The Whisky-Trail, Part 3
Leider ist mir hier ein ziemlicher Fehler unterlaufen. Ich habe festgestellt, dass wir gar nicht auf dem Whisky Trail sind, sondern auf dem Speyside Way. Insofern sind alle dazu gehörigen bisherigen Einträge leider ungültig. Der Whiskytrail ist eine Rundwanderung entlang verschiedenster Destillerien in der Nähe des Flusses Spey, allerdings kommt man auf diesem oft einige Meilen weit weg vom Fluß. Der Speyside Way dagegen führt hauptsächlich am Fluß entlang.
Letztlich ist das alles für unsere Reiseplanung aber völlig egal, denn die konkrete Tour wird täglich neu improvisiert. Was niemanden von uns stört. Momentan sind wir nun schon den zweiten Tag in Dufftown, was so nie geplant war. Laut Reiseführer wird die Strecke hierher nur als kleiner Abstecher von der Route angegeben. Dufftown liegt abseits der Spey. Auf dem Ortseingangsschild steht, man sei hier in der Hauptstadt des Maltwhiskys. So abwegig ist das auch gar nicht, immerhin gibt es hier 7 Destillerien. Die Bekannteste ist natürlich Glenfiddich, was anscheinend „Glennfiddik“ gesprochen wird. Dann Balvenie („Borlwehnie“ mit Betonung auf dem ersten „e“) und verschiedene andere. Unter Whisky-Fans ist Glenfiddich übrigens gar nicht so berühmt, Balvenie dafür um so mehr. Sehr zu empfehlen ist z.B. der 12-jährige Balvenie Double Wood, der auch noch im bezahlbaren Bereich liegt. Leider kann man ausgerechnet Balvenie nicht besichtigen, nur Glenfiddich.
Doch zurück zu unserer Tour. Den Speysideway komplett zu gehen, ist aus mehreren Gründen für uns gar nicht machbar bzw. sinnvoll. Erstens startet er an der Küste, wo noch nichts thematisch passendes zu finden ist. Selbst der Reiseführer empfiehlt, den ersten Ort (Buckie) auszulassen, weil man von ihm aus nur eine Straße entlangläuft. Und so toll läuft es sich bekanntlich nicht auf Asphalt. Dann haben wir ja auch effektiv gar nicht so viele Tage zur Verfügung, wie für eine halbwegs entspannte Wanderung empfohlen wird. Und dann muss man ja auch Zeit einplanen, wenn man sich wirklich etwas ansehen will. Man kann nicht in 20 Minuten durch Destillerien rennen, welche außerdem auch nicht ständig geöffnet haben. Man muss sich da eventuell erst anmelden, Zeit für die Besichtigung einplanen, und den Tagesabauf entsprechend anpassen. In Dufftown zweimal zu übernachten, war sinnvoll, damit wir die Destillerie in Aberlour besichtigen und nachher noch die Küferei ansehen konnten, in der die Fässer bearbeitet werden.
Dann ist es auch so, dass sich in manchen Orten doch Übernachtungsprobleme zeigten (in einem Ort war wirklich alles ausgebucht). Glücklicherweise entspannt sich das wiederum dadurch, dass man dann einfach mit dem Bus in den nächsten Ort fährt, wo etwas frei ist. Busse fahren hier sehr oft und regelmäßig. Wenn man etwas penibel ist, könnte man nun einwenden, Bus zu fahren sei ja gar kein Wandern mehr… So what! Ist uns doch egal.
Am Tag der Abreise aus Dufftown trafen wir einen sehr netten Busfahrer. Wir wollten nach Glenlivet und seine Route führte erst auf dem Rückweg dahin. Das heißt, er hätte uns später wieder an der Haltestelle aufgelesen, wir hätten nur noch eine Weile warten müssen. Doch er meinte, dann könnten wir genausogut auch gleich mit einsteigen. Bezahlt haben wir trotzdem nur die Kurzstrecke. Dafür bekamen wir kostenlos eine Rundreise durch die Highlands und sahen schon mal die Orte, welche wir erst noch besuchen wollten. Vielleicht fuhr der Busfahrer auch nur nicht so gern allein, denn wir waren die einzigen Fahrgäste. Irgendwann überholten wir auch eine Gruppe von Rucksack-Wanderern („Backpackers“), die sich mühsam die Asphaltstraße entlang quälten. Selber schuld! Wozu gibt’s Busse?
Der Besuch der Destillerie in Glenlivet ist übrigens Leuten zu empfehlen, die sich über ihre Finanzen Gedanken machen müssen. Denn die Führung ist kostenlos, genau wie auch die darin enthaltene Verkostung. In Aberlour (gesprochen „Aber lauer“) bezahlt man 10 £, allerdings ist Aberlour interessanter. Der Führer hatte viel mehr Witze im Programm und gab auch einen kleinen wohlverdienten Seitenhieb auf Michael Jackson ab. Denn der wahre Michael Jackson ist für einen Whiskyfreund nicht dieser weiße Schwarze mit dem bizarren Gesicht, sondern ein Verfasser von Büchern über Biere und Whiskys. Leider letztes Jahr schon gestorben. Vielleicht hätte er ein Glas weniger trinken sollen.
Jedenfalls kann man einen Besuch in Aberlour wirklich empfehlen. Schon weil die zum Schluß servierten Whiskys einfach besser sind als die in Glenlivet. Vor allem der 12-jährige und der, dessen Name nicht genannt sein darf, weil ich mir die Schreibweise nicht gemerkt habe und mich sonst noch blamiere.
Und da ich in unserer heutigen Unterkunft ein offenes WLAN entdeckte, kann ich hier endlich einmal etwas uploaden.