich Honecker immer ähnlicher.
So habe ich mir die Pointe durch einen Fehler versaut. Alphons konnte Steimles „Fischilant“ nicht verstehen.
Und gerade jetzt wollte ich mir die Stelle ansehen. Da habe ich die Erklärung ja nun schon vorher 🙂