Schlechter ist,
dass im Zuge der allgemeinen Neuausschreibung aller SAEK durch die Landesmedienanstalt unser Radiosender Neon 425 Ende Juni abgeschaltet wird. Es wird nur noch einen gemeinsamen Internetsender für alle Studios des SAEK geben, dem wir vorproduzierte Beiträge liefern. Ob auch Live-Sendungen möglich sein werden, ist noch nicht klar. Schade? Irgendwie schon, aber andererseits auch wieder nicht.
Erstens senden die meisten Leute aus „unseren“ Redaktionen längst bei Coloradio. Und das kann man ihnen noch nicht einmal übel nehmen (machen wir auch nicht), denn Coloradio hat nun einmal eine terrestrische Frequenz. Der SAEK ist nur im Kabelnetz zu empfangen. Wenn ich mich fürs Radiomachen interessieren würde, dann würde ich mich nicht anders verhalten.
Zweitens gab es einige Sendungen bei uns, bei denen man sich schon fragen konnte, ob die Kabelkosten dafür gut angelegt waren? Ja, klar – prinzipiell ist diese Betrachtung zunächst einmal falsch. Denn wir Angestellten sollen uns eigentlich inhaltlich heraushalten und nur eine beratende Funktion einnehmen. Die Studionutzer sollen selbst für das Programm verantwortlich sein. Finde ich eigentlich auch gut so. Aber trotzdem: Wenn ich mir gelegentlich die Kontrollaufzeichnungen der Sendungen anhöre, stellt sich sehr oft heraus, dass gar keine Sendung lief. Stattdessen hört man einfach das von mir zusammengestellte Zufallsprogramm weiter. Gelegentlich gab es Sendungen, bei denen ein Anfangs-Jingle kam, darauf aber so ziemlich dieselbe Musik wie von mir und nach einer Stunde hörte man ein End-Jingle. Keine Moderation dazwischen. Toll. Darüber kann ich mich eigentlich nicht beklagen. Denn somit habe ich einen persönlichen 24-Stunden-Sender. Aber das ist nun mal nicht Sinn der Sache.
Ja und letztlich könnte Internetradio für einige unserer Nutzer sogar besser sein. Für die Hörer unserer Kinderredaktionen ist es garantiert einfacher – die hängen doch eh permanent zu Haus online am PC herum. Für die Rentner- äh, die Senioren-Redaktion ist es freilich ganz anders.
Unvoreingenommene Leute könnten nun sagen, naja – warum macht der SAEK dann nicht eine offizielle Zusammenarbeit mit Coloradio? Oh, das ist sehr schwer zu erklären. Da gibt es irgendwelche uralten Vorurteile und selbst-eingeredete Feindbilder. Mit Logik kommt man dem kaum bei und wirklich erklären kann man es sowieso nicht. Ich kann es zumindest nicht. Das soll hier aber auch keine Schuldzuweisung in irgendeine Richtung werden. Es ist einfach der Status Quo, an dem sich objektiv nichts ändern wird.
Auf jeden Fall kann ich die restlichen Wochen nutzen, noch ein halbwegs akzeptables Tagesprogramm für alle Hörer zu senden. Für alle? Ja, für alle beide. Zunächst kommen ab heute deshalb auch die besseren Werke von Limp Bizkit mit ins Programm, was ich bisher übertrieben fand. Doch dauernd nur dieser seichte mainstream bei uns – Porcupine Tree, Ryan Adams, die Cocteau Twins und so – das geht nicht. Man sollte auch einmal honorieren, dass sich die Jungs von Limp Bizkit immer so eine Arbeit gemacht haben, die begehrte „Parental Advisory — Explicit Lyrics“-Kennzeichnung für ihre CDs zu erhalten. Spaß machte es ihnen gewiss nicht, dafür ununterbrochen Wörter wie „fuck“ in die Texte packen zu müssen. Die konnten sich bestimmt auch angenehmere Beschäftigungen vorstellen. Doch was tut man nicht alles, um bekannt zu werden. Also leiste ich meinen kleinen abschließenden Beitrag.